Das Oktoberfest mag dieses Jahr coronabedingt ausfallen, doch dafür sorgt dieser Tage die ARD zumindest für etwas Abhilfe mit ihrer neuen Eventserie: "Oktoberfest 1900" heißt sie und handelt vom erbitterten Krieg der Gastronomen um die alleinige Vormachtstellung auf der Wiesn. Eine Geschichte, die nicht allen gefällt. Im Vorfeld der Veröffentlichung gab es bereits Gegenwind von echten Wirten des größten Volksfestes der Welt.

Am 8. September 2020 erscheinen um 20:15 Uhr alle sechs Episoden von "Oktoberfest 1900" in der ARD Mediathek, begleitet von einem Live-Talk ab 19 Uhr mit den Stars, den Interessierte entweder auf der ARD-Webseite oder bei Facebook sehen können. Am 15., 16. und 23. September folgen dann schließlich die TV-Ausstrahlungen im Ersten, ebenfalls jeweils um 20:15 Uhr in Doppelfolgen.

Zum Start von "Oktoberfest 1900" hatte TVSPIELFILM.de die Gelegenheit, mit Martina Gedeck zu sprechen. Der Schauspielstar spielt die Brauerin Maria Hoflinger und plauderte ein wenig über den besonderen Reiz des Erzählstoffes und - natürlich - Bier.

Martina Gedeck: Alternative zum Oktoberfest

TVSPIELFILM.de: Frau Gedeck, würden Sie das Oktoberfest dieses Jahr eigentlich besuchen, wenn es nicht wegen der Coronakrise abgesagt worden wäre?

Martina Gedeck: Nein, ich habe das Oktoberfest eigentlich nie besucht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir mit dem Filmteam und den anderen Darstellern dorthin gegangen wären, vielleicht für eine Premiere. Eine solche können wir ja jetzt nicht machen und das ist auch sehr schade. Stattdessen machen wir eine digitale Premiere. Aber ich persönlich bin keine Oktoberfestbesucherin, dafür bin ich zu weit weg von München.

Also nicht nur räumlich, sondern auch mental?

Ich bin eigentlich Bayerin und habe auch als Kind solche Volksfeste mit Begeisterung besucht. Das hat sich dann einfach später für mich nicht mehr ergeben, weil ich dann nicht mehr in München gelebt habe. Ich war früher einmal dort gewesen.

Was ist dann die Alternative zum Oktoberfest im Hause Gedeck?

(lacht) Ein schönes Essen mit Freunden, eine Sommerparty. Oder ein Open-Air-Konzert.

Nun spielen Sie in "Oktoberfest 1900" die Bierbrauerin Maria. Sind Sie privat auch eine Biergenießerin oder bevorzugen Sie andere Getränke?

Ich bevorzuge den Wein, aber ich trinke auch Bier sehr gerne und vor allem trinke ich sehr gerne Bier in Bayern. Das schmeckt mir einfach sehr gut. Also ich trinke es nicht oft, aber ich bin niemand, der das Bier nicht mag.

Haben Sie eine Lieblingssorte?

Ich trinke besonders gerne das Augustiner.

Oktoberfest 1900: Keine Abziehbilder

Was hat Sie an dem Projekt gereizt?

Es ist ein sehr vielschichtiger und spannender Stoff, voller unvorhersehbarer Wendungen. Das ist ganz fantastisch erzählt und die Figuren sind dazu auch sehr unterschiedlich, es gibt ein Panoptikum an verschiedensten Menschen, die einem sehr nahe sind. Es handelt sich nicht um Abziehbilder, sondern um sehr differenziert gezeichnete Schicksale, denen man begegnet. Maria ist auch so. Sie ist eine Frau, die eigentlich der Tradition und Konvention verhaftet ist und daran glaubt.
Sie ist eine gottesfürchtige Person und sie wird aufgrund ihres Schicksals und aufgrund des Unrechts, das ihr widerfährt, in vollkommen andere Bahnen katapultiert. Diese Mischung aus Kraft und Wahnsinn, die ihr eingeschrieben ist, fand ich sehr reizvoll und nachvollziehbar. Mich hat sehr fasziniert, dass Maria an all den Ereignissen zerbricht und sich doch dagegen aufbäumt. Sie ist eine sehr kraftvolle Frau.

Wie viel Maria steckt in ihnen? Sind Sie auch eher traditionsbewusst?

Das sehe ich bei mir nicht so, aber natürlich habe ich mich damit beschäftigt und verstehe, dass sie plötzlich andere Wege gehen muss. Sie erleidet einen Schicksalsschlag nach dem anderen und steht am Ende ohne alles da. Sie ist ein weiblicher Hiob. Und das ist eine faszinierende Gestalt. Mein Leben ist zum Glück bis jetzt noch nicht so verlaufen, aber das muss es ja auch nicht.

Als Schauspielerin muss ich dennoch innere Kraft aufwenden, um mich in diese Situation hineinzuversetzen und das kenne ich natürlich schon, auch aufgrund meiner Herkunft: Ich bin ja aus Bayern und ich kenne aus meiner Familie sehr starke Frauen. Frauen, die teilweise auf sich gestellt waren, gerade die Generation meiner Großmutter und meiner Urgroßmutter. Das waren sehr starke Frauen, die dem Schicksal die Stirn geboten und gekämpft haben. Das ist schon etwas, das mich geprägt und letztendlich ausgemacht hat und das konnte ich für die Rolle ein Stück weit wieder aktivieren. Ich habe oft an diese Frauen aus meiner Vergangenheit gedacht.

Schwieriges Bayerisch in "Oktoberfest 1900"

Nimmt die Serie für Sie eine besondere Bedeutung an, da sie in München spielt? Ist das ein künstlerisches Heimspiel?

Ich bin im Alter von zehn Jahren von Bayern weggezogen, aber meine Kindheit ist sehr geprägt davon und ich liebe es, mich dort aufzuhalten. Ich liebe das Licht und die Luft dort, ich mag die Sprache. Wenn ich Bayerisch spielen kann, fühle ich mich rundherum wohl. Das gefällt mir schon sehr, das fand ich schön, dass ich ein so breites Bayerisch sprechen darf in dieser Geschichte.

Haben Sie ihren Dialekt über all die Jahre gepflegt oder war er etwas eingerostet?

Meine Eltern sprechen beide noch richtig Bayerisch und ich habe ja noch Verwandte in Bayern. Ich bin dann auch immer sehr schnell im Dialekt drin, wenn ich dort bin. Verlernt habe ich ihn also nicht. Die Schwierigkeit bei "Oktoberfest 1900" war, dass das Bayerisch darin sehr stark ist und wir mussten teilweise eine gemäßigtere Variante sprechen, damit man es überhaupt versteht. Und das ist für mich schwierig, weil ich Niederbayerisch spreche. Ein "hochdeutsches" Bayerisch zu sprechen ist für mich ungewohnt und da musste ich mich reinfummeln. Bei meinem Bayerisch kommt noch hinzu, dass es dann Worte gibt, die nicht sehr bekannt sind bei Nicht-Bayern.

Nachdem Sie die Serie abgedreht haben – wie viel verstehen Sie jetzt vom Bierbrauen?

(lacht) Nicht unbedingt so wahnsinnig viel. Ich weiß, dass man dazu Hopfen braucht und noch so alles Mögliche. Ich weiß auch, dass das Bier kippen und schlecht werden kann. Und dass es eine Kunst ist, Bier zu brauen, das weiß ich. Aber auch, dass man Getreide reintut, glaube ich. Sonst versteh ich ehrlich gesagt nicht viel davon.

(Alle Episoden von "Oktoberfest 1900" erscheinen am 8. September um 20:15 Uhr in der ARD Mediathek. Im Ersten erfolgen die Ausstrahlung dann am 15., 16. und 23. September um jeweils 20:15 Uhr mit zwei Folgen. Weitere Infos gibt es im Programm von TV SPIELFILM.)