Sehr reich und sehr gläubig: Die Rockefellers

Sehr reich und sehr gläubig: Die Rockefellers

Er war der Sohn des reichsten Mannes der Erde, gläubiger Baptist und der Unterstützer zahlreicher Kirchengemeinden. John D. Rockefeller, Jr. hat sogar eine Kirche gegründet. In diesem Jahr wäre der Philanthrop 150 Jahre alt geworden.
Von Jörn Schumacher

Noch bekannter als er selbst war sein Vater: John D. Rockefeller, amerikanischer Öl-Magnat, mit 34 der erste Milliardär der USA und später der reichste Mensch, der über diesen Planeten ging. Das Erbe ging auf seine fünf Kinder über. Was viele nicht wissen: Rockefeller sowie sein Sohn John D. Rockefeller Jr. waren gläubige Christen, die in ihrem Reichtum vor allem ein Werkzeug Gottes sahen, Gutes in der Welt zu tun.

John D. Rockefeller Jr. war der einzige Sohn des „Standard Oil“–Mitbegründers. Bekannt ist der 1874 geborene Unternehmer heute vor allem wegen des Bürokomplexes und Touristenmagneten „Rockefeller Center“ in Manhattan, an dessen Entwicklung der Rockefeller-Erbe beteiligt war. Der Bau machte Junior 1933 zu einem der größten Immobilienbesitzer New Yorks. Gegen Ende seines Lebens war er für seine Wohltätigkeit bekannt: John D. Rockefeller Jr. spendete insgesamt über 500 Millionen US-Dollar seines Vermögens für eine Vielzahl unterschiedlicher Zwecke, für Bildungseinrichtungen sowie protestantische und baptistische Institutionen.

Demokratie als Ausdruck des Christentums

Dazu gehört etwa die „Interchurch World Movement“, eine Bewegung, die wichtige Unternehmungen der protestantischen Kirchen vereinen wollte. Sie kam jedoch schon nach wenigen Jahren nach ihrer Gründung, 1920, zum Erliegen. Auch den „Federal Council of Churches“, den „Bundesrat der Kirchen“, bedachte Rockefeller mit viel Spendengeld. Das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ökumenische Vereinigung christlicher Konfessionen in den Vereinigten Staaten. Dazu gehörten anglikanische, baptistische, ostorthodoxe, lutherische, methodistische, mährische, presbyterianische und reformierte Strömungen. Der Kirchenrat engagierte sich aktiv für die Bewegung zur Mäßigung und zum Verbot von Alkohol sowie der Stärkung der Demokratie, welche als Ausdruck des Christentums angesehen wurde.

Das „Union Theological Seminary“ in New York City, eine unabhängige theologische Hochschule, war ebenfalls Empfänger hoher Spenden Rockefellers. Hier studierte unter anderem 1930/31 Dietrich Bonhoeffer. Bekannte Professoren waren Paul Tillich und Dorothee Sölle. Für den Ausbau der „Cathedral of Saint John the Divine“ in Manhattan, die Kathedrale der Episcopal Diocese of New York und Sitz ihres Bischofs, zahlte Rockefeller 1924 eine Spende in Höhe von 500.000 US-Dollar. Es ist die flächenmäßig sechstgrößte Kirche der Welt.

John D. Rockefeller Jr. gründete zudem die Riverside Church zusammen mit dem Baptistenpfarrer Harry Emerson Fosdick. Er finanzierte den Bau des Archäologischen Museums in Ostjerusalem – des Rockefeller-Museums, das heute zahlreiche Antiquitäten beherbergt und die Heimat vieler Schriftrollen vom Toten Meer war, bis diese in den Schrein des Buches des Israel-Museum verlegt wurden.

Viele Millionen Dollar Spenden pro Jahr

Rockefeller Jr. war baptistischer Christ. Als Kind besuchte er die Central Presbyterian Church in Manhattan, gegründet vom Pastoren und Abolitionisten William Patton 1821. Er studierte an der baptistisch orientierten Brown University, die 1764 nicht nur von namhaften Pastoren gegründet wurde, sondern auch zahlreiche Geistliche hervorbrachte. Ihr offizielles Motto lautet: „In Deo Speramus“ (Wir vertrauen auf Gott). Der junge Rockefeller gab Bibelkurse, und seine Biografen erwähnen, dass er gewissenhaft mit Geld umging und sich von den Söhnen anderer reicher Männer unterschied.

Nach seinem Universitätsabschluss trat Rockefeller 1897 in das Unternehmen seines Vaters ein und wurde zudem Direktor des Stahlunternehmens von JP Morgan. Aus beiden Unternehmen trat er 1910 aus, um sich vermehrt seinen philanthropischen Aktivitäten zu widmen. Später wurde er Gründer und Anteilseigner verschiedener Banken. Durch Verhandlungen seines Sohnes Nelson kaufte er 1946 für 8,5 Millionen US-Dollar Land am East River in Manhattan, das er später für das Hauptquartier der Vereinten Nationen verschenkte. Rockefeller trank sein Leben lang keinen Alkohol und unterstützte die Anonymen Alkoholiker und dessen Mitbegründer Bill Wilson.

In diesem Jahr wäre Rockefeller Jr. 150. Jahre alt geworden. Er starb am 11. Mai 1960 im Alter von 86 Jahren in Anwesenheit von 40 Mitgliedern seiner Familie. Rockefeller Jr. hinterließ sechs Kinder, von denen viele die philanthropische Tradition der Familie fortsetzten.

Biografen haben ausgerechnet, dass John D. Rockefeller Jr. bereits im Alter von 45 Jahren pro Jahr rund 100.000 Dollar verschenkte; mit 53 Jahren waren es eine Million, und mit 80 sogar 138 Millionen US-Dollar. Historiker schätzen, dass er insgesamt 550.000.000 US-Dollar verschenkte, mehr als jeder andere Amerikaner vor ihm. Seine Philosophie des Gebens basierte auf biblischen Prinzipien, er glaubte an den biblischen Grundsatz aus Lukas 6,38: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen.“

Dank Rockefellers Philanthropie konnten Schulen, Kirchen und Krankenhäuser gebaut werden. Rockefeller unterstützte Missionare, seine Unterstützung führte dazu, dass privat finanzierte Wissenschaftlerteams Heilmittel gegen Gelbfieber, Meningitis und Hakenwürmer fanden.

Familie Teil der Erweckungsbewegung in New York

Wenig bekannt ist, dass bereits sein Vater, John D. Rockefeller, nicht nur herausragender Philanthrop war, sondern auch gläubiger Christ. Im Alter von 31 Jahren gründete er die „Standard Oil Company“, die ihn schon nach wenigen Jahren zum ersten Milliardär des Landes mit einem Vermögen im Wert von fast zwei Prozent der Volkswirtschaft machte. Rockefeller kontrollierte schließlich 90 Prozent des gesamten Öls in den Vereinigten Staaten. Er war Mitglied der Erie Street Baptist Mission Church, unterrichtete dort in der Sonntagsschule und diente dort als Treuhänder, Angestellter und gelegentlich als Hausmeister. Sein ganzes Leben lang hielt er an der völligen Abstinenz von Alkohol und Tabak fest.

Der Glaube war nach eigener Aussage sein ganzes Leben lang eine leitende Kraft und er glaubte, dass er die Quelle seines Erfolgs sei. Bereits seine Mutter war zutiefst gläubig und hatte darin großen Einfluss auf ihn. Während des Gottesdienstes drängte ihn seine Mutter, seine wenigen Pennys der Gemeinde beizusteuern. Wie Rockefeller später sagte, habe ein Baptistenprediger ihn einmal ermuntert, „so viel Geld zu verdienen, wie er konnte, und dann so viel zu verschenken, wie er konnte“. Später erinnerte sich Rockefeller: „In diesem Moment entstand der Finanzplan meines Lebens.“ Geldverdienen galt für ihn als „von Gott gegebene Gabe“.

John D. Rockefeller wurde in Richford, New York, geboren, damals Teil des Burned-over-Distrikts, einer Region des Bundesstaates New York, die zum Schauplatz einer christlichen Erweckung wurde, die als „Second Great Awakening“ bekannt ist. Es führte dazu, dass viele Gläubige sich Idealen wie harter Arbeit, Gebet und gute Taten verpflichteten.

Rockefeller Senior unterstützte die Missionstätigkeit der Baptisten, finanzierte Universitäten und engagierte sich intensiv für religiöse Aktivitäten in seiner Kirche in Cleveland, Ohio. Auf Reisen in den Süden der USA besuchte er häufig Gottesdienste in afroamerikanischen Baptistengemeinden und hinterließ eine beträchtliche Spende. Er zahlte für die Freilassung zweier Sklaven und spendete an ein römisch-katholisches Waisenhaus.

Als er 20 war, überstieg seine Wohltätigkeitsorganisation zehn Prozent seines Einkommens. Ein Großteil seiner Spenden hatte mit der Kirche zu tun. Im Jahr 1884 stellte Rockefeller große Mittel für das Atlanta Baptist Female Seminary in Atlanta für afroamerikanische Frauen bereit, aus dem das Spelman College wurde. Seine Frau Laura Spelman Rockefeller engagierte sich für Bürgerrechte und die Gleichstellung von Frauen. Etwa 85 Prozent der vornehmlich schwarzen Studentinnen erhielten ein Stipendium. Hier studierte unter anderem die spätere Ehefrau von Martin Luther King, Alberta, ab dem Alter von 15 Jahren.

Spenden für Bildung

King selbst wiederum studierte im selben Alter am Morehouse College in Atlanta. Dort erfuhr King im Hauptfach Soziologie eine Einführung in die Problematik der Rassentrennung, und hier lernte er von Mahatma Gandhis gewaltfreiem Widerstand. Heute beherbergt das Morehouse College eine umfangreiche Sammlung von handschriftlichen Manuskripten Reden und Predigten Kings. Sowohl das Spelman College als auch Morehouse waren auf Grundstücken gebaut, die John D. Rockefeller gestiftet hatte.

Rockefeller spendete 80 Millionen US-Dollar (etwa 2,33 Milliarden US-Dollar nach heutigen Maßstäben) an die University of Chicago und verwandelte damit ein kleines Baptisten-College im Jahr 1900 in eine Weltklasse-Institution. Er gewährte auch dem Auslandsmissionsausschuss der American Baptist Missionaries, der American Baptist Foreign Mission Society, ein Stipendium für die Gründung der Central Philippine University, der ersten baptistischen und zweiten amerikanischen Universität in Asien.

Der 86-jährige Rockefeller fasste sein Leben mit den folgenden Worten zusammen: „Mein Leben war ein einziger langer, glücklicher Urlaub; voller Arbeit und voller Spiel – ich ließ die Sorgen unterwegs fallen – und Gott war jeden Tag gut zu mir.“ Ein weiteres Zitat von ihm lautet: „Es gibt nichts in dieser Welt, das mit der Nachfolge Christi vergleichbar wäre. Nichts kann einen wirklich erfüllen außer Christus.“

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