Neapel
italienische Großstadt / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Neapel (italienisch Napoli, neapolitanisch Napule, altgriechisch Νεάπολις ‚neue Stadt‘) ist mit knapp einer Million Einwohnern die nach Mailand und Rom drittgrößte Stadt Italiens. Die Hauptstadt der Region Kampanien sowie der Metropolitanstadt Neapel ist ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Süditaliens. Die Metropolregion hat bis zu 4,4 Millionen Einwohner. Viele Neapolitaner sprechen das stark vom Standarditalienischen abweichende Neapolitanisch.
Napoli Neapel | ||
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Staat | Italien | |
Region | Kampanien | |
Metropolitanstadt | Neapel (NA) | |
Koordinaten | 40° 50′ N, 14° 15′ O40.83333333333314.2517 | |
Höhe | 17 m s.l.m. | |
Fläche | 117,27 km² | |
Einwohner | 921.142 (31. Dez. 2022)[1] | |
Postleitzahl | 80100 | |
Vorwahl | 081 | |
ISTAT-Nummer | 063049 | |
Bezeichnung der Bewohner | Napoletani | |
Schutzpatron | San Gennaro | |
Website | www.comune.napoli.it | |
Satellitenaufnahme mit Stadtgrenze; im Südosten der Vesuv, außerdem der Golf von Neapel mit den Inseln Ischia, Procida und Capri, im Westen die Phlegräischen Felder |
Historisches Zentrum von Neapel | |
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UNESCO-Welterbe | |
Vertragsstaat(en): | Italien Italien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii)(iv) |
Fläche: | 1,021 ha |
Referenz-Nr.: | 726 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1995 (Sitzung 19) |
Die ursprüngliche griechische Siedlung trug den Namen Neapolis („Neustadt“). Später geriet sie unter römische Herrschaft. Vom Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert gehörte Neapel zu den größten Städten Europas. Seine politische Geschichte ist über weite Strecken von Fremdherrschaft geprägt, zudem war es die Hauptstadt süditalienischer Reiche.
In den inneren Stadtteilen findet man zahlreiche historische Bauten und Kulturdenkmäler; 1995 wurde die gesamte Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Das heterogene Stadtbild bietet Vorstädte mit riesigen Wohnkomplexen und weiten Flächen im Kontrast zu den engen und stark frequentierten Gassen der Altstadt. Während in den Stadtteilen westlich des Zentrums der Reichtum konzentriert ist, findet man in den inneren Bezirken und der Altstadt teilweise Überbevölkerung und ökonomisch rückständige Gebiete. Die soziale Lage der Vorstädte ist unterschiedlich, es handelt sich teils um Arbeiterviertel, teils um im Zuge des sozialen Wohnungsbaus entstandene Satellitenstädte, teils aber auch um ländliche Gebiete. Ein großes Problem ist die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit.
Der italienische Name der Stadt lautet Napoli [ˈnaːpoli], die Einwohner verwenden allerdings daneben den neapolitanischen Namen Napule. Seinen Ursprung hat der Name in der Zeit der Gründung durch die Griechen. Das altgriechische νέα πόλις (néa pólis) bedeutet „neue Stadt“. Da es bereits die nahegelegene Siedlung Parthenope gab, nannte man um 500 v. Chr. eine zweite Gründung Neapolis. Sowohl Parthenope als auch Neapolis befanden sich im Zentrum der heutigen Stadt. Als literarische Umschreibung für Neapel ist der Name Parthenope noch geläufig.
Klima
Wetterbestimmend für die Stadt ist das mediterrane Klima mit milden und regenreichen Wintern sowie heißen und trockenen Sommern, wobei die Spitzen der Sommerhitze durch die Lage am Meer leicht abgemildert werden.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Neapel
Quelle: wetterkontor.de |
Relief
Die Stadt liegt an einer 30 km langen Meeresbucht, dem Golf von Neapel, an der Westküste der südlichen Apenninhalbinsel. An diesem liegt eine 13 km lange Caldera, die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei). Sie werden von ungefähr 40 kleinen und großen Vulkankratern geformt, deren bekanntester die Solfatara ist. Zu einiger Bekanntheit brachte es auch der sogenannte Monte Nuovo (neuer Berg). Dieser erhielt seinen Namen, weil er in nur wenigen Tagen entstanden ist, als der Vulkan 1538 das einzige Mal ausbrach.
Auf der anderen Seite Neapels, ebenfalls am Golf, befindet sich der Vesuv, einer der bekanntesten Vulkane der Welt. Er ist rund 17.000 Jahre alt, 1281 m hoch und gilt als aktiv. Wegen der Nähe zu städtischen Gebieten gilt er als gefährlich. Das letzte Mal brach er im März 1944 aus, als im Zweiten Weltkrieg gerade amerikanische Truppen in Neapel waren. Soldaten und Kamerateams machten zahlreiche Fotos und Filme von den Ausbrüchen.
Vulkanisches Gestein als Baustoff und der Untergrund Neapels
Wie in anderen vulkanischen Gebieten waren die über Jahrhunderte dominierenden Baumaterialien Neapels Vulkanite, darunter der Kampanische Ignimbrit, die sich in mehreren Schichten unter der Stadt befinden und von Vulkanausbrüchen der Campi Flegrei wie des Vesuvs stammen.[2] Es wurde seit der Antike in der Umgebung (Poggioreale, Campi Flegrei) und später im Stadtgebiet sowohl im Tage- als auch im Stollenbau abgebaut. Im Stadtgebiet liegen die natürlichen Schluchten, Abbautunnel und Katakomben im Hügel von Capodimonte, weitere im Vomero und Pizzofalcone, aber auch direkt unter den Baustellen der Stadt wurden Vulkanite gebrochen und in Blockform an die Oberfläche transportiert. Dazu wurden erst die oberen Erdschichten entfernt und dann ein senkrechter Stollen ins Gestein gebohrt, der nach etwa 5 m auch in die Breite erweitert wurde. So ersparte man sich den Transportweg zur Baustelle. Mit der Zeit entstand durch diese Praxis ein unterirdisches System von Hohlräumen, das bereits seit der Antike zu einem durch Brunnen mit der Oberfläche verbundenen Kanalsystem erweitert wurde. Dieses versorgte Neapel bis ins Jahr 1885 mit Trinkwasser (Bau einer modernen Wasserversorgung aus Hygienegründen) und diente während der Bombardierung Neapels im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker. Auch wurden die Tunnel – als ab 1885 kein Wasser mehr floss – von den ärmsten Schichten als Behausung genutzt. Durch die Unterhöhlung der Stadt ergeben sich bis heute statische Probleme: „Bei den Abermillionen im Untergrund Neapels gebrochenen Tuffblöcken ist es dann nicht mehr verwunderlich, wenn die Erdoberfläche gelegentlich großflächig nachgab und ganze Häuserblocks verschlang.“[3] Bereits 1781 verbot Ferdinand IV. per Erlass den Materialabbau innerhalb der Stadtmauern. Da auch heute noch weitverzweigte Gänge, Höhlen, Zisternen und Aquädukte wie der Acquedotto del Carmignano bestehen, spricht man von einem zweiten „unterirdischen Neapel“ (Napoli sotteranea).
Der Neapel prägende und etwa zum Festungsbau (Castel dell’Ovo, Castel Sant’Elmo) verwendete Grundbaustoff war der Gelbe Neapolitanische Tuffstein. Über den Tuffsteinschichten, wenige Meter unter der Oberfläche, liegen meterdicke Lagen vulkanischer Asche, die Puzzolanerde. Da sich Tuffstein schlecht hält und wenig widerstandsfähig ist, wurde er seit der Antike mit einem Putz überzogen, der aus Puzzolanerde, Kalk und Lapilli gemischt wurde. Sobald er getrocknet ist, erreicht dieser Putz eine felsenfeste und wasserdichte Konsistenz. Unter dem Tuff findet sich ein weiteres vulkanisches Derivat, der graue Peperin. Tuffstein ist leicht zu bearbeiten und kann mit einfachen Werkzeugen gebrochen werden, die so entstehenden Blöcke haben darüber hinaus ein geringes Gewicht. Peperin ist (wie der ebenfalls verwendete Trachyt) ein härteres Gestein, aus dem vor allem Treppen und tragende Elemente des Hochbaus hergestellt wurden. Die Kombination des festen Peperin und des leichten Tuff ermöglichte bereits früh die Errichtung bis zu siebenstöckiger Häuser, wie ein Bericht aus dem Jahr 1634 zeigt.[4] So bestehen die älteren einfachen Häuser, aber auch Paläste und Umgrenzungsmauern bis heute im Wesentlichen aus Lavagestein. Erst ab dem Industriezeitalter wurde es durch künstliche Baustoffe wie Eisen, Eisenbeton, Stahl und Glas abgelöst.
Besichtigen kann man den Untergrund an drei verschiedenen Stellen. Erstens gibt es den Tunnel Borbonico, einen unterirdischen Fluchttunnel, der den Königspalast an der Piazza del Plebiscito mit der Via Morelli verbindet. Zweitens gibt es Führungen, die an der Piazza Trieste e Trento beginnen, eine weitere Gelegenheit bietet der Verein Napoli Sotterranea.
Stadt
Bis 1925 umfasste das Stadtgebiet nur etwa 52 km². Am 15. November 1925 wurde es um die Kommunen San Pietro a Patierno, Barra, Ponticelli und San Giovanni a Teduccio vergrößert. Durch ein Gesetz vom 3. Juni 1926 wurden Secondigliano, Chiaiano, Pianura und Soccavo dem Stadtgebiet hinzugefügt.[5] Durch diese Kommunen mit insgesamt 116.639 Einwohnern[6] verdoppelte sich die Fläche Neapels auf 117 km². Der jüngste Stadtteil ist Scampia, er wurde 1985 aus Gebieten mehrerer Stadtteile gebildet.[7]
Politisch sind die insgesamt 30 Stadtteile (quartieri) der Stadt in zehn Verwaltungsbezirken (municipalità) zusammengefasst:
Municipalità 1 | 1. San Ferdinando, 2. Chiaia und 15. Posillipo | |
Municipalità 2 | 3. San Giuseppe, 4. Montecalvario, 5. Avvocata, 10. Mercato, 11. Pendino und 12. Porto | |
Municipalità 3 | 6. Stella und 7. San Carlo all’Arena | |
Municipalità 4 | 8. Vicaria, 9. San Lorenzo, 16. Poggioreale und 17. Zona Industriale | |
Municipalità 5 | 13. Vomero und 14. Arenella | |
Municipalità 6 | 28. Ponticelli, 29. Barra und 30. San Giovanni a Teduccio | |
Municipalità 7 | 24. Miano, 25. Secondigliano und 27. San Pietro a Patierno | |
Municipalità 8 | 22. Chiaiano, 23. Piscinola und 26. Scampia | |
Municipalità 9 | 20. Soccavo und 21. Pianura | |
Municipalità 10 | 18. Bagnoli und 19. Fuorigrotta |
Innerhalb der Stadtteile gibt es zahlreiche kleinere Viertel (rioni); Beispiele sind die Quartieri Spagnoli und Sanità.
Die Metropolregion besteht aus der Stadt Neapel sowie zahlreichen umliegenden eigenständigen Kommunen. Für europäische Verhältnisse ist die Bevölkerungsdichte der Metropolregion sehr hoch. Die Größe und damit die Einwohnerzahl werden von verschiedenen Institutionen unterschiedlich definiert. Man kann von etwa 3,1 bis 4,4 Millionen Einwohnern ausgehen (die Region Kampanien hat 5,8 Millionen Einwohner, die Stadt Neapel etwa 1 Million).[8]
Stadtumland
Neben dem Vesuv wurden die im Jahr 79 von Lava und Asche verschütteten und dadurch außergewöhnlich gut erhaltenen Römerstädte Herculaneum und vor allem Pompeji (über 2 Millionen Besucher im Jahr[9]) zu Zentren des Tourismus.
Etwa eine Autostunde südöstlich von Neapel befindet sich die Amalfiküste, die 1997 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Haupteinnahmequelle dieser historischen Kulturlandschaft ist der Tourismus. Zu den wichtigsten Orten, die alle an der steilen Küste liegen, zählen Amalfi, Praiano und Positano.
Westlich von Neapel gibt es außer den bewachsenen vulkanischen Landschaften der Campi Flegrei zahlreiche Dörfer und Ortschaften mit Stränden sowie Ausgrabungen aus griechischer und römischer Zeit. Zu den wichtigsten zählen Capua, Cumae, Pozzuoli und Bacoli.
Im Golf von Neapel liegen drei Inseln, die bekanntesten dürften Capri und Ischia sein, auf denen sich zahlreiche Thermalbäder, Hotels und Strände befinden. Die kleinste und touristisch am wenigsten erschlossene Insel ist Procida.
20 Kilometer nördlich von Neapel befindet sich eines der größten Schlösser Europas, der Palast von Caserta. Die Königsresidenz wurde im 18. Jahrhundert erbaut und zählt ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aus derselben Zeit stammt auch der Königspalast Portici im Westen Neapels.
Bevölkerungsentwicklung
Neapel ist nach Rom mit 2,8 Millionen und Mailand mit 1,3 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Italiens und vor Palermo (0,7 Millionen Einwohner) die größte Stadt Süditaliens. Die Bevölkerungsdichte lag im Jahr 2001 bei 8566 Einwohnern pro Quadratkilometer, in Mailand hingegen nur bei 6900, in Rom bei 1982 und in Palermo bei 4322.
Im Jahr 2001 waren etwa 17 % der Neapolitaner, jedoch nur 14 % der Italiener jünger als 15 Jahre.[10]
Einwohnerzahl bis 1748 (in Tausend)
Entwicklung der Einwohnerzahl (in Tausend)
Sozialräumliche Struktur
Nach Angaben der Comune di Napoli unterteilt sich Neapel nach sozioökonomischen und sozialräumlichen Kriterien in zwei Teile.[11] Die sozialen Bedingungen, unter denen die Bewohner des Stadtzentrums leben, unterscheiden sich gravierend von denen der Bewohner der vorstädtischen Peripherie. Aber auch innerhalb des Zentrums gibt es große Unterschiede. Der Kern der Altstadt im 9. Stadtteil San Lorenzo sowie viele der angrenzenden Gebiete sind dicht besiedeltes Wohngebiet ärmerer Schichten. Im 3. Stadtteil San Giuseppe befinden sich Verwaltungsgebäude wie das Rathaus Neapels und zahlreiche Bankgebäude. Beliebte Wohngebiete reicherer Bevölkerungsgruppen, gehobene Einkaufsstraßen und Konsulatsviertel liegen direkt westlich der Altstadt. Sowohl der 13. Stadtteil Vomero, wie der 2. Stadtteil Chiaia sind geographisch abgegrenzt und nur durch wenige Straßen mit der Altstadt verbunden; so liegt Vomero auf dem gleichnamigen Hügel Vomero, zwischen Chiaia und der Altstadt liegen mit dem Pizzofalcone abschließende Erhebungen. Im am Meer entlang und auf dem gleichnamigen Hügel gelegenen 15. Stadtteil Posillipo findet man zahlreiche Luxusvillen und teure Wohngebiete.
Die heutigen peripheren Stadtteile wurden der Stadt erst im 20. Jahrhundert politisch angegliedert. Lange Zeit waren diese Gebiete dörflich geprägt, erst seit den 1960ern entstanden die heutigen Wohnviertel. Die östliche Peripherie gilt immer noch als von Arbeitern dominierte Gegend, der Norden um die Stadtteile Secondigliano (26) und Scampia (27) ist am stärksten von sozialen Problemen wie Arbeitslosigkeit, Drogensucht und Kriminalität betroffen. Ausschlaggebend war ein 1962 vom italienischen Staat verabschiedetes Gesetz (legge 167[12]). Mit ihm wurde ein Plan zum möglichst ökonomischen Bau von großen Wohnvierteln in den Städten ganz Italiens beschlossen (Sozialer Wohnbau, Schlafstadt). Die dafür auszusuchenden Flächen nannte man Zone 167. Sie lagen meist in der Peripherie, also außerhalb der Stadtzentren und sollten mit einer eigenständigen Infrastruktur ausgestattet werden. Zum Beispiel Scampia entstand im Zuge dieses Gesetzes.
Die größte Bevölkerungsdichte erreicht der in der Altstadt gelegene 9. Stadtteil San Lorenzo mit 33.070 Einwohnern pro Quadratkilometer (2009), die niedrigste der ländlich geprägte 22. Stadtteil Chiaiano mit 2331.[13]
Seit Jahrhunderten gilt Neapel als eine Stadt mit starken sozialen Unterschieden. Eine bekannte Gruppe innerhalb der neapolitanischen Unterschicht bildeten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert die Lazzaroni. Heute befinden sich zahlreiche illegale Einwanderer in der Stadt, darüber hinaus gibt es in den peripheren Stadtteilen etliche und direkt am Hafen eine weitere inoffizielle Siedlung von Roma ohne moderne Infrastruktur und mit schlechten hygienischen Bedingungen.
Im Stadtgebiet gibt es zwei große Gefängnisse. Das Gefängnis Poggioreale (Casa Circondariale di Napoli Poggioreale) war nicht nur zeitweiliger Aufenthaltsort zahlreicher bekannter Cammoristen, sondern auch Drehort bekannter Filme und ist ein stadtbekannter Ort. Es ist zurzeit mit über 2000 Häftlingen überbelegt. Die zweite große Haftanstalt (Centro Penitenziario di Secondigliano) liegt im Problemviertel Scampia und hatte 2009 1136 Insassen.[14]
Organisierte Kriminalität
Man geht davon aus, dass einige tausend Neapolitaner der neapolitanischen Mafiaorganisation Camorra angehören. Die Aktivitäten der mittlerweile international operierenden Camorra laufen im Verborgenen ab, sodass Außenstehende äußerst selten mit ihr in Kontakt kommen. Eine Ausnahme bildet der in einigen Stadtvierteln allgegenwärtige Handel mit geschmuggelten oder gefälschten Produkten. Die wichtigsten Einnahmequellen der Camorra sind Schmuggel, Schwarzhandel, Drogenhandel, Auftragsabsprache, illegale Müllentsorgung und Schutzgelderpressung; heute spielen aber auch mit illegalen Einnahmen finanzierte legale Geschäfte eine wichtige Rolle. Zulauf erhält die Camorra vor allem aufgrund der – besonders unter Jugendlichen – hohen Arbeitslosigkeit. Sie bietet ihnen (statistisch nicht erfasste) Arbeit an, überhaupt ist die Schattenwirtschaft eine bedeutende ökonomische Kraft der Stadt. Zu italienweiter Popularität gelangte der Camorra-Kritiker Roberto Saviano. Der große Pate der Nuova Camorra Organizzata (NCO) der 1970er und 1980er Jahre war der bis zu seinem Tod im Jahre 2021 im Hochsicherheitsgefängnis Terni inhaftierte Raffaele Cutolo. Einer der einflussreichsten Clans neuerer Zeit war und ist der Di-Lauro-Clan unter dem 2005 verhafteten Paolo Di Lauro.
In der Vergangenheit waren verschiedene Clans der Camorra in Bandenkriege mit zahlreichen Todesopfern – hauptsächlich innerhalb der Mafia selbst – involviert.[16] Der letzte große Bandenkrieg mit rund 70 Todesopfern war in den Jahren 2004 und 2005 die faida di Scampia (Fehde von Scampia). Im Jahr 2009 wurden in der ganzen Region Kampanien (5,8 Millionen Einwohner) 104 Morde verübt (Italien: 586), von denen 49 aufs Konto der Mafia gingen (Italien: 90)[17] Neapel und seine nähere Umgebung haben – nicht zuletzt auch durch die Camorra, die daran verdient – Probleme mit der Entsorgung von Müll und Sondermüll sowie der vermutlich unter anderem daraus resultierenden Verseuchung des Bodens.[18][19][20]
Ethnien und Migration
Am 31. Dezember 2019 lebten in Neapel 61.593 nicht-italienische Staatsbürger. Die meisten von ihnen stammen aus folgenden Ländern:[21]
- Sri Lanka Sri Lanka – 16.283
- Ukraine Ukraine – 8.755
- China Volksrepublik China – 5.420
- Pakistan Pakistan – 3.038
- Rumänien Rumänien – 2.744
- Philippinen Philippinen – 2.007
- Bangladesch Bangladesch – 1.815
- Nigeria Nigeria – 1.435
- Polen Polen – 1.354
- Dominikanische Republik Dominikanische Republik – 1.177
Im Mai 2011 trat der ehemalige Staatsanwalt und Mafiagegner Luigi de Magistris als Spitzenkandidat eines links-liberalen Parteienbündnisses, angeführt von der Partei Italia dei Valori, zur Kommunalwahl an. Er verwies dabei Mario Morcone, den Vertreter des Partito Democratico von Bürgermeisterin Rosa Russo Iervolino (die selbst nicht mehr zur Wahl stand), überraschend auf den dritten Platz und zog in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegen Giovanni Lettieri ein, den Kandidaten des Mitte-rechts-Bündnisses. Eines der Hauptthemen im Wahlkampf war das Müllproblem, bei dem die Bürger den bisher in der Stadt vorherrschenden Parteien keine Lösung mehr zutrauten. De Magistris setzte sich mit 65 zu 35 % Stimmen durch. Am 18. Juli 2011 legte er daraufhin sein Mandat als Europaabgeordneter nieder. Im Jahr 2016 wurde er für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Bei der Bürgermeisterwahl 2021 wurde Gaetano Manfredi (PD) mit fast 63 Prozent im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt. Der Amtsinhaber Luigi de Magistris war nicht wieder angetreten.
Städtepartnerschaften
Neapel unterhält mit folgenden Städten sogenannte Freundschafts- und Kooperationsabkommen.[22]
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Das Stadtbild ist geprägt vom traditionellen Kleinunternehmertum mit zahlreichen Geschäften, Händlern und Handwerksbetrieben. 2005 registrierte die neapolitanische Handelskammer in der Provinz Neapel 264.956 Gesellschaften. Von diesen Unternehmen beschäftigten 52 mehr als 200 Arbeitnehmer und 12 mehr als 500, wohingegen 54 % der Unternehmen weniger als 20 Beschäftigte hatten.[24] Dementsprechend hoch ist auch die Betriebsdichte, 2010 gab es 108 Unternehmen pro 1000 Einwohner.[25]
Einen wirtschaftlichen Faktor stellen Dienstleistungsbetriebe in den Bereichen Immobilien, Verwaltung, Finanzdienstleistungen und Handel dar; eher schwach ist der produzierende Sektor. Das ehemals bedeutende Stahlwerk im Stadtteil Bagnoli ist seit 1990 stillgelegt und heute eine Industrieruine; der Hafen Neapel ist weiterhin für den Güter- wie den Personenverkehr von internationaler Bedeutung.
Insgesamt ist die Wirtschaftskraft Neapels pro Kopf gesehen eher schwach. Im nationalen Vergleich belegte die Provinz Neapel 2005 nur den 92. Platz unter den landesweit insgesamt 103 Provinzen.[26] Besonders die Jugendarbeitslosigkeit ist ein Problem. Sie lag bei den 15- bis 24-Jährigen 2010 mit 42,7 % weit über dem italienischen Durchschnitt von 27,8 %.[27] Dank seiner Größe gehört Neapel dennoch zu den wichtigsten Wirtschaftszentren Italiens.
Beschäftigung
Die Beschäftigung verteilt sich in der Provinz wie folgt auf die einzelnen Sektoren:[24]
- 30,7 % Öffentliche Dienste und Verwaltung
- 18,0 % Produktion
- 14,0 % Handel
- 9,5 % Baugewerbe
- 8,2 % Transportwesen
- 7,4 % Banken-, Finanz- und Immobilienwesen
- 5,1 % Landwirtschaft
- 3,7 % Hotellerie
- 3,4 % Sonstiges
Tourismus
1992 kamen rund 550.000 Personen in neapolitanischen Hotels und Herbergen an, 2009 waren es rund 800.000 und Anfang der 2010er Jahre um die 3 Millionen.[28]
Sonstiges
2009 wurden in Neapel 560.525 Tonnen Müll gesammelt (2000: 561.929 Tonnen), wovon 105.935 Tonnen getrennter Müll war (2000: 7.445 Tonnen). Auf jeden Neapolitaner kommen 582 kg Müll im Jahr (2000: 561 kg).[29]
Öffentlich zugängliche Grünanlagen machen nur 5,23 der 117,27 km² der Stadt aus, wovon 1,41 km² auf den ländlich geprägten Stadtteil Chiaiano und 1,46 km² auf den Stadtteil San Carlo all’Arena, in dem der größte Park der Stadt liegt, fallen.[30]
Fernverkehr
Neapel ist hervorragend an die Fernverkehrssysteme angebunden: Die Stadt ist von einem dichten Autobahnnetz umgeben, an das Schienennetz der Ferrovie dello Stato Italiane angeschlossen, hat einen großen Seehafen und den Aeroporto di Napoli-Capodichino, einen internationalen Flughafen.
Autobahn
Auf allen Autobahnen ist eine Maut zu zahlen (siehe Maut in Italien). Über ein dichtes Netz von Zubringern hat Neapel unmittelbaren Anschluss an die Autobahnen. Die A1/E 45, die Autostrada del Sole („Autobahn der Sonne“), führt in nordnordwestliche Richtung über Rom und Florenz bis nach Mailand und zu den weiteren Wirtschaftszentren Norditaliens. Ihre Verlängerung in südsüdöstlicher Richtung verläuft als A3/E 45 (ab Salerno als A2 / E 45) bis nach Reggio Calabria. Nach Osten hin schließlich, bis zur Adriaküste, gelangt man über die A16, die Autostrade dei due Mari („Autobahn der beiden Meere“). Daneben gibt es auch noch einige Verbindungen über Fernstraßen, die strade statali („Staatsstraßen“).
Flughafen
Mit dem Flughafen Capodichino, dem wichtigsten Verkehrsflughafen Süditaliens, ist Neapel an die internationalen Luftverkehrswege angeschlossen. Die großen italienischen Luftfahrt-Drehkreuze Rom und Mailand sowie andere italienische Flughäfen werden – zum Teil mehrmals täglich – von Neapel aus angeflogen. Darüber hinaus bestehen regelmäßige innereuropäische und seit einigen Jahren auch interkontinentale Verbindungen.
Eisenbahn
Mit mehreren Bahnhöfen ist Neapel an das Schienennetz der Ferrovie dello Stato, der italienischen Eisenbahnen, angeschlossen. Der bedeutendste Bahnhof für den Fernverkehr ist die Stazione Napoli Centrale in einem der Stadtzentren, nahe der Piazza Garibaldi. Hier besteht Anschluss an die große Nord-Süd-Fernstrecke längs der tyrrhenischen Küste, die von Reggio di Calabria kommend über Neapel, Rom und Florenz die Metropolen der Po-Ebene erreicht. Eine weitere Fernverbindungsstrecke durchquert die Apenninenhalbinsel über Benevent und Foggia und schließt an die adriatischen IC- und ETR-Linien an.
Hafen
Der Hafen Neapels ist neben seiner Bedeutung für den regionalen Passagier- und Frachtverkehr einer der größeren Seehäfen Italiens für den internationalen Verkehr. Neben seiner Funktion als Hafen für Container- und konventionelle Fracht deckt er über ein großes Kreuzfahrtterminal auch internationalen Passagierverkehr ab. Regelmäßige Fährverbindungen führen zudem nach Tunesien, Korsika, Sardinien, Sizilien und zu den Äolischen Inseln. Der Personenfernverkehr läuft über die Stazione Marittima di Napoli.
Nahverkehr
U-Bahn und S-Bahn
Es gibt folgende U-Bahn- und S-Bahn-Linien, die von verschiedenen Unternehmen betrieben werden. Genauer werden sie in den Artikeln Metropolitana di Napoli und Servizio ferroviario metropolitano di Napoli beschrieben.
- U-Bahn (Metropolitana di Napoli)
- Linie 1
- Linie 6
- Linea Arcobaleno (ohne Nummer, betrieben durch Ente Autonomo Volturno)
- S-Bahn
- von Trenitalia betriebene, meist unbenannte Linien (Servizio ferroviario metropolitano di Napoli)
- Linie 2: Pozzuoli Solfatara–Napoli Gianturco (städtische Linie)
- Formia–Neapel–Salerno
- Napoli Campi Flegrei–Capua
- Napoli Campi Flegrei–Castellammare di Stabia
- von privaten Unternehmen betriebene Linien
- die im Osten der Stadt fahrenden sechs Linien der Ferrovia Circumvesuviana
- die von SEPSA betriebenen und im Westen der Stadt fahrenden Linien Ferrovia Circumflegrea und Ferrovia Cumana sowie die in Bau befindliche Linie 7
- von Trenitalia betriebene, meist unbenannte Linien (Servizio ferroviario metropolitano di Napoli)
- Metropolitana di Napoli
- U-Bahn Neapel
- Straßenbahnen
Busse und Straßenbahn
Es gibt in Neapel die drei Linien 1, 2 und 4 der Straßenbahn Neapel, die fünf Linien des Oberleitungsbusses Neapel und vor allem ein dichtes Busnetz. Die drei Straßenbahnlinien sowie zwei der nach mehreren Stilllegungen in den Jahren 2012 bis 2016 noch vorhandenen fünf Obuslinien, darunter die Überlandlinie M13 nach Aversa und Teverola, sind jedoch (nach Stand Dezember 2019) nicht in Betrieb.
Fähren
Ebenfalls zum Nahverkehr zählen die von den Häfen Molo Beverello und Porticciolo di Sannazarro (Mergellina) aus verkehrenden Fähren, die zu allen Inseln und verschiedenen Festlandszielen in der gesamten Golfregion fahren.
Bergbahnen
Des Weiteren verbinden drei Standseilbahnen, Funicolare genannt (Funicolare di Montesanto, Funicolare Centrale und Funicolare di Chiaia), den Hügel Vomero mit niedriger gelegenen Teilen der Stadt. Die vierte Standseilbahn ist die weiter westlich gelegene Funicolare di Mergellina.