Nackte Tiere (2020)

Der fiktionale Langfilm von Melanie Waelde erlebte auf der diesj�hrigen Berlinale in der Sektion Encounters seine Weltpremiere. Es ist Waeldes erster Spielfilm. Zuvor realisierte die 28-J�hrige, die in Berlin Drehbuch studierte, bereits einige Kurzfilme und schrieb das Drehbuch zu einer Doku ("Like in Africa"). Die Dreharbeiten fanden im Fr�hjahr 2019 in Berlin und Brandenburg statt.

Waelde zeigt in ihrem genau beobachteten, bemerkenswert reifen Film f�nf Jugendliche, die sich in einer Art Zwischenstadium befinden. Die Welt der Erwachsenen ist einerseits greifbar nah. Bald k�nnen sie, nach Ende der Schule, machen was sie wollen und ihr Leben abseits der miefigen deutschen Provinz leben. Andererseits aber sind die Unsicherheit und Verletzlichkeit der Jugend noch immer sp�rbar. Die Freunde, die ihr 18. Lebensjahr fast alle beendet haben, sind unsicher sowie hin und hergerissen, was k�nftige Entscheidungen betrifft.

In diese sehr spannende, mehrdeutige Zwischenwelt entf�hrt "Nackte Tiere" den Zuschauer auch auf bildhafter Ebene in das Innerste der authentisch gezeichneten, aus dem Leben gegriffenen Figuren. Ein gro�er Reiz entsteht dabei aus der Unterschiedlichkeit der Charaktere. Da ist zum Beispiel der bisweilen etwas ruppig auftretende, kernige Sascha, der dem Kampfsport zugetan ist. Ihm gegen�ber steht der eher sensible, emotionale Benni, der sich vor allem mit der resoluten, selbstbewussten Katja hitzige, derbe Wortgefechte liefert. Ebenso aber gestehen sich die Beiden sehr sinnliche, knisternde Momente zu. Dabei ist die Frage nach der eigenen Sexualit�t und (Geschlechts-)Identit�t nat�rlich l�ngst nicht gekl�rt.

Die frischen, unverbrauchten Darsteller agieren jederzeit lebensnah und ungek�nstelt, wenn es nur einer falschen Bemerkung oder eines – scheinbar unbedeutenden – Ereignisses bedarf, um die Gef�hlswelt zum �berkochen zu bringen. Nicht zuletzt deshalb k�nnte der Film, der bereits im Titel auf das fragile emotionale Gef�ge Heranwachsender verweist, nicht besser gew�hlt sein: das "nackt" steht f�r das Schutzlose und Ausgelieferte, das "Tier" f�r die Ungez�geltheit, Wut und Aggressionen, die in alle Protagonisten brodeln und die sich immer wieder Bahn brechen.

Fazit: Kraftvoller, von schn�rkelloser Direktheit gepr�gter und gro�artig gespielter Deb�tfilm, der das Erwachsenwerden als eine Zeit widerspr�chlicher Hoffnungen, W�nsche und Emotionen glaubhaft darstellt.