Son Volt / Day Of The Doug – Digital-Review | RockTimes

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Son Volt / Day Of The Doug – Digital-Review

Son Volt - "Day Of The Doug" - Digital-Review

Nachdem die Band Uncle Tupelo im April 1994 auseinandergebrochen war, entstanden mit Wilco sowie Son Volt nahezu zeitgleich zwei neue Combos, die auch umgehend Kurs auf neue Heldentaten nahmen. Die letztgenannte Formation wurde von Jay Farrar gegründet und veröffentlichte im Herbst 1995 ihr Debüt "Trace", das sich bis heute äußerst respektable 300 000 mal verkauft hat. Nach bisher insgesamt zehn Studioalben beschloss Farrar bzw. die Band dann, eine Hommage an Farrars Freund, den legendären und 1999 verstorbenen amerikanischen Musiker Doug Sahm, einzuspielen. Sahm hatte in jungen Jahren bereits in den Fünfzigern seine ersten Hit, gründete in den Sechzigern das Sir Douglas Quintet, bevor er in den Siebzigern entweder solo oder mit unterschiedlichsten Bandnamen weitermachte. Eine dieser Inkarnationen konnten wir euch in Form von The Texas Mavericks bereits bezüglich eines Studio- sowie Live-Albums bei uns in RockTimes vorstellen. Ein Album, das im Hause des Rezensenten immer noch oft aufgelegt wird.

Son Volt haben sich also eine ihrer größten Inspirationen zur Brust genommen und auf "Day Of The Doug" auch hervorragend wiedergegeben, was Doug Sahm Zeit seines Lebens so einzigartig machte. Der schmiss nämlich von Country, Rock, Blues über Soul, Rhythm’n’Blues und Tex Mex bis hin zu Psychedelic und Folk alles in einen großen Eimer, rührte ganz kräftig um und präsentierte im Anschluss eine damals ganz neue, nämlich seine eigene Welt der Musik. Witzigerweise wird die Scheibe mit von Sahm auf den Anrufbeantworter von Farrar gesprochenen Fetzen eröffnet sowie auch beschlossen. Eine weitere Geste und Verbeugung vor einem großartigen Musiker, der in Deutschland bzw. Europa nie auch nur ansatzweise den Erfolg hatte, wie in seiner Heimat. Aber kommen wir zu den Songs der vorliegenden Scheibe. Von denen kann man nämlich, vorausgesetzt man hat auch nur einen kleinen Faible für Country Rock und/oder Alternative Country, gar nicht genug bekommen.

Knochentrocken eingespielt und mit jeder Menge Melodie versehen, betören Stücke wie etwa "Sometimes You Got To Stop Chasing Rainbows", "Huggin' Thin Air", "What About Tomorrow" oder "Keep Your Soul" durch ihre ungeheure, fast schon poppige Eingängigkeit, wie auch den trotzdem vorhandenen Ecken und Kanten, die immer wieder einen willkommenen Gegenpunkt setzen. Sehr stark auch das abschließende und durchaus nachdenkliche "It’s Gonna Be Easy", das andere, vielleicht sogar etwas zu 'geschmeidige' Kandidaten wieder wett macht. Mein absoluter Favorit ist die Nummer "Juan Mendoza", weil hier nicht nur eine perfekte Song-Eröffnung zelebriert wird, sondern das Stück auch bis zur letzten Sekunde ein Gewinner bleibt. Davon abgesehen bewegt sich die Platte insgesamt auf einem qualitativ ständig weit oben angesiedelten Niveau und als weitere Gewinner können an dieser Stelle ohne Gewissensbisse auch noch "Beautiful Texas Sunshine", "Dynamite Woman", "Float Away" und weitere genannt werden.

Der Rezensent bedauert lediglich, dass die grandiose Sir Douglas Quintet-Nummer "At The Crossroads" hier nicht vertreten ist, aber dafür steht tröstend ja nach wie vor die hervorragende Interpretation von Mott The Hoople in seiner Sammlung. Wer die bereits 2023 erschienene Scheibe "Day Of The Doug" von Son Volt mit Neuinterpretationen von Songs aus der Feder und dem Leben des amerikanischen Musikers Doug Sahm also noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen. Klasse Album, klasse Song-Vorgaben eingespielt von einer klasse Band, die sich hier einiger vergessener oder zumindest lange nicht mehr gehörter Songs angenommen hat.

Kleine Anekdote am Rande: Von Doug Sahm stammt übrigens auch der Song "Mendocino" (ja genau, wer kennt nicht das von Michael Holm auf deutsch geträllerte »Mendocino, Mendocino, ich fahre jeden Tag nach Mendocino … an jeder Tür klopfe ich an, doch keiner kennt mein Girl in Mendocino!« Mit dem Unterschied allerdings, dass das original vom Sir Douglas Quintet (1969) dann doch deutlich besser war!


Line-up Son Volt:

Jay Farrar (guitars, lead vocals)
Andrew Duplantis (bass, background vocals)
John Horton (guitars, slide guitar, baritone guitar
Mark Peterson (drums & percussion)
Mark Spencer (guitars, keyboards, background vocals)

With:
Gary Hunt (fiddle)
Brad Sarno (pedal steel guitar)
Adam White (percussion)

Tracklist "Day Of The Doug":

  1. Doug Intro
  2. Sometimes You Got To Stop Chasing Rainbows
  3. What Abut Tomorrow
  4. Beautiful Texas Sunshine
  5. Float Away
  6. Yesterday Got In The Way
  7. Keep Your Soul
  8. Dynamite Woman
  9. Huggin' Thin Air
  10. Juan Mendoza
  11. Poison Love
  12. Seguin
  13. It’s Gonna Be Easy
  14. Doug Outro

Gesamtspielzeit: 39:57, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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