SPD-Promi Roth hört auf – Genossen grüßten nach Ukraine-Reise nicht mehr
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SPD-Politiker Roth kündigt Rückzug an: „Ich will nicht mehr“

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Nach 26 Jahren im Bundestag: Der SPD-Außenpolitiker Roth verabschiedet sich aus der Politik. Warum auch sein Einsatz für die Ukraine eine Rolle spielt:

Berlin – Er gilt als einer der prominentesten Vertreter der SPD: Michael Roth. Doch mit der Politik ist jetzt Schluss. 2025 will sich der SPD-Außenpolitiker aus dem osthessischen Heringen aus dem Parteigeschehen zurückziehen. Dass ein Politiker auch mal das Handtuch wirft, ist nichts Neues, aber die Gründe, die Roth nennt, lassen aufhorchen.

Denn ein Grund für den Rückzug aus der Partei hat mit dem Ukraine-Krieg zu tun: „Mein früher Einsatz für die Ukraine gefiel nicht allen. Und als ich kurz nach Kriegsausbruch in das Land reiste, grüßten mich manche in der Fraktion nicht einmal mehr“, sagte der 53-jährige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses dem Magazin Stern. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass er eine Mitverantwortung für die Entfremdung trage: „Ich habe öffentlich viel für meine Positionen gekämpft, das Gespräch mit Kollegen dafür vernachlässigt.“ Die Frage von Krieg und Frieden habe in der SPD für eine neue Härte gesorgt.

Michael Roth
Michael Roth (SPD) spricht bei einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. © Bernd von Jutrczenka/dpa/Archivbild

Stimmung im SPD-Fraktionssaal gleicht einem Kühlschrank

Roth zieht seine Konsequenzen: „Als Politiker muss man sich ohnehin alle vier Jahre fragen, ob man noch will, noch kann, noch darf. Und ich will nicht mehr. Bis zur Bundestagswahl mache ich noch. Danach bin ich raus.“

Zudem begründet Roth die Entscheidung mit einer schleichenden Entfremdung von Partei und Politikbetrieb. Für ihn sei immer klar gewesen, dass er nicht als Abgeordneter in Rente gehen wolle. Seit einiger Zeit merke er: „Ich habe den Biss nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluss mit Politik. Das ist ein gutes Gefühl“.

Der hessische Abgeordnete verwies zugleich auf seine wachsende Distanz zur SPD. „Ich bin leidenschaftlicher Sozialdemokrat, wollte ja auch mal Vorsitzender der SPD werden. Aber im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, dass mich die Gremien stören, die Stimmung darin. Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank.“ 

Nach 26 Jahren im Bundestag: Roth fehlt zunehmend der Biss im Politikbetrieb

Roth, der im Jahr 2022 einige Monate wegen einer mentalen Erschöpfung pausiert hatte, sprach auch über die Härte des Politikbetriebs. „Spitzenpolitiker brauchen heutzutage eine absolute Stressresistenz, eine bis ins Übermenschliche gehende mentale und physische Stärke. Die Fähigkeit, sich nicht kirre machen zu lassen. Ein überbordendes Selbstbewusstsein“, sagte er. Wer heute Spitzenpolitik betreibe, müsse sich fast komplett aufgeben. „Das ist brutal. Spitzenpolitiker müssen heute jeden Tag einfach nur überleben.“

Roth sitzt seit 1998 für die SPD im Bundestag. Von 2013 bis 2021 war er Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, von 2014 bis 2021 auch Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Seit 2021 ist er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. (bg/dpa)

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