28.01.10
Max Reimann: "Streiflichter aus dem
Leben eines Kommunisten" II
Ausz�ge aus der Max
Reimann-Biografie "Streiflichter aus dem Leben eines
Kommunisten" von Franz Ahrens, Hamburg 1968
Max Reimann (31.10.1898 � 18. 1. 1977),
Werftarbeiter, Bergmann, Politiker. Antifaschistischer
Widerstandsk�mpfer, im KZ Sachsenhausen von den Nazis
eingekerkert. Mitbegr�nder der VVN-BdA in NRW (geh�rte
ihrem ersten Landesvorstand an). Er war Vorsitzender der KPD
und Mitglied des Parlamentarischen Rates, der das
Grundgesetz schuf. Im Internet stehen F�lschungen �ber
sein Wirken, die wir hiermit richtig stellen.
Bild: www.maxreimann.com/ |
(�.)
Der Polizei ein Schnippchen geschlagen
Josef Ledwohn erinnert sich gut der Anfangszeit 1945:
�berall fanden sich sofort Genossen, die die Parteiarbeit neu zu
organisieren begannen. Ich wurde wieder in meiner alten Heimatstadt
Ahlen und im Unterbezirk Hamm t�tig und ab Ende April auf
Bezirksebene in Essen. Dort h�rten wir - Adolf Prinz, Walter
Jarreck, Max Sch�fer, Heinz Renner, ich und viele andere -, da�
Max Reimann zur F�hrung der Partei ins Ruhrgebiet kommen werde.
Nat�rlich freute ich mich sehr, meinen alten Freund und Genossen
Max wiederzusehen. In Gelsenkirchen-Buer, in einem improvisierten
B�ro einer Privatwohnung, begegnete ich ihm. Viel hatten wir uns zu
sagen. Auf langen Spazierg�ngen erz�hlte ich Max meine Geschichte,
und ich erfuhr viele Einzelheiten seines antifaschistischen Kampfes.
Aber das war doch nicht die Hauptsache, obwohl wir mit Max immer
wieder im pers�nlichen Kreis Ahlener und Hammer Genossen, u. a.
Alfred Zeidler, Kurt Goldstein, Hanna Meltzer, auch unsere
pers�nlichen Erfahrungen austauschten. Max war erf�llt von den
Grundgedanken des Aufrufes des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni
1945. Es ging darum, die Partei auf dieser Grundlage aufzubauen und
zu entwickeln. Max war tief durchdrungen von der Aufgabe, einen
neuen demokratischen Anfang zu machen und daf�r Sorge zu tragen,
da� die Partei, die Kommunisten auf allen Ebenen in den Betrieben,
Gemeinden, Regierungsbezirken und im Land mitarbeiten m��ten, um
zun�chst das Leben wieder in Gang zu bringen und zu normalisieren.
Eine Hauptsorge Max Reimanns galt dem Aufbau kampfkr�ftiger
Einheitsgewerkschaften. Im Ruhrgebiet handelte es sich
haupts�chlich um die Gewerkschaft der Bergarbeiter. Um was es auch
immer ging in den damaligen ersten Jahren, um Lohn,
Lebensmittelversorgung oder um die Mitbestimmung - immer hat Max
Reimann mit der Leitung im Ruhrgebiet und mit den Genossen, die
damals f�hrend in der IG Bergbau t�tig waren, wie Willi Agatz,
Hans Schiwon und Walter Jarreck, gr�ndlich beraten, was getan
werden mu�.
Im Landtag: Es ging um die vier Ds
Ich erlebte Max Reimann als Mitglied des Landtages in Nordrhein
Westfalen, in dem er in den gro�en Debatten um die
Dekartellisierung, Denazifizierung, Demilitarisierung und
Demokratisierung - die vier gro�en D des Potsdamer Abkommens - der
Wortf�hrer war. Ma�geblichen Anteil hat Max Reimann auch bei der
Ausarbeitung des eigenen Verfassungsentwurfs der KPD f�r das Land
Nordrhein Westfalen und des Gesetzes zur �berf�hrung des Bergbaus
in Gemeineigentum gehabt.
Als Marxist und Leninist war Max Reimann damals schon von tiefem
Mi�trauen gegen�ber den imperialistischen Besatzungsm�chten
erf�llt. Er warnte vor Leichtgl�ubigkeit ihnen gegen�ber, er
zeigte das Komplott auf zwischen den imperialistischen Generalen und
den geschlagenen Monopolherren, die um ihrer �konomischen und
politischen Macht willen die nationalen Interessen Deutschlands
verrieten und Kurs auf Restauration und die Spaltung Deutschlands
nahmen.
Im Jahre 1948, als bereits ein auf Anordnung der britischen
Besatzungsmacht erlassener Haftbefehl gegen Max Reimann vorlag,
starb einer seiner Br�der. Er wurde in Ahlen beerdigt. Max wollte
nat�rlich seinem Bruder die letzte Ehre erweisen. Die Parteileitung
stimmte zu mit der Festlegung, alles zu tun, um eine Verhaftung zu
verhindern.
Max erschien mit einer kleinen, zuverl�ssigen Begleitung am Grab
seines Bruders. Auf dem Ostfriedhof waren, wie vermutet, zahlreiche
Kriminalbeamte und Milit�rpolizisten der britischen Armee anwesend.
Die Trauerfeier selbst ging ohne Eingriff zu Ende. Wie aber
sollte Max wegkommen? Unsere Genossen hatten die Lage gut gepr�ft.
Auf dem Friedhof waren alle Hauptwege und alle Eing�nge zum
Friedhof von der Polizei besetzt. An der dichten Hecke, die den
Friedhof umschlo�, gab es in der N�he der Grabstelle einen
schmalen, f�r den Uneingeweihten unbekannten Durchschlupf. An
dieser Stelle wurde auf der anderen Seite, auf der Stra�e, ein
schnelles Auto mit laufendem Motor postiert.
Als die Trauerfeier zu Ende war, dr�ngte Max in der Menge zur
Hecke, schl�pfte durch und fuhr in schnellem Tempo ab. Ehe sich die
verdutzte Polizei - die deutsche und die britische - ebenfalls in
die Autos st�rzte, hatte Max schon einen guten Vorsprung.
Es begann dann im ganzen Land eine milit�risch geleitete
Hetzjagd. Schwerbewaffneter Milit�rpolizei gelang es nach drei
Tagen, Max Reimann festzusetzen.
Wieder inhaftiert
Als Max Reimann im Gef�ngnislazarett in Werl lag, besuchte ich
ihn. Welche Erinnerung! Das erste Mal war ich in Werl im Dezember
1933 gewesen, nach meinem Urteil �ber zweieinhalb Jahre Zuchthaus.
Dann kam ich sp�ter ins Moor - nach Neusustrum und Aschendorf. 1936
kam ich das zweite Mal nach Werl - und jetzt zum dritten Mal, zum
Besuch bei Max. Ihm ging es gesundheitlich nicht gut. Trotzdem
hielten die britischen Besatzer ihn in Haft.
Max Reimanns Kerkerhaft im britischen Milit�rgef�ngnis war ein
sichtbarer Ausdruck daf�r, da� die Anti-Hitler-Koalition
zerbrochen war. Die USA und Gro�brittanien hatten den kalten Krieg
begonnen.
Statt des B�ndnisses mit der Sowjetunion gegen den deutschen
Faschismus hatten die Imperialisten eine neue Koalition gekn�pft:
die Allianz zwischen den deutschen faschistischen Konzernherren,
ehemaligen faschistischen Generalen und den imperialistischen
Befehlsgebern, mit deren Monopolherren, besonders denen der USA, im
R�cken. Damit begann ein neuer Zeitabschnitt.
Die kurze Zeit eines Versuchs der Volkskr�fte, einen
demokratischen Anfang zu machen, wurde brutal beendet. Die Macht des
Gro�kapitals wurde aufgerichtet und ein neuer Abschnitt der
Verfolgung der KPD begann. Der Antikommunismus wurde erneut, wie bei
den Faschisten, hochgepeitscht.
Es ist das gro�e Verdienst Max Reimanns, wesentlich dazu
beigetragen zu haben, da� die Partei fest geschmiedet wurde, die
Mitglieder und Funktion�re im Geiste des Marxismus Leninismus
erzogen wurden. Seine Analysen auf den Konferenzen,
Parteivorstandssitzungen und auf dem M�nchener Parteitag 1951
orientierten die Partei auf die wichtigsten Aufgaben jener Zeit, auf
den Kampf um die Einheit der Nation, den Kampf um Frieden, um die
Demokratisierung, wobei Max Reimann immer und mit besonderer
Anteilnahme die Sorge der Partei um den materiellen Lebensstandard
des werkt�tigen Volkes betonte.
In diesem Geist erzogen, hat die Partei allen Angriffen
standgehalten, ging sie ger�stet nach dem Verbot 1956 erneut in die
Illegalit�t, in der nach wiederum 12 Jahren jetzt st�rker denn je
bewiesen wird, da� in der Bundesrepublik die Arbeiterbewegung und
das Volk eine legale marxistisch leninistische Partei brauchen.
Es sei mir gestattet, diesen Erinnerungen an fr�he Begegnungen
und ernste Erlebnisse wohl auch ein Wort �ber pers�nliche
Eindr�cke und Neigungen anzuf�gen.
Max Reimann ist ein angenehmer Mensch. Er liebt die Geselligkeit.
Wenn er Freunde um sich hat, f�hlt er sich am wohlsten. Das
Gespr�ch ist f�r ihn ein Lebensbed�rfnis.
Er selbst ist dabei unersch�pflich in der Argumentation.
Obwohl zu jeder Zeit von seinen Aufgaben erf�llt, die er als
Erster Sekret�r des Zentralkomitees der KPD hat, kann er abschalten
und sich ganz dem famili�ren Kreis widmen. Er besitzt viele B�cher
�ber alle Wissensgebiete, mit denen er auch zeit seines Lebens
gearbeitet hat. Er ist ein typischer Autodidakt.
Seine Neigung gilt der Musik. Ich glaube, er liebt nicht nur die
Musik, sondern er ist auch selbst sehr musikalisch. Zur
�berraschung vieler Genossen zeigt sich Max Reimann bei
entsprechenden Gelegenheiten als flotter, eleganter T�nzer.
Er liebt - so er die Zeit dazu hat - das Pilzesammeln und das
Angeln. Im letztgenannten Sport hat er sich sogar einen beachtlichen
Ruf erworben.
Ich habe das selbst erlebt. Einmal waren wir zuf�llig zusammen
an einem See im Urlaub. Max nat�rlich mit voller Angelausr�stung.
In aller Ruhe - wie n�tzlich f�r die Erholung - wurde die
Angelrute vorbereitet. Maisk�rner an die Haken, mit gekonntem
Schwung 30 bis 40 m die Haken in den See geworfen. So, alles war
klar.
Eine Reihe Ruten stehen sch�n nebeneinander. Die Schnur an der
Spitze jeweils ein wenig eingezogen und ein geknicktes Schilfrohr
drangeh�ngt, die Aufpasser. Ich sehe Max im Halbdunkel, wie er auf
seinem St�hlchen sitzt. Nichts r�hrt sich. Es wird dunkel. Es ist
bald Mitternacht. Trotz der M�cken ein sch�ner Abend. Auch wenn
nichts gefangen wurde.
Aber Max ist hartn�ckig. Er versucht es morgens wieder. Um 4.00
Uhr ist er wieder da. Wieder die drei Ruten, wieder vier Stunden,
aber die Fische verschm�hen den K�der.
Doch dann, am anderen Abend, gerade, als wir uns schon damit
abgefunden und getr�stet hatten, da� Angeln auch ohne Ergebnis ein
sch�ner Sport sei, beginnt pl�tzlich der Aufpasser zu h�pfen.
Nicht den Bruchteil einer Sekunde zu sp�t hat Max die Rute in der
Hand. Sie biegt sich fast um 90 Grad. Es mu� ein schwerer Brocken
sein. Tats�chlich, als der Karpfen im K�scher landet, erweist er
sich als ein Prachtexemplar von etwa sechs Pfund.
Ein Mosaikstein f�r seinen Anglerruf. Aber es ist wahr, au�er
diesem Karpfen hat Max in diesem Urlaub noch einige andere dazu
gefangen.
Mit Heinz Renner im Parlamentarischen Rat
�ber Max Reimanns T�tigkeit im Parlamentarischen Rat hatte sein
Fraktionskollege Heinz Renner in seinen leider durch seinen Tod
nicht mehr vollendeten Memoiren die folgende Episode festgehalten:
Am 1. September 1948 trat in Bonn der Parlamentarische Rat zu
seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Als Alterspr�sident
fungierte der Hamburger Senator Adolf Sch�nfelder.
Er begr��te "in erster Linie die Vertreter der
Milit�rregierung". Dabei sprach er aus, da� deren Vollmachten
die Abgeordneten in den Stand gesetzt h�tten, hier als
Parlamentarischer Rat zu tagen.
Er begr��te weiter "hohe W�rdentr�ger der Kirche",
die Vertreter der Regierungen und Verwaltungen und insbesondere die
Herren Ministerpr�sidenten der Tri-Zone, die "in monatelangen
Verhandlungen die Mittler zwischen dem deutschen Volk und den
Milit�rregierungen gewesen sind und die auch diese Tagung
vorbereitet haben".
An die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates gerichtet,
stellte er fest, da� "diese K�rperschaft in ihrer Eigenschaft
kein Beispiel und kein Vorbild in der Geschichte hat. Wir sind weder
nach der Art unserer Wahl noch nach der uns gestellten Aufgabe ein
Parlament im �blichen Sinne ... Wir sind von den Landtagen, der
L�nder gew�hlt, aber, wie ich meine, nicht als Vertreter der
L�nder und ihrer Interessen, sondern als Vertreter des ganzen
deutschen Volkes, wenigstens des Teiles, der in der Tri-Zone
lebt."
Dann kam der sattsam bekannte H�hepunkt:
"In unserem Bekenntnis zur Einheit Deutschlands sind wir in
den Westzonen unersch�ttert. Wir lassen uns in dem hei�en Willen,
diese Einheit zu errichten, von niemand �bertreffen, und von diesem
Willen werden wir uns auch bei unserer Arbeit leiten lassen."
Anschlie�end erfolgte die eigentliche Konstituierung des
Parlamentarischen Rates durch Namensaufruf der einzelnen
Abgeordneten. Dann wurde das Pr�sidium gew�hlt.
Im Namen der CDU/CSU-Fraktion schlug der Abgeordnete Dr. Pfeiffer
dem Hohen Haus zur Wahl als Pr�sidenten des Parlamentarischen Rates
den Abgeordneten Dr. Konrad Adenauer vor. Als 1. stellvertretenden
Vorsitzenden schlug der Abgeordnete Dr. Schmid (SPD) seinen
Fraktionskollegen Sch�nfelder vor.
Als 2. Stellvertreter schlug Dr. Heu� von der FDP den
Abgeordneten Dr. Sch�fer vor.
Alterspr�sident Sch�nfelder lie� abstimmen, nicht mit
verdeckten Stimmzetteln, wie das vorgeschlagen war, sondern durch
Akklamation. Er stellte die einstimmige Annahme fest. Der
Abgeordnete Max Reimann mu�te ihn darauf aufmerksam machen: Zwei
Stimmen Enthaltungen. Dann kam der erste
"Berlin-Vorsto�".
Abgeordneter Dr. Schmid erbat das Wort:
"Ein Parlament, das den Auftrag hat, in dem Teil
Deutschlands, in dem das deutsche Volk in wenigstens relativer
Freiheit und Selbstbestimmung von dem Rechte Gebrauch machen kann,
die Aus�bung seiner Hoheitsbefugnisse selbst zu organisieren, w�re
unvollst�ndig, wenn darin nicht Berlin vertreten w�re.
Wir haben hier miteinander ein gesamtdeutsches Anliegen zu
erf�llen, wenngleich vorl�ufig auf beschr�nktem Raum und mit
beschr�nkter sachlicher Reichweite. Darum sollte hier das gesamte
deutsche Volk vertreten sein, soweit es die M�glichkeit hat,
Vertreter aufzustellen und hierher zu senden. Umst�nde, die zu
�ndern au�erhalb unseres Verm�gens steht, machen es heute noch
unm�glich, andere als die hier vertretenen deutschen L�nder und
Berlin mit vollberechtigten Vertretern an unseren Arbeiten zu
beteiligen. Uns aber von den Berlinern wenigstens beraten zu lassen,
von diesem Teil des deutschen Volkes, der mehr als irgendein anderer
gezeigt hat, da� man f�r die Freiheit. Opfer bringen mu�, wenn
man sie verdienen will, wird uns niemand verwehren k�nnen. Ich
bitte Sie daher namens der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands, folgendem Antrag ihre Zustimmung zu geben:
Der Parlamentarische Rat wolle beschlie�en, die Delegierten
Berlins, n�mlich die Herren Jakob Kaiser, Paul L�be, Ernst Reuter,
Hans Reif, Otto Suhr einzuladen, an den Arbeiten des
Parlamentarischen Rates als G�ste mit beratender Stimme
teilzunehmen."
Der Abgeordnete Max Reimann gab Dr. Schmid auf diesen Versuch,
die Geschichte des Zustandekommens des Parlamentarischen Rates und
die ihm gestellte Aufgabe der Spaltung Deutschlands und den
tats�chlichen Status Berlins zu verf�lschen, sofort eine treffende
Antwort. Laut Protokoll �ber die erste Plenarsitzung des
Parlamentarischen Rates vom 1. September 1948 erkl�rte er unter
anderem:
"...Der Parlamentarische Rat ist auf Grund der Londoner
Empfehlungen zusammengesetzt worden, um einen westdeutschen Staat zu
schaffen und diesem westdeutschen Staat eine Verfassung zu geben.
Somit wird Deutschland gespalten. Wir sind der Auffassung, da�
gerade was die Stadt Berlin anbelangt, wir in der jetzigen Situation
�u�erste Vorsicht beobachten m�ssen. Es hat keinen Zweck, wenn
wir als Deutsche die sich anbahnenden Verhandlungen der alliierten
Gro�m�chte durch einen solchen Akt st�ren ...
Ich stelle daher folgenden Antrag:
Der Parlamentarische Rat stellt seine Beratungen �ber eine
separate westdeutsche Verfassung ein.
Begr�ndung:
1. Die Bildung des Parlamentarischen Rates erfolgte auf der
Grundlage der Londoner Empfehlungen. Diese aber versto�en gegen die
v�lkerrechtlich bindenden Vertr�ge von Jalta und Potsdam.
In diesen Vertr�gen haben die vier Gro�m�chte die Aus�bung
der staatsrechtlichen Souver�nit�t in Deutschland mit der
Verpflichtung �bernommen, f�r die Errichtung eines einheitlichen
demokratischen Deutschlands zu sorgen und dann die Souver�nit�t an
das deutsche Volk zur�ckzugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt k�nnten
staatsrechtliche Ver�nderungen nur durch alle vier Gro�m�chte
gemeinsam vorgenommen werden.
2. Der Parlamentarische Rat hat kein Mandat vom deutschen Volk.
Er ist sogar gegen den Willen der Mehrheit aller Deutschen errichtet
worden. Das deutsche Volk will eine einheitliche demokratische!
Republik mit einer Verfassung, die von einer durch das ganze
deutsche Volk gew�hlten Nationalversammlung ausgearbeitet und dann
dem Volke zur Abstimmung vorgelegt wird..."
Der Abgeordnete Reimann wies dann darauf hin, da� sich in Moskau
die Vertreter der vier Gro�m�chte darum bem�hen, eine gemeinsame
L�sung f�r ganz Deutschland zu finden. "Die Einigung der
Alliierten liegt im Interesse des deutschen Volkes ... Daher sollten
die deutschen Politiker es vermeiden, Handlungen zu begehen, die
diese Einigung st�ren. Die gemeinsamen Verhandlungen der Alliierten
�ber Deutschland werden durch die Schaffung einer separaten
Verfassung, die das sogenannte Grundgesetz darstellt, torpediert. Es
sollen dadurch fertige Tatsachen geschaffen werden."
Abschlie�end wiederholte Max Reimann den Antrag der
Kommunistischen Partei Deutschlands, die Beratungen des
Parlamentarischen Rates �ber eine westdeutsche Verfassung ebenso
wie �ber eine westdeutsche Regierung sofort einzustellen. Er schlug
vor, da� die Vertreter aller demokratischen deutschen Parteien in
Verbindung mit dem Deutschen Volksrat den Alliierten einen
einheitlichen deutschen Vorschlag �ber die Bildung einer
einheitlichen deutschen demokratischen Republik vorlegen.
Mit Berlin, aber ohne den Osten?
Im Anschlu� hieran d�rfte der folgende Hinweis interessant
sein, der klar aussagt, da� West Berlin selbst von den
West-Alliierten niemals als ein Teil der Bundesrepublik betrachtet
worden ist.
Als Berichterstatter des Hauptausschusses f�r das Plenum des
Parlamentarischen Rates hatte Adenauers sp�terer Au�enminister von
Brentano (CDU) an dem Bericht zum Entwurf des Grundgesetzes f�r
die, Bundesrepublik (Drucksache Nr. 850 854) mitgearbeitet. In dem
von Brentano zusammengestellten Abschnitt �bergangs- und
Schlu�bestimmungen hei�t es auf Seite 103:
"Bez�glich Berlins wurde von den Milit�rgouverneuren mit
Schreiben vom 5. Dezember 1949 erkl�rt, da� Berlin keine
abstimmungsberechtigte Mitgliedschaft im Bundestag oder Bundesrat
erhalten und auch nicht durch den Bund regiert werden wird, da� es
jedoch eine beschr�nkte Anzahl Vertreter zur Teilnahme an den
Sitzungen dieser gesetzgebenden K�rperschaften benennen
darf'."
Aus diesen Feststellungen geht eindeutig hervor, da� sich
bereits die westlichen MiIit�rgouverneure und zumindest seinerzeit
auch der Herr Brentano v�llig dar�ber im klaren waren, da� West
Berlin "nicht durch den Bund regiert werden wird".
Diese Rechtslage hat sich seit 1949 in keiner Weise ge�ndert.
Wie Deutschland gespalten wurde
Die wenigsten wissen heute noch, wie Deutschland eigentlich
gespalten wurde. Interessant d�rften deshalb wohl die folgenden
Betrachtungen Max Reimanns sein, die er k�rzlich niederschrieb. Es
handelt sich um Geschehnisse im Parlamentarischen Rat, der auf
Gehei� der westlichen Besatzungsm�chte Ende 1948 eine Verfassung
f�r die drei damals noch bestehenden Westzonen auszuarbeiten hatte.
Max Reimann schrieb dar�ber:
Auf der im November/Dezember 1947 in London tagenden
Au�enministerkonferenz der vier M�chte wurden, von den USA,
England und Frankreich alle Vorschl�ge der Sowjetunion abgelehnt,
einen Friedensvertrag zu beschlie�en und entsprechend dem Potsdamer
Abkommen gemeinsame zentrale deutsche Verwaltungen zu schaffen.
Jede Einheit im Zeichen einer antifaschistischen Demokratie war
offensichtlich f�r die deutsche Gro�bourgeoisie und ihre,
ausl�ndischen Verb�ndeten unannehmbar. Darum betrieben sie im
Bunde mit den imperialistischen Besatzungsm�chten, besonders den
USA, �ber die Bi- und Tri-Zone die Schaffung eines separaten
westdeutschen Staates als Barriere gegen den gesellschaftlichen
Fortschritt. Der heutige Minister f�r Bundesangelegenheiten, Carlo
Schmid, erkl�rte zu dieser Zeit aufschlu�reich: Die Amerikaner
wollen lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland
halb." Damit spielte Carlo Schmid auf die, demokratischen
Ver�nderungen an, die in der damaligen sowjetischen Besatzungszone
im Geist und Buchstaben des Potsdamer Abkommens erfolgreich
vollzogen wurden.
Der bizonale Wirtschaftsrat, bereits am 11. September 1946 in
Frankfurt am Main auf Betreiben der Amerikaner gebildet, wurde als
Wirtschaftsinstrument getarnt. Aber sein Verwaltungsrat hatte die
Funktion einer Exekutive, der aus 16 Mitgliedern gebildete Rat der
L�nder die einer f�derativen zweiten Kammer. Das war schon im Keim
die heutige staatliche Konstruktion des westdeutschen Staates,
zun�chst ohne Verfassung und ohne jedes Souver�nit�tsrecht. Die
Rechte lagen ausschlie�lich bei den westlichen Besatzungsm�chten.
Hier war der erste Kreuzweg, an dem die deutsche Gro�bourgeoisie in
�bereinstimmung mit den Westm�chten sich f�r die Spaltung
entschied.
Als am 2. M�rz 1948 die Wahl des Vorsitzenden des
Verwaltungsrates Dr. P�nder (CDU) und der Verwaltungsdirektoren,
darunter Prof. Erhard, vollzogen wurde, stellte ich im Namen unserer
kommunistischen Fraktion einen Antrag, um die staatsrechtliche
Position des Wirtschaftsrates zu kl�ren. Unser Antrag hatte den
folgenden Wortlaut:
Gegen die Spaltung Deutschlands
"Die von der amerikanischen und englischen Milit�rregierung
erlassene Proklamation vom 9. Februar 1948 bezweckt eine
staatsrechtliche Ver�nderung Westdeutschlands gegen�ber
Gesamtdeutschland ... Die Proklamation verhindert eine zuk�nftige
gesamtdeutsche Regelung und, f�hrt zur Abspaltung Westdeutschlands.
Daher erkennen die Abgeordneten die von der amerikanischen und
englischen Milit�rregierung erlassene Proklamation nicht an. Die
Abgeordneten erkl�ren sich demgegen�ber f�r die wirtschaftliche
und politische Einheit Deutschlands und w�nschen, da� die
Alliierten dem deutschen Volk einen Volksentscheid erlauben, durch
den es selbst bestimmt, wie es seinen demokratischen Staat aufbauen
will."
Gegen den Antrag sprach der sozialdemokratische Abgeordnete und
heutige Vizepr�sident des Bundestages, Erwin Sch�ttle. Er forderte
den �bergang zur Tagesordnung und erkl�rte w�rtlich: "Wir
sind nie um unsere Zustimmung gefragt worden, und wenn wir gefragt
worden w�ren, h�tten wir erkl�rt: Das zu entscheiden ist eure
Sache." Damit wollte, die rechte SPD F�hrung ihre aktive
Mitwirkung beim Akt der Spaltung vertuschen.
Das war damals �berhaupt die Methode. Man versteckte sich hinter
dem R�cken der Besatzungsm�chte und handelte im Auftrage oder, wie
es damals treffend im Volksmund f�r solche Politiker hie�: als
alliiertes Hilfspersonal. Am 20. April 1948 wurde von der
amerikanischen Besatzungsmacht eine Gruppe von deutschen
Bankspezialisten, unter ihnen Pferdmenges, Abs, Dr. Bl�cher, Prof.
Erhard, insgeheim nach der amerikanischen Kaserne in Rothwesten bei
Kassel gebracht. Diese Kaserne wurde mit hohem Stacheldraht umgeben
und von einem starken Aufgebot amerikanischer Milit�rpolizei
bewacht. Sie ging in die Geschichte als Konklave von Rothwesten ein.
Entgegen den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens wurde dort
festgelegt, die einheitliche deutsche W�hrung zu zerst�ren. Das
war der erste Schritt zur Spaltung Deutschlands.
Hitlers Wehrwirtschaftsf�hrer bereiteten W�hrungsreform und
Spaltung vor
Es waren die ehemaligen Wehrwirtschaftsf�hrer Hitlers, die im
Interesse der Aufrechterhaltung ihrer Macht die deutsche W�hrung
und die Wirtschaft spalteten und sp�ter mit Hilfe des
Parlamentarischen Rates politisch die Spaltung Deutschlands
vollzogen. Es waren jene Leute, an deren H�nden das Blut von
Millionen Menschen aus allen L�ndern Europas klebte.
Wie erb�rmlich sie handelten, geht auch daraus hervor, da� die
Geldscheine der neuen W�hrung in der Staatsbank Amerikas in
Washington gedruckt und - abgesichert durch amerikanische:
Kriegsschiffe - heimlich nach Bremen gebracht wurden, um dann in die
Tresors der Bankherren gelegt zu werden. Dieses neue Geld wurde
durch die Festsetzung der W�hrungsparit�t 1 Dollar = 4,20 Mark an
den amerikanischen Dollar gebunden. Als ich bei einer Gelegenheit
Herrn Dr. Bl�cher fragte, wer diese Milliarden und die Milliarden
aus dem Marshallplan einmal bezahlen soll, antwortete er mir:
"Dar�ber machen wir uns jetzt noch keine Sorgen, Herr Reimann.
Wenn wir erst einmal mit diesen Geldern unsere �konomische und
politische Macht hergestellt haben, dann werden wir mit den
Amerikanern reden."
F�r die Konzerne wurde in der amerikanischen Kaserne von
Rothwesten ihr Anlagekapital von Reichsmark auf D-Mark ohne Verluste
umgestellt. Sie realisierten so ihre gewaltigen Kriegsgewinne aus
dem zweiten Weltkrieg. Das Umstellungsverh�ltnis - die Aufwertung -
betrug beispielsweise bei solchen R�stungskonzernen wie Mannesmann
1 : 2 und bei der Gute-Hoffnungs-H�tte sogar 1 : 3,1. Die
Ersparnisse der Bev�lkerung aber wurden durch die W�hrungsreform
im Verh�ltnis 100 : 6,5 abgewertet.
Zu dieser Zeit trat Adenauer als Vollstrecker der Spaltung in
Aktion. Am 1. April 1948 erkl�rte er auf einer Vorstandssitzung der
CDU, "da� die deutsche Einheit vom Westen her wieder aufgebaut
werden m�sse ... Das entscheidende politische Geschehen spiele sich
in den Westzonen ab." Sein Plan bestand darin, den Westen
Deutschlands abzuspalten, die Herrschaft der deutschen Imperialisten
wiederzuerrichten, Westdeutschland wieder aufzur�sten, um im
B�ndnis mit den USA dann den Osten Deutschlands wiederzuerobern und
Osteuropa "neuzuordnen".
Ich erinnere mich noch, wie am 7. April 1948 der konservative
britische Milit�rgouverneur Robertson jene Abgeordneten, unter
denen sich auch Dr. Adenauer befand, die zur Spaltung bereit waren,
mit den Worten ermunterte: "Wir bieten Ihnen ... unsere
Zusammenarbeit an. Lassen Sie sich von Unruhestiftern, die �Kollaborateur'
schreien, nicht einsch�chtern." Ich wurde damals, weil ich
diese nationalen Verr�ter als "alliiertes Hilfspersonal"
bezeichnet hatte, von einem britischen Milit�rgericht verurteilt.
Das war zu der Zeit, als der sogenannte Parlamentarische Rat, dessen
Vorsitzender Dr. Adenauer war, das Grundgesetz beriet, mit dem
Deutschland politisch gespalten wurde.
Grundgesetz im Auftrag der Besatzungsmacht geschaffen
Die Ausarbeitung der Verfassung, des Grundgesetzes, ist, wie die
wenigsten heute noch, wissen, keineswegs im Auftrag des deutschen
Volkes erfolgt. Die Bev�lkerung war �berhaupt nicht gefragt
worden. So konnte sp�ter denn auch ein bekannter Staatsrechtler
seinen Kommentar zum Grundgesetz mit den Worten beginnen: "Am
Anfang stand die Weisung!" N�mlich der Besatzungsm�chte! Die
Bev�lkerung hatte �berhaupt keine M�glichkeit, sich in
demokratischer Selbstbestimmung zu diesem tiefen Einschnitt zu
�u�ern. Die Mitglieder des Rates wurden in, den Landtagen der
L�nder der Trizone bestimmt. Es ist darum eine gro�e Irref�hrung,
wenn es in der Pr�ambel des Grundgesetzes hei�t, das deutsche Volk
habe diese Verfassung in freier Selbstentscheidung beschlossen.
Vielmehr stand am Anfang der Befehl der Besatzungsm�chte. Treffend
charakterisiert Karl Jaspers die Methoden, mit denen die
Entscheidungen vollzogen wurden: "Das Volk wu�te gar nicht,
was ihm geschah, und wirkte nicht mit."
Der Verfassungsgrundsatz, wonach alle Staatsgewalt vom Volke
auszugehen hat, ein Grundsatz, der auch im Artikel 20 des
Grundgesetzes enthalten ist, war somit schon in der Geburtsstunde
des westdeutschen Staates nur ein Lippenbekenntnis.
Es war �berhaupt kennzeichnend, da� der Parlamentarische Rat in
seinen Entscheidungen nicht souver�n war. Am 30. September 1948
lie�en die Milit�rgouverneure die Katze aus dem Sack. Sie
erkl�rten, da� der Rat keine Erm�chtigung h�tte, von den ihm
kraft Besatzungsrecht �bertragenen Aufgaben abzuweichen. Am 19.
Oktober 1948 wurden Befehle �ber die Verteilung der Machtbefugnisse
zwischen Bund und L�ndern unterbreitet. In einer Denkschrift an
Adenauer vom 22. November des gleichen Jahres wurde dem Rat sogar
ein ganzer Befehlskatalog �bergeben. Die Milit�rgouverneure
erkl�rten, nur unter diesen Bedingungen ihre Zustimmung zum
Grundgesetz zu erteilen.
Zwei Ereignisse im Parlamentarischen Rat waren vor allem
bezeichnend f�r den von der Reaktion vorgezeichneten Weg der
Bundesrepublik als eines aggressiven und hochger�steten Staates. Es
wurde die T�r zur Remilitarisierung ge�ffnet und es wurde die
Spaltung besiegelt.
�chtung des Krieges und des Kriegsdienstes als
Verfassungsgrundsatz gefordert
Im Entwurf des Grundgesetzes gab es keine Festlegung, den Krieg
zu �chten und die R�stung zu untersagen. Es war aber ein Absatz
vorhanden, da� zur Kriegf�hrung bestimmte Waffen nur mit
Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, bef�rdert und in
Verkehr gebracht werden d�rfen. Das war f�r die Schuldigen am
zweiten Weltkrieg, deren �konomische und politische Macht st�ndig
anwuchs, die �ffnung der T�r zur Wiederaufr�stung. Das konnten
wir Kommunisten nicht hinnehmen.
Durch unseren Genossen Heinz Renner beantragten wir, den Passus
aufzunehmen:
"Der Krieg ist ge�chtet. Kein Staatsb�rger darf zum
Kriegsdienst gezwungen werden."
Unser Antrag wurde zun�chst zur�ckgestellt, aber sp�ter ganz
abgelehnt. Statt dessen wurde eine Formulierung der SPD in das
Grundgesetz eingebaut, wonach niemand gegen sein Gewissen zum
Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden kann. Der wesentliche
Grundsatz, den Krieg zu �chten, wurde unter den Tisch gefegt.
Der Parlamentarische Rat lehnte auch unseren Antrag ab, auf die
Verabschiedung, des Grundgesetzes zu verzichten und stattdessen
Verhandlungen mit den Vertretern der damaligen sowjetischen
Besatzungszone in Braunschweig �ber die Schaffung einer
gesamtdeutschen Verfassung aufzunehmen.
In den entscheidenden Stunden vor der Verabschiedung des
Grundgesetzes machte ich damals Adenauer auf die Konsequenzen seiner
Handlung nachdr�cklich aufmerksam. In einer von Adenauer
gew�nschten Aussprache und auf seine Frage, wie ich, die Situation
sehe, hatte ich Adenauer gesagt: "Wenn Sie noch einen Funken
deutschen Nationalgef�hls besitzen, dann beenden Sie sofort die
Arbeit dieses Parlamentarischen Rates, denn das Grundgesetz, das
hier behandelt werden soll, bedeutet die Spaltung
Deutschlands!" Adenauer, der von meiner Mahnung betroffen war,
versuchte seine separatistische Vergangenheit zu vertuschen, die ich
am 8. Mal 1949 mit Tatsachen belegte.
Was Max Reimann bei der Grundgesetzverabschiedung sagte
In dieser entscheidenden 10. Sitzung am 8. Mai 1949 wurde das
Grundgesetz verabschiedet. Ich erkl�rte namens der KPD, da� wir
Kommunisten aus grunds�tzlichen Erw�gungen das Grundgesetz als
eine Urkunde der Spaltung Deutschlands ablehnen. Aber ich f�gte
sofort hinzu, da� der Tag kommen werde, da� wir Kommunisten das
Grundgesetz verteidigen werden gegen jene, die es brechen. Dieser
Zeitpunkt ist heute, jedermann sichtbar, da, seitdem die
Bundesregierung mit den Notstandsgesetzen das Grundgesetz in seinem
Wesensgehalt zerst�rt hat.
Am 12. September 1951 nahm unsere Partei die Konstituierung des
Bundesgerichtshofes in Karlsruhe zum Anla�, unser Verh�ltnis zum
Grundgesetz noch einmal zu pr�zisieren. Wir wiesen darauf hin, da�
das Grundgesetz in steigendem Ma�e von h�chsten Bundesstellen
mi�achtet und durch Ma�nahmen durchl�chert wurde, die sich
eindeutig gegen den Sinn und den Wortlaut des Grundgesetzes richten.
Die Mehrheit des Bundestages verabschiedete ein politisches
Strafrecht zur Anheizung des kalten Krieges, das im sch�rfsten
Widerspruch zum Grundgesetz stand, was sp�ter selbst vom
Bundesverfassungsgericht zugegeben werden mu�te.
Unsere Partei erkl�rte, da� wir Kommunisten unsere Zustimmung
zum Grundgesetz verweigerten, weil mit ihm Deutschland gespalten und
ein separater Staat gegr�ndet wurde, um aus Westdeutschland die
Hauptbasis der USA-Kriegspolitik in Europa zu machen. Unsere Partei
unterstrich noch einmal, da� die Gesetzgeber im Lauf ihrer
volksfeindlichen Politik ihr eigenes Grundgesetz brechen werden.
W�rtlich hei�t es in der Erkl�rung: Wir Kommunisten aber werden
die im Grundgesetz verankerten wenigen demokratischen Rechte gegen
die Verfasser des Grundgesetzes verteidigen.
Aktiv gegen jeden Verfassungsbruch
Eben auch darum, weil die KPD in der Folgezeit gegen jeden
Verfassungsbruch auftrat, und um den Widerstand gegen die
Remilitarisierung zu brechen, wurde die KPD verfolgt und verboten.
Treu dem proletarischen Internationalismus
Franz Ahrens schreibt: Von der ersten Stunde des Bestehens der
Sowjetunion an hat Max Reimann die Bedeutung, die dieser gr��ten
geschichtlichen Umw�lzung in unserem Jahrhundert zukommt, erkannt.
W�hrend ein Kautsky der jungen Sowjetmacht nur ein paar Wochen
Lebensdauer zubilligen wollte (- dann w�re angeblich der ganze
Bolschewistenspuk verschwunden -), hatte der 19j�hrige Soldat Max
Reimann schon sofort gesp�rt: das ist das Ereignis, das unser
ganzes Leben und das aller V�lker entscheidend umgestaltet!
Nicht eine Minute in seinem ganzen Leben hat er geschwankt in
seinem Vertrauen zur sozialistischen V�lkergemeinschaft. Zu allen
Zeiten ist Max Reimann der Sache des proletarischen
Internationalismus, der V�lkerverst�ndigung und des Friedens treu
geblieben.
Erf�llt von der �berzeugung, da� mit der Oktoberrevolution die
Weichen dieses Jahrhunderts ein f�r allemal auf den Sozialismus und
damit auf eine gl�ckliche Zukunft der Menschheit hin gestellt sind,
empfindet Max Reimann als Sch�nstes in seinem Leben, da� diese
�berzeugung im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder ihre
Best�tigung in der Praxis fand.
Unverge�lich wohl f�r alle, die das damalige Geschehen in Bonn
miterlebten, ist eine Episode, die sich am 22. September 1949 im
Bundestag zutrug und in der Max Reimann wie ein Fels in der Schlacht
stand, die f�r eine Politik des Friedens und der
V�lkerverst�ndigung von den Kommunisten geschlagen wurde.
Dieser Vorfall im Bonner Bundestag verdient der Nachwelt
�berliefert zu werden. Er ereignete sich in einer der ersten
Sitzungen des westdeutschen Bundestages �berhaupt. Schon bei dieser
Er�ffnungssession enth�llte die dominierende Partei des
westdeutschen Nachkriegsparlamentarismus, die CDU/CSU, ihre makabre
Meisterschaft im antikommunistischen Show-Gesch�ft und zeigte sich
den Verteufeleien eines Goebbels durchaus ebenb�rtig.
Adenauer will den Schlussstrich unter die NS-Verbrechen ziehen
und die Grenzen von 1937 wiederhaben
Zwei Tage zuvor hatte der am 15. September 1949 mit einer
einzigen Stimme Mehrheit (seiner eigenen!) zum ersten Bundeskanzler
gew�hlte Konrad Adenauer seine Regierungserkl�rung abgegeben. In
dieser Rede wurden bereits die Weichen gestellt f�r den
Revanchekurs, der 20 Jahre lang die offizielle Politik bestimmen
sollte, wurde der Antikommunismus bereits zur Staatsdoktrin erhoben.
Kommende Generationen werden bei der Lekt�re dieser
Regierungserkl�rung es sicherlich widerlich finden, wie Adenauer
bem�ht war, sich Liebkind zu machen bei den USA-Imperialisten.
Besonders gegen die Oder-Nei�e-Linie richteten sich Adenauers
Ausf�lle. Wir werden uns "unter keinen Umst�nden damit
abfinden!'' rief er aus und: "Wir werden nicht aufh�ren,
unsere Anspr�che auf diese Gebiete weiter zu verfolgen." Das
trug ihm frenetischen Beifall nicht nur von den B�nken der CDU/CSU,
sondern auch von Seiten der neonazistischen "Nationalen
Rechten"(1) ein, deren Wortf�hrer Richter(2) denn auch - wie
im Bundestagsprotokoll nachzulesen - prompt dazwischenkr�hte:
"Bitte auch das Sudetenland dabei nicht zu vergessen, Herr
Bundeskanzler!'
In serviler Weise stattete Adenauer den USA seinen
"besonderen Dank" ab und bekannte sich zum Kleineuropa. Es
bestehe, so sagte er, "kein Zweifel, da� wir nach unserer
Herkunft und nach unserer Geschichte zur westeurop�ischen Welt
geh�ren. Es gibt keinen anderen Weg als das Besatzungsstatut,
wieder zur Freiheit und Gleichberechtigung zu kommen`, worauf ihm
der KPD-Abgeordnete Heinz Renner den Zwischenruf
"Friedens-Vertrag" entgegenschleuderte.
W�hrend sich gerade jetzt wieder - im Jahre 1968 - in der
Welt�ffentlichkeit ein Sturm der Erregung zu erheben beginnt, da�
in der Bundesrepublik alle NS-Mordtaten und -Gewaltverbrechen im
n�chsten Jahr - 1969 - verj�hren und tausendfache SS-M�rder
straffrei ausgehen sollen, hatte Adenauer schon damals, also vor 20
Jahren!, in seiner Regierungserkl�rung feierlich erkl�rt, die
Bundesregierung sei entschlossen - ich zitiere w�rtlich aus dem
Bundestagsprotokoll -, "Vergangenes vergangen sein zu
lassen". Er forderte au�enpolitisch schon damals die Grenzen
von 1937, wetterte innenpolitisch schon damals - knapp vier Jahre
nach dem Ende der beispiellosen NS-Verbrechen - gegen alle
demokratischen und Linkskr�fte erneut "gegen den
Linksradikalismus", w�hrend er die in- und ausl�ndischen
Warnungen vor neonazistischen Umtrieben als ganz bestimmt weit
�bertrieben" abtat. Kein Wunder, da� ihm darauf der Sprecher
der neonazistischen "Deutschen Partei" (DP), Ewers, unter
"H�rt!-H�rt"-Rufen den "vollsten und ungeteilten
Beifall" seiner Fraktion versicherte.
Adenauer verstieg sich in seiner Regierungserkl�rung zur
ma�losen Verleumdung der von der Hitlerarmee �berfallenen
Sowjetunion und forderte unter auf die Tr�nendr�sen berechneter
Stimmungsmache die Freigabe der Kriegsgefangenen. Als ihm Heinz
Renner mit dem Zwischenruf: "Das erreicht man aber nicht durch
die verlogene Hetze!'' unterbrach, wurde Renner vom
Bundestagspr�sidenten K�hler ein Ordnungsruf erteilt. Denn, so
sagte K�hler, "derartige Bemerkungen w�hrend der Erkl�rung
des Bundeskanzlers zu machen, st�rt die W�rde des Hauses".
In der Debatte zur Regierungserkl�rung sprachen zun�chst die
Vertreter der CDU/CSU, der SPD, FDP, DP und der Bayernpartei.
Eine Friedensrede f�hrt zu Ausbr�chen des Kalten Krieges
Am 22. September erhielt endlich auch der Vorsitzende der KPD
Bundestagsfraktion, Max Reimann, das Wort. Und hierf�r hatte sich
die CDU/CSU, die das Auftreten eines echten Oppositionssprechers
f�rchtete, eine schamlose Provokation ausgedacht.
Max Reimann begann mit einer Darlegung der wahren
Machtverh�ltnisse in dem unter Bruch des Potsdamer Abkommens
gebildeten westdeutschen Separatstaat. Er hatte noch keine drei
Minuten gesprochen, da wurde er auch schon vom
CDU-Bundestagspr�sidenten K�hler unterbrochen.
Dabei hatte er nur auf das just am Tage nach der
Regierungsbildung in Kraft getretene Besatzungsstatut der drei
imperialistischen Besatzungsm�chte hingewiesen und die
amerikanische Zeitung "New York Herald Tribune" zitiert,
die am 16. M�rz 1949 geschrieben hatte:
"Die geplante westdeutsche Regierung ist auf den Status
einer kolonialen Verwaltungsstelle reduziert, die nicht unter einem,
sondern unter drei Vizek�nigen, dem franz�sischen, britischen und
USA-Milit�rgouverneur, oder ihren zivilen Nachfolgern
operiert."
"Deutlicher als diese Zeitung kann ich den Charakter dieses
Staates nicht ansprechen", hatte Max Reimann ausgerufen, was
ihm prompt einen Ordnungsruf eintrug und das strikte Verbot, das
Wort Kolonie im Zusammenhang mit der Bundesrepublik zu gebrauchen.
Doch Max Reimann lie� sich nicht beirren und fuhr fort:
"Ich m�chte ausdr�cklich noch einmal darauf aufmerksam
machen, da� das Besatzungsstatut in den H�nden der drei Hohen
Kommissare die eigentliche politische Grundlage des westdeutschen
Staates darstellt, einen Friedensvertrag verhindert und die
Besatzungsdauer ungekl�rt l��t." Und weiter: "Die
Begleitmusik bei der Bildung dieser Regierung ist das Geklirre
rollender Panzer im Ruhrgebiet und das Dr�hnen der Demontageh�mmer
zur Vernichtung unserer Friedensindustrie, um die deutsche
Konkurrenz auf dem Weltmarkt auszuschalten."
Max Reimann erinnerte auch an die zynische Bemerkung der
"New York Herald Tribune": "Es ist wahr, da� das
Schlagwort �Exportier oder stirb' f�r Gro�britannien und
Deutschland gilt. Aber wenn in dem kommenden Kampf um die
Weltm�rkte schon jemand sterben mu�, so sollen es die Deutschen
sein."
Reimann erkl�rte dazu: "Wir wollen nicht, da� diese
Fragestellung Wirklichkeit wird. Wir Deutschen wollen nicht sterben,
wir wollen leben. Deshalb treten wir f�r eine Verst�ndigung
zwischen Ost und West ein, f�r die Bildung eines gemeinsamen
Wirtschaftsausschusses zwischen den bestehenden Organen und f�r
eine gesamtdeutsche Wirtschaftspolitik." Er sprach sich f�r
den Handel mit dem Osten aus, wies auf den krisenerf�llten
Kapitalismus und die Krisenfestigkeit der Wirtschaft der UdSSR hin.
In seiner Rede w�rdigte Max Reimann - immer wieder von w�tenden
Hassausbr�chen seitens der Regierungsparteien unterbrochen - die
geschichtlich so bedeutsamen Industrie-, Boden- und Schulreformen in
der damaligen deutschen Ostzone. Er zeigte die Schwierigkeiten auf,
unter denen sie vollbracht werden mu�ten, aus eigener Kraft, ohne
Hilfe von au�en, ohne vorhandene Schwerindustrie.
Um ein sichtbares Zeichen zu geben, da� die KPD es mit ihrem
Bekenntnis zur Schaffung der Einheitsfront der Arbeiterklasse ernst
meine, hatte die KPD in der Bundesversammlung bei der Wahl des
Bundespr�sidenten am 12. September 1949 dem SPD-Kandidaten Dr. Kurt
Schumacher ihre Stimme gegeben. In der Debatte zur
Regierungserkl�rung unterstrich Max Reimann dies Bem�hen um das
Zusammenwirken von Sozialdemokraten und Kommunisten noch einmal mit
den Worten:
"Wir sind in den Betrieben, in den Parlamenten und auch
sonst wo immer zu gemeinsamen Absprachen mit den Sozialdemokraten
bereit, um den Ansturm der Reaktion auf die Positionen und Rechte
der werkt�tigen Bev�lkerung abzuwehren."
Als ihn auch hier wieder die CDU/CSU-Abgeordneten mit Gr�len und
Zwischenrufen zu unterbrechen suchten, konterte er scharf: "Ja,
das tut Ihnen weh, was?!''
Dann kam der Punkt, an dem die Erzreaktion�re in Regierung und
Bundestag zur gemeinsten Provokation griffen: die Oder-Nei�e-Linie.
Max Reimann enth�llte die Scheinheiligkeit, mit der die
Bundesregierung und Regierungsparteien und deren neonazistischen
Claqueure im Bundestag �ber die Aussiedlung der Deutschen aus den
Gebieten jenseits von Oder und Nei�e jammerten. Er wies auf die
geschichtliche Tatsache hin, da� es in Jalta und Potsdam die
Westalliierten waren, die die Aussiedlung forderten, w�hrend die
Sowjetunion den Standpunkt vertrat, dies sei eine innere
Angelegenheit der betroffenen Staaten selbst.
Nie auch, so rief Max Reimann aus, w�ren die Westalliierten
pl�tzlich umgeschwenkt und h�tten die Revision der
Oder-Nei�e-Grenze gefordert, wenn es nicht zu einer
volksdemokratischen Regierung in Polen gekommen w�re. Ja, w�re das
alte kapitalistische Polen unter Pilsudski geblieben, dann w�re ein
Churchill und jede antikommunistische englandh�rige Regierung sogar
bereit gewesen, die polnische Westgrenze ganz bis an die Spree zu
verlegen.
"Aber weil es anders gekommen ist (die Polen und
Tschechoslowaken sich vom anglo amerikanischen Einflu� befreit
hatten), deshalb will man revidieren, deshalb hetzt man das deutsche
Volk erneut gegen die V�lker des Ostens auf! Man gibt dem deutschen
Volk ein Kriegsziel! Um die deutsche Grenze bis hinter die Weichsel
ostw�rts zu verlegen! Das hat Hitler schon probiert!"
(Zuruf von der Mitte: "Wir fordern die alten Grenzen
wieder!`)
"Gerade die Revision st�rt nicht nur unser Verh�ltnis
gegen�ber Polen, sondern bedeutet, in der endg�ltigen Konsequenz,
den Krieg. Das darf nicht sein! Unser Volk darf nicht in einem
dritten Weltkrieg vernichtet werden!"
Besonders der CSU-Abgeordnete Strau� unterbrach den Redner immer
wieder mit w�tenden Zwischenrufen. Max Reimann aber fuhr fort:
"Wir wollen in Frieden und Freundschaft mit allen V�lkern
leben und besonders mit den V�lkern des Ostens und S�dostens. -
Die Oder-Nei�e-Grenze ist die Grenze des Friedens!"
(An dieser Stelle verzeichnet das Bundestagsprotokoll:
"Andauernd erregte Zwischenrufe: Pfui, pfui!, L�rm Glocke des
Pr�sidenten. - Erregte Zurufe: Abtreten! Abtreten!")
Max Reimann in diesen Tumult hinein: "Ich trete nicht ab,
bis ich nicht alles gesagt habe.'
(Fortgesetzter L�rm - Glocke des Pr�sidenten.)
Bundestagsabgeordneter K�hler: "Herr Abgeordneter Reimann,
ich habe seit gestern�"
(Andauernd gro�e Unruhe und Rufe: Pfui, pfui! Abgeordneter
Strau�: "Schickt ihn nach Moskau! Ziehen Sie die Uniform
an." - Abgeordneter Reimann: "Ich werde hier nicht
gehen!")
K�hler: "Meine Damen und Herren..."
(Andauernd gro�e Unruhe - Zurufe - "Moskauer Agent",
"Bezahlter Provokateur.' - Abgeordneter Reimann: "Das sind
Sie!" - L�rm.)
K�hler: "Abgeordneter Reimann, Sie haben eben
ausgesprochen, da� die Oder-Nei�e-Linie die Friedenslinie
ist."
(Anhaltend gro�e Unruhe).
K�hler weiter: "Seitdem gestern hier s�mtliche Parteien
gesprochen haben, haben sie �bereinstimmend die Oder-Nei�e-Linie
als die deutsche Grenzlinie abgelehnt. Das mu� ich hier einmal
feststellen."
(H�ndeklatschen in der Mitte und rechts.)
K�hler: "Es ist eine Provokation der �berw�ltigenden
Mehrheit dieses Hauses, wenn Sie derartige Ausf�hrungen machen. Ich
rufe Sie deshalb zur Ordnung."
(Bravo-Rufe und H�ndeklatschen in der Mitte und rechts -
Strau�: "Treten Sie ab! Aufh�ren!" - L�rm)
Max Reimann: "Ich gehe hier nicht fort!" (Abgeordneter
Strau�: "Aufh�ren! Abtreten!")
Die CDU zieht eine antikommunistische Schau gegen Max Reimann ab
Und hier folgt nun die Provokations-Szene, die in der Sprache des
Bundestagsprotokolls ganz harmlos wie folgt geschildert wird:
"Ein Zuh�rer, seinem Aussehen nach ein Heimkehrer aus
russischer Kriegsgefangenschaft, begibt sich unter erregten Zurufen
und Hinweis auf seine Kleidung und seine Schuhe durch die Reihen der
Abgeordneten zum Rednerpult. - Ein Teil der Abgeordneten der CDU
verl��t den Saal. - Der Zuh�rer wird aus dem Saal gewiesen."
In Wirklichkeit waren diese Strolche - es waren zwei - auf Max
Reimann gehetzt, um ihn vom Rednerpult herunterzupr�geln. Die
kommunistischen Abgeordneten werfen sich dazwischen, es entsteht ein
ungeheurer Tumult und Handgemenge.
Abgeordneter Fritz Rische (KPD): "Das ist eine unerh�rte
Provokation!"
Abgeordneter Heinz Renner: "Der junge Mann war gestern den
ganzen Abend hier. Diese Provokation ist seit gestern Abend
vorbereitet!"
Als die beiden "Heimkehrer"-Provokateure von den
kommunistischen Abgeordneten aus dem Saal gedr�ngt worden waren,
versuchte Max Reimann seine Rede fortzusetzen. Doch CDU-Pr�sident
K�hler gab ihm nur noch eine einzige Minute Redezeit und entzog ihm
dann das Wort, w�hrend die L�rmszenen noch und noch andauerten.
Sie schlugen in frenetischen Beifall seitens der CDU/CSU und der
Neonazis um, als Adenauer ans Rednerpult eilte und "im Namen
der Bundesregierung" mit geheuchelter Entr�stung emphatisch
verk�ndete: "Wir bedauern, da� dieser Saal und diese
Rednertrib�ne durch eine solche Rede des Abgeordneten Reimann, die
den deutschen Interessen absolut zuwiderl�uft, entweiht worden
sind."
Die "Heimkehrer' setzten unterdessen ihre Provokationen
drau�en in der Vorhalle des Plenarsaales unbek�mmert fort. Das
wurde selbst der SPD zu viel. Das Bundestagsprotokoll vermerkt an
dieser Stelle:
Zuruf von der SPD: "Herr Pr�sident, gebieten Sie mal Ruhe!
Die Demonstrationen nehmen ja kein Ende!" Weiterer Zuruf:
"Ich bitte festzustellen, wer da hinten sitzt!" -
Abgeordneter Renner: "Ich bitte festzustellen, wer den Mann
hierher organisiert hat! Gestern abend ist alles besprochen worden,
da� dieser Mann hier dieses Theater vorzuspielen hat! Dieses
Schauspiel ist famos gespielt worden!" - Abgeordneter Strau�:
"Ihr sollt die Erfolge eurer Politik sehen." Glocke des
Pr�sidenten. - Abg. Renner: "Gebt den Leuten lieber
Brot!" - Anhaltender L�rm. - Glocke des Pr�sidenten.
Bl�ttert man heute in den Bundestagsprotokollen zur�ck, dann
f�llt einem auf, da� schon gleich zu Anfang der Rede Max Reimanns
ein Zwischenruf "Haben Sie die Heimkehrer gesehen?"
erfolgte. Und zwar an der Stelle, als K�hler Reimann "mit
entsprechenden Ma�nahmen" drohte, falls er die Bundesrepublik
noch einmal als Kolonie oder Kolonialland bezeichnen w�rde. Der
Zwischenrufer konnte wohl kaum den vorgesehenen Show-Auftritt der
"Heimkehrer" abwarten.
Das Echo in der Welt �ber diese Provokations Szenen blieb nicht
aus. "Eisiges Entsetzen in Skandinavien �ber die
Zusammenst��e im Bundestag" - so �berschrieb damals die
"Frankfurter Rundschau" in ihrer Ausgabe vom 24. September
1949 ihren dreispaltigen Bericht ihres Skandinavien Korrespondenten
Kurt Neumann �ber diese Bundestagssitzung. Er ist wert, hier im
vollen Wortlaut wiedergegeben zu werden:
Entsetzen �ber Nationalismus der CDU/CSU im Ausland
"Stockholm, 23. September. Ohne alle Umschweife kann gesagt
werden: Die Auftritte, die am Donnerstag in Bonn erfolgten, sind
nicht nur ein schwarzer Tag der Deutschen Bundesrepublik, sondern
kommen in ihrer Wirkung auf das Ausland einer Katastrophe gleich,
die l�nger und tiefer nachklingen wird, als ihre Urheber �berhaupt
zu ahnen verm�gen. Die g�nstige Stimmung des Auslandes hat sich
�ber Nacht in eisiges Entsetzen verwandelt. Der zuerst freigebig
gew�hrte moralische Kredit ist in ein Mi�trauen umgeschlagen, das
nun nicht mehr am Ausbruch des Parlaments haltmacht, sondern
zugleich das bereits �berwundene Thema von der deutschen
Mentalit�t wieder in voller Wucht in den Vordergrund geschleudert
hat.
Der Korrespondent von �Svenska Dagbladet', einem streng
konservativen und bekannt deutschfreundlichen Organ, spricht von
Orgien des gro�deutschen Nationalismus. Die gro�e Majorit�t des
westdeutschen Parlaments, so hei�t es hier, sei von einer
Mentalit�t besessen, die es �u�erst schwer machen wird, die
deutsche Bundesrepublik als eine Feste des Friedens und der
Demokratie zu bezeichnen. Nach Ton und Geist der meisten Reden zu
urteilen, w�rde ein nichtokkupiertes Westdeutschland sehr rasch in
einen blutigen B�rgerkrieg gest�rzt werden. Man frage sich heute
unter den ausl�ndischen Beobachtern in Bonn, ob das Kabinett
Adenauer nicht �berhaupt so etwas wie ein Gegenst�ck zum Papen
Kabinett der Weimarer Republik sei.
Der gleiche Korrespondent, ein ausgezeichneter Kenner
Deutschlands, dessen Berichte nicht nur objektiv zu sein pflegen,
sondern stets auch von unleugbarer Sympathie f�r Deutschland
getragen sind, sieht es nun als h�chst fragw�rdig an, ob es im
Bonn Parlament �berhaupt irgendeine faktische Opposition gegen den
neuen undemokratischen und f�r den Frieden gef�hrlichen
Nationalismus gebe. Es ist bezeichnend f�r das streng konservative
�Svenska Dagbladet', das ja den Sozialdemokraten im eigenen Lande
scharf oppositionell gegen�bersteht, da� sein eigener
Korrespondent schreibt: Soweit diese Opposition (gegen den
Nationalismus) existiert, findet man sie in der SPD.' Aber', so wird
sofort hinzugef�gt, ,leider glaubt die Leitung dieser Partei, sich
am. Wettlauf der nationalistischen Schlagworte beteiligen zu
m�ssen.' Auf der anderen Seite h�tten aber mehrere der alten und
erfahrenen Politiker innerhalb der SPD mit R�cksicht auf die
Ereignisse der letzten Tage offen und ehrlich ihrer Bef�rchtung
Ausdruck gegeben, da� die Westdeutsche Bundesrepublik bereits von
Beginn an auf einen verh�ngnisvollen Weg geraten sei, der zum
genauen Gegenteil von Demokratie und Frieden f�hre.
Die gesamte Presse verurteilt einstimmig und ohne jegliche
Einschr�nkung die Amtsf�hrung des Pr�sidenten des Bundestages,
Dr. K�hler. Au�erdem wird hinzugef�gt, da� sich weder der
Bundeskanzler noch die Minister als f�hig erwiesen h�tten, die
Lage zu meistern. Es wird als zweifelhaft bezeichnet, ob Dr. K�hler
seinen Posten weiter behalten k�nne.
Das b�rgerliche Blatt �Stockholm Tidningen', das ein radikal
antikommunistisches Blatt par excellence ist, spricht nicht nur
w�rtlich von P�belauftritten der hypernationalistischen
Rechtsparteien', sondern gibt zugleich dem gr��ten Teil seines
heutigen Leitartikels die Form einer bei�enden Kritik. Das
Verhalten Dr. K�hlers gegen�ber Reimann, das aus grunds�tzlichen
parlamentarischen Erw�gungen in der sch�rfsten Form verworfen
wird, die Auftritte, die sich w�hrend der Ausf�hrungen Reimanns
abspielten, so hei�t es im Leitartikel, seien weder mit mangelnder
parlamentarischer Schulung, noch mit verzeihlicher patriotischer
Indignation zu entschuldigen. 'Alles', so hei�t es w�rtlich,
deutet darauf hin, da� sie einer Mentalit�t entspringen, der der
Sinn f�r das Grundlegende im Begriff der Demokratie fehlt.'
Das Echo der b�rgerlichen Presse Schwedens, die ja gegen�ber
der deutschen Frage kaum von Ressentiments beseelt ist, mu� als
Ausdruck tiefsten Entsetzens gewertet werden." Soweit die
Frankfurter Rundschau.
Die von Heinz Renner noch w�hrend der skandal�sen Vorf�lle im
Bundestag ausgesprochene Vermutung, da� es sich bei diesem
"Auftritt" der "Ru�land-Heimkehrer" um eine
Provokation, um bestellte Arbeit der Reaktion handelte, sollte sich
schnell als richtig erweisen. Nur wu�te er in dem Augenblick noch
nicht, a) wie hoch der Auftraggeber sa� und b) da� selbst die
Anz�ge der angeblichen "Heimkehrer" L�ge und Verleumdung
waren. Sie waren n�mlich, wie bald danach sogar gerichtsnotorisch
wurde, �berhaupt keine Ru�land-Heimkehrer, sondern abgefeimte,
wegen krimineller Delikte vom Staatsanwalt lang gesuchte Schurken
und Betr�ger. Und den Auftrag zu dieser Schmierenkom�die hatte
ihnen niemand anders als Bundeskanzler Adenauer und sein CDU- und
Busenfreund Bundestagspr�sident K�hler selbst gegeben.
Es mu�te schon stutzig machen, da� Bundestagspr�sident K�hler
am Ende des Tumults, als Heinz Renner immer wieder forderte, zu
untersuchen, wer die Provokation angestiftet h�tte, auf einmal
seine Glocke schwang und scheinheilig erkl�rte:
"Es ist mir mitgeteilt worden, da� sowohl auf der Trib�ne
wie au�erhalb des Plenums sich Personen an den Kundgebungen
beteiligten. Ich weise darauf hin, da� ich, wenn ich noch einmal
derartige Kundgebungen au�erhalb des Plenums dieses Saales
beobachte, sofort die Trib�ne r�umen lassen werde."
(Zwischenruf des Abgeordneten Renner: "Das kommt reichlich
post festum.")
Wollte K�hler hier schon seine Spuren verwischen, so trug er
nach der Mittagpause noch dicker auf, als er zu Beginn diese
seltsame "Erkl�rung" abgab: Die Logen, die sich im
Hintergrund des Hauses unterhalb (!) der Balustrade befinden, sind
lediglich Angeh�rigen der Bundesregierung bzw. Beamten der
L�nderregierung zug�nglich. Ich mu� darum bitten, da� Mitglieder
des Hauses davon absehen, etwa Bekannte oder Verwandte aufgrund
irgendeines Ausweises in diese Logen zu placieren. F�r Damen und
Herren, die weder dem Hause angeh�ren noch Vertreter der
Bundesregierung oder des Bundesrates sind, ist lediglich die
Trib�ne oberhalb des Saales zur Verf�gung gestellt."
Der Heuchler: Niemand anders als er selbst hatte die Gauner durch
eben diese Loge in den Plenarsaal einschleusen lassen! Es ist das
Verdienst des bekannten kommunistischen Journalisten und Publizisten
Emil Carlebach, des fr�heren hessischen Landtagsabgeordneten, die
ganze Schmierenkom�die und ihre Drahtzieher entlarvt zu haben.
In einer Gerichtsverhandlung vor dein Karlsruher Sch�ffengericht
- freilich erst ein halbes Jahr sp�ter wurde dieser ganze
Gaunerfilm noch einmal abgespult. Lassen wir auch hierzu den Zelt
Chronisten sprechen. Das "Badische Volksecho" schrieb
dar�ber am 18. M�rz 1950 unter der Schlagzeile: "Geht mal
vor, ihr Heimkehrer!" und mit den Unterzeilen: "Der Fall
der beiden falschen Ru�land-Heimkehrer' - ein Skandal der Bonner
politischen Prominenz. Politische Skrupellosigkeit und abgefeimtes
Gaunertum paarten sich zur Antisowjet- und -Kommunistenhetze"
wie folgt:
"Gestern standen die beiden Gauner Thilo Wagner und
Siegfried Kluge, die falschen Ru�land Heimkehrer, die im Bonner
Bundestag die Rede des kommunistischen Parteivorsitzenden
unterbrachen, vor dem Karlsruher Sch�ffengericht. Im Verlauf der
vierst�ndigen Verhandlung ergab sich eindeutig das Bild, da� die
beiden Gauner ihre Schmierenkom�die im Bonner Bundesparlament unter
politischer Regie einer ganzen Anzahl, vorwiegend CDU-Abgeordneter,
des Bundestags-Pr�sidenten Dr. K�hler und des Bundeskanzlers, Dr.
Adenauer, durchf�hrten. Die k�rzlich von der richterlichen
Untersuchungsbeh�rde der �ffentlichkeit �bergebene Erkl�rung,
da� die Voruntersuchung mit dem Ergebnis abgeschlossen habe, da�
das erb�rmliche Schauspiel der beiden falschen Ru�land Heimkehrer
nicht in Verbindung mit Abgeordneten und Ministern gestanden habe,
also ohne politischen Hintergrund gewesen sei, wurde in jedem Punkt
L�gen gestraft. Die Feststellungen in dem offenen Brief, den
deshalb der bekannte Frankfurter Journalist und
Landtagsabgeordneter, Emil Carlebach, an den Karlsruher Staatsanwalt
schrieb, wurden im Proze�verlauf Punkt um Punkt best�tigt. Mit
zwei ganz gew�hnlichen Gaunern hatten damals in der
Bundestags-Sitzung prominente Mitglieder des Bundestages und der
Regierung eine abgefeimte politische Intrige gegen die
Kommunistische Partei inszeniert.
Aus den Aussagen der Angeklagten Wagner und Kluge ergab sich
folgendes Bild �ber ihre politische Rolle in Bonn: Der
CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. H�fele hatte die beiden als Ru�land
Heimkehrer verkleideten Halunken am Bahnhof angesprochen und sie
nach reichlicher Bewirtung im Bahnhofs-Restaurant aufgefordert, mit
in das Bundestagsgeb�ude zu kommen. Gleich bei ihrem Eintreffen
wurden sie vom Bundestagspr�sidenten, Dr K�hler, und dem
Bundeskanzler Adenauer empfangen, die sie, als w�ren sie F�rsten,
einluden, an der Sitzung des Bundestages teilzunehmen. Anschlie�end
an diese Sitzung waren sie im Bundestags-Restaurant gefeierte G�ste
des Bundeskanzlers und vieler Abgeordneter.
In ihren Aussagen vor Gericht sonnten sich die beiden Gauner
geradezu bei der Schilderung, wie sehr man sich um sie von h�chster
Stelle aus dabei gek�mmert und gedienert' habe. Im
Bundestags-Restaurant unter Abgeordneten, Ministern und selbst dem
Kanzler, erfolgte die Aufforderung an Wagner und Kluge, am n�chsten
Tag ja p�nktlich wieder in der Plenarsitzung des Bundestages in der
Maskerade der Ru�land-Heimkehrer zu erscheinen. Das haben sie
getan. Die Polizei erwies sich als im �Bilde'. Sie waren auch
bereits vorher unterrichtet, da� Max Reimann sprechen werde und ihr
Erscheinen bedeutungsvoll sei.
Als Max Reimann sprach, tauchten die beiden Gauner am Rednerpult
auf, ermutigt durch den Ruf �Geht mal vor, ihr Heimkehrer!', um
dann unter wohlwollender Duldung' des Bundestagspr�sidenten Dr.
K�hler, als ob sie nicht im Bundestag, sondern in einer
Vorstadt-Schmiere w�ren, ihre Rolle vorzuspielen.
Um das Ma� voll zu machen, wurden sie anschlie�end von
Gl�ckw�nschen nur so �bersch�ttet. Dr. Adenauer versicherte
ihnen, sie seien jetzt Ehreng�ste des Bundestages, sie erhielten
von ihm die Anweisung, ihre Gage' von je 50 DM im Bundeskanzleramt
abzuholen. Nach Papieren seien sie w�hrend ihres Bonner Gastspiels
nicht gefragt worden, war das letzte, was die Gauner aussagten, als
die Gerichtssitzung unterbrochen wurde.
Die Verhandlung gegen die beiden �Lieblinge von Bonn' erfuhr
einen �berraschenden Abschlu�. Das Sch�ffengericht erkl�rte sich
f�r nicht zust�ndig, da bei dem eminenten Vorstrafenregister der
beiden f�r Bonn engagierten Gauner mit einer Strafh�he zu rechnen
sei, die in den Zust�ndigkeitsbereich der n�chsth�heren Instanz
falle. Der Proze� wurde an das Landgericht �berwiesen.
Das Karlsruher Sch�ffengericht ist damit den skandal�sen Fall,
der weniger ein Fall der beiden Schwindler, daf�r aber umso mehr
der obersten Prominenz des westdeutschen Separatstaates ist, los.
F�r das Landgericht in Karlsruhe, das nun die �Ehre' hat, ihn zu
bearbeiten, besteht die nicht zu umgehende Konsequenz, den Kanzler
Dr. Adenauer, den Bundestagspr�sidenten Dr. K�hler, den
CDU-Abgeordneten Dr. H�fele und eine Reihe weiterer Bonner
Politiker als Zeugen zu zitieren, wenn vor ihren Schranken die
Schmierenkom�die von Bonn erneut zur Verhandlung steht.
Die Verhandlung vor dem Karlsruher Sch�ffengericht hat in
grellem Licht gezeigt, wie sich Skrupellosigkeit mit niedriger
Erb�rmlichkeit und Gaunerei paart, um in Antisowjet- und Kommunistenhetze machen zu k�nnen. YM."
Doch wer sich Hoffnung machte, da� nunmehr vor dem h�heren
Gericht der Fall noch gekl�rt und nach allen Seiten und
Hintergr�nden durchleuchtet w�rde, kennt die bundesdeutsche Justiz
nicht. Sie zog sich und die CDU-Prominenz elegant aus der Aff�re.
Lakonisch meldete dar�ber die "Welt" vom 25. April 1950
nur:
"Das Landgericht in Karlsruhe f�llte am Montag das Urteil
gegen die beiden falschen Heimkehrer von Bonn, den 23j�hrigen
Siegfried Kluge und den 42j�hrigen Thilo Wagner. Kluge erhielt
wegen Diebstahls und fortgesetzten Betrugs sieben Monate, Wagner
wegen schweren Diebstahls im R�ckfall und gemeinschaftlichen
Betrugs in zwei F�llen zwei Jahre und sechs Monate Gef�ngnis. Die
Untersuchungshaft wurde ihnen angerechnet.
Das Gericht hatte absichtlich die M�glichkeit politischer
Hintergr�nde f�r das Auftreten der beiden bei der Reimann-Rede am
22. September 1949 im Bonner Plenarsaal unber�cksichtigt gelassen,
da es sich nur um die juristische Seite des Falles zu k�mmern
hatte."
So einfach ist das also. In jedem anderen demokratischen Staat
h�tte ein Regierungschef, der in solcher kriminellen Aff�re
verwickelt gewesen war, den Hut nehmen m�ssen. Damals, in der
Geburtsstunde des neuen Parlaments, konnte man noch mit ein wenig
Naivit�t den Kopf sch�tteln und fragen: Was mu� eigentlich in
Bonn passieren, damit etwas passiert? Seitdem wir erlebt haben, da�
ein Minister wie Franz Josef Strau� das Parlament bel�gen und
betr�gen und trotzdem - nach kurzer Kaltstellung wieder ins
Kabinett einsteigen, ja zum Kanzlermacher avancieren kann, stellt
man solche, naiven Fragen nicht mehr. Man legt die Betonung eben auf
das: "in jedem anderen demokratischen Staat".
Mutiges Bekenntnis zur Oder-Nei�e-Grenze
Die westdeutsche Bundesrepublik wurde - wie der Korrespondent des
streng konservativen schwedischen "Svenska Dagbladet' damals
schon bef�rchtete - "zum genauen Gegenteil von Demokratie und
Frieden". Der kommunistische Abgeordnete Max Reimann aber ging
in die Parlamentsgeschichte ein als der Mann, der in schwierigster
Zeit sich mutig der antikommunistischen Massenhysterie und der
Revanchehetze entgegenwarf und mit dem Bekenntnis zur
Oder-Nei�e-Grenze als Friedensgrenze der Sache des proletarischen
Internationalismus wie den wahrhaften nationalen Belangen des
deutschen Volkes einen gro�en Dienst erwies.
(1) "Nationale Rechte" = Zusammenschlu� der Deutschen
Rechtspartei (DRP) und der Deutschen Konservativen Partei im 1.
Bundestag.
(2) Richter entpuppte sich �brigens sp�ter als ein alter
waschechter hoher Nazifunktion�r, der unter anderem Namen (1) in
den Bundestag eingezogen war! Das alles war schon 4 Jahre nach dem
Ende der Hitler �ra wieder im westlichen Teil Deutschlands
m�glich! Erst am 20. 2. 1952 wurde dieser "Franz Richter' im
Bundeshaus verhaftet. Es war der ehemalige Gauhauptstellenleiter der
NSDAP Fritz R��ler. Obwohl schon 1949 wegen Verhetzung der
Jugend" im Schuldienst und im gleichen Jahr im Wilton"
Park Lager in England aufgefallen, weil er Verbindung zum britischen
Faschistenf�hrer Mosley suchte, lie� man ihn bis 1952 Im Bundestag
sein Unwesen treiben!
|