Max Beckmann in Kunst | Schülerlexikon | Lernhelfer

Max Beckmann

MAX BECKMANN – Stationen seines künstlerischen Wirkens

MAX BECKMANN wurde am 12. Februar 1884 in Leipzig geboren und verbrachte nach dem Tod des Vaters 1894 einen Teil seiner Kindheit in Braunschweig. 1900 bis 1903 studierte er an der Kunstakademie in Weimar, wo er 1902 seine spätere Frau MINNA TUBE kennen lernte. 1903 hielt er sich längere Zeit in Paris auf, wo er vor allem die Impressionisten studierte. Im selben Jahr noch ließ er sich in Berlin nieder.

Von dem Einfluss der impressionistischen Malweise zeugt sein frühestes erhaltenes Gemälde „Junge Männer am Meer“ (1905, Weimar). 1906 heiratete er MINNA TUBE. Im selben Jahr beteiligte er sich an einer Ausstellung der Berliner Sezession, einer jener um 1900 gegründeten Künstlervereinigungen, deren Mitglied er 1907 wurde.

1906 erhielt er den Villa-Romana-Preis und verbrachte mit einem Stipendium sechs Monate in Florenz. Nach der Rückkehr 1907 nach Berlin entstanden zahlreiche Gemälde. BECKMANN war an mehreren Ausstellungen beteiligt; 1913 hatte er bei PAUL CASSIRER in Berlin seine erste Einzelausstellung. 1914 meldete sich BECKMANN freiwillig als Sanitäter zum Militärdienst, wurde 1915 aber bereits nach einem Nervenzusammenbruch wieder entlassen.

BECKMANN zog nach Frankfurt am Main. 1925 wurde er Professor an der dortigen Städelschule und nahm an der berühmten Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ in der Mannheimer Kunsthalle teil. Er ließ sich von MINNA TUBE scheiden und heiratete MATHILDE VON KAULBACH, genannt „Quappi“, die uns ebenso wie seine erste Frau durch zahlreiche Porträts bekannt ist.

1933 wurde BECKMANN wie viele andere Künstler fristlos aus dem Staatsdienst entlassen. Bis 1937 lebten die BECKMANNs noch in Berlin, dann emigrierten sie nach Amsterdam, 1947 in die USA, wo MAX BECKMANN unter anderem an der Washington University Art School in St. Louis und an der Art School des Brooklyn Museums in New York lehrte. Am 27. Dezember 1950 starb BECKMANN in New York.

Figurative Malerei der klassischen Moderne

MAX BECKMANN malte zunächst im impressionistischen Stil Landschaften und Figurenkompositionen. Infolge der schockierenden Erlebnisse des Ersten Weltkrieges, die den als Sanitäter dienenden BECKMANN in eine psychische Krise stürzten, entwickelte er seine eigene malerische Handschrift, die kunsthistorisch weder der Neuen Sachlichkeit noch dem Expressionismus ganz zuzuordnen ist.

Er schuf in enge Bildräume gedrängte Kompositionen mit zum Teil grotesken Gestalten und mit Gegenständen – Musikinstrumenten, Vasen – und mit Tieren, wie vor allem dem Fisch; Bildelemente voller Symbolik, die bis heute als nicht entschlüsselbar gilt. Es ist davon auszugehen, dass er den Zwiespalt moderner Existenz in Gleichnissen auszudrücken suchte.

Er richtete seinen Blick auf die Ohnmacht und Hilflosigkeit des Individuums in einer heillosen, von Gewalt erfüllten Zeit, zum Beispiel in einem seiner Hauptwerke „Die Nacht“ (1918/19; Düsseldorf, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen).

Um 1926 wurden seine Farben unter dem Einfluss der französischen Moderne reiner und leuchtender, seine Zeichnung freier. Ein Hauptmotiv aller Schaffensperioden BECKMANNs ist das Selbstporträt.

Immer wieder hat sich der Künstler mit den Mitteln der Malerei selbst befragt: In sogenannten Rollenporträts oder selbstbewusst als Bürger der Gesellschaft, wie in „Selbstporträt als Clown“ (1921).

Auch von seinen beiden Ehefrauen MINNA TUBE und MATHILDE VON KAULBACH gibt es zahlreiche Porträts von seiner Hand. Seit 1930 mehrten sich die Bilder, in denen BECKMANN mythologische Motive, politische Ereignisse und autobiografische Erlebnisse zu einem „gemalten Welttheater“ vereinte.

Die vielschichtigen Szenen seiner neun Triptychen, die zwischen 1930 und 1939 in einer als privat-mythologisch zu bezeichnenden Bildsprache entstanden, lassen sich auch unter Zuhilfenahme von BECKMANNs Schriften kaum entschlüsseln.

Als die bekanntesten Triptychen gelten „Abfahrt“ (1932/33; New York, Museum of Modern Art), dessen Entstehungsgeschichte zweifelsfrei mit der Emigration des Künstlers in Verbindung zu bringen ist, und das späte Triptychon „Argonauten“ (1950; New York, Sammlung Max Beckmann).

BECKMANN schuf auch einige Skulpturen und ein umfangreiches grafisches Werk, das außer Einzelblättern auch einige Illustrationszyklen umfasst.

„Die Nacht“ – Politik, Zeitgeschehen und privates Schicksal

Von August 1918 bis März 1919 hat MAX BECKMANN an seinem Gemälde „Die Nacht“ (Düsseldorf, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) gearbeitet.
Der Blick fällt in eine splittrig verwinkelte, enge Dachkammer.

Drei Männer sind dort eingedrungen. Mit teilnahmslosen Gesichtern foltern, vergewaltigen, töten sie und verschleppen sie ein Kind. Die Leiber und Glieder der Opfer sind grauenvoll verrenkt.

Das Ende des Ersten Weltkrieges, die Novemberrevolution, der Spartakusaufstand und die Gründung der KPD durch die Spartakisten am 30. Dezember 1918 fielen in die Entstehungszeit des Bildes. Am 15. Januar 1919 ermordeten in Berlin Soldaten eines Freikorps KARL LIEBKNECHT und ROSA LUXEMBURG, die an der Spitze der Kommunistischen Partei Deutschlands standen.

In dem Mann rechts im Bild, mit Ballonmütze und Staubmantel, hat man Züge LENINs erkennen wollen. Doch nicht allein Zeitereignisse erklären die Gewalttätigkeit, die das Bild ausstrahlt, sondern auch Stilmittel, die eine holzschnittartige, an altdeutscher Malerei geschulte Formensprache in dem gedrängten Bildraum aufweisen. Bei dem Bild solle man, wie BECKMANN anmerkte „über dem Gegenständlichen das Metaphysische nicht vergessen“. So hat man „Die Nacht“ auch als ein Werk BECKMANNs im Geiste FRIEDRICH NIETZSCHEs interpretiert: das Leben als ewiger Kampf. Doch besteht in dieser Szene keine Hoffnung mehr auf Erlösung.

In dem geschundenen Mann links im Bild, der gerade stranguliert wird, hat man eine Selbstdarstellung BECKMANNs gesehen. Demonstrativ zeigt er Arm und Hand in einer Haltung, die an die des Christus der Kreuzabnahme erinnert. Das Kind rechts im Bild identifizierte man als BECKMANNs Sohn PETER. Die Frau im Hintergrund wird als MINNA TUBE, seine Frau, interpretiert, die zu dem damaligen Zeitpunkt gerade ein Engagement als Opernsängerin in Graz angenommen hatte. Die Familie fiel auseinander. „Die Nacht“ wird somit zum privaten wie zum zeitgeschichtlichen Golgatha.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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