Max Amann (1891-1957) gehört zu den einflussreichsten deutschen Verlegern des 20. Jahrhunderts. Allerdings hängt diese Rolle einzig und allein mit seinem wichtigsten Autor zusammen: Adolf Hitler. Denn es war Amanns Franz-Eher-Verlag, in dem die Werke des NSDAP-„Führers“ erschienen, der – nebenbei – seinem Verleger auch die Verwaltung der immensen Tantiemen für die mehr als zehn Millionen verkauften Exemplare seiner Bekenntnisschrift „Mein Kampf“ zugestanden hatte.
Da Amann nicht nur dem NS-Verlagsimperium vorstand, zu dessen 1000 Zeitungen und Zeitschriften unter anderem der „Völkische Beobachter“ gehörte, sondern auch an dessen Gewinnen beteiligt war, gehörte Hitlers Verleger zu den hochbezahlten Spitzenfunktionären des NS-Regimes. Seine enormen Geldmittel suchte er denn auch nach dem Vorbild von Kollegen wie Göring und Goebbels anzulegen. Er erwarb Kunst, mit der er seine Villa in St. Quirin am Tegernsee ausstaffierte. Auf welche Wege das geschah, ist unklar.
14 dieser Kunstwerke wurden jetzt von Münchner Pinakotheken in ihrem Bestand identifiziert. Die zehn Gemälde und vier Skulpturen gelangten nach 1945 als „Überweisungen aus Staatsbesitz“ in den Museumsbestand, melden die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Nachdem sie von den Provenienzforschern der Häuser Amann zugeordnet werden konnten, wurden sie der Internetplattform Lost Art gemeldet. Damit soll geklärt werden, ob Werke aus Amanns Sammlung zur sogenannten Raubkunst gehören, die ursprünglich jüdischen Eigentümern gehörte. Bislang lägen dazu keine konkreten Hinweise vor, heißt es aus München.
Er fand den Titel „Mein Kampf“
Vor allem Genremalerei des 19. Jahrhunderts hatte es dem SS-Obergruppenführer ehrenhalber angetan. Im Ersten Weltkrieg war Amann als Vizefeldwebel zeitweise Hitlers Vorgesetzter im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16. 1921 trat er mit der Mitgliedsnummer 3 in die NSDAP ein. Während der Festungshaft in Landsberg, die ihm seine Teilnahme am Hitler-Putsch 1923 eingetragen hatte, bewies Amann seine Treue Hitler gegenüber als Sekretär, indem er dessen Diktate zu seinem zweiten Buch aufnahm. Auch der Titel „Mein Kampf“ soll auf Amann zurückgehen.
Im Dritten Reich gehörte Amann als Vorsitzender des Reichsverbandes der Deutschen Zeitungsverleger und als Präsident der Reichspressekammer zu den wichtigen Kulturfunktionären. Auch an der Exekution der SA-Führung im Juni 1934 war Amann beteiligt. Nach 1945 wurde er als „Hauptschuldiger“ zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt, kam aber bereits nach fünf Jahren frei. Sein Vermögen wurde eingezogen.
Die Provenienzforscher der Pinakotheken setzten ihre Recherchen fort, um die Unklarheiten über die Herkunft von Amanns Sammlung so weit wie möglich zu beseitigen, versichern die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.