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Anstieg in Kriminalstatistiken: Experte geißelt absurde Anti-Gewalt-Strategie an Schulen - und nennt 3 goldene Regeln
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Polizisten stehen vor einer Schule.
Matthias Merz/dpa Polizisten stehen vor einer Schule.
  • FOCUS-online-Autorin

Die aktuellen Meldungen rund ums Thema Gewalt an Schulen schockieren. Kriminalstatistiken zeigen deutliche Anstiege. Präventionscoach und Anti-Mobbing-Trainer Carsten Stahl hat die Entwicklung kommen sehen und vielfach an Schulen und Politiker appelliert. Für den 51-Jährigen ist klar, wie die nächsten Schritte aussehen müssen.

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Die zunehmende Gewalt an Schulen wurde zuletzt in vielen Berichten thematisiert. Die Entwicklung scheint alarmierend. Allerdings liegen noch keine Zahlen für ganz Deutschland vor.

Nicht für ganz Deutschland, noch nicht. Aktuell berichtet die Polizei jedoch von einer deutlichen Steigerung der Fallzahlen in einzelnen Bundesländern. Allein hier in Berlin gibt es an jedem Unterrichtstag im Durchschnitt fünf Polizeieinsätze an Schulen. Was ganz Deutschland angeht: Da wissen wir bald mehr, die Kriminalstatistik wird für die nächsten Wochen erwartet. Ich sage schon jetzt einen Aufschrei voraus.

„Es bewegt sich sogar was in die falsche Richtung“

Nehmen wir NRW. Hier ist von 2019 bis 2022 – aktuellere Daten gibt es im Moment nicht – die Zahl der Fälle um mehr als fünfzig Prozent gestiegen.

Und was ist seitdem in NRW passiert? Was ist bundesweit passiert? Seitens der Politik sehe ich keine Bereitschaft, zu handeln. Die Rede ist immer wieder von Einzelfällen. Oder auch, schön verwässernd, von 'gesamtgesellschaftlichen Problemen'. So kann man sich leicht wegducken und dann bewegt sich wieder nichts. Mehr noch: Es bewegt sich sogar was in die falsche Richtung. 

Probleme an Ihrer Schule oder Kindergarten?

Ihre Kinder haben Gewalterfahrungen an Schule oder Kindergarten? Oder Sie arbeiten an einer Schule und Kindergarten und können über Probleme mit Gewalt berichten? Dann melden Sie sich unter mein-bericht@focus.de bei uns und schildern Sie uns Ihren Fall. Bitte mit Angabe, wie wir Sie für Rückfragen erreichen können. Danke. Ihre FOCUS-online-Redaktion



Was meinen Sie?

Anstatt Ressourcen bereitzustellen, werden Gelder gekürzt. Die „Respekt Coaches“, eine Präventivmaßnahme, über die Sozialarbeiter Kindern und Jugendlichen vor Ort an den Schulen den Rücken stärken sollten, werden zurückgefahren. Die dafür vorgesehenen 20 Millionen Euro pro Jahr sollen gestrichen werden. Das Programm, das Schülern bei sozialen Problemen nach der Corona-Pandemie helfen sollte, ist schon abgeschafft. Ich sage mal böse: Aber Geld für Fahrradwege in Peru ist da, ja?

Absurde Anti-Gewalt-Strategie mit Handpuppen

Sind Präventionsveranstaltungen gegen Mobbing nicht Standard an den Schulen?

Ja, sicher. Da lässt man alle paar Jahre einen Streifenpolizisten oder einen Präventionsbeauftragen der Polizei kommen, damit man sagen kann, dass man etwas unternommen hat. Oder man holt die verstaubten Handpuppen oder andere wenig wirksame Programme an die Schulen.

Handpuppen?

Das ist kein Witz, so geht in Deutschland teilweise noch Mobbingprävention an Grundschulen, mit Kasperle und Krokodil. Kommt mir bitte nicht damit, dass diese Art von Herangehensweise bei 6- bis 10-Jährigen richtig wäre. Wir leben im digitalen Zeitalter. Auch Grundschüler haben heute oft schon ab der 3. Klasse Handys. Die Handpuppen-Nummer macht fassungslos. 'Wollen die uns verarschen?', denken da sogar viele Grundschüler.

Über Carsten Stahl

Carsten Stahl ist ein deutscher Unternehmer, Autor und ehemaliger Personenschützer. Er wurde bekannt durch seine Rolle in der RTL-2-Sendung "Privatdetektive im Einsatz". Später gründete er die Initiative "Camp Stahl", die sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen und sie in Konfliktlösungsstrategien zu schulen. Stahl hat auch mehrere Bücher zum Thema Mobbing und Gewaltprävention veröffentlicht.



Zugegeben, eine gewisse Komik hat das jetzt schon.

Es ist aber überhaupt nicht witzig. Wissen Sie was? Ich war in den letzten zehn Jahren auf zehn Beerdigungen. Alles Kinder, die gestorben sind, weil Mobbing im Spiel war. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele verzweifelte Eltern mich Tag für Tag anschreiben und mich um Hilfe bitten. Leider teilweise erst, wenn Mobbing schon außer Kontrolle ist. Bei fast allen prominenten Fällen, die zuletzt durch die Medien gegangen sind, war ich involviert.

Erzählen Sie.


Da ist der 16-jährige Fillipp, der Ende Januar so heftig verprügelt wurde, dass er ins Koma fiel und starb. Oder die 15-jährige Dharuna, die lange an der Schule gemobbt wurde und sich Anfang März wegen Mobbing das Leben nahm. Die im letzten Sommer in die Schlagzeilen geratene „Heide-Gang“ hat zu Beginn dieses Jahres einen 13-Jährigen verprügelt. Jugendliche aus demselben Täterkreis hatten davor ein Mädchen mit Behinderung stundenlang misshandelt und gefilmt. In beiden Fällen, wie in all den anderen genannten Fällen, haben sich die Familien der Opfer an uns gewendet und um Hilfe und Unterstützung gebeten. Bereits im vergangenen Jahr war ich in Heide.

Was haben Sie dort gemacht?

Ich habe von Schulen, Behörden, dem Jugendamt und dem Bürgermeister auf einer von uns mit-organisierten Demo mit über 2000 Teilnehmern in Richtung Behörden gefordert: Ihr müsst endlich konsequent durchgreifen. Nichts ist seitdem passiert - für die Gang offenbar ein Freibrief, weiterzumachen. Es ist immer wieder dasselbe Muster. Das Geschehene wird totgeschwiegen. Bei Filipp war es der Bruder, der schließlich auf mich zugekommen ist. Ich habe den Fall dann auf Wunsch und mit Zustimmung von Filipps Eltern auf allen unseren sozialen Plattformen und mit den Medien öffentlich gemacht. In Gedenken an Filipp habe ich mich der Schule, die er besucht hat, kostenfrei für Prävention und Aufklärung gegen Mobbing und Gewalt zur Verfügung gestellt.

Experte: Schulen müssen Problem klar benennen

Wie hat die Schule auf das Angebot reagiert?

Gar nicht. Sie ducken und verstecken sich. Und Leugnen, leider oft das Übliche. Aber ich habe nicht lockergelassen. Im nächsten Schritt kam die Schulleitung dann aus der Deckung. Sinngemäß sagten sie: 'Das ist alles gar nicht so. Wir tun bereits viel'. Zahlreiche Eltern, deren Kinder diese Schule besuchen, sehen das allerdings anders. 'Das stimmt nicht', haben sie mir und auch öffentlich, auf einer Demo, die wir  in Gedenken an Filipp organisiert haben, vor vielen Teilnehmern und der Presse gesagt.

Aussage gegen Aussage - so kommt man vermutlich nicht weiter.

Doch. Wenn betroffene Eltern vor vielen hundert Menschen ins Mikro sprechen, dann schon. Auch viele Schüler haben ihr Schweigen gebrochen. Wir haben Mobbing an der Schule – als das endlich mal ausgesprochen war, war das wie ein Dammbruch. Und nicht nur in Meinerzhagen war das so. In Heide sitzen inzwischen vier der Haupttäter in Untersuchungshaft. Ich gebe es Ihnen schriftlich: Wenn wir das nicht öffentlich gemacht hätten, würden die heute noch frei herumlaufen.

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Passiert das denn häufig, dass Schulen das Problem nicht wahrhaben wollen?


Häufig? In mindestens der Hälfte der Fälle! Ständig erlebe ich Schulleitungen, die sagen: 'Wir haben kein Problem mit Mobbing und Gewalt an unserer Schule.' Das Prinzip: Besser schweigen als dumm dastehen. Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Ich mache keiner Schulleitung einen Vorwurf, wenn es an Ihrer Schule Mobbing und Gewalt gibt. Einen Vorwurf mache ich dann, wenn nichts dagegen unternommen wird. Wenn der sogenannte 'gute Ruf der Schule' wichtiger ist als die Schutzbefohlenen. Mobbingprobleme gehören offen und ehrlich angesprochen und gelöst – und zwar da, wo sie auftreten. Und die Probleme können gelöst werden!

Die goldenen Regeln gegen Mobbing

Wie denn?

Fangen wir vielleicht damit an, wie nicht: Da gibt es ein paar ganz klare Regeln. Erstens: Nein, das Opfer trägt in den wenigsten Fällen eine Mitschuld. Die verbreitete Mär vom Beitrag, den auch 'die andere Seite' zum Geschehen leistet, ist Unsinn und wird durch unzählige Fälle widerlegt, in denen der Spuk nach einem Wechsel des Opfers an eine andere Schule schlagartig vorbei war. Um es klipp und klar zu sagen und damit zu Regel Nummer zwei: Mobbing ist ein strukturelles und gesellschaftliches Problem. Mobbing kann nur in einem System groß werden, das nicht dagegen angeht, es totschweigt oder kleinredet.

Regel Nummer drei: Wenn in letzter Konsequenz die Opfer von der Schule genommen werden, macht das alles nur schlimmer, denn die Täter suchen sich das nächste Opfer. Genau das ist Realität, so läuft es leider viel zu oft in unserem Land. Ich hatte zuletzt mit zahlreichen Fällen zu tun, wo das Opfer 'zu seinem eigenen Schutz' beurlaubt wurde – das Opfer, richtig gehört, nicht etwa der Täter! Was die Schulgemeinschaft daraus lernt, ist gefährlich. Alles nicht so schlimm. Ich kann meine Mitschüler mobben, ohne dass ich mit Konsequenzen zu rechnen habe.

Regel vier: Täter und Opfer gehören an einen Tisch?

Bitte nicht! Gut gemeint, aber oft nicht hilfreich, da das Opfer sich kaum traut, etwas zu sagen - aus der berechtigten Angst, dass es noch schlimmer wird.
 

Aber wenn so ein Gespräch gut moderiert ist – ist eine klärende Auseinandersetzung nicht der beste Weg des Umgangs?


Die Frage zeigt, wie fremd den meisten die Dynamik des Geschehens beim Mobbing ist. Übrigens, auch leider noch immer bei zu vielen Lehrkräften, denn Mobbing ist bis heute nicht oder nur ein kleiner Teil ihrer Ausbildung. Weil wir oft emotional gesteuert und unwissend sind, reagieren wir in aller Regel reflexhaft. Das gilt ganz besonders für die Eltern, die sich spontan schützend hinter oder vor ihr Kind stellen. Die Eltern des Opfer-Kindes genauso wie die des Täter-Kindes. Letztere können sich oft schlicht nicht vorstellen, dass ihr Kind so etwas macht. Das Ergebnis eines direkten Gespräches wäre eine Patt-Situation. Im schlimmsten Fall beschuldigen die Seiten sich gegenseitig und alles schaukelt sich immer weiter hoch. Deshalb warne ich die Eltern der Opfer eindringlich davor, bei den Eltern des Täters anzurufen oder gar vorbeizugehen und zu klingeln, auch, wenn da tief drinnen dieser starke Drang ist, das eigene Kind schützen zu wollen.

Zielgerichtete, nachhaltige Aufklärung ist der Schlüssel

Was können betroffene Eltern dann tun?

Sie müssen an die Schule gehen. Sie müssen die Lehrer ansprechen, die Sozialarbeiter, die Schulleitung. Letztendlich führt nichts am Thema Prävention und Aufklärung vorbei. Nur so werden alle Beteiligten für das Thema sensibilisiert. Ich betone: Alle. Die Opfer, die Täter, die Mittäter und Wegseher, die Eltern und die Lehrkräfte. Sensibilisierung und zielgerichtete, nachhaltige Aufklärung ist der Schlüssel.

Für?

Im ersten Schritt geht es darum, dass das Tabu fällt. Wir müssen hinschauen, uns Missstände eingestehen und diese dann hoffentlich als Nächstes auch vor anderen offen und ehrlich benennen. Schauen Sie, die Kinder und Jugendlichen, die an meinen Veranstaltungen teilnehmen, erkennen oft erstmalig, was läuft. 'Ich wusste gar nicht, was ich anderen mit meinem Verhalten antue.'  Diese durchaus ehrliche Erkenntnis höre ich sehr oft.

Wie bringen Sie die Jugendlichen dazu, so offen und reflektiert zu sein?

Ich erzähle von mir selbst. Auch ich bin als 10-jähriger Junge gemobbt und verprügelt worden. Es ist mir nicht peinlich, das Erlebte detailliert zu schildern. Da ich seit über 13 Jahren eine Person des öffentlichen Lebens bin und seit zehn Jahren bundesweit gegen Mobbing, Gewalt, Hass, Rassismus, Vorurteile und für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einstehe, kennen mich fast alle Schülerinnen und Schüler in unserem Land. Wenn ich in die Turnhallen komme, merkt man das sofort.

Woran?

Da wird gerufen, gejubelt, viele wollen Bilder und Autogramme. Noch bevor ich den Mund geöffnet habe, habe ich einen Vertrauensvorsprung. Und wenn ich den Mund aufmache, werde ich deutlich. 'Mobbing ist Scheiße, Mobbing kann tödlich enden.' Das muss klar und deutlich gesagt werden. Bei jeder meiner Veranstaltungen gibt es starke Emotionen und bewegende Momente. Bei manchen Opfer-Kindern fällt die Anspannung von Monaten oder Jahren ab, und sie können sich endlich öffnen und anvertrauen. Aber auch so manches Täter-Kind zeigt auf einmal Mitgefühl.

Und damit hört die Mobberei auf?

Mein 'Tag der Gemeinschaft für Respekt und Toleranz' ist ein Anfang. Das Thema muss breit und am besten regelmäßig angegangen werden – aber damit die Beteiligten hierzu bereit sind, müssen sie zunächst eine Idee von den Prozessen und Dynamiken beim Mobbing bekommen. Ein typischer Präventionstag beginnt bei mir damit, dass ich von 9 Uhr bis 12.30 Uhr mit allen Schülern und Lehrern der gesamten Schule arbeite. Nachmittags findet ein Workshop mit den Lehrkräften und den Schulsozialarbeitern statt. Und am Abend gibt es einen Elternabend für interessierte Eltern. Auch hier höre ich immer wieder dasselbe.

„80 Prozent der Opfer von Mobbing vertrauen sich aus Angst und Scham niemandem an“

Was denn?

In sehr vielen Fällen wissen Eltern leider lange nicht, dass ihre Kinder gemobbt werden. Etwa 80 Prozent der Opfer von Mobbing vertrauen sich aus Angst und Scham niemandem an. Nach meinen Veranstaltungen haben viele offensichtlich erstmalig den Mut dazu. Davon berichten mir viele Eltern und auch Lehrer dann direkt. Manchmal vermutlich gerade noch rechtzeitig…

Was meinen Sie?

Tragischerweise kommen die Missstände sonst oft erst ans Licht, wenn ein Kind aus Angst nicht mehr zur Schule gehen möchte, in eine Kinderklinik eingeliefert wird – oder sich im schlimmsten Fall das Leben genommen hat. Wenn wir Mobbing insgesamt enttabuisieren und das Schweigen und Wegsehen endlich aufhört, werden viel mehr Kinder sich anvertrauen. Das kann Leben retten!´

Wie reagieren die Lehrkräfte auf Ihre Arbeit vor Ort?

'Bei genauem Hinsehen ist mir klar geworden, dass auch ich Mobbing in meiner Klasse habe und achtsamer werden muss …' So und ähnlich reagieren sie. Vielen wird schlagartig bewusst, wo es im Grunde schon anfängt. Bei vermeintlichen Kleinigkeiten nämlich, die aber nicht so stehen bleiben dürfen. Nicht hier, nicht in meiner Klasse - ich würde mir wünschen, dass Lehrer und Schulleitungen Missstände viel deutlicher benennen und dass dann auch Maßnahmen folgen.

Sie haben gerade von vermeintlichen Kleinigkeiten gesprochen. Können Sie ein Beispiel geben?

Nehmen wir an, ein Kind heißt Alexa. Sie ahnen es schon… Es wird gefragt: 'Alexa, wie spät ist es, wie ist das Wetter, Alexa, wo liegt Amerika.' Das mag alles im Spaß gesagt sein, für das Kind Alexa ist es aber auf Dauer erniedrigend. Es kann nicht sein, dass auf der Seele eines Kindes herumgetrampelt wird, dessen Eltern nun mal diesen Namen ausgesucht haben. Oder nehmen wir Kevin…

Was kommt jetzt?

'Mach nicht den Kevin, benimm dich nicht wie Kevin…' Das sind fast schon feststehende Begriffe. 'Das war doch nur so dahingesagt', heißt es dann gern. Aber wo fängt Mobbing an und wohin kann es führen? Ich könnte dazu jetzt stundenlang weiterreden. Machen wir es kurz: Bei Mobbing darf es keine Toleranz geben, genauso übrigens wie bei Rassismus und Antisemitismus! Null Toleranz - anders kommen wir dem Thema nicht bei.

Kritiker Ihrer Arbeit sagen, die Maßnahme greife zu kurz. Eine falsch durchgeführte oder zu früh abgebrochene Prävention könne sogar zu noch mehr Mobbing führen…


Ist schon klar, und genau deswegen bekomme ich täglich Mails von Schulleitungen, Schulsozialarbeitern, Jugendeinrichtungen und entsprechenden Stellen der Polizeiprävention, die alle dringend mit mir in Kontakt treten wollen und meine Unterstützung anfragen? Beziehungsweise die mich wiederholt anfragen und erneut an ihre Schule holen wollen? Was glauben Sie, warum? Wohl sicherlich nicht, weil meine Arbeit nichts verändert hat… Wissen Sie, ich dränge mich niemandem auf. Ich komme, wenn ich gebeten werde. In den vergangenen zehn Jahren war ich an fast 360 Schulen in ganz Deutschland, habe mit über 100.000 Schülerinnen und Schülern gearbeitet.

Tendenz steigend?

Ich sage Ihnen was: Die Nachfrage wird immer größer, ich komme kaum noch hinterher. Zwischenzeitlich werde ich nicht mehr nur für Deutschland angefragt, es kommen auch Schulen aus Österreich und der Schweiz auf mich zu. Gerade heute habe ich eine Mail von einem Mitarbeiter der Kinder- und Jugendprävention der Stadtpolizei Zürich erhalten. Ich könnte mich wirklich klonen.

Ist das schwierig für Sie, Anfragen ablehnen zu müssen und damit Kinder und Jugendliche allein zu lassen?

Ja, das treibt mich um. Ein erster Schritt, um damit umzugehen, ist eine - für Kinder und Jugendliche kostenfreie – Stoppt Mobbing-App, die wir gerade fertigstellen und die Ende April verfügbar sein soll. Mit Aufklärungsvideos, Ratgebern zum Herunterladen und einem digitalen Raum, in dem ich gelegentlich live spreche, um Tipps im Umgang mit Mobbing und Gewalt zu geben. Ansonsten kann ich nur wiederholt an Pädagogen, Sozialarbeiter, Schulleitungen, Polizisten und vor allem an die zuständige Politik appellieren,

Mobbing und seine Gefahren endlich ernst zu nehmen. Meine Tür steht offen. Ich nehme gern Interessierte zu meinen Präventionsveranstaltungen mit, um Wissen weiterzugeben und um sich auszutauschen. Übrigens: Als einer, der dazu steht, dass er kein Pädagoge und kein Psychologe ist. Früher wurde mir das manchmal zum Vorwurf gemacht. Inzwischen hat sich das gedreht, sodass das sogar immer öfter eher als ein Vorteil von anderen gesehen wird. Der weiß, wovon er spricht, weil er es selbst erlebt und durchgemacht hat, heißt es.

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