Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, kommentierte einst Bundeskanzler Helmut Schmidt lakonisch den Wahlkampf 1980 von Willy Brandt. Wer sich hingegen selbst von Visionen anstecken lassen möchte, der kann vom 2. bis zum 12. Februar in die Elbphilharmonie gehen, wo das neue Festival „Visions“ im Großen Saal seine erste Ausgabe feiert. Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters, hat das künftig alle zwei Jahre stattfindende Festival initiiert, will eine „Momentaufnahme der aktuellen Musikwelt“ zeigen.
Auftakt mit NDR Elbphilharmonie Orchester
Gilbert leitet das Eröffnungskonzert mit den NDR Elbphilharmonikern, dem Prager Philharmonischen Chor sowie den Solisten Siobhan Stagg (Sopran) und Patrick Terry (Countertenor). Auf dem Programm stehen „Flügel“ von Lisa Streich und „In This Brief Moment“ von Brett Dean. Streich komponierte „Flügel“ im Auftrag der Hamburger Claussen-Simon-Stiftung, deren Kompositionspreis ihr im Rahmen des Festivals verliehen wird. Brett Dean setzt sich in seinem vielfältigen Werk mit Charles Darwins „Der Ursprung der Arten“ auseinander. Es stehe dafür, so Gilbert, dass Gegenwartsmusik „so reich und vielfältig ist wie die Menschheit selbst“.
Auch die folgenden Tage sind mit erstklassigen Orchestern und Solisten ein planbarer Ohrenschmaus. Das Lucerne Festival Contemporary Orchestra bringt unter Leitung des Chefdirigenten der Hamburger Symphoniker, Sylvain Cambreling, mit Nicolas Hodges am Klavier am 3. Februar Werke von Rebecca Saunders und Dieter Ammann zu Gehör. Es folgen Abende mit dem WDR Sinfonieorchester, der NDR Radiophilharmonie, dem Ensemble Resonanz, dem Ensemble Modern und dem Ensemble Intercontemporain unter Leitung von Matthias Pintscher.
Leila Josefowicz an der Solo-Violine
Das NDR Elbphilharmonie Orchester gibt beim Festival noch zwei Konzerte, dirigiert von Alan Gilbert. Anna Thorvaldsdóttirs „Catamorphosis“, eine Komposition zum Klimawandel, erklingt am 9. Februar vo „Let Me Tell You“ für Sopran und Orchester von Hans Abrahamsen. Es singt Lauren Snouffer.
Zum Abschluss des Festivals am 12. Februar stehen das Mini-Streichquartett „Homunculus“ von Esa-Pekka Salonen und die „Sheherazade 2“ für Violine und Orchester von John Adams auf dem Programm, die 2015 mit dem New York Philharmonic Orchestra unter Gilbert Premiere feierte. An der Geige wird in der Elbphilharmonie wie einst in New York Leila Josefowicz zu erleben sein.