Universität Leipzig: Drei Skizzen für Exzellenzcluster eingereicht

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Zur Stärkung ihrer Spitzenforschung hat die Universität Leipzig am Mittwoch (31. Mai 2023) drei Antragsskizzen in der Förderlinie Exzellenzcluster in der zweiten Wettbewerbsphase der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder eingereicht. Die in den Skizzen beschriebenen Forschungsvorhaben stammen aus innovativen Verbünden aus den Bereichen Medizin, Umwelt-, Lebens-, Sozial- sowie Naturwissenschaften. Einer der drei Anträge wird gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gestellt.

„Die Universität Leipzig strebt nach Exzellenz, denn wir glauben fest daran, dass herausragende Ideen die Welt verändern können. Mit Stolz geben wir heute die Einreichung von drei innovativen Antragsskizzen im Rahmen der Exzellenzstrategie bekannt“, sagt Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell.

Die Clustervorhaben repräsentieren die Forschungsschwerpunkte der Alma mater Lipsiensis. „Auf Spitzenforschungsniveau wird die Universität Leipzig weiter fachliche Grenzen überschreiten. Im Verbund adressieren unsere exzellenten Forscherinnen und Forscher in allen drei Vorhaben die existenziellen Fragen unserer Gesellschaft und unserer Zeit – angefangen beim Klimawandel, über multiple Krisen einer neuen Epoche bis hin zu modernen Zivilisationserkrankungen“, so Rektorin Obergfell weiter. „Mein Rektoratsteam und ich sind zuversichtlich, dass alle drei Anträge die Gutachterinnen und Gutachter überzeugen. Wir danken allen daran Beteiligten sehr herzlich.“

Die Skizzen – im Folgenden kurz inhaltlich erläutert – werden nun von der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrates begutachtet. Am 1. Februar 2024 fällt die Entscheidung, wer einen Vollantrag formulieren und einreichen kann.

Zu den einzelnen Forschungsvorhaben

In der Skizze New Global Dynamics (Neue globale Dynamiken: Welten in der Krise?) stehen die gegenwärtig beobachtbaren weltweiten Dynamiken im Mittelpunkt sozial- und umweltwissenschaftlicher Forschung. Im länderübergreifenden Projekt mit der MLU und in Kooperation mit sieben Leibniz-, Max-Planck- und Helmholtz-Instituten gilt es, das Zusammenwirken dieser globalen Dynamiken im Zuge einer vielfach diagnostizierten Multikrise zu untersuchen und daraus eine Erklärung aktueller Weltordnungen abzuleiten. Vielfältige Krisen – von der COVID-19-Pandemie über Krieg und neue imperialistische Geopolitik bis zum Klima- und Biodiversitätskollaps – nähren die Idee, die Welt sei in eine völlig neue historische Epoche geraten, die auch neue Formen der Krisenbewältigung erfordert.
Das Cluster will die Forschungen, die diesen einzelnen Krisendimensionen gewidmet sind, zusammenführen und in einer interdisziplinären School for New Global Dynamics daraus ein neues Paradigma entwickeln, um zu verstehen, wie die scheinbar allgemeine Multikrise ganz unterschiedlich in verschiedenen Weltregionen wahrgenommen, erlebt und beantwortet wird. Diese unterschiedlichen Reaktionen manifestieren sich in konkurrierenden, aber auch komplementären und koalierenden Globalisierungsprojekten, die eine multipolare Weltordnung prägen werden. Diese Globalisierungsprojekte zu beschreiben und zu analysieren ist ein wichtiges Ziel des Clusters, das auch die Moderne als Erfolgsgeschichte neu bewerten wird. 
(Sprecher: Prof. Dr. Matthias Middell, Research Centre Global Dynamics der Universität Leipzig)

Mit dem Leipzig Center of Metabolism (Leipzig Centrum für Metabolismus: Stoffwechselgesundheit verstehen und verbessern, LeiCeM) soll in Kooperation mit dem Universitätsklinikum und dem Herzzentrum Leipzig sowie fünf Max-Planck-, Helmholtz- und Fraunhofer-Instituten ein klinisches Forschungszentrum entstehen, das sich dem Verständnis und der Verbesserung der Krankheitslast widmet, die aus Stoffwechselstörungen resultiert.
Unser Stoffwechsel geht auf uralte grundsätzlich menschliche, aber auch jüngst erworbene Mechanismen zurück, die in unseren modernen Gesellschaften zunehmend krank machen: Sie erleichtern einen krankhaften Anstieg von Blutfetten, von Blutzucker, genannt Diabetes mellitus, oder die Entstehung einer Fettleber; daraus wiederum resultiert ein erhöhtes Risiko, unter anderem  für schwere Herz-Kreislauferkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) und einige Krebsformen. Manche Menschen sind dafür besonders empfänglich, andere weniger. Das gleiche gilt für Therapien, auf die die einen ansprechen, andere nicht. Bereits in frühester Kindheit, noch im Mutterleib, beziehungsweise durch erbliche Belastung, können sich Risiken für den gesamten Lebensverlauf entwickeln.
Das Ziel von LeiCeM ist, therapeutische Ansätze mit hoher Ansprechrate zu entwickeln, die auf individuellen Stoffwechselstörungen beruhen, anstatt undifferenziert die Risikofaktoren anzugehen. 
(Sprecher: Prof. Dr. Michael Stumvoll, Medizinische Fakultät/Universitätsklinikum Leipzig)

Klima- und Biodiversitätskrise sind verzahnt, Lösungsansätze müssen das berücksichtigen. Im Projekt Breathing Nature (Atmende Natur: Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Klima und menschlichem Verhalten) werden Forschende aus dem Bereich der Lebens-, Wirtschafts- und Geowissenschaften gezielt die Verflechtung von Klimawandel und biologischer Vielfalt untersuchen und ihre komplexen Wechselwirkungen in den Mittelpunkt der Analyse menschlichen Verhaltens stellen. Mit neuen Methoden, wie Computersimulationen, künstlicher Intelligenz, innovativen Experimentalplattformen, werden Muster und Dynamiken der biologischen Vielfalt in terrestrischen Ökosystemen (Wald, Offenland, Boden) und deren Wechselwirkungen mit der Atmosphäre erforscht.
Zugleich wird die Rolle der Gesellschaft in Handeln und Verantwortung von Individuen und Kollektiven analysiert. Empirische Ansätze aus Ökonomie und Psychologie werden mit den Beobachtungs- und Modellierungsansätzen der Biodiversitäts- und Klimawissenschaften kombiniert. Beteiligt sind fünf Leibniz-, Max-Planck- und Helmholtz-Institute und die Friedrich-Schiller-Universität Jena.
(Sprecher: Prof. Dr. Johannes Quaas, Fakultät für Physik und Geowissenschaften)