Martin Wuttke über harte Schicksalsschläge: „Der Tod ist gegenwärtig in meinem Leben“

Hauptrolle als Todgeweihter in ARD-Film

Martin Wuttke über harte Schicksalsschläge: „Der Tod ist gegenwärtig in meinem Leben“

Als sterbender Einzelgänger in einem irrwitzigen Umfeld beeindruckt der Schauspieler im ARD-Film „Heute stirbt Kainer“. Und hat auch im Privatleben seine Erfahrungen mit dem Thema Tod machen müssen. 

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Martin Wuttke bei einer Filmpremiere im Februar 2019. 
Martin Wuttke bei einer Filmpremiere im Februar 2019. Foto: imago/Future Image

Martin Wuttke hat nicht nur in seinem Beruf als Schauspieler immer wieder mit Sterben zu tun gehabt. Zuschauer erlebten den renommierten Star („Inglourious Basterds“) zum Beispiel von 2008 bis 2015 als Kriminalhauptkommissar Keppler im Leipziger „Tatort“. Zu seinen Erfahrungen mit dem Thema im Privatleben sagte der 59-Jährige in einem Interview der Rhein-Neckar-Zeitung vor wenigen Jahren: „Der Tod ist gegenwärtig in meinem Leben, und ich habe früh gelernt, damit umzugehen, ihm begegnen zu müssen.“ Seine Mutter, zwei Brüder und einige Freunde habe er vor der Zeit verloren.

Die traurige Gemütsverfassung, die mit dem Verlust des Daseins einhergeht, überkommt auch Wuttke als Titelfigur in dem Spielfilm „Heute stirbt hier Kainer“ am Mittwoch, um 20.15 Uhr, im Ersten. Denn dieser Ulrich Kainer, Frührentner mit unklarem Werdegang, erhält vom Arzt eine hoffnungslose Diagnose. Und er reist aufs Land, ins fiktive Oberöhde, um sich zu erschießen.

Eine Szene aus dem ARD-Film „Heute stirbt hier Kainer“ mit Mrtin Wuttke in der Hauptrolle. 
Eine Szene aus dem ARD-Film „Heute stirbt hier Kainer“ mit Mrtin Wuttke in der Hauptrolle. EineFoto: ARD/HR „Heute stirbt hier Kainer“

Am Ziel der Reise allerdings schlägt der erste lange Film von Regisseurin Maria-Anna Westholzer, die mit Michael Proehl auch das Drehbuch verantwortet, gänzlich andere Töne an. Lautstarke Ballerei aus diversen Waffentypen und schrille Sprüche missgünstiger Dorfbewohner von begrenztem Horizont machen aus der Geschichte eine drastische Westerngroteske vor malerischer, stimmungsvoll gefilmter Odenwald-Kulisse.

Die Produktion des Hessischen Rundfunks für das Erste könnte man durchaus als eine Art hinterlistiges Vergnügen für Programmkino-Publikum genießen. Vielleicht als Beitrag über eine sinnlos brutale kleine Welt, in der Großzügigkeit, Toleranz und Liebe weit entfernt scheinen.

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Auf dem Hof der attraktiven Bäuerin Marie Abel (Britta Hammelstein, „Mackie Messer“), bei der Kainer untergekommen ist, muss erst einmal nur ein Hahn dran glauben. Erschossen wird das Federvieh von deren rotzfrechem kleinen Sohn Emil. Dann wird auch für den sprechfaulen Kainer zusehends die Luft dünner: Die Dörfler halten ihn nämlich für einen vom italienischen Gastwirt gedungenen Mafioso, der an einem konkurrierenden Eventgastronomen Rache üben will.

Schließlich kommt es in Oberöhde zum so absurden wie blutigen Showdown samt durchgeknallten Rechtsradikalen und einem schmierigen, korrupten Polizisten (Justus von Dohnányi). Bei allem Irrsinn vermögen nicht nur der verhalten eindringlich leidende Wuttke, sondern auch weitere Klasse-Darsteller wie Hammelstein, von Dohnányi, Jule Böwe, Christian Redl und Martin Feifel ihren Figuren echte menschliche Facetten abzugewinnen. Dennoch darf man Westholzers Erstling wohl auch als pseudo-originelle Kopfgeburt kritisieren. Denn der geistige Gehalt fällt am Ende doch eher übersichtlich aus.