Marrakesch

Redaktionskritik

Der Himmel über der Wüste hängt immer ein Stück höher, das macht jede Droge überflüssig und Zeit spielt hier sowieso keine Rolle. In Nordafrika, so hofft Julia, wird sie sich von den Zwängen der verhaßten Zivilisation befreien. Mit ihren beiden Töchtern Bea und Lucy streunt die alleinerziehende Mutter durch das Marokko der 70er Jahre. Doch der Scheck eines kaum bekannten Familienvaters aus London läßt ebenso auf sich warten wie die spirituelle Erleuchtung. Dazu probt der Nachwuchs seinen ersten, frühpubertären Aufstand - mit für echte Hippies skandalös spießigen Forderungen: Bea will eine Schuluniform, und Lucy schwärmt ausgiebig von den Vorzügen der materialistischen Welt, sobald sie eine Packung Cornflakes sieht. Armut, Krankheit und die Sehnsucht nach einer vollständigen Familie treiben die Langhaarigen schließlich zurück in den vertrauten Okzident.<p> Kate Winslet tauscht die edle "Titanic"-Garderobe gegen den bunten Schlabberlook der 70er Jahre und spielt die Rolle der Julia mit dem patzigen Trotz von Love-and-Peace-Anhängerinnen sowie mit einer Spur Reformhaus-Erotik. Mag sein, daß sie sich damit nach dem ganzen Trubel um ihre Person wohlfühlt - in der schlichten Regiearbeit von Gillies MacKinnon kann sie aber keine schauspielerischen Akzente setzen. Fahrig inszeniert und mit der ganzen Wucht kunstgewerblicher Exotik ausgemalt, bleibt von der Story über Aussteigerfreuden als naives Versteckspiel vor der Welt der Pflichten nicht mehr übrig als von einer Räucherkerze. <P> Birgit Glombitza<P> <B>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie "Der Himmel über der Wüste" und "Siddharta" mochten.</B>