Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem Schriftsteller Christoph Hein zum 80. Geburtstag am 8. April gratuliert. Der Bundespräsident schreibt:

Meine guten Wünsche gelten nicht nur einem großartigen Erzähler und Stilisten, sondern auch einem leidenschaftlichen Chronisten der deutschen Geschichte.

Ihre 1983 erschienene Novelle 'Der fremde Freund. Drachenblut' zählt für mich bis heute zu den beeindruckendsten Schilderungen des Alltags in der DDR. Die Protagonisten Ihrer Werke – sei es Rüdiger Stolzenburg in 'Weiskerns Nachlass' oder der 14-jährige Daniel in Ihrem im letzten Jahr erschienenen Roman 'Unterm Staub der Zeit' sind keine Helden im klassischen Sinne, sondern vielschichtige Individuen, die mit den Herausforderungen ihres Lebens ringen.

Wie Sie im Ungesagten die kleinen Wunden und Verletzungen zutage treten lassen, wie Sie enttäuschte Hoffnungen und unerfüllte Sehnsüchte anklingen lassen und Einblicke in eine problematische seelische Landschaft gewähren, die ein Stück weit die Verwerfungen der jüngeren deutschen Geschichte erahnen lassen – all das offenbart einen wahren Meister der Erzählkunst.

Sie sind stets für die Freiheit der Literatur und des Individuums eingetreten und haben beide gegen jede Form von Verletzung durch politische Sanktionen und Übergriffe verteidigt. Dieser Satz hat Gewicht. Denn was heute in aller Munde ist, war einmal unendlich schwer in einer anderen Republik, die sich demokratisch nannte, ohne es zu sein. Und nicht immer sind die, die heute am lautesten nach der Meinungsfreiheit in einem freien Land rufen, auch diejenigen, die in der Unfreiheit die Mutigsten waren.

Mit Ihren Büchern haben Sie uns die Augen geöffnet, vor allem über das Land, in dem wir leben, und über die Zeit, in der wir leben. Ihr mit vielen Preisen ausgezeichnetes Werk ist ein beeindruckender Spiegel Deutschlands und ein bleibender Teil seines literarischen Erbes.

Für all das und so vieles mehr sage ich Ihnen heute meinen Dank.