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Marianne Weber (1870–1954)

Wissenschaftlerin, Frauenrechtlerin und Politikerin

Als Frauenrechtlerin, Soziologin, Rechtshistorikerin und Politikerin kämpfte Marianne Weber für die rechtliche, soziale und politische Gleichberechtigung der Frauen. Sie engagierte sich in der bürgerlichen Frauenbewegung und leistete insbesondere als Rechtshistorikerin wegweisende Beiträge zur wissenschaftlichen Fundierung von Frauenrechten und Gleichberechtigung. Als Abgeordnete der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) hielt sie als erste Frau überhaupt am 15. Januar 1919 im Landtag von Baden eine Rede vor einem demokratisch gewählten deutschen Parlament.

Marianne Weber (geb. Schnitger) wurde am 2. August 1870 in Oerlinghausen bei Bielefeld geboren, wuchs aber bei ihrer Großmutter in Lemgo auf. Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule zog sie 1892 nach Berlin, begann eine Ausbildung zur Zeichnerin und lernte den Soziologen Max Weber kennen. Das Paar heiratete wenig später und zog 1894 nach Freiburg. Dort schrieb sie sich als eine der ersten Gasthörerinnen – ein ordentliches Studium war Frauen damals noch nicht erlaubt – in Philosophie und Nationalökonomie an der Universität ein und verfasste erste wissenschaftliche Texte. Bereits hier war Marianne Weber in der Frauenbewegung aktiv, doch erst mit dem Umzug 1897 nach Heidelberg erwachte ihr volles Engagement. Im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit als Vorsitzende des Heidelberger Vereins für Frauenbildung und der Mitarbeit in der Rechtsschutzstelle für Frauen galt ihr Einsatz insbesondere der schulischen und beruflichen Gleichberechtigung von Frauen. Das Ziel sei erreicht, „sobald das weibliche Geschlecht nicht mehr zu minderem Recht als das männliche innerhalb der Gesellschaft lebt, sobald ihm dieselben Entwicklungschancen, dieselbe Mündigkeit zugestanden sind“, so Marianne Weber 1914.

Die Jahre, in denen ihr Mann schwer an einer Depression erkrankt war, nutzte das Paar zu zahlreichen Reisen in Europa und in die USA, wo sich Marianne Weber intensiv mit der amerikanischen Frauenbewegung beschäftigte. 1907 erschien ihr Hauptwerk „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“, das sie als brillante Rechtshistorikerin auswies.

Nach dem Ersten Weltkrieg wirkte Marianne Weber unter anderem als Mitgründerin der DDP aktiv am Aufbau der Weimarer Demokratie mit. Als Abgeordnete zog sie in das erste demokratisch gewählte deutsche Parlament ein, die verfassunggebende badische Landesversammlung, und war an der Erarbeitung der neuen Landesverfassung beteiligt. Am 15. Januar 1919 sprach sie in Karlsruhe als erste weibliche Abgeordnete vor einem deutschen Parlament. Sie kommentierte die neuen politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Frauen: „Wir Frauen können nur unserer hohen Freude und Befriedigung darüber Ausdruck verleihen, dass wir zu dieser Aufgabe mitberufen sind, und ich glaube sagen zu dürfen, dass wir besser für sie vorbereitet sind, als die meisten von Ihnen glauben.“

1919 wurde Marianne Weber auch zur Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF), der Dachorganisation der bürgerlichen Frauenbewegung, gewählt. Dieses Amt hatte sie bis 1923 inne. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1920 kümmerte sie sich um sein wissenschaftliches Erbe und besorgte unter anderem eine siebenbändige Gesamtausgabe seiner Werke. Für ihre Herausgeberinnentätigkeit wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Heidelberger Universität verliehen. 1926 erschien ihre Biographie über Max Weber, die in mehreren Auflagen ein großes Publikum fand. Marianne Weber kümmerte sich zudem um die vier Kinder ihrer verstorbenen Schwägerin, die sie 1928 adoptierte. Als Stadtverordnete in Heidelberg (1922–1926) blieb sie politisch aktiv.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten geriet Marianne Weber immer mehr unter Druck. Massive Drangsalierungen im unmittelbaren familiären Umfeld belasteten sie schwer. Sie selbst, durch ihren weitverzweigten Freundeskreis über die Ermordung der europäischen Juden und die „Euthanasie“-Morde informiert, führte ihren „Sonntagskreis“ weiter, den sie 1911 mit ihrem Mann als Ort des akademischen Austauschs begründet hatte. Als Rückzugsort für liberale Freidenker wurde er ihr immer wichtiger, denn zusammen mit etwa siebzig Mitgliedern des Kreises gelang es ihr hier, sich geistige Freiräume zu bewahren. Im August 1945 wurde Marianne Weber 75 Jahre alt. Weiterhin publizierte sie zu gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Themen. An den Diskussionen über die politisch-moralische Erneuerung nach der „deutschen Katastrophe“ nahm sie intensiv teil. Auch ihren „Sonntagskreis“ führte sie bis zu ihrem Tod fort.

Marianne Weber starb am 12. März 1954 im Alter von 83 Jahren in Heidelberg.

Download der Kurzbiographie (PDF)

Anregungen zum Weiterlesen:

  • KRÜGER, Christa: Max und Marianne Weber. Eine Ehe zwischen Leidenschaft und Vernunft, München 2001.

  • MEURER, Bärbel (Hrsg.): Marianne Weber: Beiträge zu Werk und Person, Tübingen 2004.

  • MEURER, Bärbel: Marianne Weber. Leben und Werk, Tübingen 2010.

  • MEURER, Bärbel: Marianne Weber (1870 – 1954) – Gastgeberin des Heidelberger Sonntagskreises, in: Angela BORGSTEDT/Sibylle THELEN/Reinhold WEBER (Hrsg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten, Stuttgart 2017,
    S. 411–416.

  • WEBER, Marianne: Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, Tübingen 1907.

  • WEBER, Marianne: Frauenfragen und Frauengedanken. Gesammelte Aufsätze, Tübingen 1914.

  • WEBER, Marianne: Max Weber. Ein Lebensbild, Tübingen 1926.

  • WEBER, Marianne: Erfülltes Leben, Heidelberg 1946.

  • WEBER, Marianne: Lebenserinnerungen, Bremen 1948.


Filmtipp:

Des Volkes Stimme – Nachgesprochende Rede von Marianne Weber im Karlsruher Ständehaus 1919

Des Volkes Stimme Nachgesprochende Rede von Marianne Weber

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