Gesichter der Kreml-Propaganda: Margarita Simonjan   - US-Botschaft und Konsulate in Deutschland
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September 7, 2022

Gesichter der Kreml-Propaganda: Margarita Simonjan 

Stilisierte Frau mit Aufziehschlüssel im Rücken, im Hintergrund die russische Flagge (Bild: US-Außenministerium/M. Gregory. Bild: AtlasbyAtlas Studio/Shutterstock.com)
US-Außenministerium/M. Gregory

 

Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der die wichtigsten Akteure der Desinformationskampagnen der russischen Regierung beschrieben werden. Er erschien am 31. August 2022 auf ShareAmerica, einer Website des US-Außenministeriums. Weitere Artikel befassen sich mit dem Fernseh- und Radiomoderator Wladimir Solowjow und Wladimir Putins Pressesprecher Dimitri Peskow. 

Wer in der staatlichen Medienlandschaft Russlands Erfolg haben will, muss die Linie des Kreml vertreten. Margarita Simonjan hat diese Lektion schon in jungen Jahren gelernt. 

 In ihrer Berichterstattung über den Krieg in Tschetschenien Anfang der 2000er-Jahre vertrat die Journalistin den Standpunkt des Kreml. Mit der Ernennung zur Leiterin des ersten staatlich finanzierten englischsprachigen Medienunternehmens Russlands, RT (ehemals Russia Today) im Alter von erst 25 Jahren schien der Kreml Simonjan für ihre Loyalität zu belohnen. 

In einem aktuellen Bericht des US-Außenministeriums heißt es, sie sei „geschickt darin, Lügen als Wahrheiten auszugeben – und das mit einem Lächeln“, und „ihre Hauptfunktion ist die einer loyalen Propagandistin Wladimir Putins“. 

Direkte Verbindungen in den Kreml 

Simonjan wird von Aleksei Gromow, einem Berater Putins, protegiert. Auf ihrem Schreibtisch steht ein gelbes Festnetztelefon der Regierung, und 2015 räumte sie ein, dass es sich um eine sichere Verbindung direkt zum Kreml „für die Erörterung von Geheimsachen“ handele. 

Die Europäische Union verhängte im Februar Sanktionen gegen Simonjan und nannte sie eine „zentrale Figur“ der russischen Propaganda. Und nach Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar wurde RT und allen von der Russischen Föderation finanzierten Staatsmedien von Google untersagt, Werbeeinnahmen auf den Plattformen des Konzerns zu erzielen. 

Der russische Präsident Wladimir Putin applaudiert der Leiterin des russischen Medienunternehmens RT, Margarita Simonjan, der er während einer Zeremonie am 23. Mai 2019 im Kreml in Moskau den Alexander-Newski-Orden verlieh. (Foto: Mikhail Klimentyev/Sputnik/Kremlin/AP Images)
Wladimir Putin applaudiert Margarita Simonjan (Foto: Mikhail Klimentyev/Sputnik/Kremlin/AP Images)

In öffentlichen Äußerungen macht Simonjan sich über Kritikerinnen und Kritiker der russischen Politik lustig und stellt vollkommen unzutreffende Behauptungen über die Ukraine, ihre Geschichte und ihre Führung auf. 

Beispiele für die von ihr verbreitete Propaganda: 

  • Sie bezeichnete den Krieg in der Ukraine am 19. Juni als „Bürgerkrieg“ und merkte an, Russland verteidige ethnische Russen vor „Russophobie“. 
  • Sie forderte Russland während einer Konferenz im Januar 2021 auf, die ukrainische Region Donbass zu annektieren. 
  • Auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg am 18. Juni spottete sie über die weltweite Nahrungsmittelkrise, die durch die russische Invasion verschärft wird, und gab an, man hätte ihr gesagt: „Unsere ganze Hoffnung [den Krieg zu gewinnen] liegt in der Hungersnot.“ 

Bei einer Debatte mit dem russischen Moderator Wladimir Solowjow im April behaupteten die beiden, Ziel eines Anschlagsplans zu sein. Sie beschuldigte Aleksei Nawalny, einen russischen Oppositionellen, der sich in Haft befindet, sowie den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, das Attentat geplant zu haben, und bezeichnete beide als „Neonazis“. 

Auch ihre Familie ist Teil der russischen Propagandamaschinerie. Simonjans Ehemann ist der Fernsehmoderator Tigran Keosayan. Er sagte am 25. April, dass dem „undankbaren“ Kasachstan die gleichen Konsequenzen drohten wie der Ukraine, wenn es sich nicht auf die Seite Russlands stelle. 

Originaltext: Faces of Kremlin propaganda: Margarita Simonyan