OB-Wahl in Frankfurt: Die Heimgekehrte - Manuela Rottmann (Grüne) im Porträt
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OB-Wahl in Frankfurt: Die Heimgekehrte - Manuela Rottmann (Grüne) im Porträt

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Manuela Rottmann will für die Grünen Stadtoberhaupt werden. Am 5. März haben die Frankfurter die Wahl: 20 Kandidaten bewerben sich bei der OB-Wahl um das Amt. Ein Porträt. 

Frankfurt - Das Gefühl des Ankommens kennt Manuela Rottmann (50), wie so viele in Frankfurt, gut. Zehn Prozent der Stadtbevölkerung tauschen sich laut Statistik jedes Jahr durch Weg- und Zuzüge aus. Aktuell geht Rottmann zum vierten Mal als Zuzug in die Statistik ein: Die grüne Bundestagsabgeordnete aus Unterfranken will bei der OB-Wahl in Frankfurt Oberbürgermeisterin werden.

„Es fühlt sich an, als wäre man nie weg gewesen“, erzählt sie beim Cappuccino im Café in der Schifferstraße im nördlichen Sachsenhausen. Wenn sie derzeit in der Stadt unterwegs sei, grüße nach kurzer Zeit jemand. Dabei war die Unterfränkin sechs Jahre lang weg, aus der Stadtpolitik sogar zehn. Geboren in Würzburg, kam sie Anfang der Neunzigerjahren zum Jura-Studium erstmals in die Mainmetropole.

Manuela Rottmann (Grüne) bei der OB-Wahl 2023 in Frankfurt: Bereits 2012 in der Diskussion

Zum Auslandssemester ging es nach Aix-en-Provence, als wissenschaftliche Mitarbeiterin zurück an die Goethe-Uni und als Referendarin ans Landgericht. Es folgten zwei Jahre in der Stadtforschung in Berlin, dann zurück als Umwelt- und Gesundheitsdezernentin nach Frankfurt, später zur Deutschen Bahn. 2017 ging es wieder nach Berlin, diesmal als Bundestagsabgeordnete für ihre unterfränkische Heimat um Hammelburg und Bad Kissingen, zuletzt ein Jahr lang als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium von Parteifreund Cem Özdemir.

Manuela Rottmann war von 2006 bis 2012 hauptamtliche Dezernentin für Umwelt und Gesundheit in Frankfurt. Seit 2017 vertritt sie die Grünen im Bundestag. Jetzt will sie zurück nach Frankfurt kommen - als Oberbürgermeisterin.
Manuela Rottmann war von 2006 bis 2012 hauptamtliche Dezernentin für Umwelt und Gesundheit in Frankfurt. Seit 2017 vertritt sie die Grünen im Bundestag. Jetzt will sie zurück nach Frankfurt kommen - als Oberbürgermeisterin. © Rainer Rüffer

Gefragt zu werden, ob sie ein Amt übernehme wolle, das zieht sich wie ein roter Faden durch Rottmanns Leben: 1999, ob sie Vorstandssprecherin der Frankfurter Grünen werden wolle. 2006, ob sie Frankfurter Umwelt- und Gesundheitsdezernentin werden will. 2017, ob sie in Unterfranken für den Bundestag antritt. So oft gefragt zu werden, „ist ein Privileg“, räumt Rottmann ein.

Einmal sagte sie Nein: 2012, nach ihrer Amtszeit als Dezernentin, als auch eine OB-Kandidatin gesucht wurde. Vielen Grünen galt sie da als Hoffnungsträgerin. Sie aber wollte keine reine Berufspolitikerin sein, lieber „prüfen, ob ich überhaupt noch vermittelbar bin“. DB-Netz, die Infrastruktursparte der Bahn, stellte sie für gute fünf Jahre als Justiziarin ein. Bis vor den Europäischen Gerichtshof erkämpfte sie Urteile. „Ich habe viel Freude daran, mich in Themen reinzufressen.“

Manuela Rottmann (Grüne) bei der OB-Wahl 2023: In Frankfurt nie ein Auto besessen

Für Hobbys bleibt in einem solchen Leben wenig Zeit. Yoga, Radfahren, Wandern, „nicht sehr ambitioniert“, öfter klappt es mal, ein Buch zu lesen, gern Historisches, aktuell über die 1848er-Revolution. Unterwegs ist sie per U-Bahn, Fahrrad oder auch mal Car-Sharing. „Ein Auto habe ich in Frankfurt nie besessen.“

Beschauliches Landleben und harte Metropole mit Drogenproblemen wie im Bahnhofsviertel: Rottmann kennt beide Seiten. „Wir müssen Stadt und Land gemeinsam denken.“ Man müsse auch die Bedenken des Umlands sehen, etwa beim Nordweststadtteil. Rottmann will so etwas gemeinsam mit den Nachbarn vorantreiben, so, wie es auch beim Flughafen funktioniert habe. Da sei unter dem vorigen OB „viel Vertrauen kaputtgegangen“. Auf der grünen Wiese bauen, sind da nicht Konflikte mit der eigenen Partei programmiert? Es schade nicht, wenn die jungen Leute „einem manchmal in den Arsch treten“, sagt Rottmann. Andererseits seien Kompromisse unausweichlich.

„Als Oberbürgermeisterin hat man ein Problem, wenn man nur parteipolitische Vorteile will.“ Auch sie habe „immer wieder Lernprozesse“ erlebt, „dass man auch mal umdenken muss“. Vorbilder waren Jutta Ebeling, die ewige Bildungsdezernentin, und Lutz Sikorski, lange Jahre Machtzentrum der Frankfurter Grünen. Beide pragmatische Realpolitiker wie Rottmann. Sie gilt als entscheidungsstark, hat eine überragende Auffassungsgabe.

Natürlich bleibe sie auch als Oberbürgermeisterin eine Grüne, betont Rottmann. 31 Jahre lang ist sie Parteimitglied. Klimaschutz sei oberstes Ziel. „Ohne Antwort auf die Klimakatastrophe können wir uns alle anderen Lösungen sparen.“ Und die Verwaltung wolle sie modernisieren.

Manuela Rottmann (Grüne) bei der OB-Wahl 2023 in Frankfurt: Das Private soll geschützt bleiben

Die Sicht aufs Große hat Rottmann auch von ihrer damaligen „Chefin“ abgeschaut, CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth. Wie die stets hinter ihren Dezernenten gestanden habe, imponierte Rottmann, als es in Rottmanns Amtszeit zum Beispiel Zores um die progressive Drogenpolitik im Bahnhofsviertel gab.

Einen Besuch daheim für eine Homestory lehnt Rottmann ab. „Das haben wir früh in der Familie festgelegt.“ Das Private soll geschützt bleiben. Sie ist geschieden, hat einen Lebensgefährten. Ihr Sohn (15) weilt gerade für ein Auslandsjahr in Kanada. Gewinnt die Mutter die OB-Wahl in Frankfurt, zieht er im Sommer vielleicht nach Frankfurt, wo er aufwuchs, nicht zurück zum bisherigen Familienlebensmittelpunkt Berlin.

Allein in Frankfurt ist Rottmann viel herumgekommen. Sie wohnte in Hausen, im Gallus, nahe Uniklinik und in Sachsenhausen, zuletzt für sechs Jahre. Daher auch die Wahl des Cafés. Sie zeigt nach nebenan, „da oben“, wo sie einst wohnte. „Total gemischt“ sei die Nachbarschaft hier. Nur, da lacht sie: „Junggesellenabschiede muss man schon mögen.“

Aktuell lebt Manuela Rottmann in Bornheim in der Wohnung eines Freundes, sucht noch selbst eine Wohnung. Dass sie so oft an verschiedenen Orten in Frankfurt lebte, sei „ein bisschen unstet“, sagt sie. „Das trifft aber auf mein ganzes Leben auf jeden Fall zu.“ (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

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