„Eigentlich geht es uns gut“
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„Eigentlich geht es uns gut“

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Die Sterneköchin Ida (Anna Loos) schaut, dass es allen schmeckt.
Die Sterneköchin Ida (Anna Loos) schaut, dass es allen schmeckt. © ZDF/Conny Klein

Anlässlich ihres Films „Mandy will ans Meer“ spricht die Schauspielerin Anna Loos über Kinderarmut und Perspektivlosigkeit bei Jugendlichen - und wieso sie ihre kleine Tochter nicht alleine S-Bahn fahren lässt.

An diesem Montag zeigt das ZDF um 20.15 Uhr den Fernsehfilm „Mandy will ans Meer“. Anna Loos spielt darin eine Sterneköchin in Berlin, die sich um benachteiligte Kinder kümmert. Sie lernt die elfjährige Mandy (Hanna Müller) kennen und will ihr helfen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Frau Loos, in Ihrem neuen Film werden Sie als Sterneköchin mit Kinderarmut und Gewalt in der Familie konfrontiert. Sind das wichtige Themen für Sie?
Ja, denn ich habe so eine innere Liste mit Themen, die ich gerne in Filmen ansprechen möchte. Und dieses gehört zu meinen Hauptthemen. Ich habe ja selbst zwei Kinder, die wiederum viele Freunde haben. Da merke ich natürlich, wo die Säge klemmt.

Oft ist es aber auch gar nicht so leicht zu erkennen, welche Probleme sich hinter einer freundlichen Fassade verbergen.
Aber man kann sich immer ein Urteil bilden. Klar: Je weniger gut man die Menschen kennt, desto oberflächlicher wird dieses Urteil sein. Daher ist es so wichtig, ein Gespräch zu suchen, wenn man glaubt, dass irgendetwas nicht stimmt.

Mehr um die Kinder kümmern

Gerade in der Großstadt sind Armut und Gewalt in den Familien präsent.
Eigentlich leben wir in Deutschland ja in einem Schlaraffenland – im Vergleich zum Beispiel zu Afrika oder Haiti. Ich glaube, dass wir eine Gesellschaft sind, der es unglaublich gut geht. Aber es gibt natürlich gleichzeitig viele, die am Rande dieser Gesellschaft stehen und die von diesem Schlaraffenland nicht so viel mitbekommen. Und da sind die Kinder eben diejenigen, die besonders darunter leiden. Daher müssen wir uns mehr um sie kümmern.

Woran hapert es am meisten?
Es geht darum, dass wir Zeit mit unseren Kindern verbringen. Es geht nicht darum, ob sich Eltern eine Reise in die Karibik leisten können und alle Wünsche erfüllt werden. Ich glaube, für Kinder ist es schlimm, wenn man keine Zeit in sie investiert. Das schaffen manche Eltern nicht, aber das hat nichts mit Geld zu tun. Sondern damit, dass sie viel arbeiten, wenig Geld verdienen, oft überfordert oder frustriert sind.

Aus solchen Situationen erwachsen immer wieder auch Aggressivität und Gewalt bei Jugendlichen. Zuletzt ist in Berlin ein 20-Jähriger zu Tode geprügelt worden. Was für Konsequenzen ziehen Sie aus so einem Vorfall?
Ich habe zwei Mädels, die älteste ist jetzt zehn. Ich erlaube ihr erst einmal nicht, alleine mit der S-Bahn zur Schule zu fahren, auch wenn es Klassenkameraden gibt, die das dürfen. Aber ich hätte einfach zu viel Angst, dass ihr etwas passiert. Es gibt leider in dieser Stadt ganz viele Leute, die perspektivlos vor sich hin leben und die nicht anders können, als dem Ganzen mit Gewalt zu begegnen. Das sind meist Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Diese Kids haben natürlich einen tierischen Frust. Der wird irgendwann vielleicht zu Gewalt.

Ist es nicht traurig, wenn man seine Kinder nicht mehr frei laufen lassen kann?
Eigentlich halte ich das für Quatsch. Es ist wichtig, dass Kinder das normale Leben kennenlernen. Dazu gehört leider auch, dass die Kinder sehen, dass es Leute gibt, die vor sich hinpöbeln und auch mal jemanden schubsen. Das müssen sie erleben. Ich habe es als Kind auch erlebt und bin davon nicht gestorben.

Das Interview führte Tobias Goltz.

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