Mandy ist elf Jahre alt und längst nicht so glücklich, wie man es für gewöhnlich von Kindern in ihrem Alter erwarten würde. "Träumst du?", wird sie von ihrer Lehrerin gefragt. Doch hinter die Fassade kann sie nicht blicken. Das gelingt erst der Sterneköchin Ida. Es sind Szenen aus dem Spielfilm "Mandy will ans Meer", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Thema Kinderarmut stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Ein schwerer Stoff, den Autor Christian Pfannenschmidt jedoch in eine "berührende und warmherzige Geschichte" verpacken wollte, wie er im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de sagt. "Sie beginnt nicht düster, sondern mit einer selbstbewussten Frau, die mit uns in eine andere Welt eintaucht. Es ist eine unbekannte und erschreckende Welt, in der ganz viele versagt haben, nicht zuletzt der Staat."

An der Seite von Hanna Müller, die in die Rolle der kleinen Mandy schlüpft, verkörpert Anna Loos in dem Film die Sterneköchin, die plötzlich mit Kinderarmut konfrontiert wird. Doch dass Loos die Hauptrolle übernehmen würde, stand keineswegs von Beginn an fest. "Der ganze Prozess des Entstehens ist immer eine Zitterpartie. Hinter jeder Kurve lauert eine neue Aufregung, eine neue Enttäuschung, ein neues Abenteuer oder eine neue Freude", weiß Pfannenschmidt. "Natürlich zittert man, ob Anna Loos zusagt oder ob man das Budget bekommt, das man braucht." Später komme das Zittern um die gute Quote dazu. Doch um die muss sich Pfannenschmidt, aber auch Regisseur Tim Trageser wohl keine Sorgen machen. Immerhin hat das ZDF für "Mandy will ans Meer" einen Sendeplatz am Montagabend bereitgestellt. In der Regel eine sichere Bank.

Autor Christian Pfannenschmidt blickt auf eine langjährige Erfahrung zurück - auch wenn er einst zunächst als Journalist für die "Zeit" arbeitete. Und dabei auch viel für seinen heutigen Beruf gelernt hat, wie er sagt. "Die 'Zeit' war damals eine alte Tante und unheimlich anspruchsvoll - dennoch habe ich immer die Unterhaltungsstoffe gesucht, weil ich der Meinung war, dass man die Dinge durchbrechen muss. Man muss etwas gegen den Strich bürsten", erinnert sich Pfannenschmidt. Den Beweis anzutreten, dass etwas sowohl ernsthaft als auch unterhaltend sein kann, sei schließlich auch die Idee seines Berufs als Drehbuchautor. Zehn Jahre lang zeigte er genau das in der ZDF-Serie "Girl Friends", später folgte für die ARD der "Schwarzwaldhof" und damit eine Reihe, die eher leicht bekömmlich daherkommt. Eine Degeto-Produktion für den Freitagabend im Ersten eben.

Ein Film wie "Mandy will ans Meer" oder auch der vor fünf Jahren gesendete Spielfilm "Willkommen zuhause" über die Rückkehr von Afghanistan-Soldaten nach Deutschland, grenzen sich von den Gefühlsduseleien im Schwarzwald deutlich ab. Und doch sieht Pfannenschmidt darin keinen Widerspruch. "Ich mache viele unterhaltende Stoffe, aber Banalität sehe ich bei mir nicht. Ich kenne keine Trennlinie zwischen 'U' und 'E' und schreibe über jedes Thema so gut, wie ich es kann", erzählt der Drehbuchautor im Gespräch mit DWDL.de und ergänzt: "Populäre Stoffe müssen überhaupt nicht banal sein. Im Gegenteil: Die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltung ist ganz schwierig, aber wenn man es kann, muss man es auch machen."

Unterdessen arbeitet Christian Pfannenschmidt derzeit - sieben Jahre nach dem Ende von "Girl Friends" - an einer neuen Serie für das ZDF. "Ich sehe mich als Langstreckenläufer, was das Schreiben angeht. Ich lebe gerne mit meinen Figuren." Doch eine Krimiserie, wie sie das ZDF schon zuhauf im Programm hat, soll es nicht werden, beruhigt der Autor - auch, weil er das Übermaß schon erreicht sieht. "Ich bin kein Krimi-Fan und es gibt für meinen Geschmack auch momentan eindeutig zu viele Krimis. Mir fehlt ein Reichtum an Facetten in der Deutschen Serie und ich bin froh, wenn es mir gelingt, etwas Neues beizusteuern." Für die Zukunft sieht er im Serien-Bereich jedoch vor allem die Sender in der Pflicht. "Es fehlt häufig an Mut - und das liegt aus meiner Sicht weniger an uns Autoren, als an manchen Redaktionen."

Dass er zuletzt hauptsächlich für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender arbeitete, liegt vermutlich auch an unterschiedlichen Publikumsansprachen. Und doch sagt Pfannenschmidt: "Ich kann mir vorstellen, auch für die Privaten zu arbeiten. Aber das muss man sich sehr genau überlegen. Für Sat.1 auf jeden Fall, weil es dort tolle Ansätze gibt." Nur mit RTL kann sich der Drehbuchautor nicht so recht anfreunden, auch wenn er selbst den Sender häufig einschalte, wie er eilig hinzufügt. "Aber wann immer ich den Fernseher anmache, muss ich den Ton runterdrehen, weil so viel geschrien wird. Letztens habe ich einen Jungen mit einem T-Shirt gesehen. Auf dem stand: 'Ist die Musik zu laut, bist du zu alt.' Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich mich als Drehbuchautor bei RTL eher nicht sehe."