Klimawandel: vom Wissen zum Handeln
Klimawandel

Klimawandel: vom Wissen zum Handeln

Was muss passieren, damit wir beim Klimaschutz schneller vorankommen? Welche Rollen spielen Technologien, Verbraucher und Politik? Darüber diskutierten im BASECAMP von o2 Telefónica unter anderem Claudia von Bothmer, Director Corporate Responsibility & Sustainability, o2 Telefónica, und Transformationsforscherin Maja Göpel.

25.05.2023

Klimawandel: vom Wissen zum Handeln
Bildbeschreibung von links nach rechts: Prof. Dr. Maja Göpel, Transformationsforscherin, Claudia von Bothmer, Director Corporate Responsibility & Sustainability, Telefónica Deutschland, Michaela Schröder, Leiterin Geschäftsbereich Verbraucherpolitik Verbraucherzentralen Bundesverband (vzbv), Dr. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist, Enpal, Jenny von Zepelin, Leitende Redakteurin, Capital Magazin (Moderation).

Im März hat der Weltklimarat IPCC seinen neuen Lagebericht zur globalen Erwärmung veröffentlicht. Dieser bündelt das gesamte aktuelle Forschungswissen darüber, warum es wärmer wird, welche Auswirkungen das auf Menschen und Natur hat und wie sich der Klimawandel aufhalten lässt. Die Hauptbotschaft, so fasst es ZEIT ONLINE zusammen: „Eiliger Klimaschutz kann eine lebenswerte Zukunft für alle sichern.“

Die Energie- und Klimakrise stand auch im Mittelpunkt einer BASECAMP-Debatte von o2 Telefónica mit Professorin Maja Göpel, Mitbegründerin von Scientists for Future, Dr. Wolfgang Gründinger von Enpal, sowie Michaela Schröder vom Verbraucherzentralen Bundesverband und Claudia von Bothmer von o2 Telefónica. Gemeinsam diskutierten sie, was sich politisch verändern muss, um beim Klimaschutz voranzukommen, und welche Handlungsmöglichkeiten Verbraucher und Unternehmen haben.

Prof. Dr. Maja Göpel
Prof. Dr. Maja Göpel

Maja Göpel erklärte zunächst, dass der Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft durch Pfadabhängigkeiten erschwert werde. Die Forschung versteht darunter Routinen, Denkmuster oder auch gewohnte Vorgehensweisen, die uns helfen, Komplexität zu reduzieren. Sie behindern uns aber auch dabei, Dinge anders zu machen. Deshalb ist es Göpel zufolge wichtig zu fragen: Was ist heute noch sinnvoll oder nicht mehr sinnvoll? Erreichen wir damit unseren Purpose?

Die Forschung ist sich einig: Weiterzumachen wie bisher, ist bei der Bekämpfung des Klimawandels keine Option. Göpel appellierte, rasch zu handeln, anstatt abzuwarten, bis die Auswirkungen noch deutlichere Ausmaße annehmen.

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Zudem sei es notwendig, bei der Suche nach Lösungen vernetzt zu denken. Beispiel Elektromobilität: Das E-Auto ist zwar ein Fortschritt bei der Reduzierung von CO2-Emissionen, gleichzeitig ist der Ausbau der Infrastruktur auch mit Flächeninanspruchnahme verbunden. Im Falle von Versiegelung bedeutet das einen Verlust der Bodenfruchtbarkeit und von Lebensräumen.

Durch solche Eingriffe schreitet der Artenverlust heute schneller voran als jemals zuvor. Dreiviertel der Lebensräume befinden sich in einem ungünstigen Zustand. Intakte Ökosysteme und die „Dienstleistungen“, die sie erbringen wie Trinkwasser, Nahrung oder auch Rohstoffe für die Wirtschaft, sind jedoch essenziell für das menschliche Leben. Deshalb gilt es etwa bei Lösungen für den Klimawandel immer die komplexen Zusammenhänge mitzudenken, die unsere Ökosysteme prägen.

„Gute Kooperation tut uns allen gut und der Glaube daran, dass wir es gemeinsam schaffen können, wächst wieder, wenn wir, inklusive der Herausforderungen, ehrlich darüber reden“, ist Göpel überzeugt.

o2 Telefónica geht hier mit gutem Beispiel voran. Der Konzern setzt sich bereits seit 2004 mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Zum Beispiel in Bezug auf die Kundinnen und Kunden: o2 Telefónica hat nicht nur das Fairphone im Angebot, sondern hilft seinen Kundinnen und Kunden mit dem Eco Rating für Smartphones bei der Orientierung. Die Idee ist, die Umweltverträglichkeit eines Gerätes über seinen gesamten Lebenszyklus transparenter zu machen, beispielsweise wie langlebig es ist oder wie leicht es sich recyclen lässt.

Claudia von Bothmer
Claudia von Bothmer

Der EU Green Deal und die zunehmende Regulatorik haben dazu beigetragen, den Wandel in Richtung Nachhaltigkeit im Unternehmen noch weiter voranzutreiben, berichtete Claudia von Bothmer im BASECAMP. Neben den Kundinnen und Kunden sind es auch die Investoren, die Unternehmen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bewerten. Wer ESG – kurz für environment, social und governance – nicht ins die Geschäftsprozesse integriert, der hat es zunehmend schwer am Kapitalmarkt. Auch beim Wettbewerb um Talente könne man mit dem Thema Nachhaltigkeit punkten. Kurz: Unternehmen könnten es sich gar nicht mehr leisten, nicht nachhaltig zu agieren.

Digitalisierung als Treiber für Nachhaltigkeit

Für o2 Telefónica ist die Digitalisierung der entscheidende Treiber für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Digitalisierung an sich verbraucht zwar in Anbetracht der steigenden Datenmengen viel Strom, ist aber gleichzeitig das Sprungbrett für nachhaltige Geschäftsmodelle und Anwendungen. So könnte beispielsweise ohne das Digitale die Energiewende nicht gelingen. Und Industrieunternehmen verbessern dank digitaler Zwillinge, Internet of Things und Cloud Anwendungen ihre CO2-Bilanz. Das CO2-Einsparpotenzial der wichtigsten digitalen Technologien in Deutschland ist nach Angaben des Bitkom bis zu sechs Mal höher als ihr eigener Ausstoß.

Auch o2 Telefónica setzt beim Klimaschutz auf Vernetzung und Kooperationen. Im Unternehmen wird das Thema bereichsübergreifend gedacht. So sei ein „Klima des Machbaren“ im Unternehmen entstanden mit ausreichend Platz für neue Ideen, etwa zur Reduktion von CO2-Emissionen. Sie alle zahlen auf das Klimaziel ein, die Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2025 auf netto-null zu reduzieren. Bis 2040 will das Unternehmen in der gesamten Wertschöpfungskette netto-null erreichen.

Michaela Schröder
Michaela Schröder

Michaela Schröder vom Verbraucherzentralen Bundesverband bestätigte, dass sich die Menschen in Deutschland nachhaltige Produkte wünschten. Diese könnten sie sich häufig, insbesondere in Zeiten der Inflation, aber nicht leisten. „Der Verbraucher kann mit seinem Einkaufskorb nicht die Welt retten“, so Schröder. Um nachhaltig konsumieren zu können, braucht es ihrer Meinung nach eine entsprechende Auswahl und eine transparente Kennzeichnung. Gegenüber dem „klimaneutral“-Label zeigte sie sich skeptisch, da es Verbraucher:innen in die Irre führen könne. Auch die Deutsche Umwelthilfe fordert derzeit ein Verbot, mit dem Begriff „klimaneutral“ zu werben. Für DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch handelt es sich hierbei um „Verbrauchertäuschung“. Auch Maja Göpel warnte an dieser Stelle: Greenwashing müsse härter sanktioniert werden – für jene, die mit ernsthaften Ambitionen angetreten seien. Vertrauen sei ein „wichtiger Botenstoff“ um mehr Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft erreichen zu können.

Die Pläne der EU zur Förderung der Kreislaufwirtschaft begrüßte Schröder. Diese enthielten „viele sehr gute Vorhaben“, zum Beispiel zur Vereinfachung von Reparaturen. „Die nachhaltige Wahl, sollte die einfachere Wahl sein“, forderte sie.

Dr. Wolfgang Gründinger
Dr. Wolfgang Gründinger

Dr. Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist, Enpal, brachte eine weitere Unternehmensperspektive in die Diskussion ein. Enpal bietet Solarlösungen von der Solaranlage bis hin zur Wallbox. Ziel des Unternehmens ist es, durch ein Miet-Modell „grüne“ Energie günstiger, einfacher und somit interessanter zu machen. Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis im vergangenen Jahr erhielt Enpal den Next Economy Award 2022. Als Herausforderungen für das Geschäft sieht Gründinger den Fachkräftemangel sowie die Rohstoffbeschaffung aus China. Der Unternehmer appellierte an die Politik, die entsprechenden Weichen zu stellen, damit die Zukunft der Branche gesichert und Deutschland wettbewerbsfähig bleibt. Konkret wünschte er sich, die Bundesländer würden ihre Regeln und Formulare vereinheitlichen und den Firmen mehr Freiheit zum Agieren geben.

Maja Göpel gab an dieser Stelle zu bedenken: Der Wettlauf um ein Immer-Mehr sei ein Problem vor dem Hintergrund der planetaren Grenzen. Sie erinnerte daran, bei der Rohstoffgewinnung wiederum die negativen Nebeneffekte mitzudenken – zum Beispiel für die knapper werdenden Wasserressourcen oder die Flächen, die etwa für den Lebensmittelanbau benötigt werden. Die Wissenschaftlerin forderte, dass Subventionen mit entsprechenden Auflagen verbunden sein müssten.

„Durch das Delta des Durchhaltens müssen wir durch“

Sei es bei der digitalen Infrastruktur oder der Energiewende – um dem Klimawandel entgegenzuwirken, braucht es mehr Tempo, mehr Transparenz und den Dialog aller Beteiligten. Darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer:innen einig. Abschließend forderte Maja Göpel von der Bundesregierung eine klare Ausrichtung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf die Ziele, verbunden mit einer Rechenschaftspflicht und einer besseren Kommunikation. Der Weg zu mehr Auswahl beispielsweise an Produkten und Mobilität sei nicht immer leicht, sondern auch mit „Unannehmlichkeiten“ verbunden. Aber „durch dieses Delta des Durchhaltens müssen wir durch.“

Quelle: UmweltDialog
 

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