Wer ist diese Frau? So öffentlich Helmut Kohl seine 41 Ehejahre mit seiner ersten Frau Hannelore lebte, so sehr hat sich seine zweite Ehefrau zurückgehalten. Seit 2008 war Maike Kohl-Richter mit dem Altkanzler verheiratet. Doch außer biografischen Fakten ist nur wenig über sie bekannt. Sie ist eine Frau im Schatten – die trotzdem, oder vielleicht auch deswegen, polarisiert.
Maike Richter wurde 1964 in einem Dorf bei Freudenberg im Siegerland geboren. Sie wuchs in einem bürgerlichen, konservativen Elternhaus auf. Sie trat der Jungen Union bei, studierte Volkswirtschaft in München und nahm eine Arbeit an beim Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung. Nach vier Jahren bekam sie eine feste Stelle im Kanzleramt, im Grundsatzreferat der Wirtschaftsabteilung, in Kohls Machtzentrum.
Sie entwarf Reden und Grußworte, es kam zu persönlichen Begegnungen mit Kohl. In seinem Büro soll sie ihn einmal um eine Widmung in einem seiner Bücher gebeten haben. Aber „ich war kein Groupie“, betonte sie in einem Interview mit der WELT AM SONNTAG im Jahr 2014.
Das sah Kohl-Sohn Peter anders. In einem Buch beschrieb er einen Besuch in ihrer Wohnung: „In meiner männlichen Naivität war ich nicht vorbereitet auf das, was mich dort erwartete: Ich war in eine Art privates Helmut-Kohl-Museum geraten!“ Überall hätten Kohl-Bilder gehangen, sogar ein gerahmter Brief mit seiner Unterschrift habe die Wohnung geschmückt. „Das Ganze sah nach jahrzehntelanger, akribischer Sammelleidenschaft zum Zwecke der Heldenverehrung aus, wie man es vielleicht auch von Berichten über Stalker kennt.“
„Der Unfall hat uns zusammengeschweißt“
Nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 verließ Maike Richter das Kanzleramt und war für den CDU-Politiker Friedrich Merz für das Bundeswirtschaftsministerium tätig. Es kam zu einem gemeinsamen Weihnachtsurlaub mit Kohl und Freunden 2004 in Sri Lanka. Im Jahr darauf wird die Beziehung durch einen Bericht in „Bild“ öffentlich.
2008 kam es zu einem Sturz im Haus, bei dem Kohl ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Noch in der Reha-Klinik in Heidelberg gab sich das Paar das Jawort. „Der Unfall hat uns eher noch enger zusammengeschweißt“, sagte Maike Kohl-Richter der WELT AM SONNTAG.
Nach dem Unfall gab sie ihre Stelle im Ministerium auf. Fortan betreute sie den Altkanzler, kümmerte sich auch um seine Texte, half ihm beim Schreiben. Aber ihr wurde auch von vielen vorgeworfen, den 34 Jahre älteren Helmut Kohl abzuschotten. So schrieb Peter Kohl im Vorwort seines Buches „Hannelore Kohl – Ihr Leben“: „Unsere familiären Kontakte wurden ab der Hochzeit immer mehr erschwert, bis sie irgendwann ganz unmöglich wurden.“
Kohl war bekannt dafür, dass er ein Elefantengedächtnis hatte und Verletzungen nicht vergaß. Gut möglich, dass seine Frau ihn in dieser Haltung noch bestärkt hat, meinen manche in der Union.
Einer, der Kohl-Richter schon lange kennt, nennt sie tough und blitzgescheit. Sie sei für Kohl nicht nur Helferin, sondern auch Lebenselixier gewesen. Die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner beschrieb Kohls zweite Frau als gastfreundlich und aufgeschlossen. Sie sei „vor allem sehr fürsorglich“. Der WELT AM SONNTAG sagte Kohl-Richter: „Ich bin geblieben, weil ich meinen Mann liebe.“
„Das war sicher ein großer Fehler“
Bei einem öffentlichen Auftritt wurde sie einmal in Hosenanzug und Schmuck von Hannelore Kohl fotografiert. Die Kohl-Söhne Walter und Peter reagierten entsetzt, auch weil es sich bei dem Schmuck um Familienerbstücke gehandelt haben soll. Später sagte Kohl-Richter dem Magazin „Stern“: „Das war sicher ein großer Fehler.“
Nun wird es um den historischen Nachlass des Altkanzlers gehen, der am Freitag mit 87 Jahren verstarb. Akten und Unterlagen, die Kohl 1998 dem Archiv der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung überlassen hatte, ließ er 2010 wieder abholen.
Das Bundesarchiv in Koblenz erhebt Anspruch zumindest auf die Unterlagen, die Kohl in seiner Eigenschaft als Kanzler betreffen. In seiner Partei geht man davon aus, dass sich die Adenauer-Stiftung mit dem Thema befassen wird. Für solche Fragen sei es aber noch zu früh, hieß es am Sonntag.