Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright ist tot. Das gab ihre Familie am Mittwoch mit einem Statement bekannt. „Die Todesursache ist Krebs“, heißt es darin. Albright wurde 84 Jahre alt.
Sie war in der zweiten Amtszeit von Bill Clinton ab 1997 die erste Frau in diesem Amt, diente zuvor als UN-Botschafterin der USA. Nach dem Ende von Clintons Präsidentschaft verließ auch sie im Jahr 2001 die US-Regierung, arbeitete später unter anderem für die New Yorker Börse.
In Anspielung auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine erklärte Clinton am Mittwoch, „Madeleines Tod ist ein immenser Verlust für die Welt – und das zu einer Zeit, in der wir die Lehren ihres Lebens am meisten brauchen“. Albright sei eine der besten Diplomatinnen, eine brillante Professorin und ein „außerordentlicher Mensch“ gewesen, erklärte Clinton. Als Außenministerin sei sie eine „leidenschaftliche Vertreterin von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ gewesen, betonte er.
Geboren wurde Albright als Marie Jana Korbelova in Prag. Ihr Vater war Diplomat der Tschechoslowakei - nach dem dortigen kommunistischen Staatsstreich floh er mit seiner Familie 1948 in die USA. Tochter Madeleine war damals elf Jahre alt. Da sie nicht in den USA geboren wurde, durfte sie nie als Präsidentin kandidieren.
Lesen Sie hier ein ausführliches WELT-Interview mit Albright aus dem Herbst 2020
Erst Mitte der 1990er-Jahre erfuhr Albright, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt und insgesamt 25 ihrer Angehörigen während des Holocaust ermordet wurden.
In einem WELT-Interview anlässlich ihres Buches „Die Hölle und andere Reiseziele“ zeigte sie sich 2020 besorgt über die wachsende Gefahr durch Wladimir Putins Russland: „Ich war viele Jahre Expertin für die Sowjetunion, verfolge alle Entwicklungen in Russland bis heute sehr genau. Ich habe Putin getroffen. Er hat die Demokratie in Mittel- und Osteuropa untergraben, hat in den USA Zweifel gesät.
Er hat darüber hinaus viel unternommen, um Russlands Einfluss im Nahen Osten wieder zu behaupten. Ich bin sehr besorgt über das, was die Russen in den letzten Jahren getan haben oder was sie derzeit tun. Mich besorgt vor allem, dass diese Einflussnahme Russlands in vielen demokratischen Ländern nicht ausreichend kritisiert wird. Da gibt es kein Problembewusstsein. Das fehlt – auch in den USA“.