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Lyonel Feininger (1871–1956)

Vertreter der Klassischen Moderne

Adolf Behne über Feininger:

„Und was sind das für Bilder, diese letzten Werke! Alles Materielle ist in ihnen besiegt. Elfenbein, Bernstein, geläutertes Erz, Glas. Eine Strenge, eine Härte, die kein Spachteln kennt.“

 

Lyonel Feininger – Grafiker, Maler, Karikaturist und Fotograf – ist ein bedeutender Vertreter der Kunst der Klassischen Moderne. Am Weimarer Bauhaus leitete er die Druckwerkstatt und entwickelte als Maler einen wiedererkennbaren Stil. Vor allem seine Architekturdarstellungen aus prismatisch gebrochenen, sich überblendenden Formen in transparenten Farbtönen sind für sein Werk charakteristisch.

    Mit 16 Jahren gelangte der in New York geborene Léonell Charles Adrian Feininger nach Deutschland. Seine Eltern waren deutschstämmige Musiker, durch den Vater erhielt er ab dem neunten Lebensjahr Geigenunterricht. Anstelle des geplanten Violinstudiums in Leipzig, begann er an der Allgemeinen Gewerbeschule Hamburg zu studieren und wechselte 1888 an die Königliche Akademie der Künste Berlin. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Karikaturist und Comiczeichner. So begann er 1889 für die „Humoristischen Blätter“ zu zeichnen und veröffentlichte in zahlreichen Zeitungen. Er wurde innerhalb weniger Jahre zu einem der gefragtesten Karikaturisten Deutschlands.

    1901 heiratete Lyonel Feininger die Pianistin Clara Fürst (1879–1944), mit der er zwei Töchter hatte. Im Jahr 1906, während eines Studienaufenthalts an der Academie Colarossi in Paris lernte er Henri Matisse (1869–1954) und Amadeo Modigliani (1884–1920) kennen. Weiterhin zeichnete er für Zeitschriften, so für das in Paris erscheinende Satiremagazin „Le Témoin“. Zurückgekehrt nach Berlin, stellte er Gemälde in der „Berliner Secession“ aus. Seine frühen Figurenbilder machen seinen künstlerischen Ausgangspunkt, die Karikaturzeichnung, deutlich. Seit 1908 war er mit der Künstlerin Julia Berg (1880–1970) verheiratet, mit der er drei Söhne hatte. 1911 stellte er im Pariser „Salon des Indépendants“ aus und lernte Werke des Kubismus sowie Robert Delaunay (1885–1941) und dessen Orphismus kennen, was seinen künftigen Stil beeinflusste. Ab 1913 besuchte er Julia Berg in Weimar und erkundete die dortige Umgebung. Für seine künftigen Architekturbilder waren besonders die mittelalterliche Architektur der Dörfer Gelmeroda, Hopfgarten, Mellingen und Tiefurt inspirierend.

      „Die Kirche, die Mühle, die Brücke, das Haus, der Friedhof haben mich von Kindheit auf mit tiefen, andächtigen Gefühlen erfüllt. Sie sind nämlich sinnbildlich, ich bin mir hierüber erst seit diesem Kriege klar geworden, warum ich sie im Bilde immer von Neuem darstellen muss.“

      1917 wurde Lyonel Feininger durch eine Einzelausstellung in Herwarth Waldens (1878?1941) Berliner Galerie „Der Sturm“ bekannt. Bereits 1913 kam der Kontakt durch seinen Freund Alfred Kubin (1877?1959) zustande. Kubin war der Autor des in zeitgenössischen Künstlerkreisen gepriesenen, phantastischen Romans „Die andere Seite“, der auch Feininger zu der Radierung „Die grüne Brücke“ inspirierte. Die Berliner Galerie „Der Sturm“ war ein Zentrum aller avantgardistischen Strömungen vom Konstruktivismus über den Kubismus bis zu den expressionistischen Gruppen „Blauer Reiter“ oder „Die Brücke“. Hier erhielt Feininger auch Impulse für sein druckgrafisches Werk im Holzschnitt.

       

        1919 – Feininger war zwischenzeitlich 48 Jahre alt – holte ihn Walter Gropius (1883?1969) als einen der ersten Meister ans Bauhaus. Im selben Jahr entstand der berühmte Holzschnitt „Kathedrale“ als Titelbild für das Manifest zur Gründung des Bauhauses. Er wurde „Meister der Formlehre“ und übernahm ab 1921 die Leitung der Druckwerkstätte. Es entstanden druckgrafische Mappenwerke mit Motiven in typisch kristallin aufgebrochenen Formen, die sich gut verkauften, was dem meist mit knappen finanziellen Mitteln versehenen Bauhaus zugute kam.

        1924 gründete er mit Alexej Jawlensky (1865–1941), Wassily Kandinsky (1866–1944) und Paul Klee (1879–1940) die Gruppe der „Blauen Vier“, die an die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ anknüpfen sollte, der sich wegen des Ersten Weltkriegs aufgelöst hatte. Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau wurde Feininger dort Meister ohne Lehrverpflichtung. Er konnte sich seiner künstlerischen Arbeit widmen und es entstand die Serie der „Halle-Ansichten“.

         

        Nachdem 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, galten seine Werke als „entartet“. 400 seiner Werke in Museen und öffentlichen Sammlungen wurden beschlagnahmt. Unter dem Druck der nationalsozialistischen Kulturpolitik verließ er 1937 Deutschland und ging in die USA. Nur sieben Tage später wurde in München die NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet, die auch 17 Werke Feiningers zeigte.

        In New York, wo Lyonel Feininger bis zum Tod lebte, erhielt er Aufträge für die Weltausstellung 1939. Es folgten Ausstellungen in den USA sowie Lehraufträge am Black Mountain College in North Carolina, jener progressiven Kunstschule, an der auch sein Bauhaus-Kollege Josef Albers (1888–1976) oder der ehemalige Bauhaus-Schüler Xanti Schawinsky (1904–1979) unterrichteten. 1951 besuchte er den ebenfalls in die USA emigrierten Walter Gropius in South Lincoln, Massachusetts.

        Lyonel Feininger starb am 13. Januar 1956 im Alter von 84 Jahren in New York.


        Anregungen zum Weiterlesen:

        • Büche, Wolfgang (Hrsg.): Lyonel Feininger. Zurück in Amerika.1937–1956, München 2009.

        • Höper, Corinna: Drucksache Bauhaus, Esslingen 2020.

        • Luyken, Gunda/Wismer, Beat (Hrsg.): Lyonel Feininger. Zwischen den Welten, Köln 2016.

        • Platthaus, Andreas: Lyonel Feininger. Porträt eines Lebens, Berlin 2021.

        • Weber, Christiane: Lyonel Feininger. Genial, verfemt, berühmt, Wiebaden 2014.


        Links:


        Filmtipps:

         

        Der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger (YouTube)

        Lyonel Feininger: Ausstellung in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT (YouTube)

        Autorin: Jutta Fischer, Metzingen / Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB

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