Klimaaktivistin Luisa Neubauer verrät: „Ich fahre manchmal auch gerne Auto“
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Klimaaktivistin Luisa Neubauer verrät: „Ich fahre manchmal auch gerne Auto“

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Klimaaktivistin Luisa Neubauer erklärt in einem Interview die Relevanz und Vorteile der Verkehrswende und warum sie gegen neue Autobahnen ist.

Berlin – Klimaaktivistin Luisa ist das deutsche Gesicht der Klimabewegung Fridays for Future. Die 26-Jährige ist regelmäßig zu Gast in Talkshows, um mehr politisches Engagement für Klimaschutz zu fordern. In einem Interview mit dem Tagesspiegel, verrät sie, warum sie sich gegen den Ausbau des Autobahnnetzes ist, dass Kfz-Nutzer von der Verkehrswende profitieren können – und dass auch sie manchmal gerne Auto fährt.

Bau neuer Autobahnen: „Ein Relikt aus einer anderen Zeit“

Der Klimabewegung gehen nicht die Themen aus. Neben den Protesten gegen den Braunkohleabbau in Lützerath, ist auch der Bau neuer Autobahnen Grund für Klimaproteste. Am 3. März soll beim Globalen Klimastreich darauf aufmerksam gemacht werden, erzählt Neubauer im Interview. Warum das wichtig ist, erklärt sie: „Der geplante Autobahnausbau ist eine rote Linie im Verkehrssektor. Deutschland ist voll mit Autobahnen. Jetzt braucht es eine Kehrtwende, sonst können wir die Klimaziele an den Nagel hängen.“ Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe kein Konzept für Reduzierung der Emissionen im Verkehr. Laut Klimaschutzgesetz müsse es 14-mal schneller sinken, als es bisher der Fall ist. Die Argumentation der Politiker, dass mehr Autobahnen mehr Wohlstand bedeuten, widerspricht Neubauer. Solche Überzeugungen seien „ein Relikt aus einer anderen Zeit.“

Klimaaktivistin Luisa Neubauer protestiert gegen Autobahn-Ausbau.
Luisa Neubauer demonstriert gegen den Autobahnausbau und fordert die Förderung nachhaltiger Mobilität. © picture alliance/dpa /Carsten Koall

Verkehrswende: „Ich fahre manchmal auch gerne Auto“

Der Autobahnausbau sei keine Antwort auf die Klima- und Mobilitätsfrage, betont Neubauer. „Ich fahre manchmal auch gerne Auto“, verrät Neubauer. Es gehe nicht um Verzicht, sondern um die Freiheit ohne Auto mobil sein zu können – und dabei CO₂-Emissionen, Lärm und die Versiegelung der Landschaft zu reduzieren. Ein Ausbau der Infrastruktur durch Radwege und Bahnnetze würde die Lebensqualität vieler Menschen steigern. In der Debatte müssen alle Menschen mit einbezogen werden – nicht nur die mit Auto: „13 Millionen Erwachsene besitzen keinen Führerschein, hinzu kommen 13 Millionen Kinder und Menschen ohne eigenes Auto. Ist es wirklich liberale Politik, wenn man die Menschen vom Auto abhängig macht?“ Aber auch Menschen, die auf das Auto angewiesen seien, würden von der Verkehrswende profitieren – schließlich werden die Straßen dadurch leerer.

Nachhaltige Mobilität: „Niemand schlägt vor, dass in Deutschland alle Autobahnen rückgebaut werden sollen“

Mobilität sollte so gestaltet werden, dass nicht jeder Weg neue Klimaschäden produziert, so Neubauer im Interview. „Niemand schlägt vor, dass in Deutschland alle Autobahnen rückgebaut werden sollen.“ Es gehe vielmehr darum, eine schnelle und effiziente Klimapolitik zu gewährleisten und Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Dem steht der Verkehrsminister dennoch im Wege. Auch der Frage der Umstrukturierung der Arbeitsplätze sieht Neubauer Wissing in der Verantwortung. Bereits jetzt müsse es Gespräche geben, um Menschen sozial abzusichern. Die Politik wolle die absehbaren Veränderungen in der Autoindustrie noch weiter hinauszögern – Den Preis zahlen dann die Beschäftigten.

Für eine gerechte Verkehrswende werden Fridays for Future und viele kleinere Initiativen weiterhin demonstrieren. Ob sich die Klimabewegung mit Blick auf die „Letzte Generation“ radikalisiere, wirft Neubauer der Bundesregierung eine Radikalisierung vor. Die Politik entferne sich immer weiter von den Klimazielen, während die Klimakrise spürbar eskaliere. (hk)

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