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Luftschlacht 1940: Die Niederlage der Royal Air Force über dem Kanal - WELT
Im Juli 1940 eröffnete die Wehrmacht die Luftschlacht um England. In der ersten Phase rangen Luftwaffe und RAF um die Hoheit über dem Ärmelkanal. Die britischen Verluste waren dramatisch.
Um einen Krieg siegreich zu beenden, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man kann den Feind belagern, also isolieren, und zur Aufgabe zwingen. Man kann sein Territorium erobern und besetzen. Oder man kann den Gegner mit Distanzangriffen zermürben.
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Im Sommer 1940 erwogen hohe Offiziere der Wehrmacht alle drei Wege, mit dem nach Frankreich Kapitulation einzig verbliebenen Gegner des Dritten Reiches, Großbritannien, fertig zu werden. Alfred Jodl, der Chef des Führungsstabes und damit einer von Hitlers wichtigsten militärischen Beratern, beschrieb in einer Denkschrift über die „Weiterführung des Westfeldzuges“ die Möglichkeiten konkret. Sie war die Grundlage für die politische Entscheidung des Diktators.
Die erste Option nannte Jodl eine „Belagerung“. Sie umfasste den Kampf zur See und in der Luft gegen jede Ein- und Ausfuhr, faktisch also eine Blockade Großbritanniens mit dem Ziel der Aushungerung und schließlich der bedingungslosen Kapitulation.
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Als zweiten denkbaren Weg beschrieb der General den „Terrorangriff“ aus der Luft gegen die Bevölkerungszentren Großbritanniens. So sollte der „Widerstandswille des Volkes gelähmt und endlich gebrochen“ werden.
Die dritte Möglichkeit war die Landung von deutschen Truppen an der englischen Kanalküste. Sie sollten wie zuvor schon in Polen, Dänemark, Norwegen, Frankreich und die Beneluxstaaten eine deutsche Herrschaft etablieren.
Nach Jodls Überzeugung war der Sieg über Großbritannien nur noch „eine Frage der Zeit“. Deutschland sollte daher seiner Empfehlung nach den Weg des Kampfes wählen, der „die eigenen Kräfte schont und Risiken vermeidet“. Denn Hitler wollte, das war der Wehrmachtsführung aus zahlreichen Besprechungen klar, nach dem Ende des Westfeldzuges einen weiteren Krieg führen, gegen Stalins Sowjetunion – trotz des Nichtangriffspaktes, den die beiden Diktatoren durch ihre Außenminister im August 1939 geschlossen hatten.
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Alle drei denkbaren Wege der Niederringung Großbritanniens hatten dieselbe Voraussetzung: die Erringung der Luftherrschaft – in Jodls Worten: „Am Anfang muss der Kampf gegen die englische Luftwaffe stehen.“
Messerschmitt vs. Spitfire
Die Zahlenverhältnisse schienen im Juli 1940 eindeutig zu sein: Die Luftwaffe unter Hermann Göring konnte von Frankreich, Belgien und den Niederlanden sowie Norwegen rund 2600 Maschinen in den Kampf werfen; die Royal Air Force (RAF) dagegen verfügte über gerade einmal halb so viele Flugzeuge. In allen Kategorien war die RAF unterlegen: Sie hatte weniger als ein Drittel so viele Bomber wie die Deutschen, etwas weniger einmotorige Jäger und ebenfalls nur ein Drittel zweimotoriger Zerstörer.
Allerdings hatte der Luftwaffenführungsstab keine ausreichenden Pläne für die Fortsetzung des Kampfes gegen die RAF nach dem Westfeldzug gemacht. So waren Görings führende Offiziere in der ersten Juli-Woche 1940 weitgehend unvorbereitet, als Taktiken für den Kampf gegen Großbritannien gefragt waren. Man konzentrierte sich deshalb darauf fortzusetzen, was man bereits während des Westfeldzuges gegen Frankreich getan hatte: Kampf um die Luftherrschaft.
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Am 10. Juli 1940 begannen, zunächst noch mit durchaus gebremster Kraft, die Attacken auf britische Schiffe im Kanal. Hier konnte man sich orientieren an den Erfahrungen, die während der Kämpfe gegen die Evakuierung von fast 340.000 britischen und französischen Soldaten aus Dünkirchen gemacht worden waren: Durch Bombardements von Konvois und Kriegsschiffen sollten die Jäger der RAF zum Aufsteigen gezwungen werden. In Luftkämpfen wollten die deutschen Jagdstaffeln dann die Luftherrschaft erringen.
Restaurierte „Spitfire“ steht zum Verkauf
Doch das hatte schon Ende Mai und Anfang Juni während der Evakuierung aus Dünkirchen nicht geklappt, und jetzt gelang es ebenso wenig. Allerdings waren die britischen Verluste höher als die deutschen, denn die RAF-Jäger hatten einen weiteren Anflugweg über den Kanal. Da die deutsche Luftwaffe ohnehin zahlenmäßig überlegen war, konnte man sich ausrechnen, dass irgendwann ein Erfolg der Wehrmacht am Ende des Konfliktes stehen müsste.
Als besonders gefährlich erwies sich der Personalmangel des RAF-Jägerkommandos. Rund 300 Piloten hatte das Fighter Command bereits im Westfeldzug verloren, etwa ein Drittel seiner gesamten Stärke. Zwar stießen Flugzeugführer aus dem Commonwealth neu hinzu, auch einige Freiwillige aus den USA sowie französische Piloten, die weiterkämpfen wollten, doch die Unterbesetzung betrug in den folgenden Monaten stets ein Fünftel.
Weniger problematisch war dagegen der Nachschub an Flugzeugen. Lord Beaverbrock, der Minister für die Flugzeugindustrie, hatte Ende Mai 1940 alle freien Produktionsressourcen dem Bau von einmotorigen Jägern der Muster Hawker Hurricane und Supermarine Spitfire zugewiesen. Nach 256 Maschinen im April steigerte sich so der Ausstoß an Jäger im Juni auf 446 und im Juli auf fast 500 Stück. Doch ohne Piloten waren diese Flugzeuge praktisch wertlos.