Schutz der unter 16-Jährigen: Snus-Verbot an der Kanti Solothurn - 20 Minuten

Schutz der unter 16-Jährigen: Snus-Verbot an der Kanti Solothurn

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TabakbeutelErste Kantis verbieten Schülern das Snusen

Der Snus-Konsum bei Jugendlichen steigt. Die Kantonsschule Solothurn hat reagiert und verbietet die Tabakbeutel für unter die Lippe. Andere Schulen sind noch nicht so weit, könnten aber folgen.

Darum gehts

  • Die Kantonsschule Solothurn hat Snus verboten, um die Gesundheit der jüngeren Schüler zu schützen.

  • Befragte Schülerinnen und Schüler halten nicht viel vom Verbot.

  • Andere Kantonsschulen in der Deutschschweiz beobachten den Snus-Konsum, sind aber noch nicht alarmiert.

  • Jugendliche konsumieren laut Studien zunehmend Snus, begünstigt durch Werbung und das «coole» Image der Produkte.

  • Die gesundheitlichen Folgen von Snus sind noch nicht restlos geklärt. Durch das viele Nikotin hat Snus aber ein hohes Suchtpotenzial.

Das ist passiert

Die Kantonsschule Solothurn hat als eine der ersten Kantis im Land Snus verboten. Die kleinen weissen Säckchen sind mit Tabak und Salz gefüllt und werden unter die Lippe geschoben. Von dort gelangt das Nikotin sehr schnell ins Blut und ins Hirn.

Snust du?

«Proaktiv handeln»: Das sagt die Schule

«Es ist kein grosses Thema, aber doch eines, bei dem wir proaktiv handeln wollen», sagt Konrektorin Christina Tardo-Styner. Für ein Verbot habe sich die Schulleitung entschieden, um die Gesundheit der unter 16-Jährigen zu schützen.

Denn: An der Kanti Solothurn werden Schülerinnen und Schüler der Unterstufe und jene der Oberstufe in denselben Zimmern unterrichtet – was zur Folge hat, dass die Jüngeren auf die Kautabak-Abfälle der Älteren stossen. «Wir wollen verhindern, dass die Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Klasse so mit Snus in Berührung kommen», sagt Tardo-Styner. Und: «Aus gesundheitlichen Gründen sollte eine Schule tabakfrei sein.» Die Schule werde nicht aktiv nach Überschreitungen fahnden. Man werde jedoch reagieren, wenn man Verstösse feststelle. «Eine Ahndung erfolgt in der Regel erst bei mehrfachem Verstoss.»

«Unnötig»: So reagieren Schülerinnen und Schüler

Die Lernenden der Kanti Solothurn haben am Verbot keine Freude: «Das ist unnötig. Zigaretten sind ja auch ein Tabakprodukt und werden nicht verboten. Jeder soll selbst entscheiden, was er konsumieren will», sagen die Schülerinnen und Schüler (siehe Video).

So reagieren andere Schulen

Eine Umfrage von 20 Minuten bei rund zehn weiteren Kantonsschulen in der Deutschschweiz zeigt: Von Snus gehört haben die meisten schon. Oft wurde es aber noch nicht als Problem identifiziert und es gibt noch keinen Umgang damit.

So bestätigt beispielsweise Barbara Sulzer Smith, Rektorin der Kantonsschule Schaffhausen, dass in ihrer Schule Snus konsumiert werde. «Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob dieser zugenommen hat.» Ein Verbot sei bisher nicht in Betracht gezogen worden, man werde die Situation aber weiter beobachten und falls nötig reagieren. Fast alle Schulen gaben an, Präventionstage zum Thema Sucht durchzuführen und dort auch über Snus sprechen zu wollen.

Lucius Hartmann ist Präsident des Vereins schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer. Er sagt, dass bald an weiteren Schulen Verbote folgen könnten: «Wenn ein neues Phänomen auftaucht wie früher die Zigaretten und jetzt Snus und E-Zigaretten, dauert es meist eine Weile, bis das Problem erkannt ist und ein Umgang damit festgelegt wurde.»

Wie viele Jugendliche konsumieren Snus?

«Leider promoten auch Influencer und Stars diese Produkte.»

Laut dem Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg konsumieren 7,9 Prozent der Jugendlichen Snus oder Schnupftabak monatlich oder öfter. Sprecher Markus Wildermuth nennt dafür zwei Gründe: «Einerseits wird Snus stark beworben. Andererseits werden die Produkte mit Aromen versehen und sehen ‹cool› aus. Leider promoten auch Influencer und Stars diese Produkte.»

Auch Sucht Schweiz bestätigt, dass der Konsum von Snus bei den Elf- bis 15-Jährigen in der Schweiz 2022 deutlich zugenommen hat. Der Import ist von 2021 auf 2022 um 40 Prozent angestiegen.

Wie schädlich ist Snus?

Die gesundheitlichen Folgen von Snus sind noch nicht restlos geklärt. Klar ist laut dem deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, dass Snus durch das viele Nikotin ein hohes Suchtpotenzial hat. Das bestätigt Sucht Schweiz: «Je früher und stärker eine Abhängigkeit besteht, desto schwieriger wird der Ausstieg», sagt Rachel Stauffer Babel von Sucht Schweiz. Sie kritisiert: «Die Kontrollen des Verkaufs an Minderjährige sind leider lückenhaft.»

Zudem enthält Snus krebserregende Substanzen. Studien haben gezeigt, dass der Konsum etwa zu Krebs im Mundbereich, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Ausserdem warnen Zahnärzte vermehrt davor, dass Snus Schäden im Mund anrichtet, etwa verfärbte Zähne und einen Zahnfleischrückgang.

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