Kritik zu Love And Monsters: Da hat sich Netflix einen guten Film geangelt - FILMSTARTS.de
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    Love And Monsters
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Love And Monsters

    Da hat sich Netflix einen guten Film geangelt

    Von Helena Berg

    Der in Deutschland exklusiv bei Netflix erscheinende „Love And Monsters“ von „Five Fingers For Marseilles“-Regisseur Michael Matthews hat eine Botschaft, die in der Corona-Pandemie erschreckend aktuell wirkt: Wirklich alles wird irgendwann zur Normalität. Selbst Monster. Nachdem ein Asteroid mit Kurs auf unseren Planeten von Raketen abgewehrt wurde, mutierten die kaltblütigen Tiere der Erde zu gefährlichen Riesenkreaturen. 95 Prozent der Weltbevölkerung sind mittlerweile ausgerottet, die Überlebenden haben sich zu einzelnen Kolonien zusammengeschlossen.

    Dass dabei Liebende getrennt wurden - ein notwendiges Übel. Auch Joel (Dylan O’Brien) hat seine Highschool-Freundin Aimee (Jessica Henwick) seit sieben Jahren nicht gesehen, vergessen konnte er sie jedoch nie. Als es ihm eines Tages gelingt, Aimee über Funk zu erreichen, stellt sich heraus: Seine große Liebe ist nur 150 Kilometer und damit lediglich sieben Tage Überlebenskampf von ihm entfernt. Der ansonst so ängstliche Joel entscheidet sich, den gefährlichen Weg auf sich zu nehmen…

    Für seine Jugendliebe begibt sich Joel (Dylan O’Brien) auf eine gefährliche Reise ...

    Einzelne Momente in „Love And Monster“ wirken tatsächlich wie ironische Seitenhiebe auf die aktuelle Weltlage. Zitat: „Die Natur ist so schön, wenn sie einen nicht umbringen will!” Dabei hat das Monster-Roadmovie aber wie sein Protagonist bereits einen langen Weg hinter sich: Schon seit 2012 haben die Autoren Brian Duffield („The Babysitter“) und Matthew Robinson („Monster Trucks“) für das Projekt gekämpft, bis 2018 mit dem Hinzustoßen von „Maze Runner“-Shooting-Star Dylan O’Brian neuer Schwung in die Sache gekommen ist. Herausgekommen ist nun ein klassischer Fantasy-Actionfilm – gewürzt mit einer ästethischen Mystery-Geschichte sowie einem gehörigen Augenzwinkern. Irgendwo zwischen „Zombieland“ und den kultigen Coming-of-Age-Lovestorys von John Hughes („Das darf man nur als Erwachsener“).

    „Love And Monsters“ hat in diesem Pandemie-Jahr, in dem die meisten großen Blockbuster in die Zukunft verschoben wurden, überraschend eine Oscar-Nominierung für die Besten Spezialeffekte eingeheimst. Dabei sehen die animierten Kreaturen aber nicht nur toll aus – die wirklich ekelhaften und aggressiven Monster haben zugleich auch immer etwas Schelmisches und Liebevolles an sich. Damit stehen sie in gewisser Weise symbolisch für den ganzen Film. Denn hinter den beeindruckenden Bildern und der flotten Action verbirgt sich ebenfalls etwas Tieferes.

    Liebe ist stärker als die Apokalypse - oder doch nicht?

    “Love And Monsters” erzählt im Kern eine Coming-of-Age Geschichte über einen jungen Mann, der in seiner persönlichen Entwicklung durch das plötzliche Hereinbrechen der Apokalypse in der High School stecken geblieben ist. Bei seinem Trip mischen sich dann die üblichen Lebensweisheiten mit verschmitzter Selbstironie: „Keine Kompromisse in der Liebe, auch nicht beim Weltuntergang!” So werden auch potenziell schnulzige Szenen immer wieder aufgebrochen. Zudem arbeitet „Love And Monsters“ viel mit bildlichen Gags, die jedoch mitunter zu vorhersehbar geraten. Szenen, in denen Personen in eine Richtung aus dem Ausschnitt verschwinden und nach einer kurzen Pause mit einem “Nein, die andere Richtung” zurück ins Bild kehren, kennt man bereits aus etlichen anderen Komödien.

    „Love And Monsters“ entfaltet sicherlich nicht den Anspruch, sein Genre neu zu erfinden. Umso bemerkenswerter sind einige feministischen Züge der Geschichte: Zwar deutet sich der Verlauf der Liebesgeschichte zwischen Joel und Aimee bereits früh an, trotzdem kann man sich über Joels (späte) Erkenntnis freuen, dass er Aimee ja überhaupt nicht gefragt hat, ob er überhaupt zu ihr kommen soll. Es ist ja nun alles andere als unrealistisch, dass sie nach all diesen Jahren vielleicht längst jemand anderen kennengelernt hat – oder auch ganz einfach so nichts mehr von ihrem Highschool-Schwarm wissen will.

    ... selbst wenn er noch gar nicht weiß, ob Aimee (Jessica Henwick) nach all den Jahren überhaupt noch was von ihm wissen will.

    Solche Dynamiken werden auch durch die Darsteller*innen getragen: Während Dylan O'Brien perfekt auf die Rolle des jungenhaften und sympathischen Joels passt, verkörpern Jessica Henwick und die Nachwuchsdarstellerin Ariana Greenblatt starke Frauen – und zwar nicht in dem Sinne, dass sie wie klassische Macho-Helden einfach alles platthauen.  Für Henwick waren deshalb auch die Stunts eine besondere Herausforderung, gerade weil ihre Figur weniger kompetent kämpfen sollte, als sie es von ihren Auftritten als Colleen Wing in den MARVEL-Serien „Iron Fist“ und „The Defenders“ gewohnt war. Der klassisch-herbe Abenteuer-Charme wird unterdesen von „Guardians Of The Galaxy“-Fanliebling Michael Rooker als No-Nonsens-Überlebenskämpfer Clyde beigesteuert.

    Der ursprüngliche Titel „Monster Problems“ hätte übrigens ebenfalls gut zum Film gepasst, vermittelt er doch ein Teenager-Weltbild, in dem alle Probleme riesig erscheinen, sobald es um Liebe, Selbstfindung und Freundschaft geht – völlig egal, ob nun gerade Monster die Erde beherrschen oder nicht. Daher ist es durchaus bedauerlich, dass sich die „Love And Monsters“-Macher schließlich doch für ein klassisches Finale entschieden hat. Obwohl auch dieses ironisch gebrochen wird, ist es dann eben doch ein arg vorhersehbares Happy End. Schade! Denn die Kraft der Geschichte liegt trotz des monströsen Settings und der oscarnominierten Effekte gerade in der Normalität abseits der üblichen Hollywood-Klischees.

    Fazit: „Love And Monsters“ ist ein gelungenes Fantasy-Abenteuer, das in erster Linie von seinem selbstironischen Humor und eindrucksvollen Bildern lebt. Berührend ist dabei vor allem die Entwicklung des Protagonisten Joel. Hier hätte der oscarnominierte Film jedoch besser seine neuen (und feministischen) Gedanken durchziehen sollen, statt sich schließlich doch in ein sicheres Romantik-Ende zu flüchten.

     

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