Louis Bonaparte (1778-1846)

Louis Bonaparte (1778-1846)

Louis Bonaparte war König von Holland.

Er galt als Lieblingsbruder von Kaiser Napoleon.

Geburt und Kindheit Louis Bonapartes

Das Licht der Welt erblickte Louis Napoleon Bonaparte am 2. September 1778 im korsischen Ajaccio.

Er war das fünfte Kind von Carlo und Letizia Bonaparte.

Seine Eltern ließen ihn auf den Namen Ludovicus taufen, doch wurde er fast immer Luigi genannt.

Einige politische Gegner Carlo Bonapartes brachten das Gerücht in Umlauf, dass Louis nicht sein leibliches Kind sei und seine Gemahlin Letizia eine außereheliche Affäre mit dem Gouverneur von Korsika gehabt hätte.

Diese Gerüchte fanden in der heutigen Geschichtsschreibung jedoch keine Bestätigung, zumal Letizia als treue Ehefrau und strenggläubige Christin galt.

Im Jahr 1785 verstarb Carlo Bonaparte an Krebs.

Louis ließ seinem geliebten Vater später ein Denkmal errichten.

Karriere beim Militär

Nach dem Tode des Vaters kümmerte sich Napoleon um die Erziehung von Louis, den er als seinen Lieblingsbruder ansah.

Als Napoleon in Frankreich in einem Regiment in der Garnison von Auxonne diente, ließ er seinen kleinen Bruder nachkommen.

Zu den Fächern, in denen Louis von Napoleon unterrichtet wurde, gehörten Militärwissenschaft, Geschichte und Geografie, aber auch Philosophie und Sprachen. Dabei verlief Napoleons Erziehung und Ausbildung sehr streng.

Als Kadett ging Louis mit Napoleon nach Grenoble.

Da Louis über große Intelligenz verfügte und seine Aufgaben gut meisterte, zeigte sich sein älterer Bruder sehr zufrieden mit ihm.

1795 stieg Louis zum Leutnant auf und 1796 begleitete er Napoleon als dessen Adjutant auf dem Italienfeldzug. Auch hier bewährte sich der junge Korse mit Mut und Klugheit, sodass er zum Hauptmann avancierte.

1799 stürzte Napoleon das Direktorium und wurde zum Ersten Konsul von Frankreich.

Dies führte auch zum weiteren Aufstieg von Louis, der zum Colonel ernannt wurde und ein Dragonerregiment übernahm.

Schließlich brachte er es mit 26 Jahren zum General.

1801 nahm Louis‘ Regiment am Orangenkrieg in Portugal teil, der allerdings schon beendet war, als er dort eintraf. Für Frankreich konnte er den Friedensvertrag von Badajoz unterzeichnen.

Krankheit

Während des Italienfeldzugs hatte sich Louis eine Geschlechtskrankheit zugezogen. Sie beeinträchtigte ihn sein ganzes Leben lang.

Weil die Krankheit nicht richtig auskuriert wurde, litt Louis wiederholt unter Beschwerden, da Nerven, Knochen und Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Des Weiteren quälte Louis eine Arthritis.

In der Öffentlichkeit ließ er sich jedoch nie etwas anmerken.

Heirat Louis Bonapartes mit Hortense de Beauharnais

Auf Wunsch von Napoleon und seiner Gemahlin Joséphine de Beauharnais wurde Louis mit deren Tochter Hortense (1783-1837) am 4. Januar 1802 verheiratet.

Die Ehe verlief jedoch unglücklich.

Es gingen aber die drei Kinder Napoleon Charles (1802-1807), Napoleon Louis (1804-1831) und Charles Louis Napoleon (1808-1873) aus der Beziehung hervor.

Charles Louis Napoleon sollte es bis zum französischen Präsidenten und als Napoleon III. sogar zum Kaiser von Frankreich bringen.

Weil Louis sich extrem eifersüchtig verhielt, ließ er seiner Frau, die dem guten Leben zugetan war, hinterherspionieren.

Er wollte sie sogar in seinem Schloss unter Arrest stellen.

Als Hortense Napoleon um Hilfe bat und dieser zu ihren Gunsten intervenierte, wurde Louis nur noch misstrauischer.

Als der erste Sohn Napoleon Charles 1807 verstarb, näherten sich Louis und Hortense einander wieder an.

Als Gerüchte auftauchten, Louis sei nicht der Vater von Charles Louis Napoleon, zerbrach die Beziehung jedoch endgültig und Hortense verließ ihren Mann.

Mit Kaiser Napoleons Unterstützung konnten die Kinder bei ihr bleiben.

Louis Bonapartes Aufstieg zum König von Holland

Durch Napoleons Krönung zum Kaiser war Louis zum kaiserlichen Prinzen geworden.

Außerdem avancierte er zum Kronfeldherren von Frankreich, dem ein eigener Hof zustand.

Während des dritten Koalitionskrieges im Jahr 1805 kommandierte Louis die Nordarmee und kümmerte sich dabei um die Verteidigung Hollands gegen die Preußen. Dabei gewann er bei den Einheimischen großen Respekt.

Zwischen Frankreich und der Batavischen Republik wurde ein Bündnisabkommen geschlossen.

Nach dem Sieg über Preußen 1806/07 blieb als Feind vor allem Großbritannien übrig, das Napoleon durch eine umfassende Kontinentalsperre zu bekämpfen gedachte.

Das bedeutete, dass auch die Niederlande an dieser Blockade teilnehmen musste.

Napoleon wollte außerdem, dass ein kaiserlicher Prinz als Monarch die Kontrolle über Holland übernahm oder das Land zu einer französischen Militärprovinz wurde.

Als die Niederländer der Monarchie zustimmten, fiel Louis die Aufgabe zu, König von Holland zu werden, weil er dort Beliebtheit genoss.

Auch die holländischen Politiker wünschten sich Louis als Monarchen, sodass er schließlich zustimmte.

Am 5. Juni 1806 wurde er zum König von Holland proklamiert.

Louis Bonapartes Herrschaft über Holland

Viele Niederländer standen Louis zunächst skeptisch gegenüber. Doch Louis agierte sehr geschickt und verkündete, zum Holländer geworden zu sein.

Kaiser Napoleon erwähnte er in seinen Ansprachen nicht und erlernte die holländische Sprache.

Um seine Untertanen besser kennenzulernen, bereiste Louis die einzelnen Provinzen.

Bei Unglücken machte sich der König selbst ein Bild von der Lage, was damals noch nicht üblich war.

Louis schaffte es, den holländischen Haushalt zu stabilisieren, und die Haltung seines Hofes war sehr sparsam.

So gelang es ihm, die meisten Holländer einigermaßen zufriedenzustellen und sich Respekt zu verschaffen. Dabei widersprach er auch Napoleon des Öfteren.

Louis‘ Kabinett setzte sich vorwiegend aus Niederländern zusammen.

Außerdem wurde die neue Verfassung bestätigt und die Folter, Zwangsarbeit und Deportation abgeschafft.

Zu einem Problem wurde jedoch die Kontinentalsperre, weil sie negative Folgen für das Königreich Holland hatte.

Louis versprach den Niederländern, die Häfen offenzuhalten, was ihn beim Volk sehr beliebt machte.

Obwohl die Kontinentalsperre offiziell galt, sah Louis über Verstöße mit Unterstützung seiner Minister gegen sie immer wieder hinweg und der Schmuggel blühte auf.

Trotzdem wurde das Land durch die Sperre geschädigt, sodass die Ressourcen zunehmend knapper ausfielen.

Louis‘ Bruch mit Napoleon

Natürlich entging Napoleon das Handeln seines Bruders nicht und er reagierte verärgert.

Als die Briten 1809 vergeblich eine Invasion in Holland versuchten, entschied der Kaiser, Holland zur französischen Provinz zu machen.

Als Louis ihn besuchte, warf Napoleon ihm vor, ein schlimmerer Feind zu sein als die Briten.

Außerdem verlangte er die konsequente Einhaltung der Kontinentalsperre.

Louis blieb nichts anderes übrig, als im März 1810 nachzugeben, und Holland musste ein Drittel seines Landes an Frankreich abtreten.

Das Verhältnis zu Napoleon verschlechterte sich weiter, sodass Louis am 1. Juli 1810 abdankte.

Einen Tag später ging er nach Graz ins Exil.

Kurz darauf annektierte Napoleon Holland, das zu einer französischen Provinz wurde.

Louis Bonapartes Leben im Exil

Als Graf von St. Leu lebte Louis mit Erlaubnis von Kaiser Franz I. von Österreich in Graz, wo er mit dem Schreiben begann.

Als Napoleon ihm die Rückkehr nach Frankreich anbot, lehnte er ab.

Stattdessen hoffte er, eines Tages wieder König von Holland zu werden.

Als Österreich sich erneut mit Russland verbündete, zog Louis in die Schweiz um.

Sein letztes Treffen mit Napoleon fand im Januar 1813 statt. Doch sein Angebot, zwischen Frankreich und den Alliierten zu vermitteln, schlug der Kaiser aus.

Napoleons Kaiserreich brach zusammen und Holland wurde Ende 1813 wieder unabhängig. Mit Wilhelm I. von Oranien erhielt das Land einen neuen König.

Letzte Jahre Louis Bonapartes

Nachdem Napoleon endgültig gescheitert war, begab sich Louis nach Rom.

Er beschäftigte sich weiter mit dem Schreiben. Zu seinen Werken zählten u. a. eine Oper sowie eine Tragödie. Außerdem schrieb er über seine Zeit als König von Holland.

Ab 1821 wohnte Louis in Florenz.

Im Jahr 1840 durfte Louis die Niederlande wieder besuchen. Dabei erhielt er von den Holländern einen herzlichen Empfang.

1844 stieg Louis zum Oberhaupt der Familie Bonaparte auf und baute das Familienarchiv aus.

Am 25. Juli 1846 verstarb der frühere holländische König in Livorno an einem Schlaganfall.

1847 fand seine Beisetzung auf dem Gut Saint-Leu-la-Forêt bei Paris statt, was seinem Wunsch entsprach. Sogar eine Abordnung der Niederlande erwies ihm die letzte Ehre.