Geschichte des Instituts — LVS

Geschichte des Instituts

Erste Überlegungen zur Gründung eines verwaltungswissenschaftlichen Instituts

Die Entstehungsgeschichte des Lorenz-von-Stein-Instituts für Verwaltungswissenschaften reicht bis in das Jahr 1961 zurück. Damals kam es zu ersten Gesprächen zwischen den kommunalen Landesverbänden und der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität. Ziel war es, ein Institut für Verwaltungswissenschaften zu gründen, das von Verwaltung und Universität gemeinsam getragen und so Theorie und Praxis zusammenführen sollte. Die Realisierung dieses Plans ließ jedoch lange Zeit auf sich warten.

Wichtige Daten auf dem Weg dorthin waren der 15. November 1965, an dem die schleswig-holsteinische Landesregierung zum 150. Geburtstag Lorenz von Steins einen Festakt im Landeshaus veranstaltete. Zahlreiche Persönlichkeiten verschiedener Disziplinen würdigten bei dieser Gelegenheit das Wirken Lorenz von Steins und belebten damit erneut den Gedanken an die Gründung eines verwaltungswissenschaftlichen Instituts.

Bereits 1969 beschloss die Landesregierung, zur Förderung der Verwaltungswissenschaften in Schleswig-Holstein ein "Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften" zu gründen. Dazu waren in den Landeshaushalten der Jahre 1970 bis 1974 namhafte Beträge für das Institut vorgesehen. Leider war aus verschiedenen Gründen die Errichtung des Instituts und die Aufnahme seiner Arbeit noch nicht möglich.

1971 gelang es Herrn Staatssekretär Dr. Schmidt aufgrund seiner Initiative und seiner persönlichen Beziehung zu den Erben Lorenz von Steins, den wertvollsten wissenschaftlichen Nachlass als Dauerleihgabe der Erben von Wien in die Landesbibliothek nach Schleswig zu überführen. Der Nachlass wurde mit der Verpflichtung überlassen, ihn der wissenschaftlichen Arbeit verfügbar zu machen.

1973 bis 1975 kam es zu verschiedenen Aktivitäten, um die Aufgaben, den Standort und die Rechtsform des Instituts sowie die personelle Zusammensetzung der vorgesehenen Organe zu klären.
Der Kultusminister des Landes Schleswig-Holstein verlieh am 15.1.1975 im Einvernehmen mit der Christian-Albrechts-Universität dem Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften die Stellung einer wissenschaftlichen Einrichtung an der Christian-Albrechts-Universität. Im gleichen Jahr entwarf ein kleiner Arbeitskreis ein Arbeitsprogramm für das Institut. Der endgültigen Gründung standen nunmehr zunehmend schlechtere finanzielle Rahmenbedingungen in Schleswig-Holstein gegenüber, die zu weiteren Verzögerungen führten.

Am 15. November 1977 - dem 162. Geburtstag Lorenz von Steins - gründeten Persönlichkeiten aus dem Landesparlament, der Landes- und Kommunalverwaltung sowie der Christian-Albrechts-Universität die Lorenz von Stein-Gesellschaft zu Kiel. Wichtigstes Ziel und Zweck der Gründung war und ist die Förderung des "Lorenz-von-Stein-Instituts für Verwaltungswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel". Der Vorstand der Gesellschaft unter Federführung ihres Vorstandsvorsitzenden Dr. Staak entwickelte in der ersten Hälfte des Jahres 1978 eine eigene Konzeption für das Institut.

Arbeitsaufnahme im Jahre 1980

Anfang des Jahres 1980 konnte das Institut seine Arbeit aufnehmen. Der Landeshaushalt 1980 stellte entsprechende Mittel für das Lorenz-von-Stein-Institut bereit und am 22.Februar 1980 fand die konstituierende Sitzung des Kuratoriums statt. Anschließend wurde Prof. Dr. Albert von Mutius, gleichzeitig Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre des Juristischen Seminars, zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Instituts ernannt. Die Ernennung der weiteren Vorstandsmitglieder erfolgte im Laufe des Jahres. Die Unterbringung des Instituts mit dem Direktorenzimmer, den Büros für die wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter und einem Seminarraum, der zugleich als Präsenzbibliothek diente, erfolgte im Bereich des sogenannten Physik-Zentrums in der Stichstraße. Aufgrund der ansteigenden Mitarbeiterzahl sowie des sich schnell vergrößernden Bibliotheksbestandes und im Bestreben einer engeren räumlichen Anbindung an die Einrichtungen der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät waren in den Folgejahren Umzüge absehbar. So blieb das Institut neun Jahre im Physikzentrum. Dann zog es in die Räume der zuvor dort befindlichen Kindergruppe im Bereich der Mensa II und damit noch dichter an das Juristische Seminar. Auslöser waren Asbestfunde im Bereich des Physikzentrums und der sich daraus ergebende Sanierungsbedarf, verbunden mit einer längeren Sperrung des Gebäudes.

Die Jahre 1980-2000

Die Räumlichkeiten und vor allem die Lage im Bereich der Mensa II war auch für das Studentenwerk interessant, so dass nochmals nach neuen Räumlichkeiten Ausschau gehalten werden musste. Sie fanden sich nach längerem Suchen und der Prüfung diverser Alternativen im Bereich des sich in einer Umstrukturierung befindlichen ELAC-Werkes in der Neufeldtstraße. Der Umzug erfolge im Mai 1995. Hier wurde es endlich auch möglich, neben dem Institut den von Prof. von Mutius besetzten Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre unterzubringen. Da sich im gleichen Gebäude auch das Institut für Umweltschutz-, Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, die Forschungsstelle für Jugendstrafrecht und Kriminalprävention, das Institut für Osteuropäisches Recht befanden, verbesserte sich zugleich die fachliche Integration und die informelle Anbindung des Lorenz-von-Stein-Instituts an die übrigen Einrichtungen der Fakultät deutlich. Auch die zunehmend umfangreichere Institutsbibliothek konnte der interessierten Öffentlichkeit wesentlich besser zugänglich gemacht werden.
Im Zuge der von der Universität beabsichtigten Aufgabe des Standortes auf dem ELAC-Gelände zog das Institut im September 2003 erneut um. Seine neuen Räumlichkeiten befinden sich in der ehemaligen Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (EWF) in der Olshausenstraße, wo es sich eine Etage mit Prof. von Mutius? Lehrstuhl und den beiden zuvor in der Neufeldtstraße untergebrachten kriminologischen Einrichtungen teilt. Es bleibt damit eng mit der Rechtswissenschaftliche Fakultät verknüpft. Die gegenüber dem bisherigen, etwas abseitigen Standort erheblich bessere Verkehrsanbindung dürfte das Ihre dazutun. Die Institutsbibliothek ist nunmehr selbständiger Teil der gemeinsamen Bibliothek der in der ehemaligen EWF ansässigen Einrichtungen und kann erstmals mit regelmäßigen, von den Arbeitszeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts unabhängigen Öffnungszeiten aufwarten.

Umorganisation des Instituts

In den Jahren ab 2003 kam es aufgrund einer Prüfung des Landesrechnungshofes zu einer Diskussion über die Zukunft der kleineren, unmittelbar in Trägerschaft des Landes organisierten Institute in Schleswig-Holstein, darunter auch das Lorenz-von-Stein-Institut. Die Vorschläge für die Zukunft reichten von einer vollständigen Auflösung bis hin zu einer privatrechtlichen Ausgestaltung. Im Zuge dieser Entwicklungen wurde Prof. Dr. Joachim Jickeli zum kommissarischen Leiter des Instituts bestellt und konnte sich mit den damaligen Mitarbeitern erfolgreich für den Erhalt des Lorenz-von-Stein-Instituts in seiner damaligen Form einsetzen. Mit Erlass vom 04. April 2007 wurde das Institut in Trägerschaft des Landes aufgehoben und unmittelbar in Trägerschaft der Christian-Albrechts-Universität überführt. Die Beziehungen zwischen Universität und Institut werden seit dem in einer Kooperationsvereinbarung geregelt, die insbesondere die Zugänglichkeit der institutseigenen Bibliothek für die Öffentlichkeit und die Einbeziehung in das Katalogsystem der Universitätsbibliothek sicherstellt. Neu eingerichtet wurde ein Verwaltungsrat des Instituts (LINK), der sich am 23. August 2007 unter Leitung des Vorsitzenden, Herrn Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Ewer, zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenfand und aus Vertretern von Universität, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft zusammengesetzt ist.

Neuer Forschungsschwerpunkt: „Neue Verwaltungswissenschaften“

Unter Leitung des neugewählten Vorstandes (LINK) kam es nachfolgend auch inhaltlich zu einer Neuausrichtung des Instituts. Die traditionellen Forschungsbiete (Landes- und Kommunalrecht, Finanzwissenschaften, Werk Lorenz von Steins) blieben unverändert – hinzu kam jedoch die drittmittelgeförderte Forschung im Bereich der „Neuen Verwaltungswissenschaften“. Schwerpunkt der bisher am Institut durchgeführten vier Projekte (LINK), die vom ISPRAT e.V. gefördert wurden, sind dabei der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie in der öffentlichen Verwaltung, die dadurch bewirkten Veränderungen und die Möglichkeiten, umfassende Modernisierungsprojekte in der Verwaltung rechts- und verwaltungswissenschaftlich zu begleiten. Im Jahre 2008 wurde daher auch der neue Forschungsbereich „Staatliches Innovationsmanagement“ (LINK) gegründet, der der organisatorischen Zusammenfassung der Projekte dient und von Prof. Dr. Utz Schliesky geleitet wird.

30 Jahre Lorenz-von-Stein-Institut/Ausblick

Am 12. März 2010 feierte das Lorenz-von-Stein-Institut mit einem Festakt im Schleswig-Holsteinischen Landtag sein 30jähriges Bestehen (LINK). Festredner war der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Andreas Voßkuhle der ebenfalls die Bedeutung der „Neuen Verwaltungswissenschaften“ hervorhob und damit Themen für die Zukunft wies. Prof. Dr. Wolf Schäfer sagte als Vertreter des Verwaltungsrates (LINK), das Institut sei gut aufgestellt, seine dienstleistende Funktion in Forschung und Lehre sowie für die Landes- und Kommunalverwaltung auch zukünftig zu erfüllen. Dabei scheue man – ganz im Sinne einer modernen Verwaltung – auch unkonventionelle Kooperationsformen nicht. So habe das Institut im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Kanzlei Weißleder & Ewer an einer bundesweiten Ausschreibung der ÖPP Deutschland AG teilgenommen und den Zuschlag erhalten. Dies sei eine schöne Anerkennung für die Praxisnähe der Arbeit des Instituts. Es gebe daher genug zu tun. „Ich freue mich auf weitere 30 Jahre Lorenz-von-Stein-Institut“, so Schäfer zum Abschluss seiner Rede, die er dazu nutze, Prof. Voßkuhle das erste Exemplar eines Neudrucks des „Handbuchs der Ver­wal­tungslehre“ von Lorenz von Stein (LINK) zu überreichen.