Green Onions

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Green Onions
Cover
Cover
Booker T. & the M.G.’s
Veröffentlichung Mai 1962
Länge 2:52
Genre(s) R&B, Soul
Musik Booker T. Jones, Steve Cropper, Lewis Steinberg, Al Jackson, Jr.
Produzent(en) Booker T. Jones, Steve Cropper, Lewis Steinberg, Al Jackson, Jr.
Label Stax Records
Auszeichnung(en) Rolling Stone Magazine: 500 Greatest Songs of all Time; Grammy Hall of Fame Award 1999
Album Green Onions
Coverversionen
1963 The Surfaris
1967 King Curtis

Green Onions (deutsch Frühlingszwiebeln) ist der Titel eines zur Soul-Musik gehörenden Instrumentalstücks der Instrumentalgruppe Booker T. & the M.G.’s, der 1962 entstand und sich später zum Millionenseller entwickelte.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Soul-Band Booker T. & the MG’s, in der weiße und schwarze Musiker gemeinsam spielten, entstand im Mai 1962 durch Abspaltung von der ebenfalls für Stax Records als Sessionband fungierenden Gruppe Mar-Keys. Drei der vier Mitglieder von Booker T. & the MG’s kamen von den Mar-Keys, nämlich der Namensgeber Booker T. Jones, Jr. (Orgel), Steve Cropper (Gitarre) und Schlagzeuger Al Jackson, Jr. Hinzu kam lediglich Bassgitarrist Lewis Steinberg.

Im Mai 1962 waren Booker T. & the MG’s als Studioband für den bei Sun Records unter Vertrag stehenden Rockabilly-Sänger Billy Lee Riley vorgesehen. Als dieser nicht zum gebuchten Studiotermin erschien, nutzte die Band die Zeit, um zwei eigene Instrumentalaufnahmen einzuspielen. Der Song Behave Yourself stand als A-Seite bereits fest, denn für die B-Seite lag weder der Titel noch die komplette Instrumentation vor. Booker T. Jones und Steve Cropper entwickelten hierfür sukzessive ein Riff, an das sie sich erinnerten. Innerhalb von 30 Minuten wurde es verfeinert und für die anderen Instrumente arrangiert. Nach zwei Takes war ein Instrumentalstück komplettiert, das heute als Green Onions bekannt ist.[1] Widersprüchlich sind die Aussagen über die Idee zum ungewöhnlichen Titel. Ein Teil der Fachliteratur geht von dem Namen einer Katze aus, deren Gehstil das Gitarrenriff nachempfunden sei.[2] Musikologe Rob Bowman und andere bevorzugen aufgrund ihrer Interviews mit Beteiligten die Idee eines „funky“, also stark riechenden Gegenstandes wie der Zwiebel.[3] Die deutsche Übersetzung für „green onions“ ist die Frühlingszwiebel.[4]

Das Aufnahmedatum ist nicht genau bekannt. Die Matrix-Nummer für Green Onions (#6295) lässt jedoch im Vergleich zur chronologischen Verwendung anderer Matrix-Nummern des Stax-Tonstudios darauf schließen, dass die Aufnahme nach dem 22. Mai 1962 und vor Juni 1962 erfolgt sein muss. Die Besetzung rekrutierte sich aus Booker T. Jones (Orgel), Steve Cropper (Gitarre), Lewis Steinberg (Bassgitarre) und Al Jackson jr. (Schlagzeug). Diese Bandmitglieder sind gleichzeitig auch als Komponisten urheberrechtlich registriert.[5] Als Produzent fungierte der Labelchef von Stax Records, Jim Stewart, der während der Session die Tonbänder überwachte.

Rhythmisch dominiert ein ungewöhnlicher 2/4-Takt mit klaren, vom Bassgitarristen vorgegebenen Akzenten und beinahe abrupten Orgelriffs, garniert mit staccatoartigen Gitarrenlicks, bei denen Cropper zwischen der Rolle einer Leadgitarre und einer Rhythmusgitarre hin- und herwechselt. Die Partitur lässt ein Chromatisches Moll mit einer Fünften als Tonika erkennen. Die rasiermesserscharfen Gitarren-Staccatos von Croppers Fender Telecaster beim Intro waren ursprünglich in der zweiten Hälfte des Gitarrensolos positioniert, nun wird beim Solo eine Variation gespielt. Booker T. Jones benutzte eine gebrauchte Hammond M-3 Spinett-Orgel, die Jim Stewart von einer älteren Dame erstanden hatte. Jacksons rimshot-betontes Schlagzeug untermauert mit seiner starken Synkopierung den tanzbaren Rhythmus. „Das ist die beste Instrumentalaufnahme, die ich je gehört habe“, bekannte der beeindruckte Cropper nach der Session.

Veröffentlichung und Erfolg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Veröffentlichung erfolgte zunächst als Behave Yourself / Green Onions noch im Mai 1962 auf dem gerade gegründeten Stax-Tochterlabel Volt (#102). Discjockey Reuben Washington von der lokalen Radiostation WLOK spielte die Platte viermal hintereinander und erregte durch dieses Airplay Aufmerksamkeit in der Region um Memphis.

Nach Intervention des Produzenten Jerry Wexler vom Stax-Vertriebspartner Atlantic Records erschien die Single nochmals auf dem Mutterlabel Stax Records (#127) am 4. August 1962 – diesmal in umgekehrter Seitenfolge.[6] Diese Umstellung führte zu einem enormen Erfolg der neuen A-Seite Green Onions, die am 15. September 1962 auf Rang Eins der Rhythm-&-Blues-Hitparade gelangte, den sie für 4 Wochen innehatte (aber nicht aufeinanderfolgend).[7] Am 29. September 1962 erreichte sie in den Pop-Charts Rang Drei. Darin wurde der Verkaufserfolg reflektiert, denn Green Onions verkaufte innerhalb weniger Monate 700.000 Exemplare,[8] insgesamt über 1 Million bis zum Jahresende 1967.[9] Die Single erhielt einen BMI-Award. Nach diesem Erfolg ersetzte Donald „Duck“ Dunn den bisherigen Bassgitarristen Lewis Steinberg im August 1962 erstmals bei der gleichnamigen LP Green Onions.

Green Onions wurde vom Musikmagazin Rolling Stone in die Liste der 500 besten Songs aller Zeiten aufgenommen und 1999 mit einem Grammy Hall of Fame Award ausgezeichnet.[10] Ebenso nahm ihn die Rock and Roll Hall of Fame in ihre Liste von 500 Songs auf, die den Rock and Roll formten.[11] Acclaimed Music setzte ihn auf Platz 101 der 3000 besten Songs aller Zeiten.[12]

Die am 27. August 1962 eingespielte gleichnamige LP enthält den Titelsong und war die erste LP im Katalog von Stax Records (#701). Sie konnte immerhin im Oktober 1962 bis auf Rang 33 der Pop-LP-Charts vordringen. Mit der überhaupt ersten Single von Booker T. & the MG’s wird nicht nur der Sound für die weiteren Instrumentalaufnahmen geschaffen, sondern auch eine wesentliche Grundlage des Memphis-Sounds. Die Gruppe spielte nämlich fortan nicht nur eigene Instrumentalaufnahmen ein, sondern fungierte als Sessionband im Format einer Rhythmusgruppe für viele Soul-Interpreten des Stax-Labels – oftmals ergänzt um die Memphis Horns. Im Dezember 1979 konnte eine Wiederveröffentlichung der Single in Großbritannien erstmals die dortige Hitparade erreichen und kam bis auf Platz 7.

Titel Label Datum
Behave Yourself / Green Onions Volt Records (USA) Mai 1962
Green Onions / Behave Yourself Stax Records (USA); London Records (UK) August 1962
Green Onions / Boot-Leg Atlantic Records (UK) März 1967
Green Onions / Boot-Leg Atlantic Records (UK) Dezember 1979
Chartplatzierungen
ChartsChart­plat­zie­rungenHöchst­platzie­rungWo­chen
 Vereinigtes Königreich (OCC)[13]7 (12 Wo.)12
 Vereinigte Staaten (Billboard)[14]3 (16 Wo.)16

Coverversionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den insgesamt mindestens 28 Coverversionen sind hervorzuheben die Ventures mit einer gitarrenbetonten Fassung (Januar 1963), Harry James & His Orchestra spielte eine Swing-Version mit Buddy Rich am Schlagzeug (LP Harry James Plays Green Onions and Other Great Hits; April 1965) ein, King Curtis mit melodieführendem Saxophon (März 1967), Count Basie mit Bläsersektionen (LP Basie’s in the Bag; aufgenommen am 15. und 17. August 1967), Mongo Santamaría präsentiert eine Latin-Jazz-Fassung (Dezember 1969), Bill Doggett (LP Every Day, I Have the Blues; April 1971), Roy Buchanan (September 1977) oder die patriotisch kommentierenden Blues Brothers (LP Made in America; Dezember 1980) – allesamt Instrumentalversionen.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dan Aykroyd kommentierte auf der Liveaufnahme des Songs für das Blues-Brothers-Album Made in America:

“I believe that this tune can be equated with the great classical music around the world. Well now you go to Germany, you got your Bach, your Beethoven and your Brahms. Here in America, you got your Fred McDowell, your Irving Berlin, your Glenn Miller, and your Booker T. & the M.G.’s!”

„Ich glaube, dass dieses Stück mit der großen klassischen Musik der Welt gleichgesetzt werden kann. In Deutschland hat man Bach, Beethoven und Brahms. Hier in Amerika haben wir Fred McDowell, Irving Berlin, Glenn Miller und Booker T. & the M.G.’s!“

Dan Aykroyd

Der Song Green Onions wurde oft im Radio, Fernsehen und im Film verwendet. So erscheint das Stück im Soundtrack von American Graffiti (1. August 1973) und in den Filmen Quadrophenia (Deutschland-Premiere: 9. November 1979), Flamingo Kid (3. Juli 1986), Dragon: The Bruce Lee Story (17. Juni 1993), Herkules und die Sandlot-Kids (21. Juli 1994), Der Hausfreund (6. Januar 1995), Schnappt Shorty (29. Februar 1996), Chicken Run (10. August 2000), A Single Man (11. Dezember 2009) oder Der Einzelgänger (8. April 2010). Ebenso verwendet die Softwarefirma Electronic Arts den Song im Menu ihres Spieles Skate.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rob Bowman, Soulsville U.S.A. – The Story of Stax Records, 1997, S. 38.
  2. Steve Greenberg, The Very Best of Booker T. & the MG’s, CD Liner Notes 1994.
  3. Rob Bowman, Soulsville U.S.A. – The Story of Stax Records, 1997, S. 39.
  4. Booker T. Jones selbst beschreibt, dass der Titel zunächst "Funky Onions" lauten sollte: "To laced-up, deep-south conservative America, it sounded like a cuss word. So we retitled it Green Onions". Interview mit Dave Simpson: How we made Booker T and the MGs' Green Onions, The Guardian vom 11. März 2019, abgerufen im Mai 2020.
  5. Green Onions@1@2Vorlage:Toter Link/repertoire.bmi.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., BMI-Eintrag
  6. Eine Werbeanzeige im Billboard-Magazin vom 4. August 1962 kündigt die Platte an.
  7. Joel Whitburn: Top R&B/Hip-Hop Singles: 1942–2004. S. 802. Record Research, 2004.
  8. Rob Bowman, Soulsville U.S.A. – The Story of Stax Records, 1997, S. 40.
  9. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 160.
  10. Grammy.com
  11. 500 Songs that shaped Rock and Roll
  12. Acclaimed-Music-Website
  13. Chartplatzierung in Großbritannien. In: officialcharts.com. Abgerufen am 14. April 2024 (englisch).
  14. Chartplatzierung in den USA. In: billboard.com. Abgerufen am 14. April 2024 (englisch).