Lettland: Staat im Herzen des Baltikums sowie EU- und NATO-Mitglied
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Lettland: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Lettland, Riga: Eine lettische Fahne weht am Freiheitsdenkmal
Mit zahlreichen Veranstaltungen feierte Lettland seinen 100. Geburtstag © picture alliance/dpa | Alexander Welscher

Lettland liegt im östlichen Baltikum und ist eng verbunden mit seinen Nachbarstaaten Litauen und Estland. In den letzten Jahrzehnten haben sich diese Staaten politisch und wirtschaftlich stark nach Westen orientiert.

  • Die Geschichte Lettlands in der Neuzeit wurde lange Zeit von russischer Fremdherrschaft geprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte das Land erstmals seine Unabhängigkeit erreichen.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg war Lettland eine „sozialistische Sowjetrepublik“, die in dieser Epoche durchgeführten Russifizierungen veränderten die Gesellschaft stark.
  • Lettland ist dünn besiedelt und besitzt neben Riga nur eine geringe Anzahl größerer Städte. Die Geografie des Staates weist Hügelland, Seen, Sümpfe und Moore im Hinterland der Ostseeküste auf.

Riga – Am 1. Juli 2016 trat Lettland der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) in einem feierlichen Akt bei. Mit diesem Schritt trieb der baltische Staat seine Integration in die freie Wirtschaftsordnung weiter voran, um die Rahmenbedingungen für die ökonomische Weiterentwicklung des Staates zu optimieren. Die Hauptstadt ist Riga.

Lettland: Die Anfänge der Geschichte bis zum Ende des Mittelalters

Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. begann die Besiedlung des heutigen Lettlands. Damals ließen sich indogermanische Volksstämme in dieser Region nieder. Dabei kam es zur Verdrängung der finnougrischen Stämme durch Letten und Litauer. Im Laufe der Geschichte bildeten sich viele kleine Fürstentümer heraus. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts kam es zur Eroberung dieser Fürstentümer durch den deutschen Schwertbrüderorden, der später zum Deutschen Orden wurde. Diese Entwicklung verlief in ähnlicher Weise im gesamten Baltikum. Nach dem Sieg dieser Ritterorganisation siedelten sich vermehrt Deutsche in Lettland an. Sie bildeten über viele Jahrhunderte als Großgrundbesitzer und wohlhabende Stadtbürger die Elite des lettischen Staates. Im Zuge der Reformationsbewegung im 16. Jahrhundert setzt sich der evangelische Glaube in Lettland durch.

Lettland: Von der Livländischen Konföderation bis zur russischen Fremdherrschaft

Im 16. Jahrhundert konnte sich Polen-Litauen in Lettland durchsetzen und den Staat genau wie andere Organisationen der Livländischen Konföderation unterwerfen. Dieser Bund existierte in der Zeit von 1228 bis 1560, ihm gehörten unter anderem diese Mitglieder an:

  • das ehemals vom Deutschen Orden beherrschte Gebiet
  • das Erzbistum Riga
  • das Bistum Dorpat
  • das Bistum Ösel-Wiek
  • das Bistum Kurland

Die polnischen Herrscher bewirkten, dass ein Teil der reformierten Letten wieder den katholischen Glauben annahm. In den folgenden Jahrhunderten war das gesamte Baltikum zwischen Schweden, Russland und Polen umkämpft und musste wechselnde Besatzungen hinnehmen. Diese Phase der Geschichte war darüber hinaus von wirtschaftlichen Schwierigkeiten wie Missernten und daraus resultierenden Hungersnöten gekennzeichnet. Durch diese Entwicklungen und verschiedene Epidemien kam es zu einem starken Rückgang der lettischen Bevölkerung. Im Jahre 1795 erfolgte die dritte polnische Teilung. In deren Rahmen vereinbarten Russland und Preußen die Integration von Lettland in das Russische Zarenreich.

Lettland: Von der Ersten Unabhängigkeit bis in die Gegenwart

In allen baltischen Staaten entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Nationalbewegung. Auch in Lettland forderten deren Anhänger einen von Russland unabhängigen Staat. Sie konnten sich jedoch gegen die russische Vorherrschaft nicht durchsetzen. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, am 18. November 1918, gelang es, die Unabhängigkeit Lettlands zu erklären. Im Anschluss daran erlebte Lettland während der 20er-Jahre einen starken wirtschaftlichen Aufschwung und eine politische Stabilisierung. Der lettische Staat erhielt am 7. November 1922 eine Verfassung. Die Republik Lettland wurde weltweit von zahlreichen anderen Staaten anerkannt und trat dem Völkerbund bei.

Diese Blütezeit wurde am 15. Mai 1934 durch einen Staatsstreich beendet. Karlis Ulmanis riss die Macht an sich und implementierte ein autoritäres Regime. Diese nicht verfassungsgemäße Regierung setzte weitgehende Bildungsreformen durch und erzielte mit ihrer Wirtschaftspolitik einen starken Anstieg des Bruttosozialproduktes. Im Zweiten Weltkrieg erklärte die Sowjetunion das Land zur Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Im weiteren Verlauf des Krieges geriet der Staat unter deutsche Herrschaft. Im Herbst des Jahres 1944 gelang es der Roten Armee, das Land erneut zu besetzen. Es wurde daraufhin wieder als Sowjetrepublik ausgerufen.

Die Loslösung von der Sowjetunion verlief friedlich: Der Oberste Rat der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik beschloss am 4. Mai 1990, dass die Unabhängigkeit des Staates wieder hergestellt sei. In der Folge trat das Land im Jahre 2004 sowohl der NATO als auch der EU bei.

Lettland: Staat und Politik

Noch immer gilt die Verfassung Lettlands vom 7. November 2022, seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit wurde sie durch verschiedene Ergänzungen geändert. Die Verfassung konstituiert den Staat als demokratische Republik: Der Präsident stellt das Oberhaupt des Staates dar. Neben repräsentativen Aufgaben obliegt ihm die Ernennung und Entlassung der gewählten Regierung. Außerdem ist er formell Oberbefehlshaber der lettischen Armee. Der Ministerpräsident führt die Regierungsgeschäfte, er wird von der Mehrheit der 100 Abgeordneten des Parlamentes gewählt. Diese werden von der wahlberechtigten Bevölkerung Lettlands in geheimen Wahlen bestimmt. Der Ministerpräsident führt das Kabinett, das aus 17 Ministern besteht. Seit Januar 2019 hat Krisjanis Karins das Amt des Ministerpräsidenten inne.

Die Politik des baltischen Staates wird von diesen Parteien maßgeblich geprägt:

  • Vienotiba (Einigkeit): liberal-konservative Partei
  • Saskana (Harmonie): sozialdemokratische Partei
  • Latvijas Socialistiska partija: sozialistische Partei
  • Zalo un Zemnieku savieniba: Bündnis der Grünen und Bauern

Lettland: Bevölkerung und Sprache

Gegenwärtig (Stand Dezember 2020) leben 1,9 Millionen Einwohner in Lettland. In den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion hat der Staat kontinuierliche Rückgänge seiner Bevölkerung zu verzeichnen. So lebten im Jahre 1989 noch rund 2,7 Millionen Menschen in Lettland. Wie in den anderen baltischen Staaten beziehungsweise zahlreichen weiteren osteuropäischen Ländern ist diese Entwicklung zwei Faktoren geschuldet: Zum einen geht die Geburtenrate stark zurück, zum anderen wandern junge Arbeitnehmer in großer Anzahl nach Westeuropa aus.

Aufgrund der Geschichte als Sowjetrepublik und der damit verbundenen Russifizierung leben in Lettland heute neben Letten viele Russen. Die Volkszählung des Jahres 2011 ergab die folgende ethnische Verteilung der Bevölkerung:

  • Letten: 62 Prozent
  • Russen: 27 Prozent
  • Weißrussen: 3 Prozent
  • Polen: 2 Prozent
  • Litauer: 2 Prozent

Die restlichen vier Prozent entfallen auf zahlreiche verschiedene Ethnien, unter anderem Deutsche, Juden, Esten und Roma.

Zwei Drittel der Bevölkerung sind lettische Muttersprachler. Lettisch ist die einzige Amtssprache. Darüber hinaus spricht knapp ein Drittel der Einwohner Lettlands Russisch als Muttersprache.

Lettland: Geografie und Städte

Lettland erstreckt sich über eine Fläche von 64.589 Quadratkilometern und hat vier Nachbarländer: Litauen, Belarus, Estland und Russland. Damit ist das Land im Baltikum etwas kleiner als das deutsche Bundesland Bayern. Die Geografie des Landes besteht aus der Küstenlinie der Ostsee und dem hügeligen Hinterland mit zahlreichen Seen. Wälder bedecken einen großen Teil Lettlands. Darüber hinaus weist die lettische Landschaft viele naturbelassene Moore und Sümpfe auf. Lettland durchziehen zwei große Flüsse, die Gauma und die Düna. Mit knapp 81 Quadratkilometern ist der Lubans der größte lettische See. Es herrscht ein feuchtes Kontinentalklima, das durch mäßig warme Sommer und kalte Winter mit großen Mengen an Schnee gekennzeichnet ist.

Lettland weist mit nur ungefähr 30 Einwohnern pro Quadratkilometer eine ausgesprochen geringe Bevölkerungsdichte auf. Verwaltungstechnisch ist Lettland in neun Städte und 110 Bezirke eingeteilt. Die Hauptstadt des Staates ist Riga. Sie liegt im Zentrum Lettlands am Unterlauf der Düna und hat rund 700.000 Bewohner. In der Metropolregion Riga, die das wichtigste Wirtschaftszentrum des Landes darstellt, lebt rund eine Million Bürger. Riga besitzt bereits seit 1225 verbriefte Stadtrechte und spielt als ehemalige Hansestadt eine ökonomisch wichtige Rolle im Baltikum.

Neben Riga hat Lettland sechs weitere größere Städte:

  • Daugavpils (92.000 Einwohner)
  • Liepaja (76.000 Einwohner)
  • Jelgava (61.000 Einwohner)
  • Jurmala (58.000 Einwohner)
  • Ventspils (38.000 Einwohner)
  • Rezekne (39.000 Einwohner)

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