Die Mutter Napoleons: Laetitia Ramolino (1750-1836)

Die Mutter Napoleons: Laetitia Ramolino (1750-1836)

Laetitia Ramolino war die Mutter von Kaiser Napoleon I.

Sie trug auch den Beinamen Madame Mère.

Geboren wurde Laetitia oder Letizia Ramolino am 24. August 1750 im korsischen Ajaccio.

Herkunft

Die Mittelmeerinsel Korsika gehörte seinerzeit zum italienischen Genua.

Auch Laetitias Familie kam aus Italien, genauer gesagt aus der Lombardei, und war bereits seit 250 Jahren auf der Insel ansässig.

Die Familie Ramolino stammte vom Grafen von Collalto ab.

Laetitias Vater war Kommandant der Garnison von Ajaccio und betätigte sich als Generalinspekteur der Straßen und Brücken, von denen es auf Korsika allerdings nicht allzu viele gab.

Als Laetitia fünf Jahre alt war, verstarb ihr Vater.

Ihre Mutter heiratete daraufhin den Schweizer Franz Fesch (1723-1775).

Von ihrem Halbbruder Joseph Fesch (1763-1839) erhielt sie ihr ganzes Leben lang Unterstützung.

Heirat mit Carlo Buonaparte

Als Laetitia Ramolino noch nicht ganz 14 Jahre alt war, heiratete sie am 2. Juni 1764 Carlo Buonaparte (1746-1785), der ebenfalls aus Ajaccio stammte.

Wie es auf Korsika üblich war, fand die Heirat aus Liebe statt.

Carlo war angehender Advokat und brachte eine Villa, Weinberge, Äcker und Weiden mit in die Ehe, während die Ramolinos 31 Morgen Land, eine Mühle sowie einen großen Ofen zum Backen von Brot als Mitgift stifteten.

Die zierliche Laetitia wurde in den Haushalt der Buonapartes, der aus Carlos Mutter, deren Bruder, dem Archidiakon Luciano, sowie einigen Vettern bestand, aufgenommen.

Korsischer Unabhängigkeitskampf

Carlo Buonaparte wurde während des korsischen Unabhängigkeitkampfes die rechte Hand des korsischen Revolutionärs Pascal Paoli (1725-1807), dem es gelang, die Genuesen aus dem Landesinneren der Insel zu vertreiben.

1768 verkauften die Genuesen Korsika an den französischen König Ludwig XV. (1710-1774).

Die Korsen akzeptierten den Besitzerwechsel anfangs jedoch nicht und wehrten sich mit Waffengewalt dagegen.

Carlo ging mit seiner Frau Laetitia und dem gemeinsamen Sohn Joseph in die Berge, um Widerstand zu leisten. Dabei war Laetitia bereits mit ihrem zweiten Sohn Napoleon schwanger.

Nach der Niederlage Paolis im Mai 1769 akzeptierte Carlo Buonoparte die Herrschaft der Franzosen und kehrte nach Ajaccio zurück.

Er beendete sein Anwaltsstudium und kümmerte sich um seine Güter.

Außerdem stieg er in den französischen Kleinadel auf und nahm den französischen Namen Charles Bonaparte an.

Gemeinsame Kinder

Mit Carlo hatte Laetitia Bonaparte insgesamt 13 Kinder, von denen acht überlebten. Dies waren:

  1. Joseph (Giuseppe) Bonaparte (1768-1844),
  2. Napoleon (Napoleone) Bonaparte (1769-1821), der es bis zum Kaiser der Franzosen brachte,
  3. Lucien (Luciano) Bonaparte (1775-1840),
  4. Elisa (Anna-Maria/Marianna) Bonaparte (1777-1820),
  5. Louis (Luigi) Bonaparte (1778-1846),
  6. Pauline (Maria-Paola) Bonaparte (1780-1825),
  7. Caroline (Maria-Annunziata) Bonaparte (1782-1839),
  8. Jérôme (Girolamo) Bonaparte (1784-1860).

Ehe mit Carlo

Obwohl die Ehe mit Carlo glücklich verlief, hatte es Laetitia nicht leicht.

So besaß ihr Mann einen teuren Geschmack und verspielte oft seine Verdienste.

Außerdem musste sich Laetitia allein um Haus und Kinder kümmern.

Die Korsin ging jedoch in ihren Pflichten auf und erfüllte sie ohne Murren.

Ihre Kinder erzog sie streng, aber liebevoll.

Das Haus verließ sie meist nur, um zur Messe zu gehen. So war sie sehr religiös und wünschte sich, dass ihr ältester Sohn Joseph Geistlicher würde.

Außerdem war die Korsin sehr sparsam und trug oft lieber Kleider von ihren Töchtern, anstatt sich selbst neue zu kaufen.

Als Carlo Bonaparte am 24. Februar 1785 im französischen Montpellier an Magenkrebs starb, endete Laetitias Ehe.

Seiner Familie hatte Carlo viele Schulden hinterlassen.

Die vier jüngsten Kinder lebten noch zu Hause, während Napoleon in Frankreich auf die Militärakademie ging und zum Leutnant aufstieg.

Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten gelang es Laetitia, ihre Familie durch diese schweren Zeiten zu bringen.

Vertreibung von Korsika

Im Jahr 1793 wandte sich Napoleon Bonaparte während des korsischen Aufstands gegen Pascal Paoli, was damit endete, dass die ganze Familie Korsika verlassen und nach Frankreich fliehen musste.

Über Nacht war Laetitia gezwungen, mit ihren Kindern auf das Festland zu gehen.

Dort ließen sich die Bonapartes in Marseille nieder, wo sie in Armut lebten.

Dies änderte sich jedoch mit Napoleons Aufstieg zum Brigadegeneral.

Dadurch konnte Laetitia mit ihrer Familie ein behagliches Landhaus bei Antibes beziehen.

1796 brachte es Napoleon zum Oberbefehlshaber der inneren Streitkräfte und trug seiner Mutter einen Teil seines Einkommens zu, sodass sie in eines der schönsten Häuser von Marseille ziehen konnte.

1797 war es auch endlich wieder möglich, nach Ajaccio in die Casa Bonaparte zurückzukehren.

Auf Befehl Napoleons kümmerten sich Laetitia und sein Onkel Joseph Fesch gewissenhaft um die Geschäfte auf Korsika.

Leben in Frankreich

Laetitia Bonaparte mischte sich nicht in politische Angelegenheiten, wohl aber in das Leben ihrer Kinder ein.

Dies betraf vor allem die Auswahl der Ehepartner. So zeigte sich die Korsin überaus verärgert über Napoleons Heirat mit Joséphine de Beauharnais (1763-1814).

Von Anfang an hatte sie für Joséphine nur Verachtung übrig, weil sie glaubte, sie würde ihren naiven, pflichtbewussten Sohn verführen und korrumpieren.

Nicht selten nannte sie Joséphine eine „Hure“. Darüber hinaus fand sie Joséphine zu alt, um noch Kinder gebären zu können.

Boykott der Kaiserkrönung

Als sich Napoleon 1804 zum Kaiser der Franzosen krönte, blieb seine Mutter Laetitia der Zeremonie fern.

Grund dafür war, dass Napoleon seinen Bruder Lucien von seinem Nachfolgeplan ausgeschlossen hatte.

Außerdem war sie darüber verärgert, dass ihr Sohn ihr keinen Titel zukommen ließ, während seine Geschwister zu Prinzen und Prinzessinnen ernannt wurden.

Napoleon reagierte, indem er seiner geliebten Mutter den Titel „Madame Mère de Sa Majesté l’Empereur“ verlieh (deutsch: „Madame Mutter seiner Majestät des Kaisers“).

Laetitia Ramolino als Vermittlerin

Oft trat Laetitia als Vermittlerin auf, wenn es unter ihren Kindern zu Streitigkeiten kam.

Zwar bat sie ihre Kinder, sich Napoleon gegenüber loyal zu zeigen, doch ergriff sie häufig auch gegen ihren zweitältesten Sohn Partei, wenn er ihrer Ansicht nach zu hart gegen seine Geschwister vorging.

Grundsätzlich war Laetitia der Meinung, dass alle ihre Kinder von Napoleons Erfolg profitieren sollten.

Tat Napoleon etwas, was seine Mutter missbilligte, ließ sie ihn es sofort wissen.

Exil auf Elba

Als Napoleon im April 1814 als Kaiser abdanken und ins Exil nach Elba gehen musste, erhielt Laetitia eine Rente von 300.000 Franc pro Jahr zugesprochen.

Ihr Eigentum in Frankreich hatte die Kaiserinmutter rechtzeitig verkauft. Danach folgte sie ihrem Sohn nach Elba, wo sie ihn unterstützte.

Als Napoleon 1815 beschloss, wieder nach Frankreich zurückzukehren, bestärkte sie ihn darin.

Leben in Italien

Während der Herrschaft der Hundert Tage lebte Laetitia noch einmal in Frankreich.

Nach der zweiten Abdankung ihres Sohnes im Juni 1815 begab sie sich mit ihrem Halbbruder Kardinal Fesch nach Rom, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte, und kaufte sich dort 1818 den Rinuccini-Palast.

Unter der Trennung von ihrem Sohn litt sie sehr.

1819 geriet sie an die österreichische Wahrsagerin Kleinsmüller, die ihr prophezeite, dass Napoleon von St. Helena entkommen sei.

Umso schwerer traf Laetitia im Mai 1821 die Nachricht vom Tode ihres Sohnes.

1822 erkrankte Laetitia Ramolino so schwer, dass sie ihren Tod befürchtete und in ihrem Testament den größten Teil ihrer Habe ihrem Enkel Napoleon II. hinterließ.

Doch letztlich erholte sie sich wieder von ihrer Erkrankung und überlebte ihren Enkel sogar, der 1832 mit 21 Jahren an Tuberkulose starb.

Auch den Tod ihrer Töchter Elisa und Pauline musste sie miterleben.

Späte Jahre und Tod

Bei einem Sturz während eines Spaziergangs verletzte sich Laetitia Bonaparte 1830 gravierend, sodass sie bettlägerig wurde.

Ende Januar 1836 erkrankte die Kaiserinmutter so schwer, dass sie die Sakramente erhielt.

Am 2. Februar 1836 schlief Laetitia Bonaparte schließlich friedlich um 1 Uhr morgens im Alter von 85 Jahren ein.

Ihre letzte Ruhe fand Laetitia 1851, als ihre sterblichen Überreste in ihre Heimatstadt Ajaccio gebracht und dort bestattet wurden.