„Max-Schlosser-Weg“ in Utting erinnert an Kammersänger
  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landsberg

„Max-Schlosser-Weg“ in Utting erinnert an Kammersänger

KommentareDrucken

Max-Schlosser-Weg Wagnerverein Utting 2023
„Max-Schlosser-Weg“ in Utting: Zu Ehren des „Königlichen Kammersängers“ kam der Richard-Wagner-Verband Ammersee mit Arabella Hellmann, Maurice Appelt, Antonia Fischer, Lars Riedel und Rainer Armbrust (von links). Dahinter Karl Sauter, Bürgermeister Florian Hoffmann und Claus Strobl (von links). © Roettig

Utting - Am 5. Mai 1884 lauschte König Ludwig II. als einziger Gast in einer „Separatvorstellung“ im Münchner Hoftheater ergriffen der Stimme seines verehrten Kammersängers Max Schlosser als Gralsritter in „Parsifal“. Auf den Tag genau 139 Jahre später wurde dem Ausnahmekünstler eine besondere Ehre zuteil.

Die Gemeinde Utting benannte den Fußweg entlang der Bahnlinie von der Mühlstraße zu seinem früheren Domizil in der Mühlbachstraße in „Max-Schlosser-Weg“. Ab 1887 lebte er dort im „Haus Nr. 81“, wo er am 2. September 1916 kurz vor seinem 81. Geburtstag starb.

Das Haus steht nicht mehr und der Name Max Schlosser wäre zumindest in Utting längst in Vergessenheit geraten. Wenn nicht Karl Sauter beim Stöbern in alten Dokumenten eine besondere Urkunde entdeckt hätte. Der Ex-Gemeinderat und frühere Ministerialrat Sauter wohnt in der geschichtsträchtigen „Kunstmühle Fridolin Sauter“ in der Mühlstraße, seit 1912 in Familienbesitz. In der Urkunde wurde das Betretungsrecht eines Nachbargrundstücks „zum Zwecke der Instandhaltung bzw. Instandsetzung“ verbrieft, durch das ein Teil des Mühlbachs verlief. Genau dieses Grundstück, nur zweihundert Meter vom Ammersee entfernt, war seinerzeit im Besitz des Kammer- und Opernsängers Max Schlosser. Er hatte es für seinen Altersruhesitz erworben.

Karl Sauter wollte mehr über den Nachbarn seiner Vorfahren wissen und begann zu recherchieren. Zu Hilfe kam ihm der Uttinger Claus Strobl, Banker und akribischer Hobby-Heimatforscher. Er hat in 300 Arbeitsstunden eine 60-seitige Biographie über Max Schlosser verfasst, aus der er anlässlich der Feierstunde zur offiziellen Benennung des Weges vor der Sauter-Mühle las. Dabei auch Bürgermeister Florian Hoffmann, zahlreiche Gemeinderäte und eine Abordnung des Richard-Wagner-Verbandes Ammersee aus Schondorf. Vorsitzende Arabella Hellmann präsentierte den aufstrebenden Bassbariton Lars Riedel mit dem Nachtwächter-Lied aus Wagners Meistersinger, ein Mozart-Duett mit Bratschist Maurice Appelt und Geigerin Antonia Fischer, die nochmals mit Rainer Armbrust am Klavier aus Fair Lady „On the street where you live“ intonierte – in Anspielung auf den benachbarten Weg, an dem Max Schlosser lebte.

Schlossers Aufstieg begann 1868 mit der Rolle des Lehrbuben David bei der Uraufführung der „Meistersinger“. Karl August Freiherr von Perfall (1824–1907), Intendant der königlich-bayerischen Hof- und Residenztheater in München, hatte ihn dafür engagiert. Bis zum Ende seiner großen Karriere war Schlosser Mitglied der Hofoper, dem heutigen Münchner Nationaltheater. Und er wurde ein gehätschelter Favorit des als schwierig geltenden Richard Wagner. Bei der Uraufführung von „Das Rheingold“ im Jahr 1869 spielte er den „Mime“, eine seiner Bravourrollen. Als ein Lieblingsinterpret von Ludwig II. trat der zum „Königlichen Kammersänger“ ernannte Schlosser auch in 33 nächtlichen Separatvorstellungen exklusiv für den Kini auf. Er beherrschte nachweislich 230 verschiedene Rollen in 202 Stücken, dazu Partien aus Oratorien und Passionen. Max Schlosser galt in seiner Glanzzeit als weltbester Tenorbuffo.

Auch interessant

Kommentare