"Seneca", "Lars Eidinger": Die wichtigsten Neustarts der Woche | BR24
John Malkovich als Gelehrter "Seneca" im neuen Drama von Regisseur Robert Schwentke (Filmszene).
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John Malkovich als Gelehrter "Seneca" im neuen Drama von Regisseur Robert Schwentke (Filmszene).

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"Seneca", "Lars Eidinger": Die wichtigsten Neustarts der Woche

John Malkovich legt sich als "Seneca" mit Kaiser Nero an, und wir können Lars Eidinger in "Sein oder Nichtsein" zusehen, wie er mit seinen Rollen geradezu verschmilzt: die wichtigsten Kino-Neustarts der Woche.

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Szene aus "Lars Eidinger - Sein oder Nichtsein"

"Lars Eidinger - Sein oder Nichtsein" - Einem "Wilden" bei der Arbeit über die Schulter geschaut

Schauspieler Lars Eidinger. Einer seiner bekanntesten Rollen ist Shakespeares "Hamlet" an der Berliner Schaubühne. Eidinger spielt sie mit vollem Einsatz. Zu sehen in "Lars Eidinger - Sein oder Nichtsein", unter anderem. Der Berliner Schauspieler mit internationalem Ruf wurde von Filmemacher Reiner Holzemer knapp ein Jahr lang begleitet.

"Lars ist 'ne Rampensau", sagt der Dokumentarfilmer über seinen Protagonisten. Eine Rampensau, die auch ausrasten kann, wie eine der eindrucksvollsten Szenen des Films beweist, entstanden während Eidingers Proben zum "Jedermann" in Salzburg. Ausrasten, weil er alles gibt für die Kunst. Was ernst gemeint ist und was ein Witz, lässt sich bei Eidinger nie ganz sagen.

"Lars Eidinger - Sein oder Nichtsein" ist etwas zu ausführlich, ansonsten aber eine gelungene Nahaufnahme. Über den Mimen und Privatmann Eidinger. Einen, der sich öffnet.

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"Der vermessene Mensch" (Filmszene)

"Der vermessene Mensch" - Adaption des Romans von Uwe Timm über den Herero-Aufstand

Der Ethnologe Alexander Hoffmann lernt auf der Kolonial-Ausstellung 1896 in Berlin eine Dolmetscherin des Volkes der Herero kennen. Sie fasziniert ihn – und gerne nimmt er einen Forschungsauftrag in ihrer Heimat an, wo die deutschen Kolonialherren nach Belieben wüten.

Lars Kraume ("Das schweigende Klassenzimmer", "Der Staat gegen Fritz Bauer") erzählt mit "Der vermessene Mensch" nach dem 1978er Roman von Uwe Timm ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte: der ungesühnte Völkermord an notleidenden Afrikanern vor über hundert Jahren. Kraume hat sich für ein entschleunigtes Erzähltempo entschieden. Damit gelingt ihm vor allem eine differenzierte, sensible Schilderung, getragen von einem guten Ensemble.

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Ist bereit, ihre Gesundheit für mehr Aufmerksamkeit zu riskieren: Kristine Kujath Thorp (r.) als Signe in "Sick Of Myself" (Filmszene).

"Sick Of Myself" - Die krankhafte Sucht nach Aufmerksamkeit

Sie sind ein Paar, aber was für eins. Thomas und Signe sind sich beide selbst am nächsten, und sie beide leiden unter krankhafter Sucht nach Aufmerksamkeit. Um immer und überall im Mittelpunkt zu stehen, wird Signe bei einer Familienfeier schon mal ohnmächtig. Oder sie schluckt gefährliche russische Pillen, die ihre Haut verändern. Signe schießt übers Ziel hinaus ... und entstellt sich.

Auf der Berlinale 2023 wurde Signe-Darstellerin Kristine Kujath Thorp als eine der "European Shooting Stars" präsentiert. Im Interview mit kinokino sagte sie zu ihrer Rolle in "Sick Of Myself":

"Meine Lieblingsfiguren sind die, die ich erstmal nicht verstehe. Und bei Signe erkannte ich gleich, dass sie viel hergibt, man viel Dunkles aus ihr herausholen kann. Das faszinierte mich."

Die Norwegerin entlockt der unsympathischen Signe faszinierende Facetten. Wodurch "Sick Of Myself" als rabenschwarze Komödie teils auch verstört.

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"Liebe Angst" - Filmszene

"Liebe Angst" - Dokumentarfilm über Traumata aus der Nazizeit

Eine Tochter, ihre Mutter und ein kompliziertes Verhältnis. Der Dokumentarfilm „Liebe Angst“ handelt von Traumata, die über Generationen weitergegeben werden. Von Schuldgefühlen der Überlebenden. Er begleitet Kim Seligsohn, die ihre Mutter Lore unbedingt verstehen will, aber auf Widerstände stößt. Lore überlebte als Jüdin den Holocaust, weil sie bei einer anderen Familie in Berlin Unterschlupf fand.

Lore kann das Erlebte nicht verarbeiten, zu groß waren die Tragödien in ihrer Familie. Ein persönlicher, leiser, berührender Film – der klar macht, wie lange die Grauen der Nazizeit nachwirken. Dabei fängt "Liebe Angst" aber auch Momente der Hoffnung ein: Wenn Tochter und Mutter sich schweigend verstehen – und weil Kim bis zuletzt nicht aufgibt.

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Noch hört der junge Nero auf "Seneca" (l.), gespielt von John Malkovich. (Filmszene)

"Seneca" - Aufstieg und Fall eines Philosphoen

Seneca - Gelehrter, Dramatiker, Philosoph. Einst war er der wichtigste Beraterdes berüchtigsten römishen Kaisers Neros. Dann kam Senecas Fall. "Seneca" ist eine historische Satire um das aktuelle Thema einflußreicher Einflüsterer. In der Hauptrolle brillant: John Malkovich.

"Seneca" zeigt, wie aus dem moderaten Philosophen ein Opportunist wird, der Neros Grausamkeiten stützt. Durch sein wortreiches Hin- und Her-Lavieren verliert Seneca Selbstachtung und Glaubwürdigkeit. Und wird am Ende zum Selbstmord gezwungen.

Regisseur Robert Schwentke: "Mich hat das Paradox von Seneca sehr interessiert, dass er natürlich als stoischer Philosoph berühmt war und aber zur selben Zeit einer der reichsten Männer Roms war. Dass er Moralphilosoph war und sich einem Tyrannen angedient hat. Das hat mich alles sehr interessiert, diese Zerrissenheit."

Machtmissbrauch: das Thema beschäftigte Robert Schwentke auch in seinem letzten Film "Der Hauptmann". "Seneca" beginnt stark, die Selbstmord-Nacht aber zieht sich endlos. Insgesamt eine zwiespältige Mischung aus Satire und Tragödie.

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