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Ein Herbstspaziergang, allein, gedankenverloren, November-Nachmittag im menschenleeren Stadtpark. Wer würde auch sonst bei diesem Wetter spazieren gehen? Dabei ist der in Böen wehende Wind überhaupt nicht kalt, trägt fort, was nicht gehalten wird. Glück ist es nicht, Traurigkeit auch nicht. Wer nur in solchen Mustern denkt, geht jetzt nicht diesen Weg, nicht bei diesem Wetter, nicht zu dieser Zeit, nicht allein. Melancholie vielleicht, unbestimmte Sehnsucht, Suche nach Sinn, kurze Ruhe und Durchatmen.
So etwa fühlt sich "L'amour fou" an, das neue Album von Francoise Hardy, ihr dreißigstes, fast taggenau fünfzig Jahre nach ihrer ersten LP. Damals war sie 18 und auch schon damals klang in allem was sie sang ein Hauch Schwermut, da war immer diese Spur Traurigkeit in ihrer Stimme, in ihrem Blick, über all die Jahre, doch stets ohne Wehleidigkeit oder Gejammer. Immer still und zerbrechlich, aber immer würdevoll und mit ganz unprätentiösem Stil. Magisch und magnetisch, ohne Effekthascherei, einfach kraft ihrer Ausstrahlung. "Wir hätten sie doch alle sofort geheiratet, damals in den Sechzigern" sagte Klaus Hoffmann einmal vor einigen Jahren und klang dabei ein wenig so, als würde er es auch heute noch.
Nun ich könnte ihr Sohn sein, aber ich kann die Generation meiner Väter diesbezüglich verstehen. Und diese stille, zerbrechliche Aura, die Magie die sie umgibt, ist noch heute spürbar und auf dem neuen Album wundervoll hörbar. Nichts davon hat sie eingebüßt.
Es ist wie bei Leonard Cohen oder eben Klaus Hoffmann, auch wie bei Dylan oder Mey: Wer keinen Zugang findet, für den ist es von außen betrachtet alle paar Jahre dasselbe. Für die anderen ist jedes neue Album eine neue Facette, ein paar Jahre mehr gelebtes Leben, was sich in Klängen und Worten reflektiert.
"L'amour fou" - ein stilles Ereignis zum doppelten Jubiläum.
Still, zerbrechlich, wundervoll - wie immer und immer doch etwas anders.
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