Wenn es Kurt Krömer nicht gäbe, müsste er erfunden werden. Die Comedy-Legende mit Retro-Brille, verschmitztem Grinsen und rebellischen Wutausbrüchen ist zu Recht Grimme-Preisträger, denn der gebürtige Berliner verpackt ernsthafte Themen in einen unberechenbaren Humor. Seine Sendungen begeistern seit Jahren unzählige Fans und Tickets für Kurt-Krömer-Shows sind immer wieder aufs Neue begehrt.
Hinter braunen Augen und Vintage-Hornbrille funkelt Wahnsinn – zum Glück von der guten Sorte. Kurt Krömer zählt zu den Größen des deutschen Kabaretts. Das obwohl – oder besser weil – er nach rüpeligem Beamten mit Seitenscheitel aussieht. Hinter der anarchischen Kunstfigur steckt der Künstler, Humorist und Schauspieler Alexander Bojcan. Auf seiner Visitenkarte steht vermutlich: Ur-Berliner, Arbeiterkind, Clown.
Geboren wird Bojcan am 20. November 1974 in Berlin-Neukölln. In Berlin-Wedding wächst er als Kind einer Arbeiterfamilie auf. Eigenen Angaben zufolge ist Bojcan ein typisches Schlüsselkind und lernt von klein auf, sich selbst und vor allem andere zu unterhalten.
Die ersten Shows gibt Kurt Krömer noch im Kindesalter zum Besten – in seinem Klassenzimmer. Obwohl er die Schule nicht besonders mag, bringt er Klassenkameraden und Lehrer zuverlässig zum Lachen. Das Wichtigste, das er aus der Schulzeit mitnimmt: Der Nachname Krömer, den er von seinem Deutschlehrer übernimmt.
Nach der Schule bricht Bojcan zwei Lehren ab, jobbt auf dem Bau, schrubbt Böden in Grundschulen. Geld ist Mangelware, zum Duschen geht er ins Stadtbad. Ohne Ausbildung gibt es für ihn nur einen Weg. Er tut, was er am besten kann: Menschen zum Lachen bringen, selbst wenn ihm zum Weinen zumute ist.
Vom Anarcho-Kabarett zur Late-Night-Show
Bojcans Vorbilder sind die Komiker Luis de Funès und Andy Kaufman. Sie und sein Leben im Berliner Kiez inspirieren ihn zur Erschaffung der Kunstfigur Kurt Krömer. Seine Devise: Er erzählt keine Pointen. Kurt Krömer ist die Pointe. 1992 tritt der ruppig-schräge Comedian erstmals im „Scheinbar Varieté Berlin“ auf. Es folgen Auftritte im „Chamälon“-Varieté, ein Nachwuchspreis und eine Ausbildung in der „Tut – Schule für Tanz, Clown und Theater“.
Bojcan feilt weiter an seiner Rolle und macht sich einen Namen. Ab 1997 spielt er bundesweit auf renommierten Bühnen. Im Jahr 1998 absolviert er seinen ersten Fernsehauftritt im „Quatsch Comedy Club“ und gewinnt mit seinem zweiten Soloprogram „Na, du alte Kackbratze“ den Köln Comedy Cup 2000. Auf der Bühne spielt die Kurt-Krömer-Tour bald vor ausverkauften Häusern. Zuschauer lieben sie: Krömers schrullig-pampige Art, die kein Blatt vor den Mund nimmt.
2003 startet die „Kurt-Krömer-Show“ bei Dieter Hallervordens „Wühlmäusen“. Der RBB zeichnet zehn Shows fürs ARD auf. Legendär wird er durch Sendungen wie „Bei Krömers“ (2005 bis 2006), „Krömer – Die internationale Show“ (2007 bis 2011) und „Krömer – Late Night Show“ im Berliner Ensemble (2012 bis 2014). Seit 2019 lädt Krömer in der RBB-Sendung „Chez Krömer“ Prominente zum Verhör .
Während sich in Bühnenprogrammen wie „Der nackte Wahnsinn“ und „Stresssituation“ alles um Alltagsgeschichten des kauzigen Berliners dreht, zeichnen sich seine TV-Shows durch Gäste wie Helge Schneider, Sido, Gregor Gysi und Krömers Anarcho-Verhalten aus. Dafür erhält er 2006 den Deutschen Fernsehpreis für „Bei Krömers“, 2011 den Adolf-Grimme-Preis für die „Internationale Show“ und 2020 den Grimme-Preis für „Chez Krömer“.
Ernster Clown mit Berliner Schnauze
Kaum ein deutscher Komiker und Kabarettist verkörpert den „Künstler als traurigen Clown“ so wie Krömer. So unterhaltsam seine anarchistische Kunstfigur auch ist – bei Sendungen und Shows von Kurt Krömer spielen stets auch ernste Botschaften eine Rolle. In „Chez Krömer“ spricht er 2021 mit Komiker-Kollege Torsten Sträter offen über seine Depression und verschafft diesem wichtigen Thema die dringend nötige Aufmerksamkeit.
Auch privat engagiert sich Kurt Krömer für ihm wichtige Anliegen. So reist er zum Beispiel 2012 in Begleitung eines ARD-Kamerateams nach Afghanistan, unterstützt Förderprojekte für Alphabetisierung sowie soziale Wohnprojekte.