Jugend für Geschichte begeistern: Der Vorstand des Achimer Heimatvereins nimmt seine Arbeit auf
Der Achimer Heimatverein stand Anfang des Jahres vor dem Aus, weil sich kein neuer Vorstand fand. Aber das ist Geschichte: Mit jungen Kräften und zahlreichen Ideen geht es weiter.
Achim – Lange Zeit drohte der Achimer Heimatverein selbst Geschichte zu werden. Denn es fanden sich nicht genug Aktive, die sich im Vorstand engagieren wollten. „Es sah tatsächlich düster aus“, erinnert sich Gerhild Schröder an die Wochen vor der entscheidenden Mitgliederversammlung Ende Februar.
Als letzte Hoffnung informierte der Vorstand in einem ausführlichen Artikel in dieser Zeitung über die Misere – und das mit Erfolg, wie die neue Vorsitzende Sonja Lindhorst im Pressegespräch berichtet: „Ich hatte selbst davon gelesen, und die Vorstellung, dass der Heimatverein aufgelöst werden könnte, hat mich traurig gemacht. Ich wollte deshalb dabei helfen, die Geschichte fortzuschreiben. In Gesprächen mit Fredi Neumann und Heinz-Dieter Schütte reifte in mir die Entscheidung, mich im Vorstand zu engagieren.“
Der frisch gewählte Kassenwart Christian Marquardt ergänzt: „Bei mir war es ein Gespräch mit Annameta Rippich, das den Ausschlag gegeben hat. Mir sind die Pflege und der Erhalt der lokalen Kultur und der Sprache wichtig.“ Weil er damit offenbar nicht allein ist, war das Laurentiushaus bei der Mitgliederversammlung dann auch so gut besucht wie lange nicht.
Und so konnte Rüdiger Dürr in seiner ersten Mitteilung als Pressereferent des Heimatvereins die frohe Kunde verbreiten, dass es tatsächlich einen neuen Vorstand gibt: Ihm gehören neben Lindhorst, Marquardt und Dürr auch der 2. Vorsitzende Fredi Neumann, Schriftführerin Anja Möllenberg und die beiden Beisitzenden Wilfried Ellmers und Gerhild Schröder an.
Nachdem diese ein paar Wochen Zeit hatten, um sich zu organisieren, standen sie in ihrem traditionellen Vereinsdomizil, dem Achimer Clüverhaus, nun Rede und Antwort. Was sie sich im Kern vorgenommen haben, erläutert Anja Möllenberg: „Wir wollen das Wissen der älteren Generation an die junge weitergeben – zum Beispiel im Bereich des Handwerks, aber auch der Handarbeiten, so, wie es bereits erfolgreich jeden Mittwochnachmittag ab 17 Uhr bei den Treffen der Klöppelgruppe hier im Clüverhaus klappt.“ In Zukunft sollen ähnliche Angebote wie Stricken oder auch Körbeflechten folgen.
Als weiteres positives Beispiel nennt der Vorstand die Achimer Speeldäl – eine Theatergruppe, die Stücke auf Plattdeutsch und seit Kurzem auch auf Hochdeutsch aufführt. Seit rund 30 Jahren ist diese an den Heimatverein angeschlossen und begeistert mit ihrer Arbeit auch junge Menschen für das Theaterspiel. Bei der Premiere des aktuellen Stücks „Alles Werbung, oder was?“ am vergangenen Wochenende in Sottrum stand die erst 17-jährige Marlene Leith auf der Bühne. Weitere Auftritte sind an der Freien Rudolf-Steiner-Schule Ottersberg am Freitag, 26. April, 20 Uhr, Samstag, 27. April, 20 Uhr, Sonntag, 28. April, 15 Uhr, und im Kasch am Samstag 4. Mai, 20 Uhr. Resttickets und weitere Informationen gibt es unter www.achimer-speeldael.de.
Vorsitzende Lindhorst erklärt, wohin die Reise künftig gehen soll: „Es soll für uns nicht nur um die Vermittlung von Wissen über Gegenstände und Tätigkeiten gehen, sondern auch um die Menschen.“ Das Thema Nachhaltigkeit soll ebenso eine größere Rolle spielen, ergänzt Anja Möllenberg: „Ein Reisigbesen steht natürlich mehr dafür als ein Plastikbesen aus dem Baumarkt.“
Jedes Vorstandsmitglied soll seine eigenen Interessen, Vorstellungen und Stärken einbringen. „Ich werde mich zum Beispiel ins Archiv einarbeiten und möchte das neuzeitlicher gestalten. Es soll auch digitaler werden“, kündigt Wilfried Ellmers an. Ihm ist es nach eigenen Worten wichtig, eng mit der Geschichtswerkstatt zusammenzuarbeiten: „Aber genauso mit dem Stadtarchiv ...“
Um den Verein für die Zukunft aufzustellen, will der Vorstand neue Mitglieder finden. „Aktuell sind es immerhin noch 170 – darunter sind aber viele Ältere, oft über 80-Jährige. Wir wollen mit unserer Arbeit künftig vermehrt junge Menschen ansprechen. Dafür haben wir viele Ideen. Um diese umzusetzen, fehlt es uns aber noch an Aktiven“, erklärt Sonja Lindhorst. Gerhild Schröder, die seit rund sieben Jahren im Heimatverein aktiv ist, führt weiter aus: „Ob Butterkuchenessen oder Ausflüge, es blieb zuletzt alles beim Vorstand hängen.“
Um mehr Menschen anzusprechen, will der Heimatverein präsenter in der Öffentlichkeit sein und sich dafür zum Beispiel an dem Tag der Vereine beteiligen. „Wir wollen dort mit Kindern und Erwachsenen ins Gespräch kommen“, stellt sich Anja Möllenberg vor.
Der Vorstand träumt zudem davon, eines Tages ein Museum in Achim realisieren zu können, um Interessierten dort die zahlreichen historischen Gegenstände zu zeigen, die bisher im Verborgenen auf dem Dachboden des Clüverhauses lagern. „Aber auch dafür brauchen wir weitere aktive Mitglieder – und entsprechende Räume. Beides haben wir noch nicht“, stellt Lindhorst klar und weist stattdessen auf die bereits vorhandene Zigarrenmacher-Ausstellung im Rathaus und die Präsentation der Zimmermannswerkzeuge in der Achimer Mühle hin.
Weitere Informationen über die Arbeit des Heimatvereins finden Interessierte auf der Internetseite www.heimatverein-achim.de und auf der Facebook-Seite. Sonja Lindhorst ist für Fragen per E-Mail an sonja_lindhorst@gmx.de und telefonisch unter 0176/24336021 zu erreichen.