Corona fordert prominentes Opfer: Trauer um Jörn Kubicki

Corona fordert prominentes Opfer: Trauer um Jörn Kubicki

Der Lebensgefährte des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit stirbt nach einer Corona-Infektion. Mittlerweile werden in Berlin 300 Erkrankte in Kliniken behandelt.

Berlin - Die Corona-Pandemie hat offenbar ein erstes prominentes Todesopfer in Berlin gefordert: Jörn Kubicki, der Lebensgefährte von Klaus Wowereit, dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, ist tot. Wowereits Anwalt Christian Schertz bestätigte Kubickis Tod.

Der Neurochirurg, ein Cousin zweiten Grades des stellvertretenden FDP-Bundesvorsitzenden Wolfgang Kubicki, soll an der schweren chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD gelitten haben. Er selbst erwähnte diese Krankheit noch vor Wochen bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte. Infolge dieser Erkrankung und einer Infektion mit dem Coronavirus soll Kubicki nun in der vergangenen Woche an einem Herzversagen verstorben sein, berichtete Bild am Sonntag. Wowereits Anwalt   machte zur Todesursache keine weiteren Angaben. „Erklärungen werden hierzu nicht erfolgen“, so Schertz.

Beileidsbekundungen aus dem politischen Betrieb

Nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung sind derzeit in Berlin neun Menschen   an der durch den Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen stieg am Sonnabend auf 2337 – 185 Fälle mehr als am Vortag. 300 Patienten werden im Krankenhaus behandelt, davon müssen 64 auf der Intensivstation betreut werden.

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Politiker und Prominente reagierten bestürzt auf den Tod Kubickis, schickten per Nachrichtendienst Twitter ihre Anteilnahme an Lebenspartner Wowereit. „Lieber Klaus, mein tief empfundenes Beileid zu Deinem Verlust. Meine Gedanken sind bei Dir“, schrieb   Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).

Ähnlich äußerte sich Berlins CDU-Chef Kai Wegner. „Wir trauern um einen wunderbaren Menschen“, hieß es bei der   Schöneberger SPD. Von einer „traurigen Nachricht“ sprach die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli. „Jörn war gradlinig und aufrichtig“, erklärte Renate Künast (Grüne) in ihrer Nachricht. Beileidsbekundungen schickten Stars wie die Schauspielerin Jasmin Tabatabai.

Jörn Kubicki und Wowereit waren fast 30 Jahre lang ein Paar. In einer Kneipe sollen sie sich Anfang der 90er-Jahre kennengelernt haben. Als Wowereit 2001 sein Amt als Regierender Bürgermeister antrat, machte er zuvor seine Homosexualität öffentlich. „Ich bin schwul – und das ist auch gut so.“ Der Satz brachte ihm viel Respekt ein und ist im Zusammenhang mit ihm immer wieder zitiert worden.

Oftmals gemeinsamer Auftritt in der Öffentlichkeit

Zehn Jahre später erklärte Klaus Wowereit, er habe damals nicht abgewogen, ob ihm das schaden oder nützen würde. Seit der Erklärung war Kubicki stets in der Öffentlichkeit an der Seite von Klaus Wowereit zu sehen – ob am Rande politischer Veranstaltungen, von Veranstaltungen wie den Berliner Filmfestspielen, der Aids-Gala oder auf der Fanmeile zur Fußball-WM 2006. Beim Christopher Street Day nahmen Klaus Wowereit und Jörn Kubicki oft gemeinsam an der Parade teil, fuhren zusammen auf einem offenen Wagen.

Nach dem Ende seiner politischen Karriere im Jahr 2014 sagte Wowereit der Zeitschrift Gala: „Seit ich mehr Zeit habe, merke ich, wie gut Jörn und ich miteinander können.“ Ein Jahr später hatte ihre Partnerschaft an Stärke gewonnen, als Kubicki einen schweren Autounfall hatte und im Koma lag. „Es ist uns dramatisch vor Augen geführt worden, wie schnell sich alles ändern kann und wie glücklich man sein sollte“, sagte Wowereit damals in einem Interview. (mit AFP, dpa)