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Klaus Ernst (Die Linke) im Bundestag
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Klaus Ernst (Die Linke) im Bundestag

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Klaus Ernst: Man muss mit Putin ins Gespräch kommen

Klaus Ernst (Die Linke) hält die europäischen Sanktionen gegen Russland derzeit für nicht wirksam. "Putin sitzt am längeren Hebel. Aber wir haben uns in den letzten Monaten so benommen, als wäre das nicht so", sagt Ernst im Bayern-2-Interview.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Selbstverständlich sei er erleichtert, dass nun doch wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließe, sagte der Vorsitzende des Energie-Ausschusses im Bundestag, Klaus Ernst (Linke), im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2. "Wir brauchen dringend das Gas, das zurzeit aus Russland an uns geliefert wird." Kurzfristig sei es sehr schwierig, die Liefermengen aus Russland zu ersetzen.

Kritik an Boykott-Drohungen Deutschlands

Putin sitze am längeren Hebel, auch wenn Deutschland sich in den vergangenen Wochen und Monaten so benommen habe, als wäre es umgekehrt: "Wir haben ja selbst mit Boykott gedroht, haben teilweise Boykott-Maßnahmen gegen russisches Öl beschlossen."

Wenn man die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas jedoch anerkenne, dann müsse man mit Putin ins Gespräch kommen, um die Energieversorgung zu sichern. Die seit Kriegsbeginn im Februar verhängten Sanktionen treffen nach Ansicht von Ernst nicht Russland, sondern die Wirtschaft und damit die Bevölkerung in Deutschland. "Alleine die Debatte über die Sanktionen hat zu einer massiven Steigerung der Preise für Energie gesorgt." Unter dem Strich sei das für Russland "ein Super-Geschäft".

Ernst: Wenn Sanktionen, dann zielgerichtet

Der Krieg in der Ukraine sei nicht mit Sanktionen zu beenden, zeigte sich Ernst überzeugt. "Diese Sanktionen, die wir machen, sind eigentlich unmoralisch gegenüber der Ukraine, weil sie Russland nutzen, nicht der Ukraine, und uns schaden."

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Der Angriff auf die Ukraine sei ein schweres Verbrechen, daher müssten zielgerichtete Maßnahmen gegen Russland ergriffen werden. Wenn schon Sanktionen, "dann gegen Oligarchen und bei der Belieferung der Rüstungsindustrie", forderte Ernst. "Aber wir dürfen nicht an dem Hahn drehen, an dem wir selber sitzen. Sonst haben wir die Nachteile."

Ausbau erneuerbarer Energien: Aber so, dass es funktioniert

Auch er sehe zumindest einen Vorteil der aktuellen Lage: Der Ausbau erneuerbarer Energien werde beschleunigt. "Ich habe den Eindruck, dass dem ein oder anderen Grünen-Politiker, der das mit der Brechstange durchsetzen will, vielleicht gerade gar nicht unbequem ist, was da passiert", sagte Ernst mit Blick auf Forderungen nach einem breiteren Einsatz erneuerbarer Energien. "Ich bin auch dafür, dass man das schneller macht. Aber man muss es trotzdem so machen, dass es funktioniert", sagte er.

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