FC Bayern-Legende Klaus Augenthaler von Beckenbauer-Tod schwer getroffen | Abendzeitung München
Interview

Beckenbauer-Tod – FC-Bayern-Legende Klaus Augenthaler schwer getroffen: "Nur leider war der Franz nicht da"

Weltmeister Klaus Augenthaler war über viele Jahre in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern ein treuer Begleiter des Kaisers. Im AZ-Interview nimmt er Abschied: "Franz war absolut vernarrt in Details."
| Maximilian Koch
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Ihr größter gemeinsamer Moment: Teamchef Franz Beckenbauer (2v.l.) und Abwehrchef Klaus Augenthaler (2.v.r.) feiern in Rom den WM-Titel nach dem Finalsieg gegen Argentinien.
Ihr größter gemeinsamer Moment: Teamchef Franz Beckenbauer (2v.l.) und Abwehrchef Klaus Augenthaler (2.v.r.) feiern in Rom den WM-Titel nach dem Finalsieg gegen Argentinien. © Frank Kleefeldt/dpa

AZ: Herr Augenthaler, was bedeutet der Tod von Franz Beckenbauer, Ihrem langjährigen Weggefährten in der Nationalmannschaft und beim FC Bayern, für Sie persönlich?
KLAUS AUGENTHALER: Es ist nicht so einfach. Ich habe es vorab von einem Freund erfahren, einem früheren Mitspieler, der noch näheren Kontakt zur Familie Beckenbauer hatte als ich. Er meinte: "Bevor du es aus Medien erfährst, sage ich es dir jetzt: Der Franz ist gestorben." Es hat mich dann schon sehr beschäftigt. Ich hatte in den Tagen zuvor erst die Dokumentation über Franz in der ARD-Mediathek gesehen.

Wussten Sie, wie schlecht es ihm gesundheitlich ging?
Wir haben erst im vergangenen Jahr in Seefeld unser 33-jähriges zum WM-Triumph 1990 gefeiert, seine Frau Heidi, seine Kinder und die Frau von Andy Brehme haben das Ganze organisiert. Eine wunderbare Veranstaltung. Alle Spieler bis auf zwei waren da. Nur leider war der Franz nicht da.

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Klaus Augenthaler: "Franz Beckenbauer steht in der obersten Reihe mit Pelé und Maradona"

Welchen Stellenwert hat Franz Beckenbauer in der deutschen Fußballhistorie?
Franz hat den deutschen Fußball in die Welt hinausgetragen. Er war ja auch der erste Fußballer, der bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth war.

Wo ordnen Sie ihn ein in der Reihe der größten Fußballer, bei denen immer wieder Pelé, Maradona, oder auch Cruyff genannt werden?
Franz steht ganz klar in der obersten Reihe mit Pelé und Maradona, er war noch mal ein oder zwei Nummern größer als Johan Cruyff. Er war Franz Beckenbauer. Den gibt es nur einmal – und den wird es nie wieder geben.

"Franz hat den deutschen Fußball in die Welt hinausgetragen", sagt Augenthaler über Beckenbauer.
"Franz hat den deutschen Fußball in die Welt hinausgetragen", sagt Augenthaler über Beckenbauer. © Rust/imago

Beim Finale als Zuschauer, vier Wochen später neben Fraz Beckenbauer

Haben Sie als Verteidiger versucht, sich ein wenig an Beckenbauer zu orientieren?
Nein, überhaupt nicht (lacht). Das habe ich erst gar nicht probiert, weil ich dort nie hingekommen wäre! Ich war ja ein eher robuster Spieler. Ich kann mich noch gut an das Europacup-Finale 1974 in Brüssel erinnern, als Katsche Schwarzenbeck kurz vor Schluss das 1:1 für Bayern gegen Atlético Madrid erzielt. Da war ich selbst im Stadion in Brüssel. Und drei oder vier Wochen später stand ich dann in der Sportschule Grünwald für ein dreitägiges Probetraining beim FC Bayern. Da kamen Gerd Müller, Sepp Maier und Franz Beckenbauer in die Kabine. Das war unglaublich für mich.

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Wie haben Sie Beckenbauer als Trainer erlebt? Sie waren in der Saison 1993/94 sein Co-Trainer beim FC Bayern.
Über Franz als Trainer heißt es ja, dass er den Spielern vor allem gesagt hat: "Buam, geht's raus und spielt's Fußball!" Aber dieses eine Jahr als Co-Trainer unter ihm war wirklich das anstrengendste überhaupt für mich beim FC Bayern. So viel gearbeitet hatte ich noch nie. Wir haben uns Spiele per Video angeschaut, dazu zweimal Training am Tag gehabt. Wir haben Essen kommen lassen an die Säbener Straße, weil wir uns so viele Videos angeschaut haben. Jeder unserer Spieler wusste dadurch, was er in den Partien zutun hatte, welche Augenfarbe sein Gegenspieler hatte, ob er einen Vollbart oder Schnurrbart hatte. Das war Franz Beckenbauer. Er war absolut vernarrt in Details.

Deutscher Meister 1993/94: Beckenbauer und sein Co-Trainer Augenthaler. Rechts: Manager Uli Hoeneß.
Deutscher Meister 1993/94: Beckenbauer und sein Co-Trainer Augenthaler. Rechts: Manager Uli Hoeneß. © imago

"Franz Beckenbauer hat eine unglaubliche Aura in unser Team eingebracht"

Wie groß war Beckenbauers Anteil als Teamchef beim WM-Triumph 1990 in Italien?
Ich hatte unter Franz als Teamchef schon die WM 1986 in Mexiko gespielt. 1990 war kein Vergleich zu 1986, auch wenn wir da ebenfalls das Finale erreicht haben. Wir hatten in Mexiko zwar gute Einzelspieler, waren aber keine Mannschaft. In Italien war das ganz anders – und zwar von Anfang an schon im Trainingslager. Franz hat eine unglaubliche Aura in unser Team eingebracht. Wir haben vor dem Turnier nicht zu den Topfavoriten gezählt, aber wir haben mit großem Selbstvertrauen gespielt. Und genau das hat uns Franz vermittelt.

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2006 hat Beckenbauer die WM nach Deutschland geholt, was er selbst als seinen größten Erfolg überhaupt bezeichnete. Wie bewerten Sie die Kritik an der Vergabe der WM, die besonders Beckenbauer jahrelang abbekommen hat?
Ich glaube, dass ihn die Kritik sehr beschäftigt hat, weil sich die Geschichte nicht in zwei oder drei Wochen erledigt hatte. Und selbst wenn Franz wirklich Geld bekommen hat – es war ein Sommermärchen für Deutschland.

Klaus Augenthaler: "Sicher schwer, die Allianz Arena einfach umzubenennen"

Berti Vogts hat vorgeschlagen, den DFB-Pokal nach Beckenbauer zu benennen, es wird nächste Woche Freitag eine große Trauerfeier in der Allianz Arena geben. Wie sollte man Franz Beckenbauer ehren?
Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Gerd Müller hat ein Stadion mit seinem Namen in Nördlingen, ich selbst habe ein Stadion mit meinem Namen in Vilshofen. Ich glaube, der Franz hat noch keins (lacht). Aber es wird sicher schwer, die Allianz Arena einfach umzubenennen. Gerd Müller hat vor ein paar Monaten ja eine Statue vor dem Stadion errichtet bekommen, vielleicht wäre das was. Da werden sich der FC Bayern und auch der DFB sicher etwas Gutes für den Franz einfallen lassen.

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