Rezension zu "Democracy will win" von Frido Mann
Seine "Bekenntnisse" hat der Psychologe Frido Mann mit einer Aussage seines Großvaters Thomas Mann betitelt: "Democracy will win". Denn diese optimistische Überzeugung vertritt auch der in Kalifornien großgewordene "Weltbürger". Von großer Sympathie waren mir seine Ansichten - Frido tritt einerseits mit klaren Worten für die Wertschätzung von Vielfalt, Dialogbereitschaft und Begegnungen auf Augenhöhe ein und grenzt sich andererseits mit ebenso deutlicher Vehemenz von jenen ab, die sich gegen solche Grundwerte stellen (so weigert er sich etwa konsequent, den 2017-2021 amtiert habenden Präsidenten der USA bei dessen Namen zu nennen und spricht nur vom "Fake-Präsidenten").
Interessant fand ich die eingangs verglichenen Demokratie-Konzepte Thomas Manns und Hannah Arendts sowie die zahlreichen Beispiele, die Frido Mann für Arten, Dialoge zu leben, anführt. So erzählt er beispielweise vom Weltklosterkonzept und vom zur Hälfte aus israelischen und arabischen Musiker*n bestehenden West-eastern Divan Orchestra oder auch von der in Kiel ansässigen "Kinderstube der Demokratie".
Während ich zwar verstehen konnte, dass sich ein starker Fokus auf Amerika, Manns Heimat und Wiege der Demokratie, durch das Buch zieht, ermüdete mich die Schilderung amerikanischer Geschichte und Gegenwart in Kombination mit persönlichen Anekdoten und einem gebetsmühlartig wiederholten Plädoyer für den Dialog als "Kern und Grundlage einer jeden Demokratie" des Autors irgendwann auch, sodass ich einen Großteil des Kapitels, in dem er von seiner Lecture Tour durch die USA erzählt, ehrlich gesagt nur überflogen habe (ohne das anschließende Gefühl, viel verpasst zu haben).
Auch der Pandemie widmet Mann sich, aber leider dachte ich da oft, dass mir das wenig neue Erkenntnisse bietet bzw. teilweise schon veraltet wirkt und naja: Ich war dabei, ich hätte da einiges nicht (bereits jetzt) nochmal wieder erzählt bekommen müssen.
Kurz vor Schluss wurde es dann aber nochmal ganz spannend, als es um Erneuerungsansätze wie das Modell der High Energy Democracy und die Bedeutung der Black-Lives-Matter-Bewegung geht. Auch, dass anfangs wie am Ende von der Eröffnung und weiteren Entwicklung des Thomas-Mann-Hauses in Amerika berichtet wird, gefiel mir als Rahmen sehr gut.
Insgesamt war die Lektüre von "Democracy will win" für mich also ein Auf und Ab, bei dem ich jetzt versuche, die von mir als redundant und langatmig empfundenen Parts zugunsten der informativen und bereichernden in Vergessenheit geraten zu lassen.
Am ehesten würde ich das Buch jenen empfehlen, die Frido Manns autobiographische und auf jahrelangen Erfahrungen basierende Einblicke (in amerikanische Geschichte und Politik, aber auch in generell dialogische Kompetenzen) zu schätzen wissen und sich für den American Way of Democracy (im Vergleich zum europäischen) interessieren.