Kathrin Angerer über den kommunistischen Intellektuellen Wolfgang Harich: Er wollte die Stasi abschaffen, nicht die DDR

Kathrin Angerer über Wolfgang Harich: Er wollte die Stasi abschaffen, nicht die DDR

Die Schauspielerin blickt dankbar zurück auf ihre Begegnung mit dem kommunistischen Intellektuellen Harich, der vor 100 Jahren zur Welt kam. Ein Gespräch über den Stiefvater.

Kathrin Angerer im Roten Salon der Volksbühne
Kathrin Angerer im Roten Salon der VolksbühnePaulus Ponizak/Berliner Zeitung

Am 9. Dezember 1923 kam in Königsberg der Philosoph Wolfgang Harich zur Welt, früh genug, um zum Kriegsdienst eingezogen zu werden und dann zu desertieren – und spät genug, um nach dem Krieg gegen die Riege der Partei- und Staatsführung aufzubegehren und dafür ins Zuchthaus zu wandern. Bis zu seinem Tod im Jahr 1995 war er politisch aktiv und ein Gesellschaftstheoretiker der radikalen Sorte. Zu seinem bewegten Leben gehören vier Ehen, die letzte führte ihn mit der Krankenschwester Anne Angerer zusammen, Mutter der Schauspielerin Kathrin Angerer. Mit ihr, dem langjährigen Mitglied des Volksbühnenensembles, sprachen wir über den Stiefvater. Ihm haben wir zu verdanken, dass sie zum Theater gefunden hat – dort, im Roten Salon der Volksbühne, haben wir uns getroffen.

Frau Angerer, Wolfgang Harich war Widerstandskämpfer, Philosoph, Germanist, Journalist, Staatsfeind, Verräter, Ökostalinist, Dogmatiker und einer der agilsten und radikalsten Reformtheoretiker in der DDR und danach – je nach Perspektive und Lebensphase. Wie ist er denn in Ihr Leben getreten?

Er ist vor allem in das Leben meiner Mutter getreten. Ich war schon 15, fast 16, als die beiden heirateten. Ich habe ihn sehr spät kennengelernt dafür, dass er mich dann noch sehr beeinflusst und geprägt hat. Meine Mutter und er haben sich im Park getroffen, es war Liebe auf den ersten Blick. Beim zweiten Mal hat er ihr einen Antrag gemacht.

Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Oh, beim zweiten Mal?

Ja, sie haben sich füreinander entschieden, ohne dass sie sich eigentlich kannten. In den ersten beiden Jahren ihrer Beziehung haben meine Mutter, mein großer Bruder und ich noch in einem Schwesternheim am Krankenhaus Friedrichshain gewohnt, wo wir nach der Trennung meiner Eltern – ich war elf – hingezogen sind. Und nun war dieser Wolfgang auf einmal sehr oft zugegen. Und es gab einige Rappeleien zwischen uns.

War es eine richtige Familie mit Wolfgang Harich?

Würde ich nicht so sagen. Meine Mutter war sehr jung, als sie uns bekommen hat, und nach der Beendigung ihrer doch sehr spießigen Ehe haben wir uns alle in gewisser Weise befreit. Ich steckte ziemlich tief und etwas verloren in der Pubertät, als ich Wolfgang kennenlernte. Ich durfte kein Abitur machen, weil ich in der achten Klasse schlechte Zensuren hatte. Eigentlich wollte ich Maskenbildnerin werden, bekam aber die dafür nötige Friseurausbildung nicht, weil sie sehr beliebt war. Für mich blieb dann nur noch eine Ausbildung zum „Facharbeiter für Schreibtechnik“, also zur Sekretärin.

Und dann kriegt man auch noch einen Stiefvater vorgesetzt.

Mit Wolfgang bin ich erheblich aneinandergeraten. Er war stur und dickköpfig, und ich bin es auch. Ich wollte mir nichts mehr sagen lassen, und er hat versucht, mir gegenüber autoritär aufzutreten. Ich glaube, er wollte meiner Mutter einen Gefallen tun, dass ich mich wieder sammle. Das war sicher gut gemeint, aber schwierig.

Wie hat er das angestellt?

Er kam gleich mit einer Liste der Weltliteratur und wollte mein Wissen aufbauen. Und ich so: Nee, lass mal bitte. Ich wollte mir das nicht aufdrücken lassen. Doch irgendwann hatte er mich an der Angel. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich habe unter seiner Anleitung das Lesen noch einmal neu entdeckt. Er breitete das vor mir aus wie einen Schatz: Greif zu, Kathrin, was willst du: deutsche, französische, russische oder amerikanische Literatur? Er kannte jede Geschichtszahl und konnte die historischen Hintergründe so unterhaltsam ausmalen. Das vermisse ich sehr. Ich weiß gar nicht, ob es so viel Wissen auf zwei Beinen heute überhaupt noch gibt.

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Wolfgang Harich
Geboren am 9. Dezember 1923 in Königsberg, geht er in Berlin und Neuruppin zur Schule und wird Ende 1942 zum Kriegsdienst eingezogen, 1944 desertiert er und geht in den kommunistischen Widerstand.

Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität bis 1951, anschließend Hochschullehrer ebenda, Lektor beim Aufbau-Verlag, Kulturjournalist. 1956 wegen Bildung einer konspirativen staatsfeindlichen Gruppe zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Haft bis 1964.

Arbeit als Lektor und Literaturwissenschaftler, seit 1972 zunehmend ökologische Zukunftsforschung („Kommunismus ohne Wachstum?“), 1979 Ruhestand wegen Herzkrankheit, Langzeitvisum für das nichtsozialistische Ausland, engagiert sich in der Friedens- und Umweltbewegung. 1985 Hochzeit mit Anne Angerer 

1990 Rehabilitation, dann Verleumdungs- und Widerrufsprozess gegen seinen einstigen Mitstreiter Walter Janka, der Harich in seinem Buch „Schwierigkeiten mit der Wahrheit“ als Kronzeugen im Prozess von 1957 bezeichnet hatte, was er nach einem Vergleich unterlassen musste.

Am 15. März 1995 stirbt Wolfgang Harich an den Folgen seiner Herzkrankheit.

Das Leben Ihres Stiefvaters ist auch selbst ein Roman.

Ja, das stimmt. Er war als Soldat bestraft worden wegen unerlaubter Entfernung von der Truppe. Etwas, das er auf metaphorischer Ebene sein ganzes Leben lang tat. Kurz vor Kriegsende desertierte er und schloss sich dem kommunistischen Widerstand in Berlin an. Er hat mit 23 seine ersten Vorlesungen an der Humboldt-Uni über Hegel gehalten. Und er war sehr jung, 33, als er dann ins Gefängnis kam. Er hatte beim Aufbau-Verlag gearbeitet und 1956 die Staatsführung intellektuell attackiert, Verschwörung kann man das eigentlich kaum nennen. Wolfgang war wirklich keine diplomatische Begabung, dafür war er viel zu emotional und ungeduldig. Er wollte die DDR reformieren, nicht bekämpfen. Er war auf der Suche nach einer humanistischen sozialistischen Gesellschaftsordnung. Er wollte die Staatssicherheit und die Nationale Volksarmee abschaffen, Geist und Emotion waren bei ihm nah beieinander. Man kreidete ihm eine gewisse Arroganz an, weil er an die Größe seiner Ideen glaubte und meinte, das alles so durchsetzen zu können. Aber es ging ihm um seine Ideen, nie um sich selbst.

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Kathrin Angerer
Als Tochter einer Krankenschwester wurde Kathrin Angerer 1970 in Oranienburg bei Berlin geboren. Sie absolvierte eine Facharbeiter-Lehre zur Schreibkraft, arbeitete als Ankleiderin im Gorki-Theater, besuchte eine halbstaatliche Schauspielschule und wurde 1993 von Frank Castorf an die Volksbühne engagiert, wo sie, mit Unterbrechungen und Ausflügen zu Film und Fernsehen, bis heute spielt.

Derzeit ist sie dort unter anderem in „Fantômas“ und in „Death Drive“ zu sehen. Der Intendant René Pollesch benannte sogar ein Stück nach ihr: „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“

Ja, offenbar. Er wollte Walter Ulbricht stürzen und hatte vorher dem sowjetischen Botschafter Puschkin seine Pläne anvertraut.

Es war ihm nicht klar, in welche Gefahr er sich damit gebracht hat. Er war einfach sehr konsequent. Wenn ihm etwas logisch erschien, wollte er es sofort umsetzen und wunderte sich, wenn jemand zögerte. Manche würden das blauäugig nennen, aber ich glaube, es war Überzeugung. Die Stasi war ihm da schon längst auf den Fersen. Es ging um Hochverrat. Ich weiß nicht, es muss ihm bewusst gewesen sein, dass damals darauf noch die Todesstrafe stand. Wie gesagt, er war sehr jung. Und so lässt sich auch seine Entschuldigung und Selbstkritik besser verstehen, die er da abgeben musste. Wenn man ihn kennt, weiß man, dass er einen sarkastischen und schwarzen Humor hatte, der ihn stabilisierte in Situationen, die andere Leute vielleicht umgehauen und zerstört hätten.

So lautete der Dank an die, die ihn damals ins Gefängnis warfen: „Ich war wie so ein durchgebranntes Pferd, das man nicht mehr durch Zurufe aufhält. Mit diesen Ideen im Kopf bin ich eben durchgegangen, und wenn sie mich nicht festgenommen hätten, dann wäre ich heute nicht reif für die zehn Jahre, die der Herr Generalstaatsanwalt beantragt hat, sondern für den Galgen. Und deshalb sage ich der Staatssicherheit also dafür meinen Dank.“

Also ich höre da Sarkasmus durch. Und er bedankt sich bei denen nur dafür, dass sie ihn nicht umgebracht haben. Er hat von allen Beteiligten die mit Abstand schwerste Strafe bekommen. Er ist zu zehn Jahren verurteilt worden und saß die acht Jahre bis zur Amnestie zumeist in Einzelhaft ab. Die ersten Jahre hatte man ihm nichts zu lesen gegeben, worunter er sehr viel mehr litt als unter der Isolation.

Es ist doch seltsam, dass jemand, der gegen die Autoritäten aufbegehrt, selbst Autorität spielt. Sie haben das vorhin im Persönlichen angesprochen. Aber er war ja auch ein Dogmatiker, der in der DDR Nietzsche verbieten wollte und der schon Anfang der 70er gesellschaftlich-ökologische Theorien entwickelte, die durchaus diktatorische Züge hatten.

Das ist eine interessante Spannung. Er hatte großen Gestaltungswillen und viel zu erdulden. Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, durfte er nicht mehr Philosophie an der Universität unterrichten. Welch ein Verlust. Und wie armselig! Man hätte ja auch sagen können, Gott sei Dank, dass wir jemanden haben, der so spannend ist, der das Denken der Studenten anstachelt und mit ihnen Ideen und Visionen kreiert. Wenn er dachte, ging er eben immer auch sehr weit. Er war vielen zu gefährlich, weil er mehr wusste als sie.

Paulus Ponizak/Berliner Zeitung

Fühlte er sich als Opfer?

Nein, so eine Haltung war ihm fremd. Wenn man ihn bei seinen Unternehmungen behinderte, hat er neue Wege gesucht. Er hat sich nie die Zeit genommen, um sich über irgendetwas zu beklagen. Seine Begeisterung und seine Wut rissen ihn einfach immer weiter.

Hat er Sie mitgerissen?

Das hat er. Ihm habe ich zu verdanken, dass ich Schauspielerin geworden bin. Er hat meine Begabung bemerkt, als ich zu Hause Situationen und Begegnungen aus meiner Ausbildung, über die ich sehr unglücklich war, nachspielte.

Kathrin Angerer in „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ von René Pollesch
Kathrin Angerer in „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ von René PolleschLuna Zscharnt

Das Lob kam aus berufenem Mund. Schließlich war Wolfgang Harich zu Beginn seiner Karriere auch Theaterkritiker.

Jaja. Wolfgang und meine Mutter waren allerdings auch im siebten Himmel und relativ leicht zu beglücken. Trotzdem hörte ich es gern und sah es als eine Chance, mich aus meinem Sekretärinnenunglück zu befreien. Dann habe ich mit meiner Mutter geübt, und Wolfgang war unser sehr dankbares Publikum. An der Schauspielschule war man etwas kühler. Ich glaube, ich war in meinem Höhenflug ziemlich daneben mit meinem Pathos und meiner Verwandlungsfreude. Allein, das geschah aus großer Sicherheit, weil sie mich zu Hause ja so toll fanden.

Er war nicht nur um des Familienfriedens willen überzeugt von Ihnen?

Nein. Er fand mich toll und stand mit dieser Meinung ziemlich allein. Erst mit 21 Jahren nahm man mich gnädigerweise auf, an einer halbprivaten Ausbildungsstätte. Ohne ihn hätte ich bestimmt aufgegeben.

Aber dann ging es ganz schnell

Ja, die Begegnung mit Frank Castorf, der mich 1993 in „Frau vom Meer“ als Gast besetzte, war mein Glück. Ich hätte fast einen Vertrag in Heidelberg unterschrieben und landete dann an der Volksbühne.

Das muss auch für Wolfgang Harich ein Triumph gewesen sein.

Der wollte auf keinen Fall, dass ich an die Volksbühne gehe. Geh nach Heidelberg, Kathrin!, bat er mich. Und dann hatten wir wieder Streit. Er hatte ja nicht mehr lange zu leben und war genau einmal bei mir an der Volksbühne. Kein Castorf. Nicht so ein langes Stück. Das konnte ich ihm nicht zumuten. Er war doch eher altmodisch und hatte ein sehr schwaches Herz. Ich habe ihn dann in Andreas Kriegenburgs „Aufstand der Angestellten“ eingeladen. Das ging anderthalb Stunden und war nicht meine beste Arbeit, aber egal, dachte ich, dann ist er wenigstens einmal dagewesen.

Was hat er gesagt?

Richtig viel ist ihm nicht eingefallen. Wolfgang hatte mich und meine Mutter zum Orthopäden geschickt, weil wir seiner Meinung nach über den Onkel liefen. Wir wären so schöne Frauen und würden so schrecklich laufen, das sei doch eine Schande. Und nach der Premiere belobigte er mich sehr für meinen fantastischen Gang und wie viel das ausmache, welche wunderbare Präsenz ich dadurch ausstrahlen würde. Also eigentlich lobte er meine Einlegesohlen.

Was hatte er grundsätzlich an der Volksbühne auszusetzen?

Na ja. Er war doch schon lange weg vom Theater. Weil er irgendwann einmal Kritiker war, fühlte er sich sehr kompetent. Er war dagegen, dass ein Regisseur ein Stück bearbeitet, es für sich und die Schauspieler öffnet und es verwendet, um etwas Eigenes, Gegenwärtiges daraus zu machen. Da war er komplett altmodisch. Für mich war die Volksbühne eine Fortsetzung von dem, was ich bei Wolfgang kennengelernt hatte. Diese Vehemenz und Entschiedenheit.

Kathrin Angerer in „Death Drive“, einer Volksbühneninszenierung von Benjamin Abel Meirhaeghe
Kathrin Angerer in „Death Drive“, einer Volksbühneninszenierung von Benjamin Abel MeirhaegheApollonia T. Bitzan

Kompromisslosigkeit hat auch etwa Undemokratisches. Bei den Umweltbewegungen von heute, etwa bei der Letzten Generation, wähnen sich manche schon halb in der Ökodiktatur, die Ihr Stiefvater seit den Siebzigern in seinen Gedanken bewegte.

Es ist nicht nur angenehm, wenn man in seinem Klassiker „Kommunismus ohne Wachstum“ liest. Das schrieb er nicht einmal dreißig Jahre nach dem Krieg, als die Leute glücklich waren, dass ihr Wohlstand endlich wuchs. Im Westen sowieso, und im Osten strebte man danach. Er verdammte die Datschen, die die Landschaft verschandelten, die Autos, die die Luft verpesteten und die Ressourcen verschwendeten. Solche Kritik stieß auf große innere Ängste bei Leuten, deren Lebenssinn in einer Datsche und einem Auto bestand, auf die sie Jahrzehnte lang hinarbeiteten und hinlebten. Und er fand das erbärmlich.

Da ist sie wieder, diese Arroganz.

Er war sich schon darüber bewusst, was er da verlangte. Er sah eben die Probleme voraus, die seit dem Club of Rome wissenschaftlich benannt sind und die so viele Jahrzehnte von der Politik in Ost und West und überall ignoriert wurden. Seine Weltbeschreibungen sind immer radikal, aber der Schreck, den das bei vielen auslöst, weckt sie vielleicht auch aus der Lethargie.

Was sagten die Genossen in der DDR zu den Ideen?

Man fand die wirkungsvollste Methode, indem man ihn belächelte oder ignorierte. Er war Humanist, Feminist, Ökologist, aus meiner Sicht ein sehr moderner Mensch. Und er war sehr anstrengend, weil er nicht lockerließ. Auch nach der Wende, als er mit meiner Mutter zu den Gründern der Ost-Berliner Grünen gehörte. Ich stenografierte ordentlich mit.

Hochzeitsfoto von Anne Angerer und Wolfgang Harich 
Hochzeitsfoto von Anne Angerer und Wolfgang Harich Archiv Angerer

Es brach also keine Welt für ihn zusammen mit der Wende?

Nein, das passt nicht zu ihm. Er schickte mich und meine Mutter ein bisschen vor in den politischen Kampf. Macht ihr mal schön Revolution. Er hatte schon seit dem Gefängnis einen Bypass und musste aufpassen, dass er sich nicht aufregte. Wolfgang war ein Choleriker mit einem schwachen Herzen. Meine Mutter hatte immer einen Arztkoffer und ein paar Tabletten Faustan dabei, so hieß Valium in der DDR. Er blieb stets politisch aktiv, gründete die Alternative Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Geheimdienstarbeit im Osten, aber auch im Westen.

Hat er auch seine eigene Geschichte aufgearbeitet? Ihm wurde vorgeworfen, dass er bei dem Reform- und Umsturzversuch seinen damaligen Kollegen Walter Janka verraten hätte. Die beiden waren bis zum Tod verfeindet.

Er hat sich gegen diese Vorwürfe gewehrt und Stellung dazu bezogen. Er hätte gar nicht anders handeln können. Es ging um Leben und Tod. Nicht für Walter Janka, aber für ihn. Ich empfinde diese Vorwürfe als ungerecht.

Wie waren die letzten Jahre?

Meine Mutter, sie ist vor zweieinhalb Jahren gestorben, hat das natürlich viel intensiver erlebt und sehr gut aufgeschrieben in dem Buch „Wenn ich das gewusst hätte“. Ich mache diesen Abend nicht nur für Wolfgang Harich, sondern auch für meine Mutter, die wirklich viel leisten musste. Sie hat um den Nachlass gekämpft und es geschafft, dass er nicht zerfleddert wurde, sondern dass eine Gesamtausgabe, herausgegeben von Andreas Heyer, zustande gekommen ist. Und Harichs Werk bleibt.

Wolfgang Harich zum 100. Geburtstag. Lesung und Gespräch mit Kathrin Angerer und Matthias Eckoldt am Sonnabend, 9. Dezember, 19.30 Uhr im Roten Salon der Volksbühne. Karten: 8/5 Euro unter Tel.: 24605777 oder www.volksbuehne.berlin