Kasachstan: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie
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Kasachstan: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Blick auf den Ak-Orda-Präsidentenpalast in Nur-Sultan, Kasachstan
Blick auf den Ak-Orda-Präsidentenpalast in Nur-Sultan, Kasachstan © Abhishek Singh / robertharding / IMAGO

Kasachstan war bis 1991 Teil der Sowjetunion. Nach deren Zerfall konnte sich das neuntgrößte Land der Erde neu orientieren. Eine moderne, wenn auch autoritäre Politik erreichte es, die Geografie des Landes sinnvoll für die Wirtschaft zu nutzen. Diese wuchs in den vergangenen Jahren nahezu zweistellig. Heute gilt Kasachstan als eines der modernsten Länder Zentralasiens.

Nur-Sultan – Die Hauptstadt Kasachstans wurde erst 2019 zu Ehren des früheren Präsidenten Nursultan Nasarbajew von Astana in Nur-Sultan umbenannt. Zuvor hieß die heute 1,1 Millionen Einwohner reiche Stadt auch schon Aqmola, Zelinograd und Akmolinsk.

Staat Kasachstan: Ehemalige Sowjetrepublik am Kaspischen Meer

Die Republik Kasachstan liegt mitten in Zentralasien und ist mit einer Gesamtfläche von fast 2,725 Millionen Quadratkilometern das neuntgrößte Land der Erde. Der Binnenstadt hat keinen direkten Zugang zu einem Ozean, liegt aber am Kaspischen Meer – dem größten See der Welt. Dieser wiederum hat über einige Flüsse und Kanäle einen Meereszugang, der für die Schifffahrt nutzbar ist.

Kasachstan hat mehrere Nachbarn:

  • Russland im Norden
  • China im Südosten
  • Kirgisistan im Süden
  • Usbekistan im Südwesten
  • Turkmenistan im äußersten Südwesten am Kaspischen Meer

Die Hauptstadt des Landes ist Nur-Sultan. Die Stadt ist seit 1997 Regierungssitz und wurde 1998 vom Namen Aqmola in Astana und 2019 in Nur-Sultan umbenannt. Die frühere Hauptstadt Almaty ist bis heute mit 1,9 Millionen Einwohnern deutlich größer, liegt aber weniger günstig im Süden des Landes.

Kasachstan: Geografie, Vegetation und Tierwelt des Staates

Kasachstan erstreckt sich von der Wolga-Ebene im Westen bis zum Altai-Gebirge im Osten. Im Süden bilden der Gebirgszug Tian Shan, die Flussebene des Syrdarja, der Aralsee und die Kysylkum-Wüste eine natürliche Landesgrenze. Das Tian-Shan-Gebirge hat mehrere Siebentausender, darunter den höchsten Berg Kasachstan: Khan Tengri mit 7.010 Metern.

Schon aufgrund seiner Größe ist Kasachstan ein Land mit vielen unterschiedlichen Regionen. Auch wenn der größte Teil des Landes von Steppen, Hügeln und niedrigen Bergen bedeckt ist, gibt es außergewöhnliche Zonen, die besonderen Lebensraum für Flora und Fauna bieten. Dazu gehören:

  • Kaspische Senke: sumpfiges Gebiet unterhalb des Meeresspiegels
  • Karagije-Senke: 132 Meter unter dem Meer
  • Mugodschar-Gebirge: südlicher Ausläufer des Ural-Gebirges
  • Turanische Senke am Aralsee mit Wüsten wie der Kysylkum und der Aralkum
  • Kasachische Schwelle mit Steppen, Halbwüsten und kleineren Gebirgen
  • Altai: Gebirgsketten im Osten mit Höhen bis zu 4.500 Meter

Das Klima in Kasachstan ist kontinental mit eisig-kalten Wintern und heißen Sommern. Die Temperaturskala reicht von -40 bis +40 °C innerhalb des Landes über das Jahr hinweg.

Vegetation und Tierwelt in Kasachstan

Kasachstan hat 16 Nationalparks eingerichtet, um die vielfältige Flora und Fauna des Landes zu schützen. Das kontinentale Klima und die vielen unterschiedlichen Lebensräume sorgen für eine große Artenvielfalt.

Mehr als 28 Prozent des Landes sind von Steppen und Waldsteppen beherrscht. Dort leben auch in Europa heimische Arten wie Eichhörnchen, Hasen, Dachse, Wölfe und Füchse. Die Vogelwelt ist mit Adlern, Trappen, Kranichen und Hunderten anderen Arten besonders bunt.

In den kasachischen Wüsten leben kleinere Säugetiere wie Igel und Springmäuse. Fast 60 Reptilienarten sind in den Wüsten heimisch. Sehr selten sind die Asiatischen Wildesel und die Bucharahirsche. Der Kaspische Tiger ist ausgestorben.

Im südlichen Tian-Shan-Gebirge leben bis heute intensiv geschützte Schneeleoparden. Sie sind eines der Nationalsymbole Kasachstans.

Staat Kasachstan: Ereignisreiche Geschichte des riesigen Landes

Das heutige Kasachstan umfasste im Altertum eine große Anzahl kleinerer Reiche wie die der Kangly, der Kirgisen, der Kimek und Naimanen. Im 13. Jahrhundert eroberten die Mongolen unter Dschingis Khan weite Teile der heutigen Landfläche und fügten sie ihrem Großreich hinzu. Die Verwaltung wurde aufgeteilt. Die größten Teile gehörten der Orda-Horde. Die Goldene Horde befand sich im Westen Kasachstans. Der Süden unterstand dem Tschagatai-Khanat und der Südwesten der Nogaier-Horde.

Im 14. und 15. Jahrhundert entstanden nach weiteren Kriegen das Usbekische und das Kasachische Khanat. Sie gingen in den Folgejahren in den drei jüngsten Khanaten auf:

  • Älterer Schus im Siebenstromland
  • Mittlerer Schus in Zentralkasachstan
  • Jüngerer Schus

Diese Gebiete sind bis heute als Verwaltungsbereiche erhalten.

Im 17. Jahrhundert mussten sich die Kasachen immer wieder mit aus dem Osten einfallenden Dsungaren auseinandersetzen. Nachdem diese im 18. Jahrhundert von den Chinesen besiegt wurden, unterstellte sich Kasachstan freiwillig dem Russischen Kaiserreich auf der Suche nach Schutz. Ruhe kehrte dennoch nicht ein. Wenig später wurde Kasachstan Teil des Generalgouvernement Turkestan. Das Horden-System fand ein Ende.

Beitritt und Unabhängigkeit von der Sowjetunion

Nach der Februarrevolution 1917 gab es in Kasachstan Bestrebungen, sich dem jungen föderativen Russland anzuschließen. Aufgrund von Gegenbewegungen und Bürgerkriegen erfolgte die Gründung einer Sowjetrepublik Kasachstan erst im Jahre 1925.

Während der Zeit der Sowjetunion wurden große Teile Kasachstans mit einer wachsenden Infrastruktur erschlossen. Eisenbahnen, Straßen und Schulen veränderten Land und Lebensweise der Bevölkerung. Im Zweiten Weltkrieg war Kasachstan Heimat für Vertriebene und diente zur Inhaftierung von Kriegsgegnern. Die Ansiedlung von Industrie und die Einwanderung vieler Russen gaben der kasachischen Wirtschaft Antrieb für die Zukunft.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion kam Nursultan Nasarbajew 1990 an die Macht und regierte das Land bis 2019.

Kasachstan: Politik des Staates der Neuzeit

Die kasachische Verfassung legt fest, dass Kasachstan als Präsidialrepublik regiert wird. Die Amtszeit des Staatsoberhauptes beträgt fünf Jahre und darf nur einmal wiederholt werden. Für den ehemaligen Präsidenten Nasarbajew wurde diese Regeln aber nicht angewandt.

Unterstützt wird der autoritär regierende Präsident vom Premierminister und dem Parlament. Es besteht aus dem Senat und dem Unterhaus. Seit 2019 regieren in Kasachstan Präsident Qassym-Schomart Toqajew und Premierminister Asqar Mamin. Die Partei Nasarbajews hält bis heute die absolute Mehrheit im Parlament. Zeitweise gab es keinen einzigen Vertreter der Opposition.

Kasachstan ist ein westlich orientiertes Land, das enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland, China und den USA unterhält. Die Verbindungen zur EU wachsen ebenfalls. Das Land ist Mitglied in der UNO und allen UNO-Organisationen. Es engagiert sich in der OSZE und macht sich stark im Kampf gegen Terrorismus und Drogenhandel.

Staat Kasachstan: Demografie der Bevölkerung

Heute leben in Kasachstan fast 19 Millionen Menschen. Seit einem vorübergehenden Einbruch aufgrund von starker Emigration der russischen und deutschen Bevölkerung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wächst das Land kontinuierlich.

Es gibt insgesamt mehr als 50 unterschiedliche Ethnien in Kasachstan. Die größten Bevölkerungsgruppen sind:

  • Kasachen (65 Prozent)
  • Russen (22 Prozent)
  • Usbeken (3 Prozent)
  • Ukrainer, Uiguren, Tataren und Deutsche (je 1 Prozent)

Daneben gibt es kleine Gruppen von Einwanderern aus dem gesamten Großraum der ehemaligen Sowjetunion und Osteuropas. Kasachstan war immer offen für gebildete Zuwanderer.

Kasachstan hat zwei Amtssprachen: Russisch und Kasachisch. Der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung ist mit fast 95 Prozent am höchsten. Ungefähr 74 Prozent der Bevölkerung versteht und spricht Kasachisch. Beide Sprachen sind Pflichtfächer an den Schulen.

Auf religiöser Seite gilt Kasachstan als gemäßigtes Land. Vermutlich fast 20 Prozent der Einheimischen sind Atheisten. Es herrschen Religionsfreiheit und eine Politik der Offenheit. Alte, traditionell kasachische, vorislamische Religionen und Bräuche werden gefördert. Ungefähr 70 Prozent der religiösen Bevölkerung sind Muslime und etwa 20 Prozent Christen.

Kasachstan: Reichster Staats Zentralasiens

Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Es verfügt über umfassende Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie viele andere Bodenschätze wie Zinn, Uran, Blei, Zink, Bauxit, Gold, Mangan, Silber und Kupfer.

Das im Land abgebaute Eisenerz kann direkt vor Ort in der modernen Hüttenindustrie verarbeitet werden. In den wichtigsten Industriezentren Almaty, Qaraghandy und Schymkent werden zudem chemische Erzeugnisse wie Kunststoffe, Maschinen, Textilien und Lebensmittel hergestellt. Das fruchtbare Land kann sich selbst versorgen und den Überschuss verkaufen. Die Viehzucht ist traditionell weit verbreitet.

Das Pro-Kopf-Einkommen von etwa 10.145 US-Dollar (2021) ist mit dem Russlands vergleichbar und jährlich steigend.

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