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DIE UNABSICHTLICHE ENTFÜHRUNG DER FRAU ELFRIEDE OTT

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von Andreas Prochaska

Note: 7.5

Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott, unter der Regie von Andreas Prochaska, ist eine gut geschriebene Komödie, die sich durch Wortspiele und Proxemik auszeichnet, was zu einer zeitlosen Komik führt.

Eine andere Oma

Da die Diagonale 2024 gerade zu Ende gegangen ist, haben wir beschlossen, unseren Aufenthalt in Graz zu verlängern, zumindest idealerweise. Und dazu möchten wir ein authentisches Juwel vorstellen, das vor einigen Jahren genau in der steirischen Landeshauptstadt gedreht wurde. Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott wurde nämlich mehrmals ausgezeichnet, einmal bei der Romy (Film, Drehbuch und Regie) und einmal beim Österreichischen Filmpreis (Film, Drehbuch und Musik).

Der 2010 von Andreas Prochaska gedrehte Film ist eine witzige, gut geschriebene Komödie, die sich durch Wortspiele und Proxemik auszeichnet und so einen Touch von zeitlosen Komik vermittelt. Und nein, das ist kein Zufall: Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott erzählt von einer hypothetischen „zufälligen“ Entführung von Elfriede Ott selbst, Doyenne des österreichischen Theaters und Films, hier in der Rolle von ihr selbst, leider in ihrem letzten Filmauftritt.

Nach einem viermonatigen Urlaub in Thailand kehrt der Student Horst (Andreas Kiendl) nach Graz in seine Wohnung zurück, die er einst mit seiner verstorbenen Großmutter teilte, die ihn nach dem Tod seiner Eltern aufzog. Er nutzt also die Unterstützung, die sie zu Lebzeiten erhalten hat, unter anderem von der Bank, und teilt sich die Wohnung mit dem Faulenzer Toni (Michael Ostrowski), immer auf der Suche nach einem lohnenden Projekt zwischen dem Betrieb eines Tanzcafés und der Anmietung einer weißen Limousine, ohne wirklich etwas zu tun, außer die Pension der Verstorbenen weiter illegal zu kassieren. Durch seine lange Abwesenheit und Tonis Leichtgläubigkeit erfahren die beiden, dass ausgerechnet am Tag von Horsts Rückkehr ein Lokalpolitiker mit einem Fotografen vorbeikommen wird, um seiner Großmutter, von der alle glauben, dass sie noch lebt, zum Geburtstag zu gratulieren.

Was bleibt da anderes übrig, als eine ältere Frau aus dem nahegelegenen Krankenhaus „auszuleihen“, zufälligerweise die Schauspielerin Elfriede Ott, die nach einem Sturz auf der Bühne ins Krankenhaus eingeliefert wurde? In einem unglaublichen Karussell von Charakteren, die fast schon surreal sind, von der untreuen Karin (Monica Reyes), die mit Horst verlobt ist, sich aber unwiderstehlich zu ihrem Mitbewohner hingezogen fühlt, bis zur Krankenschwester Vroni (Angelika Niedetzky), einer Nymphomanin, die mit Gerry (Gerhard Liebmann), einem Autoverkäufer und Gläubiger des omnipräsenten Troublemakers Toni, verlobt ist, ist Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott ein Potpourri des Wahnsinns, inklusive genialer Gags und geistreicher Witze. Um die Sache noch komplizierter zu machen, tauchen auch Reinhard (Thomas Mraz), der Enkel der paternalistischen Ott, und Inspektor Kramer (Simon Hatzl), Gerrys Schulfreund, der dem Charme der hübschen Krankenschwester ebenfalls schätzt.

Mit der „Neuen Wiener Musik“ des Kalksburger Kollegiums bereichert, ist das Komödiendebüt von Andreas Prochaska eine große schauspielerische Herausforderung für alle Darsteller:innen, die alles in die Gestik und den Einsatz des Dialekts legen, der auch dazu dient, ihre unterschiedliche Herkunft zu markieren. Doch das ist nicht alles: Der Spielfilm ist vor allem ein Kompendium dafür, wie ein guter Film geschrieben werden sollte, ein Film, der in jeder Hinsicht funktioniert, ohne eine Hollywood-Produktion zu sein. Ein bisschen Brüder Coen, ein bisschen Guy Ritchie, die Nebenhandlungen und die vielen Figuren im Film sind der eigentliche Clou; die Sorgfalt für Details und blitzschnelle Witze sind essentiell, um keine Elemente zu verpassen, auch nicht die erste Panoramaaufnahme von Graz.

Wie bereits erwähnt, stellt Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott auch den letzten Filmauftritt der 2019 verstorbenen Legende Ott dar, die sich hier in einer art Feier der österreichischen Komödie, die sie bis zuletzt großartig darstellte, vollkommen wohl fühlt. Mit ihr zu lachen, so Prochaska, war entscheidend für die Harmonie und vor allem für den Erfolg des Films. Auch Michael Ostrowski, der Toni spielt und auch als Co-Autor mitwirkte, erklärte: „Wir wollten etwas Neues machen“. Das ist uns in jeder Hinsicht gut gelungen.

Titel: Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott
Regie: Andreas Prochaska
Land/Jahr: Österreich / 2010
Laufzeit: 112’
Genre: Filmkomödie
Cast: Elfriede Ott, Michael Ostrowski, Andreas Kiendl, Gerhard Liebmann, Angelika Niedetzky, Monika Reyes, Simon Hatzl, Thomas Mraz, Nicholas Monu, Tomek Nowicki, Irene Schober, Peter Strauß, Gerda Drabek, Uwe Lubrich, Rochus Millauer, Dieter Queissner, Gaby Bischof, Kurt Garzaner, Athena Zervos, Cassio
Buch: Uwe Lubrich, Michael Ostrowski, Alfred Schwarzenberger, Andreas Prochaska
Kamera: Heinz Wehsling
Produktion: Dor Film

Info: Die Seite von Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott auf iMDb; Die Seite von Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott auf der Webseite der Austrian Film Commission; Die Seite von Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott auf der Webseite der Dor Film