„Tristan und Isolde“ wurde dieses Jahr auf den Bayreuther Festspielen inszeniert. Doch eigentlich ist auch egal, was hier aufgeführt wird. Denn das eigentliche Trauerspiel findet ohnehin jährlich auf dem roten Teppich statt – und zwar in Gestalt der Outfits. Das waren dieses Jahr die größten Geschmacksverirrungen und -wirrungen:
Angela Merkel
Natürlich steht sie dieses Jahr unter besonderer Beobachtung, die Ex-Bundeskanzlerin, die nun zum ersten Mal als Privatperson auf der Veranstaltung erscheint. Es wäre also so einiges an Kreativität möglich gewesen: ein tiefer Ausschnitt, ein Beinschlitz oder opulenter Schmuck. Wir erinnern uns, dass Merkel durchaus etwas für den gewagten Auftritt übrig hat. 2002 in Bayreuth erschien sie in einem bunt gemusterten Kimono, der aussah, als habe sie ihn mit einem Seidenmalerei-Set selbst angefertigt. Merkel trug das Statement-Piece noch mehrmals, man kann also davon ausgehen, dass es sich um einen ihrer Favoriten handelt. Er unterschied sich außerdem deutlich von Merkels gewohntem Stil in der Öffentlichkeit, den ihr meist eine Stylistin diktierte, und verriet deshalb auch viel über ihren persönlichen Geschmack.
Zuletzt hatte sich Merkel, was ihre Freizeitpläne in der Zukunft angeht, ungewohnt offen geäußert. Insofern hatte man auch outfittechnisch mit einem neuen Statement-Piece gerechnet. Wurde aber enttäuscht: weder geschmacklos noch aufregend, bis auf die giftgrüne Farbe, die der von Kermit aus der Sesamstraße ähnelt.
Karin Stoiber
Noch dramatischer, als stilistisch danebenzugreifen, ist die Doppelgänger-Problematik auf dem roten Teppich. Hollywood-Stars kennen die Herausforderung: Niemand weiß, was die anderen Gäste tragen werden, deshalb besteht stets die Möglichkeit in einem ähnlichen Outfit aufzutauchen. Das Kleid ist zwar ein anderes, aber auch Karin Stoiber, Frau von Edmund, hat sich für Kermit-Grün entschieden. Oder es ist noch viel schlimmer und aus irgendeinem Grund hat sich die Farbe als Trend in Politkreisen etabliert.
Christine Rinderspacher
Das Sesamstraßen-Motto setzt sich an Christine Rinderspacher, Frau des SPD-Politikers Markus Rinderspacher, fort. Wem sagt noch Bibo etwas?
Gloria von Thurn und Taxis
Bei den Outfits von Gloria von Thurn und Taxis ist nichts dem Zufall überlassen. In gewohnt provokanter Manier wählt sie bei 35 Grad Hitze einen schwarzen Umhang – das kann man fast als wohlüberlegten Stilbruch interpretieren. Die Assoziationen bewegen sich zwischen Gospelchor und Graf Zahl aus der Sesamstraße, inklusive Kette aus Knoblauchknollen. Dessen lilafarbene Haut findet sich außerdem in der getönten Sonnenbrille wieder – so schlecht, dass es wieder gut ist.
Claudia Roth
Hier weiß man ohnehin nicht mehr, was man noch sagen soll. Wer das Amt der Kulturstaatsministerin bekleidet, hätte sich durchaus mal über die derzeit gefragtesten Labels aus der Modebranche informieren und als Zeichen des Supports ein entsprechendes Outfit wählen können. Ein gut gemeinter Vorschlag: In jeder Neuköllner Hipster-Boutique hängt gerade, was Roth eigentlich gefallen dürfte. Kann sie sich ja schon mal merken, falls demnächst wieder mehr Zeit zum Shoppen ist.