Kai Wegner in Treptow-Köpenick: Bürger-Debatte um TVO, Öffis, Wohnungen und ein Eidechsen-Problem

Kai Wegner trifft Bürger in Treptow-Köpenick: „Da muss ich Sie mal unterbrechen!“

Beim zweiten Bürgerdialog des Regierenden drehte sich viel um Verkehr. Ein paar Mal kippte die gute Stimmung – vor allem, als es um Eidechsen ging.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) spricht bei einer Pressekonferenz.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) spricht bei einer Pressekonferenz.Britta Pedersen/dpa

Welche Themen bewegen die Bewohner unserer Stadt wirklich? Das möchte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner aktuell herausfinden und stellt sich in den kommenden Monaten in mehreren Bürgerdialogen den Fragen der Berliner. Jeder Bezirk kommt einmal ran. Nach Charlottenburg-Wilmersdorf ging es nun in Treptow-Köpenick weiter. Dort gibt es viele Sorgen. Vom Verkehr bis hin zur Eidechse. 

Es ist 17 Uhr am Montagabend. Etwa 150 Menschen sitzen im ersten Obergeschoss des Stadions An der Alten Försterei. Es gibt viel zu reden, immerhin sitzt nicht alle Tage ein Regierender Bürgermeister im Raum. Viele haben schon bei der Anmeldung schriftliche Fragen eingereicht. Alles ist eng getaktet: Auf der Agenda stehen erst der Verkehr, dann Bildung, Bauen und noch viel mehr.

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Doch so weit kommt es an diesem Abend gar nicht. Erst einmal dreht sich alles um das brennendste Thema: den Verkehr, über den sich seit Monaten viele in Treptow-Köpenick aufregen. Besonders die neue Straßenverbindung für den Berliner Osten, die Tangentialverbindung Ost (kurz TVO) – was denn jetzt damit ist, wollen die Bürger an dem Abend wissen. Oder: Wann die Baustelle fertig ist und endlich gebaut wird? Und ob der Verkehr während der Bauarbeiten die Wohngebiete verstopfen wird?

Verständlich, auch für Wegner. Denn Treptow-Köpenick ist als Randbezirk schlechter an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen als die Innenstadt, gleichzeitig gibt es einen starken Zuzug, der für Stau auf den Straßen sorgt. Der CDU-Politiker versucht, alle Fragen geduldig zu beantworten.

Kai Wegner beim Bürgerdialog: Platz in der Stadt für alle

Und so betont er immer wieder: Berlin brauche eine „leistungsfähige Infrastruktur“. Also Straßen wie die TVO, aber auch bessere Radwege und mehr ÖPNV. In eine Debatte, was wichtiger ist – Rad, Schiene oder Auto – lässt er sich allerdings nicht verwickeln. Jeder solle denken können, „ich habe meinen Platz in der Stadt“, sagt er.

Dann aber wird seine Sprecherin Christine Richter nervös, weil es sich mit den Verkehrsfragen dann doch zieht. Lächelnd versucht sie, den Themenkomplex zu beenden, bittet darum, dass der Abend sich nicht in ein „reines Verkehrsforum“ entwickeln solle.

Es geht mit allgemeinen Themen weiter – und Wegner teilt in den nächsten Minuten beinahe alle Sorgen. Ja, der Müll in den Parkanlagen nerve ihn auch „sehr, sehr häufig“, nickt er einem Bürger zu. Barrierefreiheit sei ebenfalls „ganz wichtig“. Zu einer Forderung nach mehr Stadtgrün gibt er der Frau ebenfalls umgehend recht und sagt: „Da bin ich ganz bei Ihnen.“ Das kommt gut an – gleich mehrere Male bekommt Wegner aus dem Publikum Applaus. 

Doch bei aller Einigkeit, wenig später wird es dann doch hitzig, als sich alles um den Wohnungsbau dreht. Der dauert für Kai Wegner eindeutig zu lange, auch wegen des Artenschutzes, sagt er, stellt aber gleich klar: „Wir wollen den Artenschutz nicht abschaffen, aber dann ist da irgendeine Zauneidechse …“. Das ruft eine protestierende Vertreterin der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz auf den Plan, die ruft: „Da muss ich Sie mal unterbrechen!“

Doch sie bekommt keine Chance, zu Wort zu kommen, erneut greift Wegners Sprecherin ein und mahnt, man solle sich gegenseitig ausreden lassen. Das Wort hat dann weiter Kai Wegner: Der Artenschutz muss auf eine „vernünftige Ebene“ gebracht werden, führt er aus. Die Naturschützerin meldet sich erneut zu Wort und beklagt: „Wir werden nie früh genug mit einbezogen.“ Dann ist die Echsen-Debatte aber auch beendet.

Sorgen der Treptow-Köpenicker: Kaputte Aufzüge und schiefe Bürgersteige

Dafür geht es mit Tempelhofer Feld weiter, das gar nicht in dem Bezirk liegt, aber dessen Randbebauung dann doch interessiert. Kai Wegner ist dafür, und auch die Treptow-Köpenicker könnten davon profitieren, verspricht er. Als er vom Volksentscheid von 2014 redet, über den er sich nicht hinwegsetzen wolle, gibt es erneut Einspruch aus dem Publikum mit einem: „Doch!“ Christine Richter muss erneut einspringen und zur Ruhe mahnen. 

Kai Wegner redet weiter: „Die Mieten sind in den letzten Jahren dramatisch gestiegen.“ Die Meinung der Berliner könnte sich also geändert haben, es brauche eine neue Befragung. Das sehen die Bürger dann ein. 

Überhaupt: Außer kurzen Unterbrechungen bleibt die Stimmung friedlich. Im Vordergrund stehen an dem Abend die Sorgen: Da ist die 77-jährige Frau aus dem Osten von Adlershof, die will, dass sich um die schiefen Bürgersteige in ihrer Nachbarschaft gekümmert wird. Oder der Mann, der die langen Reparaturzeiten bei Aufzügen in Bahnhöfen kritisiert. Kai Wegner nickt stets verständnisvoll, sagt im Zweifel: „Das nehme ich mit“ oder „Das werde ich ansprechen“.

Schließlich muss mal wieder seine Sprecherin ein Machtwort reden und die Veranstaltung beenden. Ein Bürger findet es schade, dass nicht alle Themen drangekommen sind. Auch die Naturschützerin hätte sich mehr erhofft, mit der Antwort Wegners auf die Situation der bedrohten Eidechsen, aber auch allgemein zum Artenschutz ist sie „nicht zufrieden“. Dann leert sich der Raum. Der nächste Bürgerdialog soll im Sommer in Reinickendorf stattfinden.