Billy Wilder Komödien kann man nichts verkehrt machen
das ist nicht sein stärkster Film aber trotzdem sehenswert wie
Dean Martin sein eigenes Image parodiert
würde mir diese Bluray wieder kaufen
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Leider nur eine Art besseres Bauerntheater
Rezension aus Deutschland vom 5. Juli 2011
Es gibt in der Musikgeschichte eine ganze Reihe von Namen, die in der Regel selten allein, sondern meist in Begleitung auftauchen. Einige dieser Paare sind, um Beispiele zu nennen, Alan Jay Lerner und Frederick Loewe, George und Ira Gershwin, Harold Arlen und Yip Harburg, Burt Bacharach und Hal David, John Lennon und Paul McCartney, Elton John und Bernie Taupin sowie Orville J. Spooner und Bradley Millsap.Ihnen verdanken wir Popmusik-Perlen, die wohl zu Recht als unvergänglich gelten dürfen. Oder besser gesagt: Ihnen allen - bis auf das Duo Spooner und Millsap, bei denen es sich, genau betrachtet, um ein eher glückloses Duo handelt. Aber wie sollte die Welt denn auch brillante Songs wie "Two Coins in the Fountain", "I Lost my Heart in San Diego" oder "Sophia" kennen? Was Spooner und Millsap fehlt, ist einfach jemand, der ihr Material bekannt macht. So einer wie Dean Martin zum Beispiel. Aber einer wie Dean Martin verirrt sich natürlich nicht in ein Kaff wie es Climax, Nevada, der Heimatort von Spooner und Millsap, fraglos ist. Es sei denn, Deano" müsste Station machen, weil ihm der Sprit ausgeht: Dann könnte man den Star mit ein bisschen Glück vielleicht lange genug festhalten, um ihm ein paar Highlights aus dem eigenen Schaffen zu präsentieren ...Das ist die Ausgangssituation in der s/w-Komödie "Küss mich, Dummkopf!", die Regie-As(s) Billy Wilder im Jahre 1964 in Szene gesetzt hat. Und wem der Name Billy Wilder nichts sagt: Das ist der Regisseur, dessen 1959er Komödie "Manche mögen's heiß" das American Film Institute vor gar nicht so langer Zeit zum lustigsten Film aller Zeiten erklärt hat. Mit dieser Entscheidung kann man d'accord gehen oder nicht - ganz unstreitig aber ist, dass eine ganze Handvoll überaus sehenswerter Filme auf das Konto von Billy Wilder geht. Dazu gehören Filme wie die Jack Lemmon-Klassiker "Das Apartment", "Der Glückspilz" oder die im Berlin der Nachkriegsjahre angesiedelte Burleske "Eins, zwei, drei!", aber auch die Agatha Christie-Verfilmung "Zeugin der Anklage" oder "Buddy, Buddy" - letzterer eines der wenigen US-Remakes eines europäischen Filmes, die nicht völlig entbehrlich sind (das französische Original, das einen Berufskiller und einen verhinderten Selbstmörder zu Komplizen wider Willen werden ließ, hieß Die Filzlaus").Sämtliche der genannten Filme kenne und mag ich seit Jahr und Tag, und sie alle habe ich mehr als einmal gesehen. "Küss mich, Dummkopf!" kannte ich hingegen nicht - bis neulich, als ich mir einen vom Filmverleih MGM etwas großspurig als "Billy Wilder Collection" betitelten Pappkarton zugelegt habe. In dem steckt "Eins, zwei, drei!" (1961), der für mich den Ausschlag für den Erwerb gegeben hat, dazu noch der 1972 in Farbe gedrehte "Avanti, Avanti!", und eben auch "Küss mich, Dummkopf!""Küss mich, Dummkopf!" ist dabei für mich ganz eindeutig der Schwächste im Bunde. Das liegt zum einen wohl an der Besetzung, in der m. E. wirklich nur Dean Martin und Kim Novak überzeugen. Die beiden Möchtegern-Hitfabrikanten Spooner (Cliff Osmond) und Millsap (Ray Walston) jedenfalls haben zwar eine Menge "screen time", viel mehr aber auch nicht: lächerlich sind die beiden Hanswurste vielleicht, lustig sind sie dabei aber nur bedingt. Ein Duo wie Jack Lemmon und Walter Matthau hätte aus Spooner und Millsap vielleicht unvergessliche Figuren gemacht, Laurel und Hardy wäre es ganz sicher gelungen - die beiden Nobodys Osmond und Walston allerdings hat man schon wieder vergessen, bevor noch im Abspann ihre Namen über die Leinwand flackern.Neben den nur mäßig komischen Figuren sind es aber vor allem Schwächen im Timing, die das Vergnügen beim Zuschauen erheblich trüben: Irgendwie wollen die meisten Pointen nicht so recht zünden, und irgendwie erscheint einem der ganze Film mindestens 20 Minuten zu lang zu sein. Das wiederum mag unter anderem an einer ziemlichen Menge von so genannten "slowburns" liegen, die man Cliff Osmond ins Drehbuch geschrieben hat. "Slowburns" - das sind jene Momente, in denen, idealerweise sehr zu des Zuschauers Vergnügen, vor dem eigentlichen Knalleffekt ganz langsam eine Lunte abbrennt.Klassisches Beispiel: In "Arsen und Spitzenhäubchen" öffnet Cary Grant beiläufig eine Truhe. Was nur der Zuschauer weiß: in dem Möbel haben Grants ältliche Tanten eine Leiche versteckt. Grant öffnet die Truhe, guckt hinein, schließt die Truhe wieder und setzt sich auf den Deckel. Während der ganzen Zeit führt er mit einer seiner Tanten, die derweil nebenan in der Küche herumwerkelt, eine Unterhaltung über ganz nebensächliche Dinge. Die Zeitspanne zwischen "Sehen" und "Begreifen" (sprich: Aufspringen, erneut in die Truhe sehen, die Augen aufreißen und hektisch herumgestikulieren und abrupt das Gesprächsthema wechseln) - das ist die Zeitspanne, in der gewissermaßen die Lunte brennt. Cary Grant, Oliver Hardy, Wile E. Coyote und noch ein paar andere Figuren aus den "Looney Tunes"-Zeichentrickfilmen der Warner Brother Studios beherrschten die Kunst des "slowburn". Auch Volksschauspieler wie Willy Millowitsch oder Max Grießer konnten so was. Will sagen: Wenn die es knistern ließen, wirkte die "slowburn"-Verzögerung wirklich komisch.In "Küss mich, Dummkopf!" wird der Kniff in meinen Augen allerdings arg strapaziert - und das eben von Darstellern, die nicht den richtigen Sinn fürs Timing haben.Mein Gesamturteil lautet mithin: "Küss mich, Dummkopf!" ist einer von Billy Wilders schwächeren Filmen. Einer, der ihm um mindestens 20 Minuten zu lang geraten ist. Wenn der Film trotzdem sehenswert ist, dann wohl in erster Linie wegen Dean Martins und Kim Novaks Spiel: Dean Martin macht es sichtlich Spaß, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, und auch Kim Novak als "Pistolen Polly" finde ich überzeugend (Lemmon und Matthau als Hitschreiber-Duo und Marilyn Monroe oder Shirley McLaine als Pistolen Polly - das wär's dann wirklich gewesen. Die Besetzung hätte aus "Küss mich, Dummkopf!" vielleicht wirklich einen guten Film gemacht).Was mich an "Küss mich, Dummkopf!" außerdem ein bisschen stört: Manches soll wohl gewagt erscheinen, ist in Wirklichkeit aber weniger gewagt denn unangenehm schlüpfrig. Beispiel? Bitte sehr: um Schlagerstar "Deano" zum längeren Aufenthalt in Climax (Climax? Ja, genau: Höhepunkt. Harr, harr) zu bewegen, reicht es natürlich nicht, seinen Wagen zu sabotieren und den Star auf die Reparatur am darauffolgenden Tag zu vertrösten. Nein, um den berühmten Sänger und Frauenheld gewogen zu stimmen und so hoffentlich dessen Ohren für das Oeuvre von Spooner und Millsap zu öffnen, braucht es schon mehr: Wein und Gesang - aber natürlich auch Weib. Nicht etwa, bewahre, das eigene Eheweib des krankhaft eifersüchtigen Komponisten Spooner, das kurzerhand für die Nacht aus dem Haus geekelt wird. Nein, für diese Aufgabe wird besagte Pistolen Polly für eine Nacht aus dem "Belly Button Club" abgeworben wird, in dem die Dame nächtens kellnert (um danach, im eigenen Wohnwagen hinterm Haus, wohl auch noch ein bisschen was dazuzuverdienen). Unterm Strich wirken die Bemühungen, "Deano" professionell umgarnen zu lassen, auf mich leider eher anstößig denn anzüglich: Nichts gegen eindeutig Zweideutiges - aber in "Küss mich, Dummkopf!" kommt mir das alles eine Spur zu plump daher.Was muss man sonst noch wissen? Vielleicht das: die Musik zu "Küss mich, Dummkopf!" stammt aus der Feder von André Previn, und bei drei Stücken, die im Film zu hören sind, handelt es sich laut Info auf dem DVD-Cover um (hört, hört!) "bislang unveröffentlichte Songs von George und Ira Gershwin" (wenn ich eine diesbezügliche Empfehlung abgeben sollte: im Zweifelsfalle lieber eine CD mit Gershwin-Songs kaufen als die hier besprochene DVD).Nach soviel Verriss soll aber auch die Ehrenrettung nicht fehlen: "Küss mich, Dummkopf!" mag seine Schwächen haben und nicht viel mehr sein als auf Zelluloid gebahntes Bauerntheater - aber immerhin ist es Bauerntheater, das von Billy Wilder inszeniert worden ist. Und selbst ein schwächerer Billy Wilder ist, finde ich, immer noch sehr viel komischer als, um nur ein Beispiel zu nennen, das Gros der Komödien, die in den 60er Jahren hierzulande entstanden sind.Und was ist mit dem Bildtonträger, auf dem man diesen eher schwachen Billy Wilder-Film verewigt hat? Über den bzw. dessen Ausstattung gibt's, wie so oft, wirklich nicht viel Inhalts- oder gar Geistreiches zu sagen: das s/w-Bild (s-c-h-w-a-r-z-w-e-i-ß) ist manierlich, der englische Mono-Ton ist's auch (den deutschen Ton habe ich mir noch nicht angehört; er wird aber wohl ebenso wenig zu bieten haben, das in negativer oder positiver Hinsicht überraschen könnte). Darüber hinaus liegt der Ton außerdem in Französisch, Italienisch und Spanisch vor; Untertitel werden in Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Finnisch, Griechisch und "Englisch für Hörgeschädigte" (was sich zwar liest wie ein VHS-Kurs, aber natürlich keiner ist, da wir's hier ja mit einer DVD und nicht mit VHS-Video zu tun haben. Harr. Harr!) angeboten.Abgesehen davon wird, wie so oft bei MGM, nichts geboten: kein Trailer, kein Making of, kein interaktives Spiel, kein Audiokommentar (der aber dafür dann wahlweise in n Dolby 5.1 oder Dolby Thomas), keine Galerie mit Bildern vom Set und auch keine Infos zu vor oder hinter der Kamera beteiligten Personen.
Rezension aus Deutschland vom 5. Juli 2011
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