Julia Jäger (53): „Ich will nicht wissen, wann meine Zeit vorbei ist“ VG Wort
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Schauspielerin im Interview

Julia Jäger (53): „Ich will nicht wissen, wann meine Zeit vorbei ist“

Schauspielerin Julia Jäger ist privat dreifache Mutter und absolut lebensfroh
Schauspielerin Julia Jäger ist privat dreifache Mutter und absolut lebensfroh Foto: Charles Yunck

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Was tun, wenn der Tod an die Tür klopft? Ein Zwiegespräch mit dem Sensenmann hat schon oft Stoff für Film und Theater geliefert. Im Renaissance-Theater gerät ab 18. Juli in „Einszweiundzwanzig vor dem Ende“ der lebensmüde Bernhard (Aljoscha Stadelmann) in diese Situation. Doch während Bernhard nach den 80 Minuten eher wieder dem Leben zugewandt ist, will seine Nachbarin (Julia Jäger) weiterhin Schluss machen.

B.Z. sprach mit der dreifachen Mutter (Zwillingsmädchen, 18, Sohn, 22) über den Umgang mit dem Tod und ihre berühmte Rolle als Paola Brunetti in den Venedig-Krimis von Donna Leon.

B.Z.: Wie geht der Zuschauer nach 80 Minuten aus dem Theater?

Julia Jäger: Man kann aus dem Stück gehen und sich mit dem Tod ein bisschen befreundet fühlen, weil Harald Schrott das großartig spielt. Man kann dann aber auch sagen: Carpe diem – nutze den Tag. Die Zeit, die einem bleibt, sollte man sinnvoll, nicht egoistisch, gerne humanistisch nutzen. Also womit verbringe ich meine Lebenszeit, ist eine Frage, die am Ende bleibt.

Julia Jäger mit Aljoscha Stadelmann und Harald Schrott (v. l.) am Renaissance-Theater in „Einszweiundzwanzig vor dem Ende“
Julia Jäger mit Aljoscha Stadelmann und Harald Schrott (v. l.) am Renaissance-Theater in „Einszweiundzwanzig vor dem Ende“ Foto: Ann-Marie Schwanke – Siegersbusch

Wie halten Sie das?

Seit mehr als die Hälfte meiner Zeit rum ist, wird es immer wichtiger für mich, bei mir selbst anzukommen. Ich verbringe meine Zeit mit Herzensbildung, durch den Beruf und die Familie. Ich versuche aus dieser Fülle in mir selbst zu schöpfen und anderen freundlich zu begegnen.

Würden Sie wissen wollen, wann Ihr Tag X ist?

Für mich wäre das nix. Ich bin ja schon traurig, wenn ich am nächsten Tag irgendwo abreisen muss oder liebe Menschen morgen abfahren müssen. Es ist noch mal eine andere Frage, wenn man eine endliche Diagnose bekommt und darauf zugeht. Ob man dann vielleicht in die Schweiz geht und einen bestimmten Tag auswählt, um es selbst würdevoll zu beenden. Aber ansonsten möchte ich nicht wissen, dass es am soundsovielten mit mir zu Ende geht.

Gerade als Mutter hat man doch immer Angst, zu früh gehen zu müssen?

Ich habe auch Menschen im näheren Umfeld diesen Weg gehen sehen. Sie hatten ein ganz anderes Bewusstsein für jeden Augenblick des Tages, das wünschte ich mir tatsächlich für unser normales Leben. Wir tun immer so, als seien wir unendlich in unseren Körpern. Leider verblasst dieses Bewusstsein nach solchen einschneidenden Nachrichten wieder sehr schnell und wir geben uns wieder den alltäglichen Kämpfen hin.

Julia Jäger als Paola Brunetti mit Uwe Kockisch in der ARD-Serie „Donna Leon“
Julia Jäger als Paola Brunetti mit Uwe Kockisch in der ARD-Serie „Donna Leon“ Foto: ARD

Können Sie bitte das Geheimnis um die tolle Terrasse der Familie Brunetti lösen. Zu welchem Luxushotel gehört die?

Zu gar keinem. Sie gehört zu einer kleinen Zweizimmerwohnung. Aber sie spielt so eine wichtige Rolle, dass wir sie sogar beibehalten haben, obwohl die Brunettis einmal umgezogen sind.

Donna Leon schreibt ja weiter ihre Krimis. Ist eine Fortsetzung denkbar?

Das ist leider zurzeit kein Thema. Ich wäre sofort wieder bereit. Paola ist ein Teil von mir. Die Arbeit und das Miteinander bei den Dreharbeiten war toll, Venedig sowieso und wir haben sehr gute Filme gemacht.

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