FC Liverpool scheidet in FA Cup aus - Jürgen Klopp redet sich die Niederlage schön - Eurosport

FC Liverpool scheidet in FA Cup aus - Jürgen Klopp redet sich die Niederlage schön

Marc Hlusiak

Update 31/01/2023 um 07:57 GMT+1 Uhr

Der FC Liverpool ist nach dem League Cup auch im FA Cup früh gescheitert und hat damit nur noch in einem Wettbewerb Titelchancen. Jürgen Klopp äußert sich nach der zweiten Klatsche in Brighton binnen 15 Tagen nun mit bedenklichen Worten, redet die Niederlage fast schon schön. Kann das wirklich der neue Anspruch der traditionell so ambitionierten Reds sein?

Nach Pokal-Aus in Brighton: Klopp redet Liverpool-Niederlage schön

Der späte 1:2-K.o. in Brighton (90.+2) und das damit verbundene frühe Aus im FA Cup passen für den FC Liverpool dieser Tage ins Bild.
Die Reds befinden sich mitten in einer Phase, die man in der freien Wirtschaft als Rezession bezeichnen würde; ein lang anhaltender Abschwung, der infolgedessen in eine Depression, also dem absoluten Tiefstand, mündet.
Ob Jürgen Klopp mit seiner Mannschaft die Talsohle der Formkurve bereits erreicht hat, lässt sich freilich erst im Nachgang bewerten. Im Spitzensport spricht man in solchen Situationen deshalb häufig von einem "vorläufigen Tiefpunkt".
"Tiefpunkt", weil die Hoffnung mitschwingt, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, der Turnaround also kurz bevorsteht. "Vorläufig", weil man sich ganz sicher eben nie sein kann.

Liverpool nur ein Schatten vergangener Jahre

Mit Sicherheit kann man jedoch behaupten, dass die Saison des LFC alles andere als erfreulich verläuft.
In drei von vier Wettbewerben sind die Reds bereits aus dem Titelrennen ausgeschieden. Im League Cup unterlag man in der 4. Runde Manchester City 2:3, in der Liga ist die zweite Meisterschaft unter Klopp angesichts von 21 Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Arsenal längst zur Utopie verkommen und den Titel im FA Cup wird man seit Sonntag auch nicht mehr verteidigen.
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Kaoru Mitoma erzielt das 2:1 für Brighton gegen Liverpool

Fotocredit: Getty Images

Einzig die Champions League, in der man im Achtelfinale auf Real Madrid trifft, bleibt als letzter Hoffnungsschimmer. Doch wer glaubt angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen aktuell ernsthaft an einen Triumph in der Königsklasse?
Hörte man Klopp nach der jüngsten Pleite in Brighton auf der Pressekonferenz zu, so bekommt man gar den Eindruck, dass die Reds ihre eigenen Ansprüche ein gutes Stück zurückgeschraubt haben. Klopp sah bei der zweiten Niederlage binnen 15 Tagen gegen Brighton and Hove Albion "Schritte nach vorne". Man habe "viel, viel besser" gespielt als noch beim 0:3 in der Liga Mitte Januar.
Bedenklich.

Mané-Abgang wiegt schwerer als gedacht

Doch Klopp weiß, dass es aktuell nur in kleinen Schritten voran gehen kann.
Priorität für Liverpool, Champions League hin oder her, ist ein Platz unter den ersten vier und damit die erneute Qualifikation für die Königsklasse in der kommenden Saison. Kein Selbstläufer, denn auch der Rückstand auf Rang vier, den aktuell Manchester United innehat, beträgt bereits zehn Punkte.
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Ein Bild aus der erfolgreichen Vergangenheit: Mohamed Salah (l.) and Sadio Mané - FC Liverpool

Fotocredit: Imago

Um diesen Rückstand wettzumachen, müssen die Reds die eigene fußballerische Identität, die in den vergangenen Monaten sukzessive abhanden gekommen ist, wiederfinden. Denn der FC Liverpool ist aktuell nur noch ein Schatten vergangener Jahre.
Auffällig ist: Die Intensität hat massiv abgenommen - in allen Bereichen des Spiels. In der Sturmreihe wiegt der Abgang von Sadio Mané zum FC Bayern im vergangenen Sommer schwerer als man sich zunächst eingestehen wollte. Mit Darwin Nunez wurde zwar hochkarätiger Ersatz verpflichtet, der Uruguayer fremdelt aber nach etwas mehr als einem halben Jahr an der Anfield Road noch mit der Klopp-Philosophie.
Diese haben Spieler wie Diogo Jota und Roberto Firmino deutlich besser verinnerlicht, beide fehlen in der laufenden Saison aber häufig verletzt.

Thiago und Fabinho außer Form

Die größte Baustelle scheint aber derzeit das Mittelfeld zu sein. Mit Thiago und Fabinho ist ausgerechnet das Herzstück in der Zentrale komplett außer Form.
Als Backup-Lösungen bleiben Klopp Jordan Henderson und James Milner. Grundsätzlich verdiente Spieler, die ihre besten Zeiten aber schon weit hinter sich gelassen haben.
Liverpools Gegner spüren, dass sie das Mittelfeld dominieren können - und tun das häufig auch.
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Thiago

Fotocredit: Getty Images

Defensiv sieht Virgil Van Dijk nicht hundertprozentig fit aus - vor allem in der Phase nach der WM in Katar. Ibrahima Konaté, der im vergangenen Sommer von RB Leipzig an die Mersey wechselte, tut sich zudem ebenso schwer, wie Trent Alexander-Arnold, der trotz allen offensiven Qualitäten mit den Grundlagen der Verteidigung kämpft.
Das Gesamtkonstrukt Liverpool ist ausrechenbarer geworden. Die große Stärke von Klopp-Mannschaften, das leidenschaftliche Gegenpressing, ist in dieser Saison fast wie mit Handbremse vorgetragen.

Klopp muss Feuer neu entfachen

Es ist offensichtlich, dass Liverpool das Feuer vergangener Jahre abhanden gekommen ist. Die gute Nachricht: Klopp ist imstande, dieses neu zu entfachen. Mehr als einmal hat der gebürtige Stuttgarter bewiesen, dass er zu den besten Motivatoren im Fußball zählt, dass er Krisen meistern kann.
"Es gibt keinen anderen Weg – und das wissen Sie so gut wie ich – als sich durchzukämpfen. Man hört nie einen Manager in so einer Situation, der so etwas sagt wie: 'Übrigens, wir ändern dieses und jenes, und dann sieht man es sofort'", sagte Klopp noch am Sonntagabend. So gehe "es nicht und deshalb arbeiten wir zu 100 Prozent weiter".
Die Rückendeckung des Vereins hat er weiterhin. Auch der Großteil der Fans steht hinter "The Normal One", der in der Liga nun mit Wolverhampton (17.) und Everton (19.) zwei machbare Aufgaben vor der Brust hat, bevor dann mit Newcastle United (3.) und Real Madrid (Champions-League-Achtelfinale) zwei Topgegner folgen.
Chancen auf den Turnaround, das hat das Frühjahr im Fußball nun mal so an sich, gibt es im Dreitagesrhythmus.
Damit es den erhofften Aufschwung gibt, muss jedoch das alte Selbstverständnis zurückkehren.
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Klopp vor seinem 1000. Spiel als Trainer: "Mein Bart ist jetzt wirklich Grau"

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